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Hünengrav. Den Eeierhelm i.uf leinen blonoen Haaren, Fuhr einst der friedlich ichlummert hier >m Grunde, Im Siegesflug bis fern zum Eriechenjunde, Ümjubelt laut von kühnen Wikingscharen. Ein lustig Spiel nur Leuchten ihm Gefahren; Sein Preis erscholl aus aller Skalden Munde, — lind dennoch ist verweht von ihm die Kunde Im Meergebrauie schon seit lausend Jahren. Auf «einem Grab, wo vormals Roß und Sklave Geblutet wie an Herthas Heiligtums, Da weiden ruhig nun die Halligschase. Im Winde schwankt darauf die Heideblume, Und gähnend streckt der Hirt sich drauf zum Schlafe; — Sprich, Herz, begehrst du noch nach ew pem Ruhme? Reinhold Fuchs. Das goldene KeiLlem. Skizze von Ina Cicbcn-Waldstcdde. lNachdiuck verboten ) Nette Hilden war ein schönes Mädchen gerade achtzehn Lenze vorüber gescheit war sie auch, und, was nicht zu oerablen ist eine ansehnliche Mitgift stand für sie bereit. Schon stellten sich die ersten Freier ein Am meisten aber imponierte ihr der junge Amtmann; sein stattlicher Wuchs, »eine gute Haltung und sein ela stischer Gana harmonierten zu dem ernsten Gesicht mit den Hellen, durchdringenden Augen. Der Amtmann sah die leuchtenden Augen des schönen Mädchens; noch wußte er nicht, daß sie eitel und flatter haft war Aus einem Wohlfabrtsfest brachte ihm die Tombola als Gewinn ein keines, goldenes Keltlein. Ais er das Kuvert in Empst-ng nabm stand Nette Hilden neben ihm, und lachend hmg er es um ihren Hals. 'e ireüte sich sehr darüber — Der Amtmann nahm sich vor. sich um das schöne Mädchen zu bemühen und bald das en«"'e'dende Wort Zu sprechen. Im ^avse Hi'^en nerkebrtc ein Referendar der längst daraus wartete, leine Versetzung zu erhalten Er beoann mit Nette zu flirten und sie in ihrer Gefall sucht ließ sich aus das tändelnde Spiel ein. Doch zwi'chendurch vergaß sie nicht die Wege des Amt mannes kv—-v und ihm 'n -eigen, daß sie ihn gern sah. Eines Abends wurde sie nach Schluß des Theaters von dem Referendar akaebolt und nach Haute begleitet. „Laß uns durch den Park gehen!" sagte der etwas weinielige junge Herr. Sogleich willigte Nette ein. Sie achteten beide nicht darauf, daß ein Herr, der schein bar denselben Weg hatte, ihnen ganz in Gedanken ver sunken folgte. Im Park setzte sich der einsame Wanderer aus eine Bank, atmete die frische Abendluft in vollen Zügen und genoß die wundersame Ruhe die ihn umgab. Durch lautes L-^en wurde er aufgefchreckt. dann iah er wie ein junger Mann einem Mädchen nachlief, sie in seine'- Armen au-sina und küßte Da bemerkte er aus dem Wege beim Schein einer Bo genlampe etwas Gliberndes und als er sich nicderbückte, war es ein feines goldenes Ketilein Er stand nachdenklich hielt cs prüfend in der Hand und dackste an Nette, der er ein solches Kettlein damals auf dem Test cwlchenkt batte. Wieder klana ein Mädchenlachen an sein Ohr. und dies mal tönte es ihm bekannt Konnte es möglich sein, daß vor ihm Paar etwas mit Rette zu tun hatte, konnte gar das Mädchen Nette selbst sein" - Das war aber doch web' kaum möglich. Heute am Nachmittag noch, hatte sie ihm doch d-mtlich zu verstehen gegeben, daß sie ihm von He— - aut war. Er mußte Gewißheit haben. Wenn es sich zeigte, daß er Nette in Gedanken unrecht getan hatte wollte er ihr Abbitte leisten und nie wieder auch nur im geringsten etwas Böses von ihr denken. Er schlua den Kragen seines Herbstmantels hoch und folgte dem Paar S Ganz in ihrer Nähe hörte er Nette deutlich sagen: „Also von Berlin wirst du mir postlagernd schreiben, — vergiß es nur nicht, du Schlingel —" Dem „Schlingel" folgte ein Kuß — und in diesem Augenblick ging der Amtmann an ihnen vorüber, ohne daß sie ihn bemerkten Andern Tags in der Mittagspause saß der junge Amt mann vor seinem Schreibtisch und sann Len seltsamen Ge schehnissen des Lebens nach. Vor ihm lag das goldene Kettlein. „Wie schade!" sprach er leise vor sich hin. Und er sah die Schönheit des Mädchen, der das Beste fehlte, Tiefe und Innerlichkeit. Er versuchte, dies mit ihrer leichtgläubigen Jugendlichkeit zu entschuldigen, doch, wie dem auch sei, seine still beginnende Liebe war im Keim erstickt worden, und nie wieder würde eine Nette sie zum Leben erwecken können. An diesem Tage kreuzte er nicht ihren Weg Später, als der Zufall eine Begegnung herbeiführte, dämpfte er ihre Freude mit ernstem Gruß und ernstem War'. Er reichte ihr das Kcttlein und sagte nur: „Ich fand es auf dem Wege im Park. Denken Sie ein wenig darüber nach, was alles im Tändeln verloren geht — noch sind Sie jung, und doch auch wieder alt genug, um das Wahre vom Unwahren unterscheiden zu können." Ein kalter, spöttischer Zug glitt um ihre Lippen, ihre Gchönheit verblaßte, denn sie war nur äußerlich und fiel leicht ab. Da trennten sie sich mit einem höflichen Gruß. Und ein halbes Jahr später führte der junge Amtmann eine anmutige, liebenswerte Frau heim, ein schlichtes Mäd chen. das er bisher übersehen hatte. Ihr fehlte wohl die äußerliche Schönheit, die auf den ersten Blick gefangen nimmt, doch wer sich mit ihr befaßte der erkannte bald, daß der tiefe, schöne Blick ihrer gütigen Augen vom Grund« eines warmen, edlen Herzens aufstieg, von dem allein nur wahres Glück kommen kann. Ein gutes Herz tut seine Pflicht, und sähe es auch nicht, wem das alles im ganzen Zusammenhänge zustatten käme; genug es entwickelt, indem es sie tut, seine Kräfte, seine besten Empfindungen, seinen innigen und fortgehenden Gehorsam, es dienet Gott. v Herder. Der' a'ie Fritz und solLaiWsr Wik. Es ist bekannt, daß der „alte Fritz" sehr empfänglich für Humor, war. So unerbittlich der König darauf drang, daß seinen Weisungen nach gelebt werde, eines versöhnte ihn meist augenblicklich Schlagfertigkeit des bei einem Fehltritt Betroffenen. Wie er selbst, seiner hohen Auf fassung vom Soldatcnberuf entsprechend, über Jahr und Tag nicht aus den Schäften kam. so erwartete er ein gleiches von seinem jüngsten Leutnant Eines Tages begegnete ihm einer im Park von Sanssouci in Bürgerkleidung; er befand sich auf einem Kosegang mit der Dame seines Her zens, und Friedrich kannte ihn. „Wer?" lautete des Königs nicht eben leutselige Anrede „Offizier in Inkognito!" Das Witzige dieser Antwort sofort ausnehmend, meinte darauf Friedrich; „Hüt' Er sich nur. daß Er Seiner Majestät nicht begegnet!" und schritt weiter. Diese königliche Vorliebe gab manchem Beherzten Anlaß zu freimütiger Aeußerung. Nach einer Kirchenparade er stattete der Offizier vom Dienst die vorgeschriebene Mel dung. Es war ein alter Oberst, der hart vor seine: Beför derung stand. „Na," zieht ihn Friedrich ins Gespräch, „hat Er sich auch ordentlich die Predigt zu Herzen genommen'? Hat er was daraus gelernt'.^" Die Predigt handelte von Beelzebub, dem Obersten der Teufel. „Majestät, es hat mich ein wenig getröstet, als ich hörte, wie' es in der Hölle nicht besser und nicht schlechter zügelst, als auf dieser trau rigen Erde Auch Beelzebub bleibt e-mg Oberst!" Tags darauf war der Herr Oberst Generalmajor. Wie viel mehr noch war Friedrich erfreut, wenn er diese Beherztheit bei seinen Grenadieren und Reitern antraf Eines Tages fiel ihm bei den Zietcnjchen ein Mann mit einer sonderbaren Schramme auf. „In welcher Bierschänke hat Er sich den Schmiß geholt?" Prompt kam di« Erwiderung; „Bei Kolin, wo Majestät die Zeche berappt haben!" Friedrich lachte und machte den Mann zum Unteroffizier