Volltext Seite (XML)
UOmOMM UM UN- einer Hohensteln-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Montag, den 3. Januar 1927 Sah-g. 77 Nr. 1 >v<»ug«vkkl» vall>m»nalttch 8U Goldvtrania« el-UblleNIIU, rräaerlob». FMMI«« d« WWWeM c-ne vielköpfige 1.. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgericht«, Finanzamt« »nt des StadtratS zu Hohenstein»Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Erscheint jeden Wochentag nachmittag«. — Fernspr. Nr. 1t. Postlcheckkonio Leipzig 23464. — Gemetndcgirokonto 14. — Bankkonten: Cmnmcrz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal — Darmsvidter und Nationalbank Zweig niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nicht zurilckgeschickt — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Ausnahme. Regierungsbildung einzuschlagenden Kurs. Da» Kabinett wird voraussichtlich Mitte d«i Woche seine Sitzungen wieder aufnehmen, wo bei es sich allerdings um die Erledigung laufen der Geschäfte handelt. Bis dahin werden vor aussichtlich auch der Innen-, der Finanz-, der Post- und der Arbeitsminister, die zurzeit noch von Berlin abwesend sind, wieder eingetroffen sein. Bet Stagen, Konkursen, Lergleichen usw. wird der VrMt»- detrag in Rechnung gestellt Im Fall» höherer Gewalt — Krieg «der sonstiger irgend welcher Störung de« Betriebe« der Zeitung, der Lieferanten »der der Besörderungseiurich- tungen — ha» der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung »der Nachlieferung der Zeitung »der aus Rückzahlung de« Bezugspreise«. Menge angesammelt, die das Deutschland lied anstimmte und dem Reichspräsidenten Ovationen darbrachte. Ncuyork, 2. Januar Nach offiziellen Washingtoner Meldungen sind die konservativen Truppen des General Diaz an der Ostkiiste Nicaraguas völlig be siegt worden. Die Truppen Sacasa» rücken gegen die Hauptstadt Nicaraguas, Mana gua, vor. Cacasa erklärte, dass die Landung amerikanischer Marinestrcitkräftc lediglich den Zweck habe, den auf die Unterstützung Wallstreets bauenden General Diaz nach allen Kräften zu unterstützen. Nach einer „United Pressel-Mel dungen haben die Diaz-Truppen bei Laguna d« Las Perlas nahezu 3 0 0 Tote und zahlreich« Verwundete verloren. Neuyork, 2. Januar Wie verlautet, sind zwei weiter« Zer» störerder U. S. A.-Flotte nach Nicaragua «nk sandt worden. Präsident Coolidge erklärte de» Pressevertretern, die Einmütigkeit des Willen« sei nötig. Die südamerikanijche Politik der H, S. A. bleibe unverändert. Berlin, 3. Januar Wie die Morgenblätter aus Neuyork melden, haben die Truppen des Präsidenten Diaz von Nicaragua bei Telica eine neue schwer« Niederlage erlitten und fliehen in da« Innere des Landes. Die liberalen Truppen be herrschen die Eisenbahnlinie an der pazifischen Küste, die vom Hafen Corinto über Leon nach der Hauptstadt Managua führt, wodurch die kon servativen Truppen von der Lcbensmittelzufukft abgeschnitten werden können. Paris, 2. Januar Wie „Chicago Tribune" aus Washington er fahren haben will, ist auf Eingreifen Coolidge», der die absolute Neutralität der Vereinigte» Staaten im Nicaraguastreit wahren will, vom Staatsdepartement die Z u r L ckz i e h u n.g der amerikanischen Marinetruppen au» Nicaragua angeordnet worden, abgesehen 2S» einigen Punkten, wo gegen der zahlreichen ame rikanischen Interessen zum Schutze der amerika nischen Bürger kleine Wachen zurückgelass«» werden. UW mühungen um die europäische Verständigung zum Wohl des deutschen Volkes forgeführt werden. Der Reichspräsident erkannte in sei ner Erwiderung an, daß das abgelaufene Jahr auf dem Gebiete der Aussenpolitik wie im Innern gewisse Fortschritte gebracht habe. Aber noch harren wichtige Aufgaben der Lösung, die das neue Jahr bringen soll: In erster Linie must es unser aller gemeinsames Ziel sein, baldigst die R ä u m u n g des besetzten Gebietes zu erreichen. Daneben wies der Reichsprä sident die nüchstwichtigen innerpolitischen Auf gaben besonders zur Behebung der wirtschaft lichen Not auf. Er schloß mit einem warmen und eindringlichen Appell an den einigen Willen und die zusammengefastte Kraft unserer Nation, die Zurückstellung der Verschiedenheiten der Welt anschauungen, damit wir endlich das Gespenst in unserem Hause, die Zwietracht und Zerrissenheit, bannen. Während der Empfänge hatte sich vor dem Vorbesprechungen einsetzen werden und daß etwa am 9. oder 10. Januar die ersten Einladungen zum Reichspräsidenten vorge nommen werden. Angesichts dieser Sachlage sind auch die meisten Mitglieder der bisherigen Regierung und die sonst in Betracht kommenden prominen ten Politiker in Berlin anwesend. Der Kanz ler ist zuriickgekehrt und der Außenmini ster, der ursprünglich eine längere Erholungs reise nach dem Süden plante, dann aber dieses Programm wesentlich einschränkte, hat nunmehr überhaupt vollständig auf eine Winterreise ver zichtet und befindet sich nach wie vor in Berlin. Die Anwesenheit der Parteiführer und Minister ist vor allem deshalb notwendig, weil die weitere Entwicklung der Regierungs- srage außerordentlich schwer zu übersehen ist. Die bekannten Aktionen der Germania und des Herrn v. Loebell sind auf der Rechten und auf der Linken ganz verschieden artig ausgelegt worden, und auch innerhalb der einzelnen Parteien besteht zurzeit durchaus noch keine Einigung über den bei der Mwnds Neujahrswünsche Paris, 1. Januar Briand hat der amerikanischen Presse ein Interview über seine politischen Wünsche für 1927 gegeben, in dem cs u. a. heißt: „Ich wünsche für das Jahr 1927 die Entwick lung der deutsch-französischen Annü tz e r u n g s p o l i 1 i k, die Herr Stresemann und ich eingeleitet haben." Zur Räumung der R h e i n l a n d e er klärte Briand, daß das linke Rheinufer unter den im Versailler Vertrage vorgesehenen Bedin gungen geräumt werden wird. Er weist jedoch auf die Möglichkeit einer vorzeitigen Räumung vor Ablauf der Höchstfristen hin. Briand betont .len durch den Locarnogcist ermöglichten Ab schluß einer Vertragsserie zwischen deutschen und französischen Geschäftsleuten und spricht die Hoff nung auf Herausbildung einer ausgedehnten Interessengemeinschaft zwischen Franzosen und Deutschen aus. Was die Abrüstung anbelange, so versuche Frankreich das Menschenmögliche. Er hoffe, daß 1927 die materielle Abrüstung einen großen Fortschritt machen wird, und die moralische Abrüstung gleichfalls. Der Preis der eMwulvgrn AnietaenzeNe belröat IS, der Nettam^ett, 4S GoldotenMae. ftllr den Nachweis weide» lb Goldvsemnae berechnet. Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf. Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf. Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach. Pleißa und Rnstdork. nen. Damit ist allerdings nicht gesagt, daß von den einzelnen Parteien die Diskussion in den Presseorganen nicht fortgesetzt wird, um die Oef- fentlichkeit über ihre Absichten zu informieren. Schnellere Erledigung der Rcgieruugskrisis? Berlin, 2. Jan. Die politische Ruhepause, die durch das Weih nachtsfest hervorgerufen wurde, hat entgegen den früheren Erwartungen nicht einmal bis zum Jahresschluß angehalten, denn durch die ver schiedenen Erörterungen über die Frage der Regierungsneubildung ist dieses Problem dauernd im Vordergründe des politi schen Interesses geblieben, und man kann nach der jetzigen Lage der Dinge annehmen, daß die entscheidenden Besprechungen frü her einsetzen werden, als man es beim Aus bruch der Krisis annahm. Während damals die Absicht des Reichspräsidenten bekannt wurde, vor Mitte Januar keine Zusammenkunft der Partei führer zum Zwecke der Regierungsncubildung herbeizuführen, rechnet man jetzt damit, daß schon im Laufe dieser Woche zunächst wichtige Amerika und Mrakasua * In Nicaragua ist wieder einmal — zum wievielten Male? — eine Revolution ausgebro chen, in die sich aber diesmal die Vereinigte« Sta 'en -n'gmnisck't hatten, um ihre „Jnterc'sen zu schützen". Ihre Truppen haben sie allerdings jetzt wieder zurückgezogen, um absolut „neutral" zu bleiben, aber ihre Kriegsschiffe kreuzen immer noch an der Küste, während im Innern die Trup pen des konservativen Präsidenten Diaz immer mehr ins Hintertreffen geraten. Neuyork, 2. Januar Präsident Diaz hat, einem Funkspruch au, Managern zufolge, Costa-RicasVermitt» lungsangcbot im nicaraguanischen Bürger» krieg abgclehnt. Wiedcrzusammcntritt des Rcichskabincttc» Berlin, 3. Januar Das gesthäftssührende Reichskabinett wird voraussichtlich Mitte dieser Woche sein« Sitzungen wieder aufnehmen. Man rechnet, daß die entscheidenden Besprechungen beim Reichspräsidenten um den 9. oder 10. Januar stattfinden werden. Berlin, 1. Januar Während des Empfanges des diplomati schen Korps beim R e i ch s p r ä si d e n t e n rich tete der Doyen, Nuntius P a c e l l i, an den Reichspräsidenten eine Ansprache, in der er darauf hinwies, daß das vergangene Jahr durch den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund seinen Stempel erhalten habe. Wenn sich auch die endgültige Auswirkung der Bemühungen um die Verständigung der Völker noch nicht genau übersehen lasse, sei es doch tröstlich, frstzustellen, daß der Gedanke der Solidarität der Nationen im Bewußtsein der Völker immer tiefer geworden sei. Der Nuntius sprach dann auch die Hoffnung aus, daß das Schreckbild der Erwerbslosigkeit verscheut werden könne, und wünschte dem deut schen Volke Größe, Glück und friedlichen Fort schritt unter der weisen Führung des Reichsprä sidenten. Reichspräsident v. Hindenburg betonte in seiner Antwort seine Ueberzeugung, daß die Bestrebungen um eine gegenseitige Vcrpaudi- gung mit allen Kräften fortgesetzt werden müs sen. Jedes Volk habe in erster Linie das Recht und die Pflicht, seine politische Unabhängigkeit, seine Freiheit und seine Eigenart aufrcchtzu- crhalten. Das solle und dürfe aber nicht hin dern, auf Grundlage der Gerechtigkeit und der Gleichberechtigung aller Nationen das allge meine Wohl der Menschheit zu pflegen und zu fördern. An der Erreichung des hohen Zieles des Völkerverständigung werde das deutsche Volk in diesem Sinne mit aller Kraft Mitarbeiten. Anläßlich des Empfanges der Rcichsregierung überbrachte Reichskanzler Dr. M arx dem Reichspräsidenten die Glückwünsche der mit der Wetterführung der Geschäfte betrauten Neichsregierung und gab einen Uebcrblick Uber die in der Außenpolitik und im Inneren im letz ten Jahre erzielten Fortschritte, wies aber gleichfalls auf die immer noch schwierige Wirt schaftslage und den besorgniserregenden Umfang der Arbeitslosigkeit hin, Erfreulicherweise habe sich die politische Leitung in zunehmendem Maße auf einen die verschiedensten Bevölkerungsschich ten und Parteigruppierung umfassenden Willen zum Wiederaufbau der deutschen Weltgeltung mit den Mitteln einer auf die friedliche Verstän digung sowie auf die nationale Würde bedachten Politik stützen können. Dieser Zug zu einheitlicher Willensbildung in den großen Lebensfragen der Nation berechtige zu der Erwartung, daß die Be- h - Die WisdseaMsdme der Arbeit von unterem verNuer Vertreter Berlin, 3. Januar Nach der langen Ruhepause in der politischen Arbeit sollen jetzt die Bemühungen zu einem Ausgleich der Gegensätze im Innern und mit dem Auslände mit Hochdruck wieder aus genommen werden. Die Parlamentarier sind zwar nach Berlin noch nicht zurückgekehrt, aber das geschüftsführende Ministerium und die Aemter sind damit beschäftigt, für die bevorste henden Verhandlungen das Material vorzube reiten. Vis zu einem gewissen Grade hat sich der Wunsch der Minister auf engere Zusammen arbeit der einzelnen Ressorts im vergangenen Jahre erfüllt. Besonders das Auswärtige Amt hat mit den anderer Ministerien eine außerordentliche Zusammenarbeit erreicht. Diese Entwicklung wird sortgeführt wer den, da Dr. Stresemann jedem neuen Kabi nett, ob es nach rechts oder nach links orien tiert ist, wieder angehörcn wird. Seine Stel lung ist von keiner Seile umstritten, nur würde das Zentrum darauf bestehen, daß der Kanzler- Posten ihm Vorbehalten bleibt, damit die beiden wichtigsten Aemter sich nicht in den Händen einer Partei befinden. Man wird bei der Kabinetts bildung aber auch der Stimmung im Auslande Rechnung tragen. Dort ist das Vertrauen in Dr. Stresemann so gefestigt, da-ß ein neuer Reichsaußenminister viel Zeit darauf verwenden müßte, die gleiche Position zu erringen. In dieser Woche werden die außenpolitischen Beratungen über die Erledigu n g der N c st- punkte in der M i l i t ä r k o n t r o l l e iy Paris und in Berlin wieder ausgenommen wer den. Mit neuem Rüstzeug versehen, wird Ge neral von Pawels nach Paris fahren, wo er zusammen mit Dr. Forster die deutschen Vorschläge übermitteln und den Standpunkt des Reichskabinettes vertreten wird. In Berlin wird ein reger Gedankenaustausch mit Paris über die Kontrollfrage erwartet, da schon jetzt aus der französischen und polnischen Presse zu ersehen ist, daß gegen den Ausbau der modernen Einrichtun gen in den Ostfestungen harter Widerstand ge leitet werden wird. Das Auswärtige Amt stützt sich auf die Bestimmungen des Versailler Ver trages, in dem Deutschland ausdrücklich das Recht zuerkannt wird, seine Ostgrcnzen zu schützen. In Berlin wird die Entscheidung über die Aus legung des Kriegsmaterialbegriffes in Unter handlungen mit den französischen und englischen Botschaftern fallen, die englische Regierung ist von ihrem Standvunkt noch nicht abgewichen, daß die deutsche Rüstungsindustrie weiter in der Produktion von Kriegsgerät beschnitten werden muß. Die amtlichen deutschen Stellen werden nicht verfehlen, die deutsche Industrie über den Stand der Verhandlungen auf dem Lausenden zu halten, da sic für einen Teil des deutschen Wirt schaftslebens von Lebensinteresse sind. Ferner ist geplant, daß der Nheinlandkommissar Lang- werth von Simmern die Koblenzer Besprechun gen über die Umorganisierung des Ordonnanz- wesens in den besetzten Gebieten wieder auf nimmt, um die Rheinlandbevölkerung von dem unerträglichen Druck der ungesunden Besatzungs- Verhältnisse zu befreien. In dieser Woche ist auch der Termin für eine neue Unterhaltung mit den polnischen Unterhändlern für die Han- dclsvertragsverhandlungcn angesctzt. Es be steht noch immer wenig Hoffnung auf eine Ver ständigung, doch werden die Entscheidungen über- di: Ostfestungcn dazu beitragen, die polnischen Absichten klarer in Erscheinung treten zu lassen. ' Die parlamentarischen Erörterungen über di« Lösung der K a b i n e t t s k r i s e sollen in dieser Woche noch nicht ausgenommen werden, weil man bis zum Zusammentritt des Haupt ausschusses des Reichstages warten will, um den Abgeordneten noch eine kurze Ruhezeit zu gön-