Volltext Seite (XML)
28 dem Nachtheiligen des projektirten Akkordsystems überzeugt hatten, einmüthig die Arbeit nieder und verlangten Zurücknahme des Akkord- tariss und Beibehaltung des Status Hiro auts. So gerechtfertigt diese Forderung, bei deren Annahme die Unternehmer ihre Rechnung gefunden haben würden, auch war, so konnten die Unternehmer doch nicht darauf eingehen, weil sie im Auftrage des Industriellen-Ver bandes einen Vorstoß unternahmen. Dies zeigte sich nämlich sofort, nachdem der Streik ausgebrochen war und es sich darum handelte, die von den streikenden Arbeitern liegen gebliebene Arbeit in anderen Be trieben Herstellen zu lassen. Mit Ausnahme eines Betriebes und viel leicht einiger kleinerer, dazu unfähiger, wurde die Arbeit allenthalben angenommen, konnte jedoch nicht ausgeführt werden, weil allenthalben die Former die Arbeit verweigerten. Die Zahl der Streikenden nahm daher in einem ganz kurzen Zeitraum bedeutend zu und erreichte ihren Höhepunkt mit ca. 270 Ausständigen. Hiermit war aber auch den Streikenden der Weg vorgeschrieben, den sie einzuschlagen hatten. Noch nicht der 3. Theil streikte wegen der Einführung der Akkordarbeit, über jedoch wegen Verweigerung der Arbeit zu Gunsten der Streikenden. Run galt es, Vereinbarungen zu treffen, die Allen gerecht wurden und Keinem ein Vorrecht schufen, sodann aber trat vor der Frage der Zurückweisung der Akkordarbeit noch die der Wiedereinstellung der Ausständigen in den Vordergrund. Hierzu kam noch der für den Ausstand sehr nachtheilige Umstand, daß in dem größten Betriebe von ca. 75 Formern kaum 30 in den Aus stand traten, während mindestens gegen 35 Mann stehen blieben und so dieser Betrieb nicht zum Stillstand gebracht werden konnte. Wenn man dies alles in Betracht zieht, wenn man bedenkt, daß weitere Streiks durch Verweigerung an anderen Orten, z. B. in Augsburg, München, Offenbach, Mannheim rc. auszubrechen drohten, wenn man sich vergegenwärtigt, daß in Nürnberg selbst in einzelnen Maschinen fabriken die Arbeiter wegen Mangel an Material aussetzen mußten und die darin liegende Gefahr für die Einigkeit der Arbeiter voll und ganz übersieht, wird man ohne Weiteres begreifen, daß die Nürnberger Former einen „mageren Vergleich einem fetten Prozeß" vorzogen, und unter Bedingungen die Arbeit wieder aufnahmen, bei denen sie sich nichts vergaben und im Allgemeinen, durch geregelte Arbeitszeit, durch Garantie des Lohnes, durch prozentuale Zuschlagsbezahlung derUeber- stunden, einen Vortheil errangen, den leider die meisten anderen Arbeiter sich erst noch erkämpfen müssen. Es ist nicht gerade eine wohlthuende Beobachtung, die im Laufe der letzten Geschäftsperiode gemacht wurde, daß man Denjenigen, die einen Streik verloren haben, wie es bei den im Streik der Firma Kleyer unterlegenen Arbeitern geschehen ist, den Vorwurf der Unüber legtheit zu machen sucht. Zunächst ist bei der Beurtheilung derartiger Vorkommnisse in Be tracht zu ziehen, daß es sich nicht bei allen Maßregelungen nur um eine mißliebige Person handelt, sondern es kommt auch vor, und das ist bei dem Streik bei Kleyer der Fall, daß die Maßregelung einer Person einen Verstoß gegen die Errungenschaften der Arbeiter darstellt. Die Arbeiter der Firma Kleyer hatten gerade durch ihre Organisation viele Mißstände beseitigt und manches Gute errungen. Wie hinreichend