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Güthle, und drittens durch den Austritt des Beisitzers Stadelnraier, der hiermit gleichzeitig dein Nerband den Rücken kehrte, weil er einen lokalen Fachverein der Flaschner hatte gründen helfen. Die dadurch vakanten Aemter wurden in der Ergänzungswahl durch die Kollegen Karl Stirm, Jakob Haug und Wilhelm Conrad neu besetzt. Von seinem Recht durch Bildung eines gemeinschaftlichen Kollegiums mit Vertretern des Ausschusses zur Entfernung eines von der General- Versammlung gewählten Beamten, mußte der Vorstand in einem Fall Gebrauch machen, und zwar in dem Ihnen durch das Verbands-Organ bekannten, aus taktischen Gründen nicht weiter erörterten Fall Junge. Der Sachverhalt ist folgender: Anfang November 1894 bemerkte der Hauptkassier Werner bei Durchsicht der II. Quartalsrechnung von Rostock, daß der, auf der selben als eingesandt vermerkte Betrag von Mk. 40 bei ihm nicht ein gegangen war, er reklamirte sofort, und ergaben die bei der Verwaltung in Rostock und der Stuttgarter Post eingezogenen Erkundigungen, daß der Betrag eingesandt und vom ersten Vorsitzenden Junge in Abwesen heit Werners angenommen und darüber quittirt war. Junge, von Werner zur Rede gestellt, vermochte keine Auskunft zu geben, erklärte diese Angelegenheit für einen sehr wahrscheinlich vorgekommenen Jrrthum, der sich ja bei der demnächst aufzustellenden spezifizirten Jahres abrechnung aufklären müsse, und zahlte die Mk. 40. an die Verbands kasse. Da das Geld am Sonnabend vor Pfingsten eingegangen, und Junge sofort nach Pfingsten zur Krankenkassen-Generalversammlung in Aschaffenburg abgereist war, war ja die Möglichkeit eines Jrrthums nicht vollständig ausgeschlossen, und so ging dieses Vorkommniß ver- hältnißmäßig bedeutungslos vorüber, weil keiner der Beamten sich eine solche plumpe, betrügerische Absicht bei einem Mann in der Stellung Junge's vorstellen konnte. Allerdings veranlaßte dieser Vorfall den Hauptkassier, die Junge übertragene Vollmacht zur Entgegennahme an ihn (Werner) gerichteter Postsendungen zurückzuziehen. Leider blieb dieser Fall nicht der Einzige. Bei einer Revision sämmtlicher 'Quartalsabrechnungen fiel es dem Hauptkassier auf, daß die sonst sehr pünktliche Verwaltung in Bockenheim bei Frankfurt a/M. die Abrechnung vom III. Quartal eingesandt hatte, während die vom II. Quartal noch ausstand; er reklamirte dieselbe und traf diese am Sonnabend den 17. November im Verbandsbureau ein, wurde aber vom ersten Vorsitzenden Junge nicht gleich abgeliefert, sondern bis Montag den 19. November zurückbehalten. Den dazwischenliegenden Sonntag benützte Junge, um den Verbandsbeamten Werner und Schlicke ein umfangreiches Geständniß abzulegen, daß er gelegentlich der von ihni im Auftrage des Vorstandes unternommenen Reise zwecks Orien- tirung über den Streik bei der Firma Kleyer in Frankfurt a/M. den ihm von. dem Kassier der Verwaltungsstelle Bockenheim zur Ablieferung an die Verbandskasse übergebenen Betrag von 100 Mark nicht abge liefert, sondern für sich verwendet, also unterschlagen hatte. Dieser neue Fall ließ natürlich den Rostocker Fall in ganz anderem Lichte erscheinen und unterlag es nun für die beiden andern Beamten keinem Zweifel mehr, daß Junge nach derartigen Vorkommnissen nicht