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plüsnitzerMchendiati §erchnecherr Qr. Sozirks-ttnzsigsr Erscheint?vionM>T,vMM«r«tag «.Sonnabend. Wit »Illustriertem LomUagobiatt", »Landwirt. I ichaktlicher Veilage" und »Mode kür Ms«. I KVonnementi Monatlich 4S PI.« viertelfährüch und Heilung lelegr^dr.: Wochenblatt Pulsnitz E Inserars kür denselben lag sind bis vormittags D V V 10 Uhr aukzugeben. vis künk mal gespaltene I I A I I Zeile oder deren Naum 15 pk., Lokalpreis l 2 pk. Neklame ZS pk. Sei Wiederholungen Nabatt. des König!. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Amtsblatt kür den pmtsgerichtsbezirk Pulsnitz, ST°LNL pruck und Verlag von L. L. Sörstek's Erven (Inh.: I. XV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, vismarckpiatz Nr. 265. Verantwort! lretnig, lZausrvalde, Ohorn, Obersteina, wieder- Sroßnaundori, Lichtenberg, Kiem-Oittmannsdork. er Nedakteur: I. XV. Mohr in Pulsnitz. Nr. 138. Dienstag, 18. November 1913. 65. Jahrgang. Vekamlmchung. Nach der Verordnung des Königlichen Ministerium des Innern vom 29. September 1913 soll am l. Dezember 1913 die Vornahme einer kleineren Viedzädlung stattfinden Die Erhebung erfolgt mittelst Ortslisten und wird^ im hiesigen Stadtbezirke durch die Schutzmannschaft ausgeführt. Es ist die Zahl sämtlicher am l. Dezember dieses Jahres in den einzelnen Grundstücken, Häusern, Gehöften, Anwesen und den dazu gehörigen Nebengebäuden vorhandenen Pferde, Rinder, Schweine, Schafen und Ziegen festzustellen unter gleichzeitiger Angabe der Kataster-Nummer des Grundstückes sowie des Namens der Viehbesitzer. Wenn in einem G.undstücke Tiere stehen, die verschiedenen Besitzern gehören, so sind sie nicht unter den Namen des Grundstücksbesitzers zusammen zufassen, sondern für jeden Besitzer getrennt anzugeben. Die beteiligten Viehbesitzer werden hiermit veranlaßt, die erforderlichen Angaben mit größter Genauigkeit der umfragenden Schutzmannschaft mitzuteilen. Pulsnitz, am 26. November 1913. Der Stavtrat. Das Nichtigste. Der Verband sächsischer BahnhofSwirte fordert seine Mitglieder auf, das „Berliner Tageblatt" in den Warteräumen nicht mehr auszulegen. Die Prämie der Völkerschlachtdenkmals-Lotterie im Betrage von 75 000 Mk. fiel mit einem Gewinn von 10 Mk. auf Nr. 2966. Der Kaiser erließ eine Kabinettsorder, die sich gegen den Tango und Twostep richtete. Der neue Reichshaushaltsentwurf wird auch wieder die Ostmarkenzulagen enthalten. Der russische Ministerpräsident Kokowzow ist gest ern früh in Berlin eingetrosfen. Die Lehrerschaft Südböhmens will zur Erkämpfung einer Gehaltserhöhung zum Mittel der stillen Widersetzlichkeit greifen. Die internationale Konferenz für Weltnaturschutz begann gestern in Bern ihre Arbeiten. Das spanische KönigSpaar ist nach Paris abgereist und wird dann nach Wien fahren. Auf der Pforte haben gestern die endgültigen tür kisch-serbischen Friedensverhandlungen begonnen. Huerta bleibt trotz der immer bedenklicher werden den Lage. Ein neuer Vorschlag des mexikanischen Kabinetts ist von Washington nicht als genügend erachtet worden. Landes-Außtag treibt ein ganzer Volk, alle Kreise und Stände der Volker hinein in die Bitte: »Vater unser, der Du bist im Himmel, vergib un» unsre Schuld." Volkrsünden gibt er oben und unten, bei den Tonangebenden und den Unansehnlichen, in der breiten Oeffentltchkeit und im Verborgenen. Und wo Sünde ist, da ist Schuld. Wohin aber mit der Schuld, wenn nicht zu dem, der gesagt hat: »Wer zu mir kommt — reuig und Ver- gebung erflrhend —, den will ich nicht Hinausstoßen" ? Daß nur keiner sich verstecke hinter die Gesamtschuld! De» einzelnen Bekenntnir muß er heute mehr alr sonst sein: »Ich gedenke heute an meine Sünde". Der Le benr schwerste Last, der Leidenrbecher» bitterster Tropfen, der menschlichen Stimmungen niederbeugendster Gefühl, der Uebel größter ist noch immer die Schuld. Dar Volkslied richtet an den Wanderer die doppelte Frage: »Wo kommst Du her? Wo gehst Du hin?" Die Ant wort könnte lauten, so tiefernst: Ich komm« aus dem Lande der Schuld — ich gehe in dar Land der Ver suchung. Die letztere Straße kann unr wohl mit Bangigkeit erfüllen; die erstere Straße aber muß unr verurteilen, weil wir verlassen haben der Seele Heimat, di« Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater. Dar Geschlecht unsrer Tag« verabscheut den Gedanken, dar Denken an persönliche Schuld. War soll nicht aller Schuld sein, wo einer gefehlt, geirrt, gesündigt hat! Da dar Temperament, da die Gr- ziehung, da di« Verhältnisse, da die Menschen. Und wo bleibst du, du selbst? Habe den Mut, ehrlich zu sein gegen dich und deinen Gott! Feigheit ists, vor dem Feinde zu fliehen. Feigheit tstr, seine wohler wogen« Ueberzeugung fallen zu lasten, weil sie von anderen Widerspruch findet. Ist» nicht erst recht Feig- heit, die Verantwortung für sein Tun und Lasten ab zulehnen? Gewiß, die Last der Sünde und Schuld ist groß. Posten kommen zu Posten. Wie viele Stun- den, die er sagen: Schuldig! Wie viele Tage mit dem Endresultat: Gewogen und zu leicht befunden! Wie viele Jahre, über die der Herzenrkündiger sagt: Ich finde keine Furcht! Da gilt er vor allem, seine Sünde zu erkennen, seine Schuld einzugestehen. Das ist kein angenehmer Gang für einen Menschen. Aber lohnend ist der Gang: wo Erkenntnis ist, kommt er zur Reue, wo Reue rst, wird dar Gebet geboren: »Gott, sei mir Sünder gnädig — vergib mir meine Schuld." — Ob wir Grund haben zu solcher Bußtagrbttte? Der oberflächliche Leichtsinn sagt: Nein. Aber wir sollen gegen unr selbst die strengsten, gründlichsten Examinatoren sein. Und find wirS, dann muß die Antwort lauten: Ja. Er treten zum Bußtag viele beichtend vor ihren Gott; er kommen viele zum Abend- mahle. Daß sie vor diesem Gang «in« stille Abend- stunde sich gönnten zur Prüfung ihre» Leben»! Wenn der Bußtag am Abend zuvor eingeläutet ist, dann ver- stummen die lauten Stimmen de» Tage», dann legt sich über den Lärm de» Alltag» der Friede, dann zieht ein Stücklein ParadieseSstille durch Hau» und Herz, dann wacht die Erinnerung an die Tage der Kindheit auf, dann steigt die Ahnung einer besseren Zukunft vor un» auf. Wenn der Tag mit seinen Sorgen und Pflichten sich geneigt hat, dann kommt die Frage: ,O Mensch, wie ist Dein Herz bestellt?" Für viele» hast du zu danken — vergiß da» Danken nicht! Aber noch mehr hast du zu beichten. Da geht e» in dem Herzen zu wie in einem Gericht»saal. Dein Gewissen ist der Ankläger; und wohl dir, wenn e» redet mit ruhiger Würde, mit voller Klarheit, mit überzeugender Kraft! Dein Verteidiger ist da» eigne, natürliche Ich; daß e» nicht die Kunst großer Schlagfertigkeit, schlauer Winkelzüge, betörender Schlüffe verstehe! Da» Urteil spricht Gott, der gerechte Richter, der sich nicht täuschen läßt, der die Person nicht anfieht. Wie e» lautet? Hand aus» Herz, ob e» nicht lautet: Schuldig? Drum die Bitte: Vergib! Wo da» au» ehrlichem Herzen kommt, da ist der Friede nicht fern; nach solchem Abend kommt ein Morgen, da un» die Sonn« der göttlichen Gnade aufgeht. Wa» wir brauchen, um zu Gott tre- ten und an ihn denken zu dürfen, ist frischer, fröhlicher Mut, ist der geschärfte Blick, der auch hinter der mensch- lichen Sünde Gotte» Vaterherz erkennt: Dennoch du, Herr, mein Trost und mein Teil! — Je mehr die «in- zelnen Menschen um Vergebung ihrer persönlichen Schuld bitten, desto mehr wird auch Gemeinde und Volk recht Bußtag halten: Vergib un » unsre Schuld. Daß e» mehr und mehr Gesamtbewußtsein werde: Lusun» lastet Schuld. Die gefährlichste sozial« Macht ist die Sünde: sie steckt an, sie zieht in ihren Bann, si« bin- det und knechtet. Laßt un» auf der Hut sein! Die gesegnetste soziale Macht ist die Liebe: sie vergibt und vergißt, sie hilft zurecht, sie richtet auf. Laßt un» an dies« Liebe glauben, diese Liebe suchen, Gotte» Liebe! Dann aber auch gelte eS: Liebe geben! Ob wir noch lange Liebe geben dürfen? Vom Bußtag geht e» zum Totensonntag. Dieser mahnt: Wa» du tun sollst, tun willst, tu eS bald! Versäumte Lieb: drückt am schwer- sten. Daß unsre Liebe da» Ihre tue, damit der Sün den und Seufzer weniger werden in Haus und Ge meinde UNd Volk. Sck. OertNares unQ Sacvslfckes. PulSnitz. (Kantoren, und Organisten, verein, Gruppe Radeberg.) Sonnabend, am 15. November hielt die Gruppe Radeberg des Kants- ren. und OrganistenvereinS der KreiShauptmannschas- ten Dresden und Bautzen in hiesiger Stadt ihre die», jährige Versammlung ab, bestehend in einer mustkali- schen Vesper in unserer Stadtktrche und einer Nach versammlung im »Herrenhaus". Di« kirchlichen Vor führungen, zu denen sich eine äußerst zahlreiche Zu hörerschaft «ingefunden hatte, begannen »/,6 Uhr. Sie bestanden aus Orgelvorträgen, Solo- und Chorgesän gen. Herr Kantor Bartusch hatte ein hochinteressante» Programm zusammengestellt. Ueber Kompositionen ei- ne» Merkel, Alexander Guilmant, Rheinberger und Alt meister Sebastian Bach sind ja die kritischen Akten längst geschloffen und bewundernd lauscht man ihren Werken, besonder», wenn sie in so tadelloser und sein registrierter Weise geboten werden wie am Sonnabend abend. Auch zwei neuere, moderne Komponisten wa ren unter den Orgelwerken vertreten, Blumental und Grundmann, die, auf» sauberste vorgetragen, ungemein gefielen. E» folgten die chorischen Darbietungen de» Pul»nitzer Kirchenchore». Sämtliche Darbietungen wurden so sicher und mit soviel wohltuender seelischer Anteilnahme ««»geführt, daß man den Vorträgen tief ergriffen folgte. Man merkte, daß von Seiten de» Herrn Kantor» Bartusch und seine» wohldi»ziplinierten Chore» mit selbstloser Hingebung gearbeitet worden war, und so kam e», daß sich die Aufführung zu einer herzerfreuenden Tat gestaltete. Al» Solisten beteiligten sich Frau Lehrer Winkelmann und Fräulein Anna Bartusch, sowie di« H«rren Pastor Köhler-Pul»nitz und Lehrrr Schubert-Kleinwolm»dorf. Alle die Genannten trugen wesentlich zu dem herrlichen Gelingen de» Gan- zen bei und bereiteten den andächtig Lauschenden ei nen ungetrübten Genuß. Da»selbe gilt auch von dem solistischen Ensemble — Herr und Frau Lehrer Böhme und Herr Lehrer Müller-Pul»nitz — in dem herrlichen Terzett von Hayden'» Schöpfung»chor. Sie erfreuten durch den Wohlklang ihrer Stimmen und zeigten gute Schulung und Auffassung. Al» ein feinfühliger Künst- ler mit einem warmen, zu Herzen sprechenden großen Ton präsentierte sich Herr Stadtmufikdirektor Frenzel in seinem Solovortrag für Violine: »Abendlied" von Schumann. Schließlich sei auch lobend de» Stadtor- chester» gedacht, welcher mit Geschick und Verständni» dem Dirigenten folgte. Herr Kantor Bartusch aber, der seine Scharen: Chor, Solisten und Orchester wie ein sich seine» Siege» bewußter Feldherr geschickt zu- sammenhielt und leitete, erwarb sich zu den vielen schon vorhandenen, ein neue» Blatt in seinen Ruhme»kranz. — Die Nachvrrsammlung im Herrenhause leitete der Grup penvorsitzende, Herr Kantor Sandmann-Großröhrtdorf. Nach Erledistung der Tage»ordnung begann der zwang- losere Teil, der durch einige Solooorträge und Quar- tett-Darbtetungrn einen ganz besonderen Rei- erhielt. Reichster Beifall erblühte den Solisten dieser Teile» für ihre prächtigen Leistungen. So war der ganze Verlauf diese» Gruppentage» «in recht wohlgelungener, würdiger und alle Teile voll befriedigender. M. Nuischan-Kamenz