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— LOS — Dakern, da? aus seinem Gebietsumfange und der Zah! seiner Bevölkerung den Anspruch einer „bairischen Po lin!" und sogar einer „bairischen Nationalität" abge leitet habe. Balern sei keineswegs ein Mittelstaat von der Bedeutung Belgiens oder selbst der Schwei;. Seine Erhaltung beruhe nicht, wie bei diesen, auf einer durch ras europäische Gleichgewicht bedingten Nvlhwendigkeit Seine Mcdiatisirung würde die eu- rvpäsiche Machtstellung nur vorübergehend afsicircn nicht aber erschüttere. Bei einem Kampfe der beiden deutschen Großmächte müsse es sich für die eine oder andere erklären. Die Vergangenheit zeigt in mehr als einer Wiederholung, wofür sich Baiern erklärt bat. Es war dies weder Preußen noch Oesterreich, sondern die fremde Macht Frankreich. Kein deutsches Land hat eine so unpatriotische, antinationale Politik befolgt, als Baiern, von ihm vorzugsweise und die vielfachen Einmischungen Frankreichs in die deutschen Angelegenheiten veranlaßt worden, und bcnits vor Napoleon hat es in den Reihen der französischen Ar. mee gegen das eigene Vaterland die verrätheriscl en Waf fen getragen. So lange man Baiern in der Zwitlcr- gestalt eines Mittclstaates belasse, werde ihm der Reiz niemals fehlen, Preußen und Oesterreich gegenüber ei- ne Selbstständigkeit cinzunchmen, die cs in Kricgszei- ten nicht behaupten könne, und in Folge davon zu ei nem landesverräthcrischen Bündnisse mit dem Auslan de nöthigen werde. Der Janustempcl in München habe zwei Eingänge, einen nach Osten und einen nach Westen. Jetzt sei der nach Osten zu geöffnet, und gä be Oesterreich willig Zutritt, eben so schnell aber wer de sich derselbe schließen und den Eingang nach We sten öffnen, sobald ein neues Kampfspiel um Throne und Drmastien beginne. „Wenn die Mcdiatisirung der übrigen deutschen kleineren Staaten im Interesse der inneren Sicherheit liegt, so ist bei der Mcdiatisir ung Baierns die äußere Sicherheit das zu oberst be stimmende, durch die Nvlhwendigkeit einer ungefährde- ten Existenz für das ganze von selbst gerechtfertigte Motiv." Aber auch im Innern stehe es nicht am be- sten mit der Festigkeit der bairischen Monarchie. Die neuen Theile des Landes seien ebenfalls durch Media- tisirung erworben und die Ausgleichung zwischen Pfäl zern, Franken und Altbaiern sei noch heute nicht er- folgt. Preußcn habe seine rheinischen Provinzen nach ZLjährigcr Herrschaft gänzlich borussisicirt, Baiern ba de bei den seinigcn ein gleiches Resultat nicht erzielen können, die neuen Provinzen widerstreben einer Herr schaft, die ihnen von den weder durch Macht, noch durch Intelligenz imponirenden Altbaiern zugedacht war. Schwieriger als für Bakern stelle sich die Frage der Mcdiatisirung für Hannover, nämlich der Stellung wegen, in welcher es durch seine Dynastie sich zu Eng land befinde. Bestände noch die Personalunion zwi schen diesen beiden Ländern, so würden die Schwierig keiten unüberwindlich sein. So aber falle das inter. nationalle Recht Englands zur Einmischung fort. So aber könne England höchstens sein coinmcrzielles In teresse geltend machen, was einmal für Deutschland nicht maßgebend sei, sodann aber würde gerade der Zutritt der Nordseestaaten zu Preußen die Folge ha. den, daß Oesterreich noch mehr als bisher sich einer freieren Handelspolitik zuneigt. UebrigenS sei das Volk in Hannover entschieden für die preußische Ver bindung. Der Tod des 80jährigen Monarchen werde entscheidende Folge haben, denn das rechswidrig er lassene Regentschaftsgesetz würde sich am Ende unaus- führbar erweisen. Was Kurhessen betreffe, so suche der Kurfürst allerdings Hülfe in Frankfurt, das Volk aber erwarte sie von Berlin. Lage und Interessen wiesen Kurhesseu auf Preußen bin. Die Verständig ung über die Theilung Deutschlands, schließt der Ver- fasier, sei nicht schwer, wenn man sie nur wolle. Preußen und Oesterreich brauchten nur nichts zu thun, und der Sturz der kleinen Souveränetät würde von selbst erfolgen. Der Bundestag in Frankfurt sei heu te im Grunde nichts anders, als eine österreichische oder süddeutsche Union; ließe Oesterreich die preußi sche Union gewähren, so würde sich die österreichische von selbst bilden. Der Dualismus in Deutschland könne vielleicht den Namen Deutschland vernichten, die Sächc bliebe aber. Ueberdem würden die beiden Hälften sich immer fest an einander schließen müssen. So entsage man zwar einer glänzenden Idee, erlangt aber das für den Augenblick Erreichbare und Zweck mäßige. Tagesgeschichte. Berlin, 12. Dec. Die Mehrzahl der Unions-Mit- glieder soll sich von den freien Confercnzen ein günstiges Resultat versprechen. Weder von Seiten Preußens noch der übrigen Unionsstaaten ist man ge- willt, das Bündniß vom 26. Mai 1849 aufzugebcn, vielmehr will man den Zeitpunkt abwarten, wo die Verfassung des weitern Bundes festgestellt ist und wo. nach die für das engere Bündniß modisicirt werden kann. Die freien Confercnzen werden am 26. oder 27. Dec. in Dresden beginnen. Die kürzliche Anwc- senheit der HH. Eisendecher aus Oldenburg und Duck witz aus Bremen soll allein den Zweck von Besprech. ungen hinsichtlich einer gemeinsamen Vertretung der norddeutschen Staaten auf den freien Conserenzcn ge habt haben, die von diesen Herren bereits auch in Hannover gepflogen wurden. Von Seiten Hannovers soll man nicht abgeneigt gewesen sein, auf diesen Vor schlag einzugehen. Berlin, 14. Dec. Der Präsident v. Witzleben hat wiederholt die Annahme eines Ministeriums abgelehnt. — Nach der National-Zeitung verlangen Baiern und Würtemberg erst Garantien über die Gleichstellung aller Mitglieder auf den freien Confercnzen, ehe sie die letztem beschicken wollen. Damit scheint die aber malige Verschiebung der Conferenzen in Uebereinstim mung zu stehen. In Pirna ist der Ger.-Dkr. Pienitz zum Bürger, meister gewählt worden.