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A-oeker Wochenblatt. Mittheitungen übex örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfzehnter Jahrgang. Prei« für Hf» Zsqhrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung de« Blatte« durch Botengelegenheft» ^9, Mittwoch, 4. Dezember 1858, Hag« wohne er in einem Gasthofe und suche chqhrcnd der Zeit di« Bekanntschaft einiger Deutschen der bes sern Klasse zu machen, zu gleicher Zeit wird er ejne Gelegenheit haben, mehrere solide Handelshäuser kennen zu lernen, deren bedeutender Grundbesitz und Reich, «hum Vertrauen verdient. An eine- dieser Häuser wen- pe er sich, um 2000 DollgrS seines Kapitals sür daS erste Jahr zu 6 ober 8 Procent unterzubringen. Um ganz sicher zu gehen, traue er selbst der von der gan zen Stadt anerkannten Rechtlichkeit und dem Reich« thume dieses erwählten commerciellen Haufe- nicht, sondern nehme sich ein«n guten Advokaten, dem er für sewe Bemühung 5 DollgrS zu zahlen haben wird, und taffe sich von dem erwähnten Handelshause entweder Hypothek auf Grundeigenthum oder noch zwei andere reiche Leute der Stadt zu Bürgen geben, welche For. kann. Sein« übrigen 1500 DollorS lege er als De positum in eine Bank, wofür er zwar keine Interessen erhält, dafür aber ermächtigt ist, stündlich die Gelder in größeren gder kleineren Summen wieder herauSzu» ziehen. Nach der ersten Woche mielhe er sich in einen« abgelegenen Theile der Stadt ezn Häuschen mit einen« Garten; ein solches, mit einem Keller, einer Küche, die zugleich Speisezimmer ist, xinem Schlaf- und zwei Wohnzimmern, kann er sür 6 — 8 Dollars monatlich erhallen; er kaufe sich für'S Erste nur die nothwen« digstrn Meubles, da er an jedem Wochenmarkltage Gelegenheit haben wird, bei den öffentlichen Verstei» gerungen oft dergleichen recht elegante Meubles sehr wohlfeil zu erhallen. Nachdem er sich auf diese Art häuSlich eingerichtet hat, suche er die Bekanntschaft eines Friedensrichters zu machen, in den größeren Städten wird er gewöhn, lich einen gebornen Deutschen oder doch wenigstens einen von deutscher Abkunft, der noch deutsch spricht, in diesem Amte finden; auf dem Geschäftszimmer die ses Beamten siüd täglich wenigsten» zwei Stundet« aufzuhalten', mache er sich zur Regel, um die v,ielM tigcn kleinen Klagen und Schuldforderungen, die hier anhängig gemacht werden, mit anzuhören. Befolgt er während einiger Monate diesen Raih, so wird ihn« der hjefige Geschäftsgang bald klar werden- Nach einigen'Monaten fang« der deutsche Fremd? an, Ercursionen nach allen Richtungen im Umkreise der Stadt zu machen, um sich einen 5 — 10 Acker großen Platz für eine feste Niederlassung zu suchen. Bei der Wanberungssucht der Amerikaner ist ihnen stets ihre Heimath feil, doch übereile er sich nicht mit dem Ankauf und lasse dem Eigenlhümer deS Platzes für den er eine Vorliebe fühlt, nie diese Neigung mer, keu; wird es bekannt, daß ein Einwanderer einen der. gleichen Ankauf zu machen gedenkt und fähig ist, baar zu bezahlen, so werden ihm Anträge genug gemacht werden. Beim Ankauf sehe er auf eine gesunde, mög. lichst trockene Lage und einen gutsn, auch während der nassen Jahreszeit nicht bodenlosen Weg zur Stadt, er ziehe es auHerdern vor, daß er auf dem Grundstück Nicht blo» sür Au-wanderungSlustige, sondern auch für die Leitern Kreise Derjenigen, welche an der heut, s^'en Auswanderungs-Angelegenheit überhaupt Interesse nehmen, wird eine Mitthcilung au» dem Werke von Zlirckel: „Näthschläg, an Auswanderer nach Amerika" genehm sein: ein vollständig entwickelter praktischer Plan für eine Familie aus dem deutschen Milttlstande, pje sich nach Nordamerika übersiedeln will. Das Minimum, von dessen Interessen eine Familie auS dem deutschen Mittelstände in dey mittleren Slaa. ten (Obitz) mit einiger Annehmlichkeit leben kann, sind »000 preußische Tbaler/diese betragen nach amerikani schem Geld« 3500 Dollars, da das preußische Gul denstück 1 Dollar 40 CentS gilt. Diese nieorigste An nahme werde ich als normal betrachten und mir ejueq Mann von 40 — 50 Jahren denken; er gehöre der deutschen Mittelklasse an, verstehe keine Kunst, kefn Handwerk, sei nicht WillcnS oder geeignet, ein kauf« wännilches Geschäft zu treiben, und wünsche nur, die letzte Hälfte seines Lebens in einer ruhigen, bescheide- pen, doch sorgenlosen Zurückgezogenheit zuzubringen und über daS Fortkommen seiner Kinder beruhigt zu sein. Erwähnter Mann besitze, wie wir oben annah men, nachdem er die Reisekosten gedeckt, bei seiner An kunft in Columbus noch 3500 Dollars. Die ersten acht derung man ihm ohne Schwitrigke t gewähren wird, ein passendes öder wenigstens mit geringer Mühe für da es eine große Seltenheit ist, daß zu so niedrigen ihn passend zu machendes HauS vorfinde, da er bei Procenlen eine Anleihe auf Jahresfrist gemacht werden dem Neubau eines Hauses von hen Arbeitern sowohl.