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Adorker Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfzehnter Jahrgang. Prei« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung der Blatte» durch Botengelegenheit: 22 Ngr. S Pf. 36. Mittwoch, 4. September 1850« Zeitungsnachrichten. Dresden, ZI. August. Die Aussichten auf eine Verständigung zwischen dem österreichischen unk preu ßischen Cabinet sind in diesem Augenblicke weiter als je hinausgerückt. Die Eröffnung des österreichischen Bundestages wird nicht hinausqesckwben und ebenso ist bekanntlich die Ordre zur Auslösung der Eorps in Wetzlar und Kreuznach preußischerseils zurückgenom- men. Nebenbei bören wir, daß das österreichische Truppeneorps in Vorarlberg bestimmten Beseh! habe, sofort in Baden einzuruckcn, wenn weitere badische Truppen das großherzoglichc Gebiet zu dem Zwecke verließen, um nach preußischen Garnisonen zu marschi- rcn und daß andererseits die preußische Regierung die se Nachricht auf nichtdiplomatischem Wege erhalten und in Folge hiervon sofort Veranlassung getroffen habe, daß der Abmarsch der noch zurückgebliebenen grvßhcrzogl. Truppen unverzüglich erfolge. Nicht mit Unrecht tadelt man übrigens, daß gerade die UnionS- blätter diejenigen sind, die oft im wildesten Eifer ge gen Preußen austreten. Leider ist es wahr, daß die preußische Politik eine schwankende ist, aber — sagt der Hamb. Eorresp. — wir glauben nur, daß kiese Angriffe, Verhöhnungen und Kränkungen von Seiten der Unionsorgane die Regierung weder starken noch ermuntern. Das Gewebe von Unwahrheit, List und Trug, das in den berüchtigten Protokollen deS Plenum vorliegt, zu enthüllen, beschäftigt man sich nicht; die schmachvollen Angriffe des Lloyd, das widrige Coquet» tiren der österreichischen Presse mit Schleswig-Holstein zu beleuchten, unterläßt man: den Staat, der seit zwei Jahren ganz allein für Deutschland Opfer ge bracht hat, wo irgend möglich zu kränken, ist man al lezeit bereit. Berlin, 30. August. ES ist bekannt, daß Preu ßen in der Dip lomatie weil hinter Rußland und Oesterreich zurückstcht. Selbst in höhern Kreisen un serer Regierung soll sich, wie wir vernehmen, gegen- wärtig die Ueberzeugung Bahn brechen, daß die Schuld der traurigen Erfolge der preußischen Politik zu einem Theile an der äußerst schwachen und mangelhaften dip lomatischen Vertretung liegt. Man glaubt, daß na mentlich die Dinge in Darmstadt und Wiesbaden iund auch anderwärts- nicht eine für unS so ungünstige Wendung genommen haben würden, wenn sich Preu ßen dort einer kräftigem Vertretung zu erfreuen ge habt hätte. — So geschieht auch jetzt wieder von öster reichischer Seite Alles, was irgend nur den Abfall der noch nominell zur Union gehörigen Staaten vom Lünd» niffe mit Preußen bewirken kann. Wir hören, daß in den letzten Tagen wieder zwei geheime österreichische Agenten in Frankfurt gewesen sind, die jetzt ihren Weg nach den thüringischen Staaten und nach Oldenburg forlsetzen. Auck wird gleich nach Zusammentritt der Bundesversammlung in Frankfurt ein Organ der letz teren gegründet werden, dessen bedeutende Geldmittel geeignet erscheinen, jede andere diesige Vertretung der entgegengesetzten Politik durch die Presse zu überflügeln. Man muß wenigstens anerkennen, daß die österreichi sche Regierung Geschick, Rührigkeit und unerschöpfliche Thatkräfl besitzt; sie versteht eS, sich de» Erfolg mit allen Mitteln zu sichern. SÄrleüwia-Holftein. Aus Schleswig, 2,. August. Im Feldlager herrscht die vollkommenste Ruhe und nichts deutet auf einen nahen Ausbruch der Feindseligkeiten hin; täglich werden Manövrcs ausgeführt und die Truppen einge übt, um zu allen Zeilen mobil zu sein. Durch die Anordnung einer strengen Diät ist es gelungen, daß Umsichgreifen der Brechruhr und auch einzelner Fäll« der Cholera zu verhindern, so daß in den letzten La gen nichts mehr von diesen Krankheiten vorgekommen ist. — Aus den von den Dänen besetzten Theilen Schleswigs dringen bereits zahlreiche Stimmen herü ber, welche cs offen aussprechcn, daß der größte Theil der Einwohner voll der Hoffnung ist, daß eine Er lösung aus dkesem furchtbaren Joche nicht mehr lange auf sich warten lassen wird, und nur in Anbetracht dieser Hoffnung nehmen sie sich zusammen, selbst daß Unmögliche zu überwinden und zu ertragen; doch dürf> te diese Hoffnung nicht mehr lange zu erhalten sein, da bei einem Theil der Muth bereits zu sinken an- sängl und man sich in der gänzlichen Verzweiflung willenlos der Gewalt hingiebt. Es heißt deshalb in zahlreichen Stimmen von drüben her: Wenn die Hsilfi!