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Adorter Wochenblatt. Mittheilange« über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfzehnter Jahrgang. Drei« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung des Blatte« durch Botengelegenheit: 22 Ngr. S Pf. ^VF 26. Mittwoch, 26. Juni 1850. Einige Worte für die Kindergarten. Da eS noch immer so viel Menschen gicbt, die ein Vorurtheil gegen die Kindergärten haben, so thut es wohl noth, daß sich von Zeit zu Zeit Stimmen für sie erheben, um ihnen wenigstens nach und nach mehr Anerkennung zu verschaffen. Man kann wohl sagen, — und darin liegt schon ein entscheidendes Urtheil über sie — daß im Allgemeinen nur Diacnigen ihre Gegner sind, die sie nicht kennen; denn avcr sich mit ihnen bekannt gemacht, wer Wesen und Gang ihrer Methode verstanden und gefaßt hat, der wird durch drungen sein von der Ueberzcugung, daß sie auf die Wahrheit der Nater gegründet sind und auf ihr sort- bauen wollen. Aber die Mehrzahl der Menschen hat nicht Zeit genug oder ist zu bequem, um sie gründlich kennen zu lernen, ja, man kann sogar annehmen, daß eine große Anzahl Derer, die dafür sind, nur die Scha le, nicht den Kern cifaffcn, daß sie nur die äußern Körperubungen und Geschicklichkeiten, nicht das Wesen, die ganze innere Entwickelung der Menschennatur in's Auge fassen. Um dieses zu erkennen, muß man einen liefern Blick hinein thun und zu thun im Stande sein, man muß sich mrt der ganzen Methode bekannt machen. Ein Vorwurf, den man häufig den Kindergärten macht, ist: daß man sie geringschätzig der Tändelei be schuldigt. Man bedenkt nicht, daß die Kindesnatur kindlich aufgefaßt werden muß, und daß man, indem man zu ihr hinabstcigt, sie zu sich hinaufhcbt. Nur w:r Kind wird unter Kindern, kann unmerklich sie be lehren und im kindlichen Spiel ihnen Weisheit geben, denn anders, als in dieser ersten einfachen Form kön nen sie sie noch nicht fassen. Dieser Tadel kontmt eben daher, daß man daS Wesen der Methode nickt kennt. Dieses Wesen aber ist: naturgemäße Entwik- kelüng d'et Menschennatur. Au den Mitteln, deren sich die Erziehung hierzu bedient, gehören auch die Spiele, aber sie sind nicht der Zweck selbst, sie sollen nur in einer dem zarten KindeSatter entsprechenden Form, also in der Form des Spieles, die kindliche Natur nach verschiedenen Seiten hin entfalten und ausbilden. Dies wird so oft mißkannt; man nimmt für den Zweck selbst, was nur Mittel zum Zweck ist. Ueberhaupt kann man von der bloßen äußern Anschau ung der Kindergärten auch nur eine äußere Ansicht davon gewinnen und ihre ganze Wirkung nicht kennen lernen. Es liegt in der tiefen und innerlichen Natur dieser Methode, daß sie sich nicht durch äußere Effekte, sondern nur durch den Einfluß auf das ganze Wesen des Kindes kund thut; öffentliche Prüfungen und Dar- legungen dessen, waS die Kinder gelernr oder sich zu eigen gemacht haben, vertragen sich nicht mit dieser Methode, die nur aus dem Innern heraus nach be stimmten Gesetzen entwickelt, nicht drcssirt oder anlernt. Selbst Schaustellungen dessen, was die Kinder gear beitet haben, werden immer weniger befriedigend aus. fallen, weil nur dargelegt werden kann, was, nicht wie und nach welchen Gesetzen es gemacht wurde. Wenn man bei solchen öffentlichen Prüfungen etwas effelvollcs bieten wollte, so würde eS Dressur werden, die der wahre Erzieher verabscheut und also nie aff. wendet. Andere sprechen den Vorwurf aus : daß die Kinder zu früh angestrengt und dadurch angegriffen, zu früh mit so manchen Dingen aus dem Leben bekannt ge. macht würden. Dieser Vorwudf widerspricht dem vb, xizcn, der in Allem nur Tändelt und Spielerei sieht'; — aber so viel Abneigung und Widerwillen erregt jö- de neue Erscheinung der Zeit, daß sie dem Einen zu weiß, dem Andern zu schwarz eds^tint, blos weil sie Beiden fremd ist. In dem' eitlen Vorwurf liegt schon die Widerlegung des andern. ÄKsdeM einen zu weist erscheint, .kann nicht schwarz, was dem Andern z«