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4« — DerE^eSk-»-« WaS tönen dl» Glöcklein so trübt Von ferne, vom Thurm» herab? WaS schttiki» vir Trägt» ss trairlg. Wen tragen sie dorten zu Grab? ES folget ja Niemand der Bahre. Nicht schmücken Cypressen den Sarg, Der sie, die gebrochene Hülle DeS edlen Rebellen verbarg? Hat er denn nicht Freunde, die weinen Und ihn jetzt begleiten zur Ruht Die Träger sie senken ihn nieder Zur Gruft und sie schütten sie zu. Die Träger sie schreiten nach Hause, Woll'n kümmern sich nicht mehr um ihn; Da hören sit FreiheitSgesänge So wild durch die Lüfte Hinziehn. Sie hatten kein Lied ihm gesungen. Da stiegen die Engel herab, Bekränzten mit grünendem Lorb er Dem tobten Rebellen das Grad. Sie pflanzten drei Eichen am Grad,, Drei Eichen gewachsen so schön; In jeder da war eine Inschrift Mit blutigen Lettern zu sehn: „Er hatte gekämpft für di« Recht» „Der Brüder, wollt' machen sie frei — „Doch alS er nicht Sieger geblied»«, „Begnadete man ihn mit Blei." ll. So hat der Rebell» geschlafen, Geschlafen in trauriger Nacht, DiS daß Ist der Frühling gekommen, Der Frühling mit goldener Pracht. Sein schn«»igeS Grab ward umtleid»t Mit lieblicher Frische vom Grün; Lu» sollen am Märtyrergrabe Gar bkutige Rosen erblüh«. Di» Eichen die wachsen zum Himmel So stolz und so herrlich empor, E» dringet Ihr Blättergrflüstrr Me FreiheilSgesang z« dem Ohr. Da ist der Rebelle erstanden Mit blutigem Hemd aus der Gruft Und hat in den Sang eingestimmet, Daß wekr e« durchlönet die Luft. Da hat e« von ferne geklungen Wie mächtige Rufe zur Schlacht — Es war ja Ler Frühling erstanden, Der Frühling mit goldener Pracht!. Benno Haberland. Politische Umschau. Mit der lieben deutschen Einheit steht eS gerade so erbärmlich wie mit der deutschen Freiheit. Berge» hoch thürmen sich die Entwürfe und Akten der Dip? lomaten; wir denken aber, daß aus diesen Papierber' gen nickt einmal eine Maus hervorkriecken wird, Hr. v. d. Pfordtcn mag ihn mit seiner Brille besehen, so lange er will. Die deutsche Einheit kommt uns jetzt wie jenes Tbier vor, das nvei Herren Katte, die sich so lange über daS in di» Krippe zu schüttende Futter stritten, bis das Thier verhungert war. Die Einen wollen die Einheit durch den Erfurter Reichstag, die Andern durch das neue Dreikönigsbündniß Herstellen, die Einen sind klcindeutsch, die Andern großdeulsch, schließlich wird aus der Einheit gar nichts, Deutsch land bleibt, was es war, ein großes Land in etliche ist! Staatchcn zerrissen, die Deutschen bleiben eine klei ne Nation von vierzig Millionen Köpfen. Sachsen hat sich ;edoch noch nicht bestimmt von Preußen losgesagt, es will auch künftig auf zwei Stüh len sitzen bleiben und denkt: Kommt Zeit, kommt Rath! Herr v. Könneritz war zwar beauftragt eine Note in Hannovers Sinn zu übergeben, hat aber wieder Ge» genbefehl erhallen und die Note nicht abgegeben. Un» terdessen läßt man aber frischweg »inen neuen Vertrag mit Baiern und Würtemberg unterzeichnen. WaS thut's auch? Weiß man doch, das aus keinem etwas wird; da handelt man denn nach dem bekannten Satze: Wenn es auch nichts hilft, so schadet es doch Nichts. Der König von Preußen hat die Ernennungen zum Erfurter Staatenhause vorgenommen und allen siineu lieben Getreuen Sitz» in der Augustiner Kirche verschafft. Es ist wirklich ein schlimmes Anzeichen, daß das neue Parlament gerade in der Kirche d. h. Lugustin tagen soll. Wem fällt dabei nicht daS schöne Lied ein: Ei du lieber Augustin, Alle« ist hin, ist hin!