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46 formparket aus «Ilm drei vereinte« Königreichen aus- aesckricden. Diesmal handelt es sich vornehmlich um Erlangung des allgemeinen Wadl- und Stimmrechte- für jene 6 Millionen englischer Staatsbürger, wetcke bisker von demUbeo ausgeschlossen waren. An dieser Reformbewegung betheiligen sich aber nicht nur die bisher rechtlosen untern Volk-klassen, sondern auch der einsichtsvolle besitzende englische Mittelstand. Ja bis in höhere Regionen reicht die Ueberzeugung, daß es notwendig sei, die Wünscht und -Bestrebungen der Massen durch Einräumung des Stimmrechtet in ge. setzliche Bahnen einzufükren, bevor etwa, durch eine neue Erhebung aus dem Continente angeregt, die Rechtlosen sich erheben möchten, um mit bewaffneter Kaust die Rechte zu erobern, die man ihne» im Frie- den vorenthalten. Diele bedeutsamen Vorgänge in England, die vielleicht weniger von Großmurh und Humanität der besitzenden englischen Bürgerclassen, als vielmehr von englischer Klugheit und politischem Verstand, zeugen, veranlass»» unS, ein Wort über das allgemeine Stimmrecht an die Gegner desselben iiz Deutschland zu richten. Bieber haben die Gegner des allgemeinen Stimmrechte- noch imm-r aus Eng land hingewiesen; jetzt wollen wir da auf bi tweisen und sagen: „nehmt ein Beispiel dar n." Wahrend in England da« Bürgerthum den bisl-r Unbercchlig- ten Gerechtigkeit widerfahren lasten will. leid ihr der Meinung, dem deutschen Volke müsse das allgemeine Stimmrecht, das es schon im Jahre ld48 geübt, das ihm durch seine Vertreter gesetzlick zugesprvcken war, wieder genommen werden. Eure Meinung, wir sa gen es euch ohne Parteileidcnschaft, ist unheilvoll. Sie führt den Prinzipienkampf der Gegenwart von dem friedlichen Schlachtfeld, der Wahlen am Ende auf das blu'ige Schlachtfeld der Waffen, wo aus dem Blute einer Partei, das Verderben für alle erblüht. Das allgemeine Stimmrecht ist nicht die Forderung einer Partei, es ist die Forderung des Iah,Hunderts und der Weltgeschichte in ihrer bisherigen Entwickel ung. Man sag» zwar, England habe Jahrhunderte destan.de« in seiner freien Verfassung, sei groß und mächtig geworden ohne das allgemeine Stimmrecht; ganz recht, aber diese Jahrhunderte sind jetzt vorüber; andere Zeiten, ander» Menschen, andere Begriffe und Anschauungen. Die Weltgeschichte wie die Natur hat ewige Gesetze ihrer Entwickelung, und wer diese nur »inigermaßen ohne Parteilejhenschast erkannt bat, der muß sagen: das allgemeine Stimmrecht ist eine welt- Lischichtliche Noihwendigkeit geworden, das Vorrecht und die Rechtlosigkeit eines großen Theiles der Staats bürger muß fallen, ebenso wie das Fetda'wesenjund die Leibeigenschaft gefallen ist. Das allgemeine Stimm recht und damit die volle Idee des allgemeinen Staats- bürgerlbums wird von allen gebildeten Völkern errun gen werden, so gewiß das Sonnenlicht am Himmel und so gewiß die Gerechtigkeit ein Grundbegriff des menschlichen Geiste-. Gerecht ist es, daß jeder ver nünftige, sittlich unbescholtene Staatsbürger in gesetz tem Lebensalter, der durch seine Arbeit dem Ganzen nützt, auch ein Reckt habe, Theil zu nehmen an der - -> organischen Entwickelung des Gangen. Ihr saget zwar, wer durch Geld und Abgaben am meisten zu der Erhaltung des Staates beilrage, der müsse auch das größere Reckt haben. O nein, der Staat ist kei ne Rentenanstakt, sondern eine Arbeitskolonie, ein Bie nenkorb, und nickt das Geld, sonder« die Arbeit macht -den Neichthum der Völker, die Arbeit giebt auch erst dem Boden seinen Werth, das Geld ist nur der Maß stab des Wertstes aller kauflicken Lebcnsgüter. Den Reichen soll kein Reckt vertümmert weiden, wenn sie aber mehr an den Slaat zahlen, so begehren sie sür diesen Besitz auch einen größern Schutz des Staates, und das Geld mit seiner Zaubermacht sickert den Nei cken dennock immer einen gesellschaftlichen Einfluß, den das Gesetz uickt stemmen kann und will. Ihr saget ferner: das lehrt unS schon jetzt die Erfahrung, bei allgemeinen Stimmrecht siegt die Demokratie'irr unsern Kammern. Nun, wenn ihr das einsehet und den Frieden wollet, so suchet euch mit der Demokratie zu verständigen. Es gibt nur zwei Verfassungsanen, welche Dauer haben und logische Consequenz: die des potische mit allen Mitteln der Unterdrückung ohne Schwurgerichte und freie Presse, in welcher der Wille des Einzelnen Gesetz ist, und die freie Verfassung, gegründet auf die Grundbegriffe der Gleichberechtig ung, in welcher die Majoritätsbeschlüsse gelten. Die Herrschaft einer Minorität über die Majorität ist in jeder Gesellschaft ein ungesunder Zustand, der nur so lange ruhig dauert, bis die Majorität zum Bewußt sein ihrer selbst kommt. Eine Staatsgesellschaft der Art gleich einem umgekehrten Kegel, der auf dem spi tze« Ende ruht, jede Bewegung kann ihn stürzen. Die MärzredenSart von der „breitesten demokratischen Basis", in der Tdqt, sie bezeichnete das Heilmittel . unserer aufgeregten fieberhaften Völkerzustände. Hätte man das Heilmittel unweigerlich angewandli Aber leider, man griff zu einem andern, welches wohl ge gen Empörungen, ab»r nicht gegen Völkerkrisen und Revolutionen nachhaltig ist; man griff zu den Waf fen, und im Erfolge derselben ging man weiter zurück;