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A-orker Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfzehnter Jahrgang. Prcit für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: I Thaler, bei Bestellung des Blattet durch Botengelegenheil: 2S Rgr. S Pf. 13. Mittwoch, L7. März 1850. Die Vortheile der Preßfreiheit. Jetzt, wo man anfängt in den einzelnen Ländern nach frei gegebener Presse an deren Beschränkung wie. der zu denken, wie namentlich in Bayern, und viel leicht auch bald bei uns, ist es Pflicht jedes Patrio ten, auf das Heilsame der freien Presse nochmals hinzu weisen und über die Vortheile derselben schärfer tlnd ruhiger nachzudenken. Die Vortheile der Presse bat schon im Jabre 1831 der Abgeordnete Duttlinger in der badischen Depulirtenkammer als Berichterstat ter der dazu besonders niedergesetztcn Commission zu- sammengestcllt. Deiselbc sagt unter Anderen: „Die Presse weckt und stärkt jedes Talent durch die lebendige Regsamkeit, die sie im Reiche der Gei ster hervorruft und unlerhält. Sie ist die wichtigst« Borbedingung das wohlrhätigste Hülfsmittel für jeg. liches Fvrtschrciten in allen Gebieten menschlicher Er- kenntniß und Wissenschaft. Sie verleiht der Wahrheit die Kraft zum Siege über Lüge und Jrrihum und fuhrt auf dem Wege solchen Sieges ohne Unterlaß zur Eroberung neuer Schätze im Reiche der Wahrheit. Bon gleich hoher Bedeutung und Wichtigkeit er scheinen die Bortheile der freien Presse in Hinsicht auf den Staal und dessen Berfassung. Die Grundidee der repräsentativen Verfassung ist: die Verwirklichung der Herrschaft des Gesammtwillens in allen Zweigen der Gesetzgebung und Verwaltung. Et setzt daher solche Verfassung, wenn sie mehr als ein eitel Gaukelspiel, wenn sie eine Wirklichkeit sein soll, als unerläßliche Bedingung voraus, daß sich der Inhalt solchen Gesammtwillens in unzweifelhafter Wei» sc äußerlich erkennbar darstelle. Sie setzt mit andern Worten voraus eine wahrhaft öffentlich« Regung und deren unzweifelhafte äußere Erscheinung und Er. kennbarkril. Beides ist für immer unmöglich ohne Preßfreiheit, ohne den durch das Sprachorgan der Presse vermittelten lebendigen freien Umlauf und Aus tausch der Gedanken, Meinungen und Wünsche der Einzelnen, aus welchen die Gcsammtheit zusammenge- setzt ist. Nur durch sie, die Preßfreiheit, nur durch unge hemmte allseitige Mittheilung über die öffentlichen Angelegenheiten kann eine wahre gemeinsame, verstän- dige und aufgeklärte Ansicht darüber in Volke, in der Gcsammtheit des StaatSvereins aufkommen und nur sie und ihre tägliche freie Erörterung der vater ländischen Dinge ist es. welche die Herzen aller Gro ßen des Staates mit lebendiger Thcilnahme an seinem Gedeihen durchströmt, sowie nur sie und die durch sie hcrvorgerufene lebendige Regsamkeit eS ist, welch« den Schatz der edelsten geistigen Kräfte in tausind und tausend Canälcn dem Mittelpunkte des StaatskörperS zuführt und von da aus den ganzen OrganimuS deS Volkslebens mit neuer Wärme durchdringt und zu er höhter Thatigkeit «mporhebt, so daß nur sie es ist, welche das Volk zur wahrhaften politischen Mündig, keit und Reife erzieht, das Dasein und die Erkenn barkeit einer wahren öffentlichen Meinung vermittelt, und jede unsichtbare Macht erzeugt, welche die Spra che mit dem Namen des öffentlichen Geistes bezeichnet. Die freie Presse ist das sicherste Schirmdach gegen die Schläge des Unrechts und Willküör jeglicher Art, von welcher der Gewalten im Staate sie immer kommen mögen. Die offene freie Rede, durch die Zaubermacht der Presse den Entfernten vernehmlich wi« den Nahen, erhellt mit ihrer Fackel alle finstere Jrrgänge der mäch. tigen Willkühr, zieht jeden Mißbrauch der Gewalt vor ihr unerbittliches Gericht und stellt den Pflicht» vergessenen aus auf die Schaubühne der Oeffentlich- keit, ihm selbst zur wohlverdienten Straft, Andern zum abschreckenden Exempel. Gegen Verirrungen und Mißbräuche jeglich» Art,