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A-orker Wochenblatt. Mattheit «n gen über örtliche uikd vaterländische Angelegenheiten. Fünfzehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung de« Blatte« durch Botengelegenheil: Sr Ngr. ü Pf. 2. Mittwoch, 9. Januar 1850. WaS macht Adorf? Liebes Wochenblatt! Die Zeiten ändern sich; die schönsten jungen Mamsell'S werden alte Jungfern und kriegen als ehrwürdige Matronen schmucke Runzeln im Gesicht und weiße Silberlocken auf dem Haupt, das so manchen Sturm erlebt hat.'' Alles ändert, dreht und Wender sich in der Welt, denn das ist eine alt« Geschichte, doch ist sie ewig neu; und deshalb, weil sie ewig neu ist, so erlauben wir uns Dich zu fragen, ob >s vielleicht nicht Deine Pflicht ist, uns einigen Ausschluß zu geben: „wie es im ober» Bvigtlande auegesehen Hal und wie eS jetzt aussieht?" — Du konntest Dieb nicht wenig verdient machen nm Deine Lesir; zumal Du in letzter Zeit gar zu wenig Salz an Deine Luppe thaiest. Das Wochrnblatt: Ich bin, wie Ihr wißt, eine eigene Gestalt, wie eS wohl selten eine in der Welt geben wirb; denn mich bat der Todt lebendig gemacht. Dcrsclbige Lobt, vor dem, wenn auch nicht alle Leute, doch sehr viele Leute außerordentlichen Respekt hatten und vorzüglich die Größeren der Erde, die überhaupt nicht ge.n Etwas vom Todt wissen wollen. Da kam iu- hement eine Zeit, wo es blitzte und krachte, donnerte und hagelte, Fenster einwars und Thronen umköpelt» — da sanden es denn auch unsere Großen für gut, sich einigermaßen mit dem Tod vertraut zu machen. Er wurde berufen und ich war vaterlose Waise. Da nahm sich denn meiner der wackere Becker an und unter seiner Leitung und Lehre war ich gern gesehen bei Jung und Alt. Luch er bekam Ordre, aber vom Könige aller Könige— und ich sah ihn niemals wie der; nur seinen einsamen Grabhügel beobachte ich ost trauernd, wenn ich meine stillen Wanderungen nach Freiberg, Bergen und Ehmath antrete. — Hierauf brachte ich einige bissig« Artikel und Gedichte und seit dieser Zeit ist mir daS König!. Justizamt zu Adorf und die Bürgermeisterei zu Markneukirchen und auch noch mancher andere Mann gram und böse geworden und entzogen mir ihre Annoncen, die jetzt der Bote aus dem Bvigtlande mit selbstgefälligem Flciße ver zehrt; und daher kommt es denn auch, daß in Adorf Niemand weiß, wenn das Amt Etwas bekannt macht, wetl der Anzeiger für unsere Gegend nur dem Namen nach bekannt ist und vielleicht nur von Wenigen ge lesen wird, die ohnedies vorher schon wissen, wenn und wat für eine Bekanntmachung nölhig ist. — Das sind nun meine Leiden und meine persönlichen LngtlegLnheilen, und nun Einiges von und über Adorf, Man schreibt jetzt «uno 1830. Bor zwanzig Jah. ren 1830 war ich noch nicht, Lobt, der alte und Schmidt, der neue Bürgermeister noch nicht; wohl aber herrschten zwei Bürgermeister in unserer Stadt und die alte Zeit war mit ihnen; bis sie eines schönen Taget entthront wurden und ihrer Macht und Herr lichkeit V'alvt sagt«n. Bor zwanzig Jahren stand noch nicht das große AmtSgebäube mitten in der Stadt Adorf und be herrschte nicht weithin die Berge; wie wird es nach zwanzig Jahren aussehen? Wird dann kein großer Saal mit Tribünen Hunderte umfassen, um die Oef. fentlichkeit in allen Nechtsfällen zur endlichen Gel. tung gebracht zu wissen. Bor zwanzig Jahren führte noch kein gerader Weg vom Marklplatze aus nach dem Schießhause; jetzt sührt freilich ein solcher dahin, und dennoch kommt ein Mancher schief vom Schießhause nach Hause und kommt noch schiefer zu Hause an, wenn ihm sein Ehkweiblcin bei später Mitternachtstunde eheliche Stürme berntet. Bor zwanzig Jahren stand noch keine Frohnveste, gleich einer kleinen Festung außerhalb der Mauern.