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i Unterhaltungsbeilage D zum N 8 Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger H komao voll kaa^ keutti. (Nachdruck verboten.) Stühle und liefen dann über das erblindete Glas der all herum, sie alle warteten gedämpft durch Selbst- Ehormädcls sonderlich zu „Sie, Horsten, Sie ergehen sich im Par' und treffen zufällig die Freundin Ihrer Braut! Ausnahme, die hier stattfin den sollte. Noch aber war die Haupt attraktion des Ganzen nicht anwesend. Die Diva, der weiblicheStar dcrFilmEom- panh, wurde erwartet, da die letzten paar hundert Meter Ausnahme mit ihr gemacht werden mutzten. Wieder ver ging eine gute halbe Stunde mit nutzlosem Warten, als das erste Auto in das wcit- geösfnete Parktor cinfuhr. Ter Dichter des Dramas, das gekurbelt wurde, erschien mit dem allgewaltigen Herrn Regisseur und einem diesen stets umgebenden Stabe von Herren inmitten der ihm wie einem Könige zujubelnden Komparserie. „Die Lilith schon hier?" fragte er kurz, ohne der schmachtenden Blicke der achten, von denen eine jede ! Im Schloßpark von Tegel war heute Filmaufnahme. ! Das verwitterte Schlößchen Wilhelm von Humboldts hatte I seine Tore weit geöffnet und ließ die lachende Sonne in i all die verträumte Pracht Hineinscheinen. Glitzernd tanzten ! die Sonnenstrahlen über den verblichenen Samt der alten ; herrschte. Diese uralten Bäume im I Schloßpark harten im Laufe ; der Jahre schon vieles gc- ; sehen. Einstmals wandelten i Männer mit klugen Gelehr- ! tenköpfen über die gepflegten j Wege oder sie saßen auf den j Bänken und sinnierten in i gelehrten Unterhaltungen. I Ab und zu erkiang wohl auch i Helles Frauenlachen, immer I goldenen Spiegel, die rings j die Wände zierten. Die Bil- - der an den Wänden, Könige I und Minister, abwechselnd I mit schönen Frauen im Rcif- ' rock und mit der weißen » Puderpcrücke, sahen vcrwun- ! dort auf das bunte Leben, l das sich draußen im Park j abspielte. Es herrschte ein tol- > les Durcheinander, Schreien I und Lachen I wohnte Stille ' unter den Spiegel, Lippenstifte und Pudcrdöschen zum Vorschein. Der winzige Taschenkamm gab den kur; verschnittenen Haaren den letzten Schmiß: sie waren kurbclfcrtig. Die paar Jünglinge aber und älteren .Herren, die im Gesell- schaftsfilm mitmachlcn, die gähnten und drückten sich über- - auf das große Ereignis der s erziebung und höfische Sitte, und ein betreßter Diener i trug Bademenfilien und warmes überzeug hinterher, I wenn es sich um einen Badcausflug nach dem Tegeler See ; handelte, der, ein halbes Stündchen entfernt, das Blau j des Himmels widerspiegelte. Tas alles war lange, lange her. Tann hatte das I laute Leben eine lange Zeit geschwiegen und vor den Pforten des verträumten Schlößchens haltgemacht. Nur > ab und zu besuchten ein paar Sonmagsäusslügler die t Gräber der Familie Humboldt, die, tief im Park versteckt, j sich nicht allzu vielen zeigten. Sonst ging das Hasten und ' Treiben hier vorbei und verlor sich weil drüben in den » Kneipen am Tegeler See. Heute jedoch liefen aufgeregte Menschen hin und her > und erfüllten die Umgegend mit Lärmen und lautem ! Lachen. Ter Operateur der Imperator Film Companp ! lief mit dem Kurbelkasten umher und suchte Motive. Tie I männlichen Stars rauchten eine letzte Zigarette vor der ! Aufnahme und gaben der Sonne ihre gutbezahlte ! Schönheit preis. Tie Komparserie amüsierte sich ans ihre k Weise: aus den Täschchen der Mädels, samt und sonders I mit Bubiköpfen in allen Farbcnnuancen, kamen kleine träumte, einmal von ihm entdeckt zu werden. » Man verneinte. Niemand hatte die Diva gesehen, < Zwischendurch war Konrad Horsten, der männliche Gegen- I pari der Tiva, in seinem selbst chauffierten Wagen ein- ' getroffen, ebenso einige namhafte Künstler, welche gut- ; bezahlte Ebargen verkörperten. Tas ganze Ensemble war i beisammen, wie der kleine Hilssrcgisseucr, mit dem Buch I in der Hand, zufrieden konftat-ierle. „Sic wird sich verspätet Habens meinte der Regisseur ; Freundlich, das Rcgiebnch ergreifend. Und den Autor des i Dramas unter den Arm fassend, kommandierte er: „Sie, Grunert, telephonieren sofort an die Lilith und > fragen, wie lange sie schon unterwegs zu sein beliebt.' Und zum Operateur gewendet: „Wir werden da drüben, am > Rasenrondell, die erste Szene drehen, in der wir die Lilith j noch nicht gebrauchen. Also los!" Und aus dem Rcgicbuch lesend, sprach er weiter: „Sie, » Horsten, Sie ergehen sich im Park und treffen zufällig die I Freundin Ihrer Braut mit ihrem Windhund Sasckm. I Bitte, Freundin Polln, Tie kommen von da drüben. Wo ; ist der Köter? Gul. Also weiter. Sie kommen dein Herrn > Baron entgegen, mit züchtigen, verschämten Wangen.