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WOlMMM TagM un-AHkiM Hohenstem-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Erscheint jeden Wochentag nachmittag» — Fernspr. Sir. II «. 28. Pofischttlkonto Leipzig 22464. — Semrindeytroiont» 14. vanNanie«: Emnmerz-und Privat. Bank Zmetgstelle Hohe» stein - Ernstthal — Dannstiwi« und Nationalbank Zwei-» niederioffung H-chenpetn-Ernstthal. — Unverlangt eingesandt« Manus-ripte wech«, »ich« z»rtckgeschlckr — Einsendungen ohne Ramem-mennung find« keine Aufnahme Bei Klagen, Konkursen, Vergleichen usw. wird der Brütt» betrag in Rechnung gestellt Im Falle höherer Gewalt — Artig »der sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebe» der Zeitung, der Lieferanten »der der Besörderung-einrich- tungen — hat der Bezieher leinen Anspruch aus Lieferung »brr Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezugspreise». Generalanzel-ckr für Ho-enstein ° Ernstthal mit Hüttengrrmd, Oberlungwitz. Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, RÜSdorf, Langenberg, MeinÄwrf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Tallenberg, Grumbach, Tirschheim, Suhschnappel, St. Egidien, Wüstenbraud, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Ruhdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgericht-, des Finanzamts und des Stadtrats zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umli»g«nden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Rk. 146 79. gahrg. BczuaSvretr halbmonatlich va Golüvtenutae ei»s»liesli» Traaerloh«. Mittwoch, den 26. Juni 1929 Ve. VmiWT WMWee MMeOLMenl EiWMM A«Mmg Ler GWWMNMg LMO Les MW-Me« — HM Ml- v. ZSMtti stMMN M der Linken — M UMge HasteMaWng S-mnms' «-gelehnt Ueber die Wahl Dr. Büngers zum Mini sterpräsidenten Haden wir bereits gestern in der vierten Stunde folgende Meldung durch Extra blatt verbreitet: Dresden, 2b. Juni Der sächsische Landtag, der heute mittag den dritten Wahlgang für den Posten des Minister präsidenten vorzunehmen hatte, sah alle 96 Ab geordnete versammelt. Es wurden 96 Stimm zettel abgegeben, davon entfallen auf den Abg. Bünger (Deutsche Vp.) 44, auf den Abg. Fleiß- «er (S»z>) 33, den Abg. Prof Dr. Apelt (De mokrat) 5, auf den bisherigen Ministerpräsiden ten Heldt 2. Außerdem wurden 12 weihe Stimmzettel abgegeben. Da beim Landtagsprä sidium keine Eswihheit darüber bestand, ob die 12 weihen Zettel den Stimmen zuzuzählen seien, die nicht auf Dr. Bünger lauten, vertagte der Präsident die Sitzung auf eine Viertelstunde. Nach Wiedereröffnung verkündete Präsident Weckel den Beschluh des Landtags-Präsidiums, den Landtag darüber abstimmen zu lassen, ob Bünger die Mehrheit der abgegebenen Stimmen erhalten habe. Der Landtag stimmte ab und es wurden 49 Stimmen dafür, 47 dagegen abgege- bei. Damit ist Dr. Bünger Ministerpräsident. Seine Vereidigung fand im Anschluh daran Patt. * Ueber die Sitzung des Landtages ist im ein zelnen zu berichten: Dresden, 25. Juni Im Landtag darf keine Sitzung vorüüergehen, ohne dah die Kommunisten vor Eintritt i» die Tagesordnung Erklärungen zur Geschäftsordnung abgeben. Diesmal war es die Verhaftung des russischen ausgewiesenen Geigers Soer- mus in Hohenstein-Ernstthal, die den kommunistischen Fraktionsvorsitzendcn Renner auf den Plan rief. Sein Antrag, die Verhaftung sofort aufzu heben, wurde gegen die Stimmen der Kommunisten und der Nationalsozialisten abgelehnt. Dann sprach Nenner über die Verhandlun gen zur Negierungsbildung, wobei er sich beson ders mit den Nationalsozialisten beschäftigte, von denen er sagte, daß sie in der kurzen Zeit ihrer Zugehörigkeit zum Landtag schon aus heulenden Wölfen zu zahmen Schoßhündchen sich entwickelt hätten. In dem Umstand, daß die 5 Nationalsozialisten in den ersten Sitzun gen gleich gekleidet in gelben Hemden erschienen, in dieser Sitzung aber drei von ihnen weiße Hemden angezogen hatten, sah er einen Beweis für ihre Mauserung. Er behauptete, sie hätten diese gelben Hemden in die Dr. Vlühersche Waschanstalt gegeben, und es sei zweifelhaft, wie sie da wieder herauskommcn würden. Dann wurde zum dritten Male zur Wahl des Ministerpräsidenten geschritten. Das Haus war diesmal vollzählig. Es erhielten Stimmen: Abg. Dr. Bünger (D. Vp.) 44 Reichstagsabg. Fleißner (Soz.) 33 Innenminister Dr. Apelt (Dem.) 5 Ministerpräsident Heldt (ASP.) 2 dazu 12 weiße Stimmzettel. Im Präsidium herrschte nun, obwohl 8 72 der Geschäftsordnung wörtlich lautet: Bei Abstimmungen und Wahlen zäh le« Stimmenthaltungen sowie weiß« und ungültige Zettel nur zur Feststellung der Beschlußfähigkeit, nicht aber Sej Berech nung der Mehrheit, keine Einigkeit darüber, o b D r. B ü n - ger nun als gewählt anzusehen sei. Der Präsident Weckel vertrat die gegenteilige An sicht, während die beiden Vizepräsidenten die Wahl Dr. Büngers für gültig ansahen. In folgedessen vertagte der Präsident die Sitzung, um im Aeltcstcnausschuß über diese Frage be raten zu lassen. Nach Wiedereröffnung der Sitzung stellte der Präsident an den Landtag die Frage, ob die Wahl Dr. Büngers gültig sei oder nicht. Diese Abstimmung wurde mit 49 gegen 47 Stimmen zugunsten Dr. Büngers entschieden. Gegen die Gültigkeit stimmten mit den Sozial demokraten und Kommunisten der bisherige Ministerpräsident Heldt und der bisherige Ju stizminister Dr. v. Fumetti, während der alt sozialistische Abg. Buck für die Gültigkeit stimmte, die übrigens auch die Demokraten be jahten, die vorher Dr. Bünger nicht mitgewählt hatten. Dr. Bünger erklärte, die Wahl anzunehmen und leistete dann dem Landtagsprüsidentcn den Eid auf die Verfassung. Dann wurde in die Erledigung der übrigen Tagesordnung eingctreten. Dem Antrag des Prüfungsausschusses entsprechend wurden die Landtagswahlen für gültig erklärt, und dann Der KÄMM LM M Ml« Les beschien SKsks Berlin, 25. Juni In Köln am Nhein rufen s ä mt liche bür gerlichen Parteien, von den Deutsch- nationalen bis zu den Demokraten, zu einer machtvollen Kundgebung auf dem Domplatz auf. Zweck dieser groß geplanten Demonstration ist die Abwehr der deutschen Allei n- schuld am Kriege. Bezeichnenderweise sind sich die handelnden Parteien, im Gegensatz zu merkwürdigen Auffassungen in Berlin, darin einig, daß aus der Unwahrheit des deutschen Schuwbekenntnisses die Tatsache jener Lasten und Bedrückungen resultiere, die die Gegenseite uns aus diesem angeblichen Nechtsbriefe des Artikels 231 aufgeladen hat. Es ist erfreulich, gerade im Nheinlande in dieser großen Sache eine bürger liche Einigkeit feststellen zu können. Allerdings auch nur zu leicht erklärlich, denn unsere deut schen Brüder und Schwestern im Westen haben am eigenen Leibe erfahren, was es heißt, der „Vergeltung" unserer ehemaligen Feinde ausge setzt zu sein. Man darf mit Recht auf dem Standpunkt stehen, daß — Gott sei Dank — draußen im Lande andere Anschauungen über deutsche Politik und ihre Notwendigkeiten herr ischen, als innerhalb der Berliner Politik, von der man immer wieder überlegen muß, ob sie überhaupt eine deutsche genannt werden kann. Geben wir uns der Hoffnung hin, daß das gute Beispiel von Köln zündet und die bürgerlichen Kundgebungen einmütiger Abwehr noch an vie len Orten des deutschen Reiches emporwacbsen. «in Ausschuß zur Untersuchung der Verhältnisse in den Gefängnissen und «in Ausschuß für die Behandlung der Besoldunzs- und Beamten fragen eingesetzt. In gemeinsamer Beratung wurden dann kommunistische Anträge, di« sich mit der Frage der E r w e r bsl os e n v e r s i ch e r u n g, der Krifenfürsorge usw. beschäftigten, beraten. Nach längerer Aussprache wurde gegen di« Stimmen der Kommunisten der Antrag dos Haushaltaus- schusses L angenommen, l?i der Ncichsregierung und im Rcichsrat darauf hinzuwirken, daß der Versiche- rungskreig und die Unterstützungsleistun- gcn in der Arbeitslosenversicherung nicht eingeschränkt, jedoch alle zur Sanie rung der Reichsanstalt für Arbeitsver mittlung und Arbeitslosenversicherung sonst notwendigen gesetzgeberische,, Maß nahmen unverzüglich beschlossen werden; bei der Reichsregierung vorstel lig zu werden, daß im Nahmen der Ne- formmaßnahmen des Gesetzes über Ar- vermittclung und Arbeitslosenversiche rung für geeignete Berufe (Landwirt schaft, Angestellte) berufliche Ersatz kassen zugclassen werden. Weiter fanden Annahme der Antrag die Negierung zu ersuchen, die Vorbereitungen zum Bau von Talsperren im Gottleuba« und die Räumung FMk-ÄH BÄ Ws ESWMl bshsäts Paris, 25. Juni In französischen diplomatischen und politi schen Kreisen wird die Rede des deutschen Rcichs- außenministcrs abgesehen von der Stelle über die Saarfrage ziemlich günstig aufgenommen. Man erklärt in diesen Kreisen, daß die französi schen Vertreter keine Verbindung zwi schen der Rhein landrüumung u cd der Rückgabe des Saargcbietes an Deutschland zulassen und in dieser Frage unzu gänglich lein würden. In französischen Regier» ngskrcisen ist man in ausgesprochenem Gegensatz zu Deutsch land der Ansicht, die Saarfragc gehe nur Deu 1 schand, Frankreich und den Völ kerbund an, so daß sie unter Ausschluß ande rer Mächte nur von Deutschland und Frankreich geregelt werden könne und eine solche Regelung nur die Zustimmung des Völkerbundsratcs ver lange. Aus diesem Grunde könne die Saarfragc nicht auf die Tagesordnung der poli tischen Konferenz gesetzt werden. (!) Außerdem rühre sie an zu große wirtschaftliche und finan zielle Interessen, deren Regelung lange und langwierige Verhandlungen erfordere, selbst wcnndie Bevölkerung des Saargcbietes sich für Deutschland aussprcche. Müglitztal weiter fortzusühren und ein weiterer Antrag die Regierung zu ersuchen, auf di« Ver meidung von Ueberstunden hinzuwirkcn und Ucl>erschrcitungcn der gesetzlich zugelassenen Ar beitszeit mit allem Nachdruck zu bekämpfen. Da die Altsozialisten mit den Linken stimmten, wurde gegen di« Stimmen der Regie« rungspartcien auch noch folgender Antrag an. genommen: zur weiteren Finanzierung der Wohnungsbaues ist ein Wohnungsdar. lehen in Höhe von 30 Millionen Reichsmark zu beschaffen und den Gemein den und Bezirksverbäirden tst dieses Darlehen im vollen Umfang nach den Bedingungen der Abgabe der Mietzinssteuermittel zur Verfügung zu stellen, die es entsprechend den Richtlinien des Arbeits- und Wohlfahrtsministeriums über Vaudarlel-en aus der Aufwertungssteucr zu ver- rvendcn haben. Nächste Sitzung: Donnerstag, den 4. Juli, mittags 1 Uhr. Tagesordnung: Regierungserklärung. Etats, kapitcl. * M «men SchtvlerigkMn Dresden, 25. Juni Wie nach dem Ergebnis der letzten interfrak tionellen Beratungen schon anzunehmen war, ist nun endlich im dritten Wahlgang Ler neue Mi- ninsterPräsident in der Person des bisheriger Unterrichtsministers Dr. Bünger gewähli worden, allerdings nach Ueberwindung von Schwierigkeiten, die sich nach in letzter Minute dadurch ergaben, daß die Demokraten, angeblich wegen der von den Nationalsozialisten ausge stellten Forderung, aus der Front der bisherigen Regierungsparteien austraten. Wir haben nun wohl einen neuen Ministerpräsidenten, ab«, noch lange keine Regierung. Hie, gilt es noch erhebliche Schwierigkeiten zu über winden. Wenn der Ministerpräsident sein Kw binett nur aus den Parteien jusammenstcllen wollte, die ihn gewählt haben, dann müßten Li« Demokraten, die Altsozialisten und auch noch der aufwertungsparteiliä)« Justizminister nusschei den. Es wird wohl zum mindesten versucht wer den, die Demokraten mit einzu be ziehen. Hier aber werden voraussichtlich Li« Nationalsozialisten große Schwierigkeiten machen, die ihrerseits in der letzten interfraktio nellen Sitzung ihren Anspruch auf «in Ministe rium angemeldet und nochmals betont haben, daß sie den Demokraten weder das Innenmini sterium noch das Unterrichtsministerium zubilli gen wollen. Immerhin ist durch die Wahl des Ministerprä sidenten nun ein Ausweg aus der verworrenen Lage geöffnet. Es liegt jetzt an den National sozialisten und an den Demokraten, ob sie dem Ministerpräsidenten di« Möglichkeit geben wol len, dem Willen der nichtsozialistischcn Wühler entsprechend, eine Regierung auf der allen Grundlage zu schaffen. Die zwei Allsozialisten scheinen schon gar nicht mehr damit zu rechnen, in der neuen Regierung vertreten zu sein. Man sagt von dem bisherigen Ministerpräsidenten Heldt, daß er große Hoffnung auf den zur Koalition bereiten Gewerk schaft s f l ü g el in der sozialdemokratischen Fraktion setze und mit einer Entwicklung in die ser Fraktion rechne, wie sie sich schon «inmal voll.