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NWemOWerW Erscheint jeden Wochentag nachmittag- — Fernspr. Nr. 11 u. 28. Postscheckkonto Leipzig 23464. — Bemetndegtrokonto 14. Bankkonten: Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohen stein - Ernstthal — Darmstädter und Nationalbank Zweig. Niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt etngesandte Manuskript« werden nicht zurückgeschickt. — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Aufnahme. unüAchkMr Bei Klagen, Konkursen, Vergleichen usw. wird der Brun», betrag in Rechnung gestellt Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de- Betriebe- der Zeitung, der Lieferanten oder der BesörderungSetnrtch- tungen — hat der Bezieher leinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise». Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, HermLdorf, Bernsdorf, RüSdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts, des Finanzamts und deS StadtratS zu Hohenstein»Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Rr. 132 Montag, den 1v. Jimi 1929 I 79. gahrg. MMWe Aquidlermig des Krieges! Eine Erklärung des Neichsbankpräsidcnten Dr. Schacht Paris, 10. Juni Dr. Schacht hat der Agonce Economique et Financier« in Paris folgende Erklärungen gege ben: Die Youngkonfercnz bedeutet die finanzielle Beilegung des Krieges; ohne diese wäre die po litische und moralische nicht möglich. Aber die Durchführung der finanziellen Beilegung wird auch nur möglich sein, wenn der Krieg nicht nur politisch, sondern auch moralisch li quidiert wird. Wir müssen alle entschlossen sein, unsere Augen nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft zu richten. Die Zusam menarbeit Deutschlands und Frankreichs ist bei diesem Aufbau der Zusammenkunft ein wesent liches Element. Die verschiedenartigen Fähig keiten der beiden Nationen prädestinieren sie ge rade zu einer Zusammenarbeit, die bisher durch den geschichtlichen Ablauf der Dinge nur zu oft behindert worden ist. Der Strom der geistigen und zivilisatorischen Beziehungen, der zwischen den beiden Völkern herüber und hinübergeflosscn ist, war oft unterbrochen, wurde aber immer wie der ausgenommen. Unsere Aufgabe muß es jetzt sein, diesen Strom zu einem ununterbrochenen zu machen dadurch, daß wir ihn auch wirtschaftlich fundieren. Mir müssen auf finanziellem, auf in dustriellem, auf kommerziellem Gebiet die In teressen unserer beiden Länder miteinander eng verflechten und so dem Drang nach gegenseitiger Verständigung, der die besten Männer und Frauen der beiden Völker beseelt, ein solides Fundament geben. td RheinlWd-Raumungslonfmnz im Mr Paris, 9. Juni „Matin" berichtet aus Madrid, daß nach einer Meldung des „Heraldo" gestern in den Wandel- gängcn des Völkerbundsratcs das Gerücht in Um lauf gewesen sei, die Außenminister Deutschlands, Englands nnd Frankreichs beabsichtigen, Ende Juli in Baden-Baden zusammcnzutreffcn, um die Frage der Nheinlandräumung zu regeln. Sie Reichsbahn Seaniragi Zariserhöhung Berlin, 8. Juni Die Deutsche Ncichsbahn-Eescllschaft teilt mit: Der Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn- Eescllschaft hatte in seiner letzten Sitzung be schlossen, im Falle der Berbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches im Eisenbahnlohnstrcit eine Tariferhöhung bei der Neichsregicrung zu beantragen, die der Reichsbahn-Gescllschaft für die seit dem Inkrafttreten des Schiedsspruches neu erwachsenen Personalausgaben von unge fähr 55 Millionen Mark jährlich die finanzielle Deckung geben soll. Der Verwaltungsrat sah sich zu diesem Entschluß gezwungen, da die Verhand lungen über eine anderweitige Deckung der Mehr ausgaben keine Aussicht auf Erfolg böten. Eine weitere Drosselung der Sachausgaben, die heute schon unterhalb der normalen Anforderungen lie gen, kann im Interesse der Aufrechterhaltung der Betriebssicherheit nicht mehr verantwortet wer den. Der Generaldirektor wird daher namens der Deutschen Reichsbahn-Gescllschaft bei der Neichsregicrung dc» Antrag auf Tariferhöhung stellen. WM de Rivera — Areftmann Der spanische Ministerpräsident begrüht den deutschen Außenminister Madrid, 8. Juni Reichsaußenminister Dr. S t r e s e m a n n ist heute abend um 8 Uhr 35 in Madrid einge troffen. Ter spanische Ministerpräsident Primo de Rivera empfing den deutschen Vertreter im Völkerbundsrat auf dem Bahnsteig, wo sich zwi schen den beiden Staatsmännern ein sehr freund schaftliches Gespräch entwickelte. Ferner waren der spanische Natsdelegierte Ouinones de Leon, der spanische Generalsekretär für auswärtige An gelegenheiten, Palacios, und andere leitende Beamte, sowie die vollzählige deutsche Dele gation, zahlreiche Journalisten und eine sehr starke Vertretung der hiesigen deutschen Kolonie auf dem Bahnhof erschienen. Auf dem Bahnsteig wie auch vor dem Bahn hof hatte sich eine sehr große Menge Schau lustiger angesammelt, die den herzlichen Charak ter der Begrüßung zwischen den beiden Staats männern spontan durch langanhaltenden Beifall bekräftigte. Der Zug, mit dem der Minister iu Madrid eintraf, wurde von dem Herzog von Saragossa, einem Mitglied der spanischen Könrgsfamilie, geführt, der den Führerstand der Lokomotive während der ganzen Gleise auf spa nischem Gebiet nicht verlassen hatte. Ei» LrAMierles MeMH Madrid, 8. Juni Zu einem angeblichen Interview, in dem sich Reichsminister Dr. Stresemann gegenüber den Vertretern eines Madrider Abendblattes im Zusammenhang mit der Minderheiten frage auch Uber Katalonien und die bas kischen Provinzen geäußert haben sollte, wird von unterrichteter Seite festgestellt: 1. Der Minister hat kein Interview gegeben, ebenso wenig hat irgend ein Herr seiner Umge bung irgend eine Erklärung abgegeben. 2. In einem zwanglosen Gespräch mit Jour nalisten ist darauf hingcwiesen worden, daß das Minoritätcnproblem nicht nur für Deutschland, sondern für die ganze Welt von Bedeutung sei. 3. Das Wort Spanien ist im Zusammenhang mit der Minoritätenfrage nicht erwähnt worden. Id Madrid, 8. Juni In Berichtigung seines angeblichen Interviews mit Dr. Stresemann veröffentlicht „La Voz" eine längere Erklärung des Inhalts, daß bei der durch den Nedaktionsschluß bedingten über stürzten Abfassung des Berichtes sich eine Reihe von Irrtümern, darunter solche von Be deutung, eingeschlichen hätten. Nach Ausdrücken lebhaften Bedauerns erklärt sich das Blatt verpflichtet, diese-Irrtümer sofort wahr heitsgetreu richtigzustellcn und bestätigt zusam- mcnfasscnd vollinhaltlich die in dem deutschen Dementi enthaltenen Feststellungen. DMWO Mch sHs» U»rr VstSehslls aumelden Madrid, 8. Juni Die 3. Sitzung des Natskomitees für die Min derheitenfrage dauerte fast drei Stunde». Nach der Durchberatung der 11 Punkte, bei denen in Bezug auf die Verfahrensfrage ein« Reihe von Verbesserungen gegenüber den Vorschlägen des Londoner Dreierberichtes vorgenommen wurde, ist die nächste Sitzung auf kommenden Dienstag anberaumt worden. Mit dem Ergebnis der heutigen Beratungen bleibt di« deutsche Stellungnahme unverändert aufrecht erhalten, insbesondere in Bezug auf die beiden großen prinzipiellen Fragen der Jnitia- tivgarantie des Völkerbundes zum Schutz der Minderheilenrecht« und das Minderhciten- problem als solches in seiner Gefamhteit. Soweit in den einzelnen Verfahrensfragen sich die deut sch« Auffassung nicht durchsetzen konnte, wurden deutsch« Vor b« halte angemeldet, die bei der Beratung des Minderheitenproblems im Völkerbundsrat selbst eine besondere Nolle spie len dürften. König Fuad in Berlin M BWlißung Set!» Merschrriten der deutsche« Grenze Singen am Hohentwiel, 9. Juni Ilm 16 Uhr 55 traf König Fuad von Aegypten mit einem Sonderzug aus der Schweiz auf deutschem Gebiet im Bahnhof S i n- gen ein. Zu seinem Empfang hatten sich im Auftrage des Reichspräsidenten Reichsminister a. D. Dr. Ros«n, der deutsche Gesandte in Kairo, von Stohrer, ferner Eesandtschaftsrat Dr. Klee, Generalmajor von Vock und Oberstleut nant von Tiedemann eingefunden. Beim Ver lassen des Zuges auf dem mit deutschen und ägyptischen Farben geschmückten Bahnhof rich tete Reichsminister a. D. Dr. Rosen eine Be grüßungsansprache an den König, in der er die Grüße des Reichspräsidenten und der Reichs- regierung übermittelte und an die ruhmreiche Geschichte Aegyptens erinnerte, die bis zum Morgenrot menschlicher Kultur zurückreiche. König Fuad dankte für die herzliche Begrü ßung und brachte zum Ausdruck, daß er sich be sonders auf den Besuch in Deutschland freue, den er erst jetzt habe ausführcn können. Von dem Besuch erwarte er eine besonder« Auswir kung auf die Förderung der deutsch-ägyptischen Beziehungen. Um 17 Uhr 25 verließ der Sonderzug den Bahnhof Singen, um über Stuttgart nach Ber lin wciterzufahrcn. Nie AMO in VerliS Berlin, 10. Juni 5 Minuten vor 10 Uhr erscheint, lebhaft be grüßt, der Reichspräsident v. Hindenburg in Begleitung des Staatssekretärs Dr. Meißner und Oberstleutnants von Hindenburg in der Bahnhofshalle. Punkt 10 Uhr läuft der Sou- dcrzug des Königs von Aegypten in die Halle ein. Vor dem breiten Mittelstück des roten Teppichs hält der Salonwagen, dem der König entsteigt. Er wird hierauf von Reichs präsident von Hindenburg begrüßt. Sodann er folgt die Vorstellung des Gefolges, dann die Be grüßung der ägyptischen Gesandtschaft. A» den Empfangsfeierlichkeiten nahm auch die Neichs- und preußische Regierung teil. Deutscher Reichstag Abermaliger Vorstoß Severings gegen den Stahlhelm Berlin, 9. Juni Im Reichstag nahm heut« bei der Fortsetzung der zweiten Beratung seines Etats Neichsinnen- minister Severing das Wort zu einer länge ren Rede, in der auf die Ausführungen der Par teiredner einging. Er wandt« sich zunächst gegen die von rechts kommenden Vorschläge zur Umge staltung der Verfassung und bezeichnete auch das Wort von der „Krise des Parlamentarismus" als eine Verkennung der tatsächlichen Verhält nisse. Die unvollkommene Stabilität der deut schen Negierungen und die vielen Regierungs krisen seien nicht im parlamentarischen System begründet, sondern in der schwer« n Re pe r a t i o n s b e l a st u n g Deutschlands. Wenn man zum 10. Jahrestage der Weimarer Verfas sung ein« Sammlung alles dessen veröffentlichen würde, was die Republik in Len 10 Notjahren ihres Bestehens an sozialer Fürsorge auf allen Gebieten geleistet habe, so würde sich zei gen, daß unter dem parlamentarischen System weit mehr geleistet worden sei als unter dem alten Regime. Der Minister kündigte weiter an, daß geprüft werden solle, ob nach den Angrif fen auf die Republik, die von Stahlhelmern aus gegangen seien, die Z u g e h ö r i g ke i t von B e amte n z u m „Stahlhel m" mit dem Ge setz über die Beamlenpflichten gegenüber der Re publik vereinbar sei. In der Frag« Ler Reichs- reform sprach sich Minister Se v « r i n g ge- g e n eine Entscheidung durch V o l k s e n t sch e i d oder Mehrheitsbestimmung ans, kündigt« aber eine Vorlage an, in der die Wege zum Einheits staat gezeigt werden sollen. Weiter sollen das Bea intenvertre tung sg ese tz, di e Ne ich sd i« n sl st raf- ordnung, das allgemeine Bea in tengesetz, das Ge setz sür das Reichsvcrwaltungsgericht, das Neichs- bühnengesetz und das Gesetz zur Abänderung des Wahl rechts dem Reichstag nach der Erledigung der Neparationsdebatte zugehen. Der Minister warnte aber vor überspannten Erwartungen hin sichtlich Ler Wahlrefor m. Als der Minister dann di« kommunistischen Angriff« wegen Ler Maivorgänge zurllckwies, wurde er von den Kommnnisten durch lärmende Kundgebungen nulerbrochen, so daß Präsident Löbe mit schärfe ren Maßnahmen drohen mußte. Der Minister schloß mit der Erklärung, daß die Negierung dem weiteren Putschankündigungcn der Kommunisten zu begegnen wissen werde. Krndrrsa« mW cmsr klare« Ae«ßer«ng zur Mumung aus London, 10. Juni Außenminister Henderson äußerte sich gegenüber dem diplomatischen Korrespondenten des „Daily Telegraph" in allgemeiner Form über die großen Linien der neuen englischen Außenpolitik. I» den Fragen Ler Kriegsentschädi gungen und der Räumung des Rhcinlan« des beschränkte sich Henderson auf einige unver bindliche Bemerkungen. Der Bericht der Sach verständigen müsse zunächst geprüft wcrdcif, da mit sich die englische Regierung eine eigene Auf fassung bilden könne. Danach müßten die An sichten der anderen beteiligte» Negierungen ein« geholt werden. Erst dann werde eine Möglich keit bestehen, einen Schritt vorwärts zu gehen. Was die Räumungsfrage angchc, so sei die eng« lische Regierung darauf bedacht» daß alle aus ländischen Truppen sobald als möglich von deut schem Boden zurückgezogen würden. Die Mittel und Wege aber, wie dieses Ziel am besten zu er- reichen sei, müßte» sehr sorgfältig geprüft werde». >, e r » t c