Volltext Seite (XML)
Nr. 81. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den?29. Juli 1918. Seite 3. Von de« Kriegs-SAnMen. Jie mtlichen Tagesberichte. Dresden, 28. Juli 1918, nachmittags V,S Uhr- Großes Hauptquartier, 28. Juli 1915. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. Nordwestlich Souchez wurden einzelne noch von früh eren Kämpfen in der Hand der Franzosen befindliche Teile unserer Stellung nachts von schlesischen Truppen erstürmt; 4Maschinengewehre wurden erbeutet. — In den Vogesen fanden in der Linie Lingekopf—Barrenkops erbitterte Kämpfe statt; französische Angriffe wurden durch Gegenstoß nach mehrstündigem Nahkamps zurückgeschlagen. Dabei wurden auch die vorgestern Abend verloren gegangenen Grä' ben bis auf einen kleinen Teil von uns zurückerobert. Oestlicher Kriegsschauplatz. Zwischen Mitau und Njemen wurden gestern noch etwa 1000 versprengte Russen gefangen ge nommen.— Oesüich und südöstlich Rozan schreitet un ser Angriff vorwärts. Goworowo wurde genommen. Nörd lich Ferock, beiderseits des Narew und südlich Nasielsk setz ten die Russen ihre Gegenangriffe fort; sie scheiterten völlig. Der Feind ließ bet Rozan 2500 Gefangene und 7 Maschinengewehre in unserer Hand. — Bor Warschau wurde westlich Blonie der Ort Pierunow gestürmt. In Gegend südwestlich Goro-Kalwarja wird gekämpft. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Lage bei den deutschen Truppen ist im allgemei nen unverändert. (W. T.-B.) Ober st e Heeresleitung. Dresden, 29. Juli 1915, 3 Uhr nachmittags. Großes Hauptquartier, 2V. Juli ISIS. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. In Flandern schoß unsere Artillerie eine auf dem Furneskanal liegende Prahm in den Grund, auf der ein schweres Schiffsgeschütz eingebaut war. Westlich Souchez wurden französische Angriffe abgewiefen. Bei Givenchy in den Argonnen und bei Vau- quois sprengten wir mit Erfolg. Französische Spreng ungen in der Champagne verliefen erfolglos. Oestlicher Kriegsschauplatz. Nördlich des Njemen ist die Lage unverändert. Nordöstlich Suwalli, beiderseits der nach Obita führenden Bahn, besetzten unsere Truppen einen Teil der feindlichen Stellung; sie machten dabei 291V Rus sen zu Gefangenen und erbeuteten 2 Maschi nengewehre. Gestern und in der Nacht zu heute wiederholten die Russen ihre Angriffe gegen unsere Front südlich des Narew und südlich Nasielsk. Alle Vorstöße schei terten unter schweren Verlusten für den Feind. Westlich Nowogeorgiewsk aus dem Südufer der Weichsel nahm eine halbe deutsche Kompagnie bei einem Uebersall 128 Russen gefangen. In Gegend südwestlich Gora-Kalwarja versuch ten die Russen in der Nacht vom 27.—28. Juli nach Westen vorzudringen; sie wurden gestern angegriffen und zurüctgeworsen. Südöstlicher Kriegsschauplatz (Galizien). Die Lage bei den deutschen Truppen ist im all gemeinen unverändert. (W. T -B.) Ober st e Heeresleitung. Wien, 26. Juli. r -L. Amtlich wird oerlaurbart: Russischer Ariegsschauplah. Der Feind unternahm zwischen der Weichsel und dem Bug und bei Sokal eine Reihe heftiger, jedoch erfolgloser Gegenstöße. — Westlich Iwangorod brach ein feindlicher Vorstoß unter unserem Feuer zusammen. Italienischer Rriegsschauplatz. Gestern ermattete auch der gegen das Plateau von Doberdo gerichtete Angriff der Italiener. Stellenweise un terhielten .sie noch ein heftiges Artillerieseuer. Ansonsten rafften sie sich nur mehr zu einzelnen schwächlichen Vorstö ßen auf, die mühelos abgewiesen wurden. — In den Käm pfen großen Stils trat somit eine Pause ein. Wie die erste, so endete die ungleichgewaltigerezweite Schlacht im Görzischen mit einem vollständigen Mißerfolg des angreifenden Feindes der diesmal in dem ungefähr 30 Kilometer breiten Raume zwischen dem Monte Sabotino und der Küste sieben Korps Mit mindestens 17 Infanterie- und Mobilmiuz-Divisionen einsctzte und um jeden Preis ohne Rücksicht auf Opfer an Menschen und Material dnrchzubrechen versuchte. Die Ge- samtoerluste der Italiener sind auf hunderttausend Mann einzuschätzen. — Erst die Geschichte wird die Leistungen un serer siegreichen Truppen und ihrer Führer in dieser Abwehr- schlacht werten. Unerschüttert und unerschütterlich stehen sie noch immer dort, wo sie vor zwei Monaten den Feind er wartetem. Dies gilt nicht nicht nur von den in zwei Schlach ten heiß umstrittenen Stellungen im Görzischen, sondern von unserer ganzen zur Verteidigung im Südweften der Monar chie gewählten Kampffront. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes, von Hoefer. Feldmarschalleutnant. Ereignisse zur See. Am 27. Juli früh unternahmen unsere leichten Kreuzer und Torpedoeinheiten einen erfolgreichen Angriff auf die Ei senbahnstrecke von Ancona bis Pesaro und beschaffen die Stationsanlagen, Bahnhofsmagazine, Wachthäuser und Ei senbahnbrücken an dieser Küstenstrecke mit gutem Erfolg. Mehrere Lokomotiven und zahlreiche Waggons wurden de moliert ; ein Bahnhofsmagazin in Fano geriet in Brand, der eine starke Explosion zur Folge hatte. Gleichzeitig belegten unsere Seeflugzeuge den Bahnhof, eine Batterie, Kasernen und sonstige militärische Objekte Anconas erfolgreich mit Bomben, wobei der Rangierbahnhos sehr stark beschädigt und viel rollendes Material zerstört wurde. In einem Naph thatank ein noch auf 30 Seemeilen sichtbarer Brand. Alle Einheiten sind ohne Verluste eingerückt. Feindliche See kräfte wurden nicht gesichtet. Flottenkomma nvo. M der Westfront. Eine Ansprache des Kronprinzen an seine siegreichen Truppen. 1°. B. Aöln, 28. Juli. Der Kriegsberichterstatter der »Köln. Ztg." berichtet aus dem Großen Hauptquartier, daß er gestern früh im Argonner Walde einem feierlichen Dank gottesdienst derjenigen Truppen beiwohnte, die am 13. Juli einen siegreichen Srurm auf die Höhe 285 und La Fille Morte gemacht hatten. Am Schluß der Feier richtete der Kronprinz an die Truppen eine Ansprache, in der es heißt: „Wir decken unseren Kameraden im Osten den Rücken und werden, so Gott will, es solange noch tun, bis es möglich sein wird, mit un seren Gegnern, den Franzosen, gründlich abzurechnen." Hier auf wurde dem Kronprinzen die zur Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz bestimmten Offiziere und Mannschaften 17 er ster und 457 zweiter Klasse, vorgestellt Die deutschen Fortschritte in den Argonnen. Genf, 28. Juli. Seit Beginn der Woche erzielten die Deutschen im Argonnenwalde Fortschritte, welche der französi schen Armeepresse ernste Besorgnisse einflößen, wegen der un mittelbaren Bedrohung der für die Erhaltung der Verbindungen besonders wichtigen westlichen Stützpunkte im Umkreis von Binarville. Die Deutschen verfügen dort, wie von gegnerischer Seite zugestanden wird, über eine zu den verwegensten An griffen geeignete Elitetruppe. Die englischen Gesamtverluste. «tb. Berlin, 28 Juli. Mehrere Morgenblättec erfah ren aus Holland : Die englischen Gesamtverluste betragen an Offizieren 4000 Mann tot, 833V verwundet, 1383 vermißt: an Mannschaften 57 384 tot, 188190 verwundet, 62502 vermißt. M der Mont. Ruhe vor dem Sturm im Osten. T.o. Berlin, 28. Juli. Dem Berliner Tageblatt wird aus dem K. K Kriegspressequartier gemeldet: Auf dem östlichen Kriegsschauplatz bereiten sich entscheidende Kämpfe vor. Beide Parteien halten zu diesem Zwecke ihre Haupt- Kräfte zurück und beschränken sich auf kleinere Vorstöße und Uebersälle zur Ausdehnung der Front und zu Erkundungen. Am Dnjestr und an der Zlota-Lipa dauern die Plänkeleien fort. Beiderseits der Weichsel und im Bug - Gebiet ist die Ruhe vor dem Sturm eingetreten. Die Eroberung eines russischen Stützpunktes bei Sokal, wobei 20 Offiziere und 3000 Mann gefangen und 5 Maschinengewehre erbeutet wur den, ist um so höher zu bewerten, als der Gegner hier allen Sturmangriffen den zähesten Widerstand entgegensetzte. T.o. Lzeruowty, 28. Juli. Jetzt, wo an der Dnjestr- und betzarabischen Front, abgesehen von fortdauerden unbe deutenden Geschütz- und Vorpostenkämpsen, Ruhe herrscht, kann das Ergebnis der erbitterten Kämpfe der letzten Tage gut übersehe > werden. Als unsere Truppen den Dnjestr überschritten, wollte der Feind um den Preis jedes Opfers das Norduser des Dnjeftrs zurückerobern. Seine furchtbaren Angriffe wurden zurückgewiesen, aber von dem eroberten Gelände dem Feinde nichts überlassen. Ein hoher Offizier erzählte, daß die Russen zur Verdeckung ihres Mißerfolges die Nachricht verbreiten, sie hätten Mangel an Munition. Tatsächlich haben sie genug Munition, natürlich nicht soviel, wie am Anfang des Krieges, wo die galizische Grenze voll versteckter Munitionslager war. Das Schicksal Warschaus. T.v. Aoptnhagen, 28. Juli. Der „Daily Telegraph" berichtet aus Petersburg: Hiesige Militärkreise sind der An sicht, der Kamps um das Schicksal Warschaus werde vielleicht noch zwei Wochen dauern. Dagegen seien entscheidende Er eignisse zwischen Weichsel, Bug und Lublin—Lholm in näch ster Zukunft zu erwarten. Man legt den Operationen der Deutschen am Narew nur wenig Bedeutung bei, da die Rus sen andauernd vor ihrem Rückzüge alles zerstören, was den Deutschen irgendwie von Nutzen sein könnte. Tapfere Steirer. T. u. Wien, 28. Juli. Wie Grazer Blätter melden, hat ein steirisches Landsturmbataillon am Bug kämpfend 132 Tapserkeitsmedaillen an einem Tage erhalten. Die Stei rer haben den verzweifelten Stößen der Russen vier Tage lang gegen eine sechsfache Uebermacht nicht nur standgehal ten sondern diese schließlich aus das andere User gedrängt. General Irmanow, der Rnssenführer gegen Mackensen. T, v. Bukarest, 28. Juli. Wie hiesige Blätter der „Nowoje Wremja' entnehmen, leitet der im Rufe eines aus gezeichneten Heerführers stehende General Irmanow die Operation gegen die Armee Mackensen. Vor der Entscheidungsschlacht. vtb. Paris, 28. Juli. Der Korrespondent des Temps in Petersburg meldet, daß die Militärbehörden die notwen digen Maßnahmen für die Räumung von Wilna, Grodno, Kowno und Bialystok ergriffen haben. Spitäler, Gefäng nisse und Schulen wurden bereits geräumt. Italienischer Kriegsschauplatz. Die zweite Schlacht am Isonzo hat ihren vorläufigen Abschluß gefunden: sie endete mit einer vollständigen Niederlage der Italiener. Selbst die auswei chenden Worte über die Kämpfe im Görztschen im Berichte Cadornas können den endgültigen Mißerfolg des mit außer ordentlich starken Kräften angreifenden Feindes nicht beschö nigen. Der Angriffsplan des italienischen Generalstabes ist gescheitert. Und mit einem Gesamtverlust von hunderttausend hat der Angreifer seinen Ansturm bezahlen müssen. Das Er gebnis der Kämpfe der beiden Kriegsmonate ist gleich Null. Gebirgskämpfe. vetd Berlin, 28. Juli. Der Lokalanzeiger berichtet aus Innsbruck: Bei den blutigen Kämpfen in den letzten Tagen überraschten in einer Höhe von 206 Meter am Monte Adamello Tyroler Grenzschutztruppen eine ungefähr 100 Mann starke italienische Alpini-Abteilung und rieben sie vollstänidig auf. Der Sieger hatte einen Verlust von 10 Mann. Ser Krieg in den Kolonien. Die italienischen Verluste in Tripolis. Wien, 28. Juli. Das »Achtuhrblatt" meldet: Nach ei ner vom italienischen Zensor zugelassenen Nachricht in der »Italia" betragen die italienischen Verluste in Tripolitanten 8400 Tote, 4000 Verwundete und über 5800 Vermißte. Ueber das Schicksal des restlichen Teils der Schutztruppe herrsche Be sorgnis. Der Krieg zur See. Die Gesamtbeute unserer D-Boote. T.B. Berlin, 28. Juli. Vis 25. Juli sind von deutschen Unterseebooten im Kriegsgebiet versenkt: 229 englische, 30 an dere feindliche, 6 mit feindlichen verwechselte neutrale Schiffe. Außer diesen neutralen Schiffen sind weitere 27 neutrale von deutschen U-Booten angehalten, untersucht und wegen Führens von Bannware nach Prisenrecht versenkt worden, da sie nicht eingebracht werden konnten. Versenkt. ivll». Aberdeen, W. Juli. Der britische Fischdampfer „Emilen" ist bei den Orkneyinseln von einem Unterseeboot ver- enkt worden. Die Besatzung wurde gerettet. Das Schicksal der Russen. Amsterdam, 28. Juli. In einem Artikel des „Nieuws van den Dag", in dem die militärische Lage im Osten be sprochen wird, heißt es: Mit einer Schnelligkeit und Treff sicherheit, oie selbst die größten Bewunderer der Strategie noch in Erstaunen setzen wird, vollzieht sich das Schicksal der russischen Streitmacht. Nicht mit Unrecht ist schon dar aus hingewiesen worden, datz in diesen Tagen die Frontlinie sich, in der kurzen Zeit, in der die Berichte vom Schlacht feld einliefen, belangreich verändern könne. Von ungeheurer Wichtigkeit ist die geringste Veränderung, wenn die Deut schen den erlangten Vorteil zu behaupten missen; es sieht be reits darnach aus, als ob dies der Fall ist. Jas Wichtigste. Die zweite Schlacht im Görzischen endete abermals mit einem vollständigen Mißerfolg der Italiener; die italienischen Gesamtverluste werden auf 100000 Mann geschätzt. Die deutsche Regierung wird die letzte amerikanische Note zunächst nicht beantworten; der Unterseebootkrieg wird mit allen Nachdruck sortgesührt. In Indien herrschen nach neutralen Berichten ernste Unruhen; in verschiedenen Städten haben bereits Ausstände statt gesunden. Die italienischen Verluste in Tripolitanien betragen nach einer vom italienischen Zensor zugelassenen Meldung 8400 Tote, 4000 Verwundete und 5800 Vermißte. Die englischen Gesamtoerluste betragen nach holländischen Meldungen an Toten, Verwundeten und Vermißten 13713 Offiziere, 308076 Mannschaften, zusammen 321789 Mann König Friedrich August ist am 26. Juli abends wohlbehalten im Bereiche des 12. Armeekorps eingetroffen. Das sächsische Ministerium des Innern erläßt eine Aus führungs-Verordnung zur Bundesratsveroidnung gegen übermäßige Preissteigerung. (Siehe nächste Nummer.) Deutsche Unterseeboote versenkten den englischen Fischdampser „Gadinell" und den amerikanischen, 1378 To. großen Handelsdampfer „Leelanow". Die Ladung des letzteren bestand aus Bannware und Flachs. Eine schwedische Zusammenstellung über den Mißbrauch neutraler Flaggen durch Engländer weift 66 Fälle auf. Die italienischen Ai griffe aus das Plateau Doberdo scheiterten unter größeren Verlusten denn je; die österreichisch-un garischen Truppen blieben auch am neunten Schlachttage im vollen Besitz ihrer alten Stellungen Nach, italienischen Blättermeldungen sind auch die neuen Stellungen der Italiener an der Küste von Tripolis bereits schwer bedroht. In italienischen militärischen Kreisen wird erklärt, daß Italien seine europäischen Streitkräfte nicht durch Ent sendung von Truppen nach Libyen schwächen könne. Englische Familien haben ihren ständigen Wohnsitz in Ita lien aufgegeben, weil sie sich wegen der dort herrschenden Mißstimmung gegen die Engländer nicht mehr sicher fühlten. Die österreichisch-ungarischen Truppen stürmten südöstlich Sokal eine wichtige Höhe, wobei 20 Offiziere und 3000 Russen gefangen genommen wurden. IleckenpknlÄik 6ie beste t.ütenmikk-5eike vor» L Lo., »r «n» usä dlsoäsnä »cböoen L 8tü«b 50 VberLll ru IAus aller Welt. New-York, 27. Juli. (Di e Opfejr der Eastland katastrophe.) Oie letzten Meldungen aus Chikago be sagen, datz von 2572 Personen, welche sich auf dem Der- gnügungsdampfer „Eastland" befanden, 1810 ertranken. Die grötzte Anzahl der Ertrunkenen sind Frauen und Kinder. Die Untersuchung wurde eingeleitet und bereits 30 Verhaft ungen vorgenommen. London, 28. Juli. (Die reiche amerika- nischeBaumwollernte 1914.) „Daily Telegraph" meldet aus Washington, die amerikanische Baumwollernte von 1914 sei die grötzte, die jemals hervorgebracht worden ist, sie habe 16 134 930 Ballen erreicht. Diese Zahl sei soeben durch das Statistische Bureau zusammengestellt worden. Die Baumwolle werde nun intensiv zur Herstellung von Grana ten gebraucht. Texas allein habe mehr als ein Viertel der Ernte heroorgebracht und Georgia mehr als ein Sechstel.