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Erscheint j«d,n Wochentag nachmittag«. — Fernspr. Nr. 1t ». 28. Postscheckkonto Leipzig 284S4. — Gemeindegirokonto 14. Bankkonten: Commerz- »nd Privat-Bank Zweigstelle Hohen stein - Ernstthal — Dannstkivter nnd Rattonalbank Zweig» nieverlaffnng HohenpeiwErnstthal. — Unverlangt «ingesandt« Manuskripte werden nicht zurückgeschickt. — Einsendungen ohne Namen»nennung finden keine Ausnahme undLnstiM Bet »lagen, Konkursen, Bergleichen »sw. wird der Brutto- brtrag in Rechnung gestellt. Im Falle hitherer Gewalt — Krieg »der sonstiger irgend welcher Störung de« Betriebe« der Zeitung, der Lieferanten oder der BesSrderungSetnrtch- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung »der Nachlieferung der Zeitung »der auf Rückzahlung d«S Bezugspreise». Hohenstein-Ernftthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein»Ernstthal mit HÜNengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, RÜLdorf, Langenberg, Meinsdorf, Fallen, LangenchurSdorf, Reichen bach, Tallenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstntbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Ruhdorf. Dieses Blatt ist da» zur Veröffentlichung d« amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts deS Finanzamt» und deS Etadtrat» zu Hohenstein - Ernstthal, sowie drr Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmt« Blatt, « -—- ..... . ..— Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Zi) B«ua»vret8 halbmonatlich M Goldpfennige «eck Kltr -en Nachweis werden 35, Goldvsenniae berechnet. Vktl» OV» einschliebltch Traaertohn. » v» Sie WerWiM-öMM Die bedeutsame Donnerstag-Sitzung Paris, 28. März lieber den Verlauf der heute vormittag abge haltenen Vollsitzung der Reparationskonferenz berichtet Havas: Owen Young habe ange sichts der Unterbrechung der Arbeiten während der Osterferien vorgeschlagen, diese Frist dem Nachdenken zu widmen. Diese Anregung sei angenommen worden, und die Sachverständigen würden ihre Ferien dazu benutzen, noch einmal das Wesentliche des Problems, das sie zu lösen hätten, ins Auge zu fassen und ihre Regierungen z befragen. Der Standpunkt jeder Delegation sei bereits schriftlich festgelegt worden und werde im Laufe des Nachmittags den verschiedenen De legationen zugestellt werden. Diese Exposes wür den also nicht die FPm eines Memoran dums annehmen, wie Pressenachrichten ange kündigt hätten, sondern die Form von Se ge rat noten, in denen die bereits aufgestellten Grundsätze und die verschiedenen Anregungen niedergelegt werden. Diese Noten, die als Grundlage für die Errechnung der Anzahl und der Höhe der deutschen Jahreszahlungen dienen «nd die andererseits die hauptsächlichsten Bedürf nisse der Gläubiger Deutschlands enthalten wür den, hätten einen ausgesprochenen vertraulichen Charakter. Ihr Bekanntwerden würde nach An gabe wohlunterrichteter Persönlichkeiten die im Gang befindlichen Verhandlungen beträchtlich be hindern. Am 4. April würde dann im Verlauf der Vollsitzung sehr wahrscheinlich die eigentliche Diskussion über die Ziffern eingelötet werden. Die Pariser Presse über die Sitzung Paris, 29. März Der Erundton der französischen Pressekom mentare über die Kriegsentschädigungsverhand lungen und insbesondere zu dem Verlauf der Donnerstag-Sitzung ist eher freundlich gestimmt. Im „Echo de Paris" erklärt Perti- nax, daß der Dr. Schacht am Donnerstag unter breitete Vorschlag natürlich di« Gläubiger in kei ner Weise binde. Man könne damit rechnen, daß Dr. Schacht am kommenden Donnerstag Gegen vorschläge unterbreiten werde, die weit unter den ihm angezeigten Zif fern liegen werden. Innerhalb des Sach verständigenausschusses, so fährt Pertinax freimü tig fort, habe aber in den letzten Tagen über die deutschen Maßnahmen noch ein tiefer Pes simismus geherrscht. In den von den deut schen Abgeordneten gegebenen Zusagen zu dem neuen Verhandlungsverfahren will man jedoch ein gutes Vorzeichen sehen. Pertinax erklärt dann zu der Frage der am Donnerstag genann ten Ziffer, daß Owen Young auf eine fühlbare Ermäßigung dieser Ziffer zu sprechen gekommen sei. Mit der Vorlegung eines Schlußberich- 1 es werde man nicht vor dem Ablauf der ersten Aprilhälfte und vielleicht sogar nicht bis zum 1. Mai rechnen können. Der halbamtliche „Excelsior" schreibt u. a.: Di« Sachverständigensitzung vom Donnerstag sei die bedeutsamste seit der Eröffnung der Arbeiten gewesen. Das Wort Ultimatum sei zu stark, um das zu bezeichnen, was sich dort zugetragen habe. Zwischen Kaufleuten ver meide man laut klingende Formeln, die unnütz verletzen könnten. Die deutschen Abgeordneten seien nichtsdestoweniger rundweg aufgcfordert worden, in acht Tagen zu erklären, was sie über die alliierten Forderungen dächten. Man habe also die Rollen vertauscht und frage die Deutschen nicht mehr nach ihren Angeboten, sondern sagt ihnen, was man von ihnen erwarte. Da es sich um Mindestforderungen handele, werde sich D r. Schacht ohne Umschweife ausdrücken müssen. Die allgemeine Aussprache über die Zahlen, die so oft verschoben worden sei, werde am kommenden Donnerstag unwiderruflich be ginnen. Bis dahin werde die deutsche Abord nung Zeit haben, das Kabinett zu befragen und die deutsche öffentliche Meinung zu prüfen. Der „Petit Parisien" empfindet besondere Genug tuung. Der „Matin" weiß über die Vollsitzung der Sachverständigen-Beratung am Donnerstag noch zu berichten, daß Owen Young Schacht nicht gebeten habe, irgend eine Zahl zu nennen, ihn aber aufgefordert habe, dem Ausschuß mitzutei len, ob er bereit sei, die deutschen Angebote auf der Grundlage der alliierten Forderungen (Dek- kung der Schulden und Ersatz der Kriegsschä den) aufzubauen: Falls dies nicht der Fall sei, so hab« Owen Young hinzugefügt, muss« die Konferenz fristlos vertagt werde. Schacht hal>e in seiner Antwort auf die deut sche Leistungsfähigkeit zurückkommen wollen, worauf ihn Owen Young jedoch mit den Worten unterbrochen habe: „Kein" Zahlen, sagen Sie uns, ob Sie unsere Verhandlungs grundlage annehmen." Ueber die Antwort Dr. Schachts werde das größte Stillschweigen be wahrt. Der „Matin" glaubt allerdings, daß An laß für die Annahme vorliege, daß Schacht ver- spochen habe, sich auf die ihm vorgeschlazene Methode «inzulassen und mit „annehmbaren" Zahlen nach Paris zurllckzukehren — eine Ver mutung, für di« man ebenso wie für diesen Be richt dem Blatt die Verantwortung überlassen muß. Willkürliche HinauszSgrrinig der Haftentlassung Nitz' Kattowitz, 30. März Der Rechtsbeistand des nun schon seit sechs Wochen in Haft befindlichen Geschäftsführers des Deutschen Volksbundes, Abgeordneter U l i tz, hat Anfang voriger Woche erneut einen Haft- entlassungsantrag eingereicht, der bis zur Stunde trotz aller Bemühungen der Verteidi gung noch nicht entschieden worden ist. Wie man hört, soll die Haftentlassung durch 'ein Telegramm des Warschauer Justizministeri ums verzögert worden sein. Dieses Gerücht dürfte unter keinen Umständen zutreffen, da das Justizministerium, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, keinen Eingriff in das noch nicht abgeschlossene Verfahren unternehmen darf. Der in der vorigen Woche gestellte Haft entlassungsantrag konnte nicht entschieden wer den, da der Vorsitzende plötzlich angeblich an Grippe erkrankt ist. Bereits bei der Ab lehnung des * vorigen Haftentlassungsantrages wurde zugesagt, daß die Entlassung nach Been digung der Zeugenaussagung sofort erfolgen könnte. Trotzdem die Zeugenvernehmung been det ist und auch kein« Verdunkelungsgefahr mehr vorliegt, wird die Haftentlassung scheinbar will kürlich hinausgezögert. Nach der Strafprozeßordnung müßte Abgeordneter Ulitz spätestens am 13. April, also spätestens zwei Mo nate nach der Verhaftung, im Besitz der Anklage schrift sein und der Prozeß ehestens am 15. April stattfinden. Es ist jedoch kaum anzunehmen, daß dies bis zu diesem Zeitpunkt geschehen wird. sowjetruffischen Abordnung für die vorbereitende Abrüstungskonferen-z ernannt. Litwinow wird auf knr Reise nach Genf zwei Tage in Berlin bleiben und der Reichsregierung einen Besuch abstatten. Er hat Anweisung, die russischen Abrüstungsvorschläge nach einmal vorzutragen. Außenkommissar Tschitscherin wird noch länger« Zeit in Berlin bleiben. Zum stellvertretenden Außenkommissar wird da her Karachan ernannt. HsWssng Ms Mische« Priesters Warschau, 29. März Zum Gedächtnis des Marschalls Foch hat in der Warschauer Kathedralkirche außer der amtlichen Trauerfeier ein großer öffentlicher Trauergottesdienst stattgefunden, zu dem die na tionaldemokratische Partei und di« ihr nahe ste henden Verbände die Bevölkerung Warschaus ge laden hatten. Nach der Messe hielt der Prälat und Abgeord nete Nowakowski die Trauerrede. Er führte u. a. aus: Marschall Foch habe als bedeutend ster Feldherr der Weltgeschichte die größte von germanischem Geist geschaffene Militärmacht be siegt, eine Macht, die von Eroberungsgier, Herrschsucht und einem höllischen Hochmut getrie ben und erfüllt gewesen sei. Das Wesen des Marschalls Foch lasse sich durch das Christus- Wort: „Selig sind die Sanftmütigen, denn das Himmelreich ist ihr!" kennzeichnen. In diesem Geiste habe er den Krieg geführt, in heißer Pflichterfüllung den Ansturm des Feindes auf das bedrohte Frankreich abgewiesen, eines Feindes, der mit seinem protestantischen Einfluß und anti- katholischen Liberalismus Frankreich mit der Fäulnis moralischer Verderbtheit zu erfüllen versucht habe. Der Apostel Paulus habe ge sagt: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben." Dieses Wort sei in Marschall Foch lebendig gewesen und habe sein Werk geleitet. Im Welt krieg hätten sich eigentlich nur zwei Mächte gegen übergestanden: Einerseits* Preußen als Brut stätte einer mit fremdem Blut, fremder Arbeit fremden Tränen groß gewachsenen und genähr ten Gewalt, deren höchster Grundsatz gewesen sei, daß Macht vor Recht gehe und daß diesen Sieg nur zur Festigung seiner traditionellen ^robe- rungsgier erstrebt habe. Andererseits Frank reich, das die Losung der Freiheit auf sein Ban ner der historischen Gerechtigkeit geschrieben habe. Marschall Foch, der in sich die Macht des katho- ischen Geistes verkörpert habe, habe den deut- chen Moloch (!) besiegt, der auch di« Polen unter eine Fahne habe zwingen wollen. Für diese Tat solle der Sanftmütige gesegnet sein. Hamburger PoliMeamte osn Ksmmimisttn MrsMn Ein netter Bürgerschafts-Vertreter Hamburg, 29. März In der Nacht zum Freitag trat d«r Kommu nist Dettmann, Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, der einem von der Kommunistischen Zartei im ConverU-Garten veranstalteten Kon- ert beigewohnt hatte, auf der Straße an «inen in Zivil befindlichen Polizeibeamten heran und wollte den Namen des Beamten wissen, dem er vorwarf, erst kürzlich eine Anzeig« gegen Kommunisten erstattet zu haben. Als der Beamte ich weigerte, dem Verlangen nachzukommen, er- jielt er plötzlich einen furchtbaren Schlag von hinten auf den Kopf und gleich darauf einen ^ieb ins Gesicht. Der Beamt« stürzte zu Boden und wurde von Leuten, die sich bei Dettmann be fanden und inzwischen angesammelt hatten, mit weiter geschlagen. Ein zweiter in Zivil befindlicher Beamter wurde gleichfalls mißhandelt und von der immer grö ßer werdenden Menschenmenge hart bedrängt. Herbeigeeilt« uniformierte Polizeibeamte befrei» ten ihre Kameraden. Dettmann wurde fest, genommen und dem Gericht zugeführt. Er bestreitet, geschlagen zu haben. Den Beamten hi«lt er nach seiner Behauptung für einen „Spitzel". Der mißhandelte Beamte erlitt er hebliche Eesichtsverletzungen. Schändung eines Kriegsblindendenkmals Berlin, 30. März Ein in seinen Einzelheiten von erschrecken der Verkommenheit zeugender Rohh«itsakt wurde am Karfreitag nachmittag an dem Denk- mal „Der K r i e g s b l i n d e" auf dem Fichte berg bei Steglitz verübt. Bisher noch unbekannte Täter schlugen der Broncefigur des erblindete« Kriegers nicht nur mit dem Meißel den rechten Arm ab, sondern schändeten das Denkmal außer dem noch in einer niederträchtigen Weise. Dir Textilschwindeleien Stahmanns Frankfurt a. M., 29. März Die weiteren Ermittlungen der Frankfurter Kriminalpolizei in Sachen des Textilwaren schwindlers Stahmann haben ergeben, daß Stahmann und Frau Dahmes etwas über 1,5 Millionen Mark erschwindelt ha ben. Den Hauptnutzen aus den Betrügereien hatten die Hintermänner, die für den schnellen Absatz der Waren sorgten. Inzwischen ist das Paar nach Essen übergeführt worden, um wegen dort begangener Straftaten vernommen zu werden. Gesamtausspcrrung in der österreichischen Metallindustrie? Wien, 29. März Infolge eines Teilstreikes in der österreichi schen Automobilindustrie soll am Sonnabend nach Arboitsschluß in den Wiener Automobil fabriken, die nicht bestreikt sind, dieAussper - rung in Kraft treten. Sollte der Lohnstrett bis 6. April nicht beigelegt werden, so wird dann auf Grund des Beschlusses des Hauptverband«» der Industriellen die Aussperrung der gesamten Wiener Metallindustrie erfolgen, wovon 35 000 bis 10 000 Arbeiter betroffen würden. Et« zweiter Termin für den Fall, daß vorher keine Einigung zustande kommt, ist der 13. April. Für diesen Fall ist die Aussperrung in der gesam ten Lsterrreichischen Metallindu strie beschlossen, wodurch 90 000 Arbeiter betroffen würden. Für diesen außerordentlichen Fall ist aber beabsichtigt, die Betriebe der Al pinen Montan-Eesellschaft weiter arbeiten zu lassen. Sensationelle Weudmg is Zannowitz Breslau, 28. März Das Gutachten des Berliner Schieß-Sachver ständigen, Diplomingenieur Schmuderer, der eine anerkannte Autorität ist, kam zu de« Schluß, daß in der fraglichen Nacht nicht nu » e i n, sondern zwei Schüsse abgegeben war. den seien, und daß die aufgefundene Kn- gel nicht das todbringend« G«. schoß gewesen sei, sondern daß ein zweite« Schaß abgcfeuert worden sein müsse. Träfe das Sach- »erständigengutachten zu, dann läge nicht fahr lässige Tötung, sondern wahrscheinlich Tot schlag vor, der im Anschluß an eine voraufge gangene Auseinandersetzung erfolgt sein müßt«. Ecrichtschemiker Universitätsprofessor Dr. Brüning ist daraufhin aus Berlin nach Jannowitz berufen worden. Gräfin Erika, die Mutter des Verhaftete«, und die Komteß Antoni« wurden gestern de« ganzen Tag über eingehend verhört. Litwinow kommt nach Berlin Kowno, 28. März Wie aus Moskau gemeldet wird, hat der Nat der Volkskommissare den stellr>ertretenden Außen kommissar, Litwinow, zum Vorsitzenden der l Füßen getreten und