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Erscheint jeden Wochentag nachmittags — Fernipr. Nr. II «. 28. Postscheckkonto Leipzig 23464. — Nemetndrgirokonto 14. Bankkonten: Commerz- und Privat - Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal — Darmstiidter und Nativnalbank Zweig niederlassung Hohenstein Ernsithal. — Unverlangt «tngejandte Manuskripte werden nicht zurückgeschickl — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Ausnahme un-AnMkr Bei »lagen. Konkursen. Vergleichen usw wir» »e, Bruno, betrag «n Rechnung gestellt Im Salle höherer «"»alt — Krieg oder tonsttger irgend welcher Störung de» Betriebe» der Zeitung, der Lieseranten «der der Besörderung»e,nrich. tungen — hat der Beziehe, keinen Anspruch aus Liejerung »der Nachlieferung der Zeitung »bei aus Rück;ablnna de« Bezugspreise» Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund. Obertungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchurSdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Knhschnappel, Ct. Egidien, Wüstenbrand, Grüno, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Ruhdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts. deS Finanzamts und deS Sladlrats zu Hohenstein»Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. llDer Raum be» Millimeter» ier einlpattiaeii Sliizeiacn- lfsel' zetle kostet 7 Pta., der ctuspalttaen Ncklainczcil« 21 H>,g. f Siir den Nachweis werden 25 Koldvkennlae berechnet. Donnerstag, den 14. Februar 1929 BczuasvreiS balbmonatlich NO Moldvienntge etuschliestlich Traaerlohu. 79. Jahrg. MMMM LesPeMMs Eigene Meldung Berlin, 13. Februar Im Pariser Sachverständigenausschuß ist man nach den feierlichen Begrüßungen jetzt dazu über gegangen, das Thema zu behandeln. Es werden zwar so gut wie keine amtlichen Verlautbarun gen über die Konferenzen herausgegeben, aber offenbar hat Reichsbankpräsident Dr. Schacht die Pressevertreter in großen Zügen über seine eigenen Ausführungen in der gestrigen vierstün digen Sitzung informiert. Es handelt sich da bei um die wirklichen wirtschaftlichen Verhält nisse Deutschlands, in ihrer Entwicklung nach dem Inkrafttreten des Dawesplanes. Dr. Schacht dürfte insbesondere darauf hingewiesen haben, wie wenig gewisse äußere Blütenerschei nungen der deutschen Wirtschaft in Uebereinstim mung stehen mit dem wahren Sachverhalt, den man erst bei einer genauen Betrachtung aller in Frage kommenden Argumente ergründen kann. Das Interesse des Sachverständigenausschusses hat sich nun hauptsächlich auf zwei Fragen kon zentriert und zwar auf die Höhe der deutschen Steuerlasten im Vergleich zu denen anderer Nationen und zweitens auf das sogenannte Realeinkommen der deutschen Arbeiterschaft, gleichfalls gemeßen an dem anderer Völker. Aus diesen Betrachtungen glaubt man einen Anhalt für die wirkliche Lebenshaltung des deutschen Volkes zu gewinnen, die bekanntlich auch unter dem Dawesplan in ihrer bisherigen Höhe ge schützt werden sollte. Wir haben schon wiederholt auf die Bedenk lichkeit dieser ganzen Zndexberechnungen hinge- wiesen. Es hat sich nämlich der merkwürdige Zustand ergeben, daß Deutschland trotz seiner gegenwärtigen Wirtschaftskrise die Voraussetzun gen des Wohlstandsindex samt und sonders er füllt, woraus die anderen natürlich den Schluß ziehen, daß D-eutschland zahlen könne, wenn es nur wolle und sich deshalb nicht unnötig zieren solle. Wie uns scheint, muß aber der entgegen gesetzte Schluß aus diesen Feststellungen gezogen werden, nämlich der, daß die bisherigen Verech- nungsmethoden falsch sind. Denn man darf doch nicht verkennen, daß die angebliche und fchein- bare Wohlhabenheit Deutschlands zum großen Teil auf geborgter Grundlage beruht. Wenn sich ein Privatmann, der über Personal- oder Realkredit verfügt, eine erhebliche Menge Gel des verschafft, und dieses ohne Rücksicht auf die Aufbringung der Zinsen, also auf die Rentabi lität ausgibt, dann macht er äußerlich einen wohlhabenden Eindruck. Man kann aber vor aussehen, daß diese Lebenshaltung zu einem Verlust etwaiger Vermögensgüter führen muß, sofern solche noch vorhanden, und endlich zu einer allgemeinen Zahlungsunfähigkeit und damit verbunden zu einer um so stärkeren Einschrän kung seines Verbrauches. Genau dasselbe gilt für das gesamte Volks leben und für die Wirtschaft. Wenn ein Unter nehmen sich einen Auslandskredit von 50 Mil lionen Mark verschafft, dann erscheint dieser in den Lohnzahlungen und wird im Kreislauf der Wirtschaft im Jahre mehrereMale umgesetzt. Das rollende Geld erweckt also den Anschein einer ge wissen Wohlhabenheit. Trotzdem muß auch der Arbeiter heute wissen, daß in jeder seiner Lohn tüten ein nicht unerheblicher Prozentsatz geborg ten Auslandsgeldes steckt. Dies wäre an sich noch nicht einmal so schlimm. Gefährlich wird die Tatsache nur dadurch, daß die Verzinsung und Amortisierung dieser Kredite in keiner Weise sichergestellt ist. Durch so und so viel Minister- reden wissen wir, daß die zwölf Milliarden ge borgten Auslandsgeldes zu einer Hälfte auf Re parationszahlungen drausgegangen sind, zur anderen Hälfte aber in das Danaidenfaß der Landwirtschaft fließen mußten, deren Wirtschaft- Sie WMM U WMWW Magere amtliche Berichte — Erörterung von Deutschlands Wirtschaftslage Paria, 13. Februar Nach Beendigung der heutigen Vormittags sitzung des Sachverständigenausschußes wurde folgendes Kommunique ausgegeben: Der Vorsitzende Owen Poung verlas den Mitgliedern des Ausschußes die Antwort des Generals Dawes aus das Begrüßungstcle- gramm dos Komitees, die wie folgt lautet: „Ich bestätige dankend den Empfang des Grußes des Sachverständigenausschußes. Die Welt erwartet im Vertrauen auf das hohe Ziel und die Bedeu tung des großen Werkes hoffnungsvoll dessen Vollendung, die so wesentlich für das Wohl ergehen der Welt ist." Auf Ersuchen der Mitglieder des Ausschußes machten Neichsbankpräsident Dr. Schacht und seine Kollegen von der deutschen Delegation Aus führungen über bestimmt« Punkt«, betreffend die deutsche wirtschaftliche Lage, wie sie im letzten Bericht des Generalagenten für die Reparations zahlungen, Parker Gilbert, dargelegt sind. Die Nachmittagssitzung des Eachver- ständigenausschußes ging um V.6 Uhr zu Ende. Im Anschluß daran wurde mitgeteilt, daß die Diskussionen während beider Sitzungen Fragen des L e b e n s st a n d a rd s in Deutschland, ein zelne Punkte des Neichsbudgets, die verhältnis mäßige Ergiebigkeit der deutschen Industrie, Deutschlands Handelsbilanz usw betrafen. Ueber beide S i tz u ngen berichtet Havas ergänzend: „Der Sachverständigenausschuß hat in seinen heutigen Sitzungen das Studium der Fragen all gemeiner Art. die sich auf die Zahlungsfä higkeit Deutschlands beziehen, fortge setzt . Dr. Schacht hat über di« Wirtschaftslage des Reiches nähere Angaben gemacht. Er hat es sich vor allem angelegen sein laßen, die Schluß folgerungen des letzten Berichtes Parker Gilberts zu erörtern, besonders betreffend das Lebenshal tungsniveau Deutschlands, verglichen mu dein der anderen Nationen. Der deutschen Delegation wurden verschiedet« Fragen über Einzelheiten gewißer Titel des Reichsbudgets gestellt. Dr. Schacht wurde ersucht, sich über den Stand der ge genwärtigen Prosperität der deutschen Industri«, sowie über die deutsche Handels bilanz zu äußern. Die deutsche Delegation hat umfangreiches Material und zahlreich« Sta tistiken vorgelegt, di« die Sachverständigen in ihren Einzelheiten werden prüfen müssen. Wie man sieht, ist der Ausschuß erst noch bei einer Untersuchungsarbeit ziemlich allgemeiner Arr, die wahrscheinlich noch mehrere Tage fortgesetzt wer den wird, und di« di« unerläßlichen Vorarbeiten für die Erfüllung seiner Aufgabe darstellt." „Matin" glaubt über den Anhalt der gestern vom Neichsbankprüsidenten Dr. Schacht über die Wirtschaftslage Deutschlands im Neparations- sachverständigenausschuß gemachten Ausführun gen folgendes berichten zu können: Dr. Schacht habe um P r ü f u n g der F r a ge gebeten, ob es zutreffe, daß zu Beginn des fünf ten Zahlungsjahres di« deutsche Wirt schaft, wie es die Dawessachverständigen 1924 voraussagen zu können glaubten, wieder ihren normalen Stand erreicht habe. Am Schluß seiner Ausführungen habe Schacht dies« Frage dahi.-i be antwortet, daß nach seiner Ansicht di« Sinterung nicht in der hypothetisch festgesetzten Zeit habe erreicht werden können. Schacht habe es sich an gelegen sein lassen, iu beweisen, daß d:e Sach verständigen den Lebensstandard des deutschen Volkes fehlerhaft beurtei len. wenn sie sich nur auf di« Statistiken oder gar nur auf die Eindrücke berufen, die lie m ge wissen begünstigten Verkehrszentren sammeln können. In Wirklichkeit l e b e das deutsche Volk weniger gut als früher, seine Steuerlasten seien schwerer als vor d -m Kriege. Es habe viel« Arbeitslose. Die Löhne seien nur in engem Ausmaß erhöht wor den, und zwar erst infolge des Zuström«ns von Ausländsanleihen, die nach der Stabilisierung der Ma ' eine Erhöhung der Produktion und des Verbrauchs hervorgerufen hätten. Hierbei habe Schacht di« Lasten hervorgehoben, die auf seinem Lande infolge der Amortisierung der Ausländs anleihen ruhten, und er habe weiter auf das De fizit der Handelsbilanz hingewis'en. Der deutsche Delegiert« Kastl habe seinerseits besonders die schwierige Lage in der deutschen Landwirtschaft betont. liche Produktivität heute in keiner Weise ge geben ist. Trotzdem wird von unseren Gläubigern die Forderung erhoben, die Tributzahlungen weiter in der alten Höhe zu leisten. Die Reichsregierung kann im kommenden Finanzjahr diese Zahlun gen nur dadurch aufbringen, daß sie der Wirt schaft neue Lasten aufpackt. Hiervon wird in erster Linie die Landwirtschaft betroffen, di« durch die Erhöhungen der Vermögenssteuer und der Biersteuer auf das stärkste in Mitleiden schaft gezogen werden müßte. Denn man kann einem Erwerbszweig, der an sich schon jährlich mit 1'/, Milliarden Mark Unterbilanz arbeitet, nicht noch schätzungsweise hundert Millionen Mark mehr auserlcgen wollen ohne seinen wirt schaftlichen Ruin zu beschleunigen. Es mag sein, daß in anderen Zweigen der deutschen Wirt schaft diese Krisenerscheinungen gegenwärtig noch nicht so stark auftreten. Aber niemand wird zweifeln, daß die Katastrophe der deutschen Landwirtschaft bei der engen Verflochtenheit aller wirtschaftlichen Beziehungen und bei der ausschlaggebenden Bedeutung des inneren Mark tes auch für den Absatz der Jndustrieerzeugniße naturnotwcndig eine Katastrophe der gesamten Wirtschaft herbeisiihren müßt«. Bei dieser Sachlage genügt es nicht, wenn in den Pariser Ncparationsverhandlungen die Frage der Stcuerbelastung des deutschen Volkes und die Frage der Lebenshaltung lgegenwärtig mit Hilfe gepumpten Geldes künstlich hochgehal ¬ ten) geprüft wird. Entscheidend ist die Rentabi lität der Wirtschaft und der wirkliche Stand der Zahlungsbilanz. Deutschland muß unter allen Umstünden darauf dringen, daß dieser Kern punkt des Neparationsproblems gebührend ge würdigt wird und daß daraus die notwendige» Schlußfolgerungen gezogen werden. Läßt man die künstliche Hauß« der deutschen Lebenshaltung als Vergleichspunkt für die Neparationscntschei- dungen zu, dann begeht man ein Verbrechen an der deutschen Zukunft, dessen Folgen sich wahr scheinlich nur allzu bald einstellen würden! Severing gegen Groener Er möchte selbst gern Ncichswehrministcr werden Berlin, 13. Februar Auf einer Kundgebung der Vereinigung der sozialdemokratischen Studenten im Sitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses sprach am Diens tag abend Reichsinnenminister Severing über Koalitionspolitik. Er erklärte u. a.: Eine starke Partei wie die sozialdemokratische könne sich den Luxus nicht er lauben, abseits zu stehen, sondern sie müße von ihrer Stärke Gebrauch machen. Zurzeit gebe es aber nur einenWeg, die sozialdemokratischen Ziele zu fördern, nämlich den der Koali- tionspolitik. Wenn die Sozialdemokraten allein die Verantwortung übernehmen könnten, so wäre er der letzte, der diese Verantwortung mit den bürgerlichen Parteien teilen würde. So lange man aber aus dem Zeitalter der Koalition nicht heraus sei, komme es für die Sozialdemo kraten daraus an, den Einfluß der Arbeiterklasse in jeder Lage gebührend zur Geltung zu brin gen. Erstrebenswerte Ziele seien die Demokrati- sierung der Verwaltung und die Entpolitisierung der Gerichte, die heute noch nicht restlos durch geführt seien. Auf die Eroenersch « Denkschrift zu sprechen kommend, betonte der Minister, daß diese seiner Ansicht nach von falschen Vor aussetzungen ausgehe. Nach der Befrie dung des Westens durch den Locarno-Pakt glaub« sie im Osten den deutschen Erbfeind juchen zu müßen. Es käme aber alles darauf an, das all gemeine europäische Mißtrauen in eine Atmo sphäre des Vertrauens hinllberzuleiten. Was den Bau des Panzerkreuzers angeh«, so sei der erste diesbezügliche Beschluß bereits 1927 gefaßt worden, als die Sozialdemokraten noch nicht an der Regierung beteiligt gewesen seien. Wenn die Sozialdemokraten damals bereits im Kabi nett gesessen Hütten, so wäre der Panzer kreuzer nicht gebaut worden. Wenn er selber Neichswehrminister werden könnte, würde er das Portefeuille sofort morgen annehmen, weil er der Meinung sei, daß die Reichswehr in di« Hand derjenigen gehöre, die jetzt die Machtstellungen für sich beanspruchen müßten. Er schloß mit einem Appell an die sozialistischen Studenten, an der Erreichung die ser sozialistischen Ziele mitzuarbeiten. Vir AMakbeiler M«« der Mralen Beilegung brr AM-nWe zu Berlin, 13. Februar Die Vertreter der drei großen Textil arbeiterverbände nahmen in ihrer Sitzung am Mittwoch zu den Vorschlägen des Arbeitgeberverbandes vom 6. Februar eingehend Stellung. In der Antwort werden nachfolgende Aenderungen des Vorschla ges unterbreitet: 1. Sämtliche zurzeit schwebenden Tarisstrei- tigkeiten der Textilindustrie werden im neu- tralenSchiedsgerichtsverfahren er ledigt. 2. Das Schiedsgericht s«tzt sich ans drei Schiedsrichtern zusammen; den Vorsitzen den ernennt der Neichsarbeitsminister, di« bei den Parteien je einen Beisitzer. 3. Der VerhanLIungsausschuß besteht aus je fünf Vertretern. Für den einzelnen Fall ist cs den Parteien überlaßen, einen dieser Vertreter auszuwechseln. 4. Mißlingt der Versuch des Schiedsgerichts, eine Einigung herbeizuführen, so fällt das Schiedsgericht einen Spruch. Ist dieser Spruch einstimmig, gilt er für beid« Parteien als ver bindlich. Ist der Spruch mit Mehrheit zustande gekommen, entscheiden die Parteien innerhalb 24 Stunden über Annahme oder Ablehnung des Spruches. Aus Antrag der annehmenden Partei entscheidet die zuständige amtliche Stelle über die Verbindlichkeit des Spruches. Der An trag auf Verbindlichkeit muß innerhalb drei Tagen gestellt sein. 5. Bis zur Entscheidung des Schiedsgerichts bezw. der zuständigen amtlichen Stelle bleibt der bisherige Zustand unverändert. Zur Begründung der Abänderungsvor schläge wird u. a. ausgeführt, daß Punkt 2 die Parteien der gewiß schwierigen Aufgabe ent hebe, sich auf einen Vorsitzenden zu einigen. Die prinzipielle Stellung der Arbeitnehmer zum Schlichtungswesen veranlaßt die Verbände, das Neichsarbeitsministenum nicht auszufchalten. Die Möglichkeit der Auswechslung eines Vertreters