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WOErMckr AMl Erschein« jeden Wochenlag nachmittag» — Fermpr. Str. ll «. 28. Postscheckkonto Leipzig 23464. — Gemeindegtrokonto 14. Bankkonten: Lommerz-und Privat-Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal — Darmstiidter «nd Nationalbank Zweig niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt etngesandte Manuskripte werdcn nicht zunickgeschickt — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Ausnahme UNÜAnskiM Bei Klagen, Konkursen, Vergleichen usw. wird der Brutto- betrag in Rechnung gestellt Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebe» der Zeitung, der Lieferanten oder der BesördernngSemrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieserung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreise? Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Nüsdorf, Langenberg, MeinSdorf, Falken, LangenchurSdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, Et. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts, deS Finanzamts und des StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 7 lDcr Raum des Millimeters -er elnspaltlaen Slnzclaen- I seile kostet 7 Pfa., der ciiilvaltigen Rcklameseile 21 Pf.,, f Siir den Nachweis werde» 25 Goldvfcnniae berechnet. Mittwoch, den S. Fanuar 1929 Bezugspreis halbmonatlich M Moldvfcnnlge emschliebllch Trägcrlohn. 79. Jahrg. Dg MWM « MW Man muh sich dann und wann mit dem so- Deutschland ist wieder einmal unehrlich unverständlich beurteilt werden Stimmen der Rechten und der Mitte rechnen Millionen für rückständige Besatzuugskosteu gc- Zaleski, der polnische Außen- einem amerikanischen Büro ein ten. Gerade die vielen Stimmen aus den ehe maligen Siegerstaaten geben dauernd Polen die Befürchtung, es könne einmal die Zeit kommen, da Deutschland die Weltmeinung für sich habe, wenn es die Forderung aufstellt: Jetzt wollen wir einmal die Ostgrenzen in einen vernünftigen Zustand setzen. Daß das nicht mit der Waffe in der Hand geschehen wird, ist heute schon klar. Polen braucht deshalb nicht das grohe Heer zu unterhalten. Wir werden und wollen die Ver nunft sprechen lassen. Freilich wissen wir heute schon, dah wir mit Polen allein niemals Ver handlungen über die Rückgabe des Korridors norität besitze so viel Rechte und Vorrechte, wie die Deutschen. Trotzdem zeige diese Minderheit ständig ihre Unzufriedenheit, die der Welt dartun solle, dah die gegenwärtige Grenzziehung wicht instande se-i, ein normales Zusammenleben zu er möglichen. Interview gegeben. Besonders hat er die Kor ridorfrage in den Mittelpunkt der Erörte rungen gestellt. Und was er offenbart, ist so Phantasiehaft, dah man sofort den polnischen Eigenwillen, Egoismus und die polnische llebcr- treibung erkennt. Er sagt, Deutschland habe kei nen Grund, sich zu beklagen. Was verliere es denn? Nichts, denn das Gebiet wäre nichts wert. Aber Polen hätte den Zugang zum Wasser ge braucht. Die Bevölkerung sei an sich rein pol nisch, die durch den Korridor an Polen gekom men sei. Eine Minderheitenfrage gebe es im Korridor gar nicht, weil keine Deutschen vor handen seien. Man lasse den Deutschen ungehin derten Durchgang. Ostpreußen sei durch die Eisenbahnen eng mit dem Reich verbunden. Und so ähnlich lobt der polnische Minister die glor reiche Tat der Vier von Paris. Selbstverständ lich kann man nicht erwarten, er spräche anders. Aber man mühte erwarten, er hielte sich lieber zurück mit derart unwahren Angaben, die doch schließlich in die Welt gelangen und zu Verglei chen mit der Wahrheit zwingen. Wie ist denn die Wahrheit? Ostpreußen ist Jahr für Jahr in seiner kulturellen und wirt schaftlichen Gestaltung zurückgcgangen. Deshalb, weil die Verbindung durch zwei Bahnlinien un möglich hinreichen kann, das ostpreußische Volk eng mit dem Mutterlands zu verbinden. Eewih, die Polen wissen davon, denn sie versuchen ja in Ostpreußen weiter Fuß zu fassen und den Ge danken eines Anschlusses Ostpreußens an Polen zu propagieren, sie versuchen sogar die Mär aus zustreuen, als ob man im Reiche an Ostpreußen gar kein Interesse mehr nehme und bereit sei, zu gegebener Zeit, einen Tausch zu machen, der art, dah Polen oberschlesisches Gebiet abtritt, während Deutschland dagegen Ostpreußen abgibt. Schon daß Polen es für möglich hält, eine der artige Neigung könnte in Ostpreußen infolge der schlechten Lage der Bewohner Anklang finden, beweist, wie es selbst überzeugt sein muh, all- i mählich werde die Abschnürung schon den Zipfel I Deutschlands in polnischer Umklammerung reif I machen. Der Korridor muß einmal aus der Welt s geschafft werden, nicht allein, weil di« vier Gro- ! ßen von Paris sich geirrt haben, sondern auch, weil es eine Lebensnotwendigkeit «st, daß der landwirtschaftliche Nährboden Deutschlands in enger Verbindung mit dem Staate liegt. Wir wissen sehr wohl, Polen unternimmt alles, um di« schließliche Aussprache und Revision der deutschen Grenzen zu vermeiden. Es hat lange genug nach dem Ostlocarno gerufen, es hat sich schließlich durch die weitere Besetzung des Rheinlandes Garantie sichern wollen. Das ist das fahrvoll und könne. Also Herr /Muster, hat Dazu ist zu bemerken, daß der Fall, daß ein führen können. Es werden schon andere Druck- Land wie Deutschland durch den Korridor i n mittel notwendig sein. Und die Zeit wird schon wird. Dazu kommt, daß allenthalben der Ein druck besteht, daß der Ministerpräsident gerade auf die Unterstützung der Radikal sozialistischen Partei besonderen Wert legt und von der Haltung der Radikalsozialisten sein Verbleiben oder feinen Rücktritt abhängig machen wird. können. Die Frage ist aber, ob er sich m i t leistet, einer solchen Mehrheit begnügen Es trifft zu, daß der deutsche Botschafter in Pa ris von Hoesch, nach Bertin reist, wo er mor gen eintrefsen wird. Es ist nach Lage der Dinge selbstverstäiMich, daß er auch Rücksprache mit dem Auswärtigen Amt haben wird. Peinliche dabei: Wir haben einmütig erklärt, ein Ostlocarno käme nicht in Frage. Haben wir die Westgrenzen anerkannt, so haben wir doch immer betont, daß wir uns entschieden gegen den Raub Oberschlesiens und Westpreußens wehren müssen. Wir haben keine Jrredenta verkündet, was sei nerzeit stark propagiert wurde, so wie es Frank reich 1871 in Elsaß-Lothringen tat, aber wir haben auch nicht hinter dem Berge gehalten, daß wir die Ostlösung niemals als endgültig betrach- Botschastcr von Hoesch kommt nach Berlin Berlin, 8. Januar Paris, 8. Januar K a m rn e r und Senat haben heute nach mittag ihre Arbeiten wieder ausge nommen. In der Kammer eröffnete der Links republikaner Sibille als Alterspräsident die Sitzung. Er betonte die Bedeutung des Anti- kriegspaktes, beschäftigte sich dann mit inner politischen Fragen und trat dafür ein, den reli giösen Ordensgesellschaften das Recht einzuräu men, in Frankreich selbst eine Zentrale zu errich ten. Das sei nicht ein Werk der Reaktion, son dern der Gerechtigkeit Im Senat hielt Alterspräsident Senator Fleury (republ. Linker) die Eröffnungsan sprache, die in einem Appell für die Aufrechterhal tung der Einigkeit ausklang. Auf innen- wie außenpolitischem Gebiet sei völlige Einig keit gerade in« Hinblick auf die Verhandlungen zur Liquidierung des Friedens beson ders nötig. Die Beschlüße, die bei diesen Ver handlungen gefaßt werden würden, würden die Geschicke Frankreichs für lange Zeit festlegen. Gewiß würden sie von den französischen Unter händlern so verteidigt werden, wie es nötig sei; und je mehr sich die Franzosen in geschlossener Front um die Unterhändler scharten, um so grö ßer würde ihre Autorität fein, und um so mehr Gehör würden sie sich verschaffen und die franzö sischen Rechte und Forderungen zur Geltung brin gen können. Der Senator warnte im übrigen vor überstürzten Neuerungen im parlamentari schen Regime. Warschau, 8. Januar Außenminister Zaleski erlebte eine in Ver treter des Anglo-Amcrican Neivspapcr Service ein Interview, in dem er seine Poliunk in der Minderheitenfrage fortsetzt. Die gegenwärtige deutsch-polnische Grenze bezeichnet er als unveränder lich und die deutschen Ansprüche auf den Korridor als unehrlich (!), da der Verkehr Ostpreußens mit dem übrigen Deutsch land sich ohne irgendwelche Schwierigfeiten voll ziehe. Ein Zugang zum Meer sei für »inen 30- l .illtonen-Staat not wendiger als di« Landver- btndung einer zwei Millionen Menschen zählen den Provinz mit dem übrigen Deutschland. (!) Endlich behauptet Zaleski, der Korridor fei in ethnographischer Hinsicht rein polnisch. In seinen weiteren Ausführungen erklärte der Minister, daß das Verhältnis Polens zu seinen MinderlMten durch weitgehende Tole ranz gekennzeichnet sei. Die Lage der deutschen Minderheit sei vorzüglich, denn keine andere Mi- — gelöst werden muß. Interessant ist es stets, polnische Aeußerungen zn vernehmen. Sie halten den Korridor für die idealste Lösung, die die Diktatoren des Versailler Vertrages finden konn ten. Freilich verschweigen sie, daß die Herren am grünen Tisch in Paris seinerzeit überhaupt nicht wußten, wo Ostpreußen liegt, was eine Durchschneidung deutschen Gebietes und eine gänzliche Abtrennung der Ostprovinz für die Er nährung des deutschen Volkes bedeuten könnte. Wilson hat erst sehr viel später, wie er selbst zugab, mit großem Schrecken gemerkt, daß man ja einen Strich durch Deutschland gezogen hatte und eine breite polnische Zunge sich bis zur Ost see zog, die immer eine Gefahrenquelle sein müsse. Und die Polen verschweigen heule gern, daß man in England lange schon eingesehen hat, daß einmal die Aenderung im Osten erfolgen müsse, schließlich aber auch Stimmen in Frank reich laut geworden sind, die den Korridor als ein Unikum bezeichneten. Alle Franzosen, die den Korridor bereisten, geben unumwunden zu, daß aus der Ferne dieser Trennungsstrich nicht so ge- Satz«« Wer die Sseasrage zwischen der deutschen und polnischen Industrie Berlin, 8. Januar Nach «iner Meldung der „B. Z. am Mittag" liegt ähnlich wie für den deutsch-polnischen Holz- vertrag jetzt auch für denjenigen Teck des allge- moinen Handelsvertrages, der di« Eisen iv i r t« schäft betrifft, ein gemeinsamer Kam. Zer Msnatsrericht des Die Kammer schritt unmittelbar nach derl Rede ihres Alterspräsidenten zur Wahl des Präsidenten. Der einzige Kandidat, der »ernn, 8. ^anuar bisherige Präsident Fernand Bouisson, wurde Das Bureau des Eeirevalag«u1«n für dl« N«- wiedergewühlt. parationszahlungen veröffentlicht em« Ueb « r - . .. , . ... . sicht über di« verfügbaren Gelder und vorge- Die rad i k a l e .a a m merfra k t«0 n hat „g,„Eenor Transfers im 5. Annuitätsjahv emst.mm-g beschlossen, für die Priorität der m Dezember 1928. Der Gesamtbetrag ihrem Namen eingebrachten Tagesordnung, durch eingeqangouen N « p a r a t i 0 n s g e l d «r d-e. die In erpellatwnsdebatte über die allge- ^ Diesen vier Monaten des 5. Annultäts- meme Politik der Regierung abgeschlossen wer- 922 497 671,52 EM, der Gesamtbe- den iollte, SU stimmen, ^ dieser Tagesordnung " vorgenommenen Transfers wird erklärt, daß die radikale Fraktion wegen 2 71 5 3 0,59 EM. Davon wurden in aus- der Zu.ammensetzung der Negierung n. ch für Währung übergeführt 394 724 752,35 die Regierung stimmen könne. Außer- Im Monat Dezember allem gingen 184,8 oem wurde beschlossen, gegen dl« V ? ^ Millionen ein von denen 110,5 in ausländischer trauenstagesordnung zu stimmen, d-e transferiert wurden. Von den Haupt- der Ministerpräsident annchmen wird, und Swar ! parEonsgläubigern erhielten im Dezember unter Fraktionszwang. Frankreich 90,5, England 39,5, Italien 15,3 und Allerdings wird Poincare für sein Ver-! Belgien 9 Millionen GM. An die Vereinigten trauensvotum wohl mit einer Mehrheit von 50 Staaten von Amerika wurden 7,3, darunter 4 zwei völllig getrennte T«rri to- hinlänglich dafür sorgen, daß uns einmal die rien geteilt worden ist, wohl einzig Möglichkeit wird, deutsches Gebiet, dem man dasteh t, während es andererseits viele Länder, wider besserer Absicht das Selbstbcstimmungsrccht wie beispielsweise die Tschechoslowakoi und die absprach, wieder zu erlangen. Inzwischen kann Schweiz, gibt, die kein« territorialen Zugänge Herr Zaleski reden, was er will. Sein Interview zum Meer haben, aber trotzdem auf Grund von wird wohl zur Folge haben, daß viele im Aus- - tern-tivnaleu Abmachungen ihre Wirtschaft- lande, die heute noch nicht wissen, was es mit lichen und verkehrstechnischen Bedürfnisse unge- dem Korridor für Bewandtnis hat, aufhorchcn hindert befriedigen können. Was die Behandlung und sich mit diesem Schnitt ins deutsche Fleisch der Minderheiten in Polen und in Deutschland näher beschäftigen. Je mehr die Oeffentlichkeit betrifft, so ist das deuibhe Bestreben, das geltende des. Auslandes auf die Trennung des deutschen Recht in liberalster Weise zu interpretieren, wohl Reiches aufmertsam wird, und je mehr die pol- am besten durch die neue preußische Minderheiten- Nischen Phantasten die Aufmerksamkeit wach- schulverordnung gekennzeichnet. rufen, desto lieber ist es uns. Wenn wir immer wieder unsere Stimme erheben, könnte es falsch ausgclegt werden. Aber wir werden nicht ver säumen, unumwunden immer wieder, und bei jedem Anlaß zu betonen, was wir über den Korridor denken, und daß wir fordern, einmal müsse er verschwinden. genannten polnischen Korridor beschäftigen. Und wenn der Lberfließende Mund eines polnischen Ministers das Thema aufgreift, so darf man nicht stillschweigend vorübcrgehen, weil die Frage der Verbindung des Reiches mit Ostpreußen ein Problem ist, das einmal — und mit Nachdruck Dor der Entscheidung über öas Schicksal Doincarss Wiederaufnahme der Sitzungen des französischen Parlaments