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WslU-WW NM UN- Anzeiger Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. W! Mittwoch, de» 14. November 1928^ s 78. Fahrg London. 13. November Material herzustellen. Bevor eine einzige o nd Haubitze in Deutschland he ° " würde die große französif und jedes deutsche Jndustr hergestellt werden kann, Jin Unterhaus brachte heute L l che Armee in Berlin striezentrum von ihr be- Morgen außenpoltlische MM Von amtlicher deutscher Seite wird bekanntgegeben: Der französische Außenminister Briand hat am Dienstag den deutschen Botschafter Herrn o. Hoesch zv sich gebeten, um die Fühlung, die durch die frauzösische Ministerkrise eine Unter brechung erfahren hatte, wieder aufzunehmen. In der Unterhaltung wurde u. a. auch der gegen wärtige Stand der Besprechungen über die Einsetzung eines Sachverständigenausschus- ses zur Prüfung der Reparationsfrage erörtert. Erscheint jeden Wochentag nachmittag« — Fernspr. Nr. 11 u. 28. Postscheckkonto Leipzig 23464. — Gemeindegirokont» 14. Bankkonten: Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohen- stein - Ernstthal — Darmstädter und Nationalbank Zweig. Niederlassung HohenstcimErnstthal. — Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nicht zurückgeschickt — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Aufnahme. Der Arbeitskampf im Westen und der Reichstag Dieses Blatt ist daS zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts, des Finanzamts und des Stadtrats zu Hohenstein - Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Generalanzeiger stir Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. I Bet Klagen, Konkursen, Vergleichen usw. wird der Brutto» > betrag in Rechnung gestellt Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de« Betriebe« der Zeitung, der Lieferanten oder der BesörderungSetnrich- tungrn — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreise«. Denkschrift des Rcichswehrministers in der Panzerkreuzerfrage Berlin, 14. November richtete er die Aufforderung, alles zu tun, um die Arbeitsfrieden wieder Herstellen. Als letzter Redner sprach dann noch für die Bayrische Dolkspartei Abgeordneter Schwar zer, der das Vorgehen der Unternehmer als eine schwere Verletzung der Staatsautorität be zeichnete. Am Mittwoch wird die Beratung zu Ende geführt. die Entpersönlichung im Arbeitsleben. Man sollte nicht Versühnung nach außen und Klas enkampf im Innern predigen, sondern umge kehrt: Versöhnung nach Innen und Kampf nach Außen. Dann werde man zu Frieden, Freiheit und Brot kommen. Reichsarbeitsminister Wiss«Il erwiderte auf eine Frage des deutschnationalen Redners, daß es das Reichsarbeitsministerium durchaus nicht abgelehnt habe, Material der Unterneh mer über die Lage der Industrie zu sammeln. Der Minister verwies im übrigen auf die inzwi- oder nicht. Von feiten des Zentrums war geltend gemacht worden, daß man mit dieser Debatte warten möge, bis der französische Mini- Der deutschnationale Abgeordnete von Lindeiner-Wildau erklärte, selbst die zurückhaltende Rede des Ministers zeige, daß durch einen solchen Versuch schon der Eindruck erweckt werden könne, als ob auf die Frage einer Rechtsfindung des Arbeitsgerichts ein unzulässiger Druck ausgeübt werden soll. Weiter bezeichnete es der Redner als ein Ver brechen,, wenn man in leichtfertigem Optimis mus das deutsche Volk über den Ernst der Wirt schaftslage hinwögtäuschen wolle. Die Eisen industrie hätte am schwersten unter dem Ver sailler Vertrag zu leiden. Das. Streben der Arbeitnehmer nach besseren Lebens- und Ar beitsbedingungen sei durchaus berechtigt. Aus einer unparteiischen Nachprüfung ergebe sich vielleicht ein Weg zu direkter Verständigung. Im übrigen müsse man der Arbeitgeberseite ge genüber verbindlich erklärten Schiedssprüchen di« gleiche Bewegungsfreiheit zubilligen wie sie Ar beitnehmer wiederholt bei Streik in Anspruch genommen haben. Redner wandte sich gegen Berlin, 13. November Im Reichstag wurde am Dienstag die Aus sprache über den Arbeitskonflikt im Westen fortgesetzt. Der sozialdemokratische Abgeordnete Bran des bezeichnete es als unerträglich, daß eine Handvoll Kapitalisten in der Lage sei, Hun derttausende auf die Straße zu werfen, nur weil sich der Staat das Recht herausnehme, auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen Frieden zu stiften. Er bezeichnete das Vorgehen der Unternehmer als schweren Nechtsbruch. Wenn die Unternehmer nicht das Düsseldorfer, sondern das Duisburger Arbeitsgericht angerufen hät ten, so liege das daran, daß die gewerkschafts feindliche Haltung des Duisburger Vorsitzenden allgemein bekannt sei. Der Redner kündigte an, daß zur Klärung der Arbeitslage auch die Anrufung des Landesarbeitsgerichts notwendig sein würde. Bei der Etatsberatung würden die Sozialdemokraten die Einrichtung einer Kon trollinstanz für die Eisenwirtschaft bean tragen. Wenn der Kampf von den Unterneh mern fortgesetzt werde, sei auch die Suspendie rung der Eisenzölle und die Anwendung eine Verfügungsbestimmung, die eine Einigung zu- kasse, zu erwägen. scheidend ist vielmehr ihre weltwirtschaftliche Auswirkung, und deshalb tat Lindeiner-Wildau recht daran, von höherer Warte aus den ganzen Kampf zu beleuchten. Lammers hat im Reichs tag einmal gesagt: „Wer di« Inflation an die Wand malt, begeht ein Verbrechen!" Lindeiner fügt heute hinzu: „Wer das deutsche Volk über die furchtbar ernste Wirtschaftslage hinwegzu- täuschen versucht, versündigt sich gleichfalls an diesem!" Das ist das Entscheidende. Unsere Wirtschaft arbeitet mit geborgtem Geld, sie kann sich solche Arbeitskämpse mit ihren Folgeerschei nungen nicht leisten. Deshalb muß damit Schluß gemacht werden, ehe der Staat eingreift, wie es gestern der Reichsarbeitsminister Wissell, heute der sozialdemokratische Sprecher Brandes ganz unzweideutig angekündigt hat. schen begonnenen Vermittlungsver handlungen und betonte erneut, daß eme > Verständigung durchaus möglich sei, ohne der i Entscheidung der Rechtsfrage vorzugreifen. Der volksparteiliche Abgeordnete Dr. Mol denhauer gab die Schuld an dem Kampfe einem falschen System, in dem anstelle der Einigungsbestrc bangen mehr und mehr die amtliche L o h p fest se tz u n g unter mehr oder weniger politischen Gesichtspunkten in den Vordergrund getreten sei. Die Lage in der Eisenindustrie sei durchaus kritisch. Im Gegen satz zu Dr. Stegerwald hob er hervor, daß der Lohnanteil in der Eisenindustrie 20 bis 45 vom Hundert der Produktionskosten betrage. Auch er sprach die Hoffnung aus, daß die Vermitt lungsverhandlungen zu einem Erfolge führen möchten. Eine Reform des S ch l i ch t u n g s- wesens bezeichnete er als notwendig und kündigte entsprechende Anträge an. Der wirtschaftsparteiliche Abgeordnete Co lo sser schilderte die Folgen, die sich für den gewerblichen Mittelstand aus dem Arbeitskon flikt ergeben. Die vorliegenden Anträge lehnte er ab, um nicht in ein schwebendes Verfahren einzugreifen. Als nächster Redner forderte der demokra tische Gewerkschaftsführer Schneider- Ber lin eine gründliche Abkehr von der bishe rigen Wirtschaftspolitik. Eine Stei gerung der Publizität der Unternehmungen könne manchen Arbeitskonflikt verhindern. Der Redner unterstützte den Antrag auf Gewährung einer Arbeitslosenunierstützung an die Ausgesperrten. An die Reichsregierung Md Asrge gegen das AMenM-nunen mtt Frankreich Auseinandersetzung mit Baldwin IN iss es ein und führte u. a. aus: Deo Premierminister hat neulich erklärt, er stehe zu Locarno. Durch das Kompromiß wird Locarno vollständig um gestoßen. Lloyd George verwies auf Clömenceaus Brief an die deutschen Delegierten in Versailles be treffend die Verpflichtung der Alliier ten zur Verminderung ihrer Nüstun - George d«n Mißtrauensantrag Liberalen Partei gegen die Regierung wegen des englisch-französischen Ko m pro- WiMravsnahme -er -eulsch-sranzöfischen ReMattolMsprechungen Paris, 13. November kann beweisen, daß unsere eigenen Rüstungen sich auch vermehrt haben und zu denen zur Zeit von Locarno sich verhalten wie 104:100. Die dritte Antwort auf Locarno war der Abschluß deseng lisch-französischen Kompromisses. Dem Kompro miß zufolge, sollten die ungeheuren Militärreser ven Europas, die mehr als drei Viertel der euro päischen Armeen ausmachen, aus der Genfer Ab- rüstungsdebatte ausscheiden. Dieses geschah, ohne daß wir Deutschland verständig- te n. Deutschland gehört zu den Unterzeichnern von Locarno. Der Premierminister hat kürzlich behauptet, er behandele Deutschland mit der gleichen Unparteilichkeit wie Frankreich. Hier lag ein Abkommen vor, das Deutschland be rührte, weil es drei Viertel der Armeen seiner Nachbarn der Erörterung in der Abrüstungs- kcmmission entzog. Und wir haben zwar Noten an Tokio, Rom und Washington, aber nicht an Berlin gesandt. Berlin mußte erst Erkundigun gen einziehen, und als es dies tat, wurde ihm keine Abschrift des Paktes zugesandt. Weiter wies Lloyd George noch auf das un geheure Uebergewicht der französischen Armee gegenüber der deutschen hin. Er widerlegte in eindrucksvoller Weise die französische Behaup tung, daß Deutschland als großes Industrieland imstande sei, imKriegsfalledasnötige gen und sagte: Während Deutschland seine Ver pflichtungen erfüllt habe, hätten die Alliierten die ihren nicht erfüllt. Die Franzosen wünschten Sicherheit, aber sogar, wenn Frank reich, Großbritannien und alle anderen Mächte ihr Rüstungen auf den Stand Deutschlands her abdrückten, würden die Garantiemächte von Locarno immer noch ein Uebergewicht von 5:1 haben. Lloyd George fuhr mit erhobener Stimme fort: Was ist aus Locarno gefolgt? Eine Weigerung, das Rheinland zu räumen, obwohl wir vertragsmäßig dazu verpflichtet waren! Was dann? Eine Steigerung der Rü st ungen der Signa- tarmüchte. Die Rüstungen Frankreichs und Ita liens sind seit Locarno verstärkt worden. Ich dem großen Sozialistenführer Jaures in Frankreich befürwortet. Frankreich wehrt sich gegen den Gedanken eines kleinen Berufs heeres, nicht nur im Hinblick auf auswärtige Feinde, sondern auch aus Besorgnis vor einem Staatsstreich. Mit diesen Darlegungen habe ich versucht, den französischen Standpunkt in dieser Frage wiederzugeben. Baldwin führte u. a. noch aus: In der Nh ein land frage ist die britische Haltung immer die gleiche gewesen, und wir wünschen, daß das Rheinland geräumt werde, aber wir können die Räumung nicht erzwin gen. Eine Zurückziehung der britischen Trup pen allein würde die Schwierigkeiten vielleicht noch vermehren. Aber ich glaube, es besteht eine wirkliche Hoffnung darauf, daß dies« Frage in nicht allzulanger Zeit geregelt wird. Die Räumung ist nach Ansicht gewisser Signatarmächte eng verbunden mit der Repara tionsregelung. In diesem Geiste und mit dem Wunsche nach einer solchen Regelung sind Be sprechungen eröffnet worden, und ich hoffe, daß sie zu einer Regelung führen werden, die di« letzten störenden Ueberbleibsel der Kriegszcit, die Räumung des Rheinlandes liquidiert. , setzt sein. Dies ist die Lage, nachdem wir ver- jprochen haben, unser« Rüstungen auf das nied rigste Maß herabzusetzen, das mit unserer Sicher- ' heit verträglich ist. Wasfürein Schwin de l! Zehn Jahre, nachdem wir dieses feierlich« Versprechen hingegeben haben, haben wir Frank reich zugesagt, daß es sein riesiges Heer nicht zu vermindern braucht, daß sogar siebe« Achtel die ses Heeres in der Abrüstungskommission ^ar nicht erörtert werden sollen. Premierminister Baldwin ergriff das Wort zu einer Entgegnung, in der er u. a. aus führt«: Das englisch-französische Kompromiß war — ich gebrauche absichtlich die Vergangen heitsform — nichts weiter als ein vollkommen offener und ehrlicher Versuch, über den toten Punkt in Genf hinüberzukommen, der di« ganze Sache der Abrüstung gefährdete. Baldwin ging dann mit großer Ausführlichkeit auf die Frage der Armeereserven ein und sagte: Wir hatten ge wünscht, die Länder mit allgemeiner Dienstpflicht zu unserem Standpunkt zu bekehren. Es sind keine Anzeichen dafür vorhanden, daß uns dies gelingen wird. Wir können keinen Zwang aus üben, wir können es nur durch Ueberredung ver suchen. Frankreich betrachtet die allgemeine Dienstpflicht als wesentlichen Teil der Demokra tie. Sie ist in der Zeit der Revolution entstan den. Das „Volk in Waffen" wurde von I Der Naum des Millimeter« der einspaltigen Anzeigen Nl. 2vv M kostet » Pia-., der einspaltigen Reklamezetl« lt s ffür den Nachweis werden S5 Goldpfennige berel Berlin, 13. November Uober Kulturfragen kann man sich eventuell verständigen, über Wirtschaftsprobleme nie. So bald es um die eigene Existenz, sobald es ans Zahlen gehen soll, stehen sich die gegensätzlichen Interessen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer so unversöhnlich gegenüber, daß eine vermit telnde Instanz eingreifen muß, um schweren Auseinandersetzungen vorzubeugen. Das mag bedauerlich sein, ist aber eine Tatsache, der gegen über kein objektiv Denkender die Augen ver schließen kann. Di« heutige Reichstagsdebatte hat das aufs Neue bewiesen. Die ersten Redner gestern und heute, wie Florin, Stegerwald und Brandes, sind als Gewerkschaftsführer sämt lich Interessent, ihre Gegenspieler, der Volks parteiler Moldenhauer und der Wirt schaftsmann Co lasser sind es als Arbeitgeber oder doch durch ihre Stellung im Wirtschafts leben auf dem Unteruehmerstandpunkt Stehende ebenfalls. Der einzige, der nicht durch seinen Beruf gezwungen ist, die Dinge subjektiv zu be trachten, ist der deutschnationale Wortführer, der Abgeordnete v. Lindeiner-Wildau, des sen Rede das Haus g> cade aus diesem Grunde mit gespanntester Aufmerksamkeit lauscht. Frei mütig gibt er zu, von dem zur Verhandlung stehenden Streit vielleicht nicht allzu viel Kennt nis zu haben. Darauf kommt es auch gar nicht , an. Mit irgendwelchen Spitzfindigkeiten wird di« Lage an der Ruhr nicht entschieden. Ent- sterpräsident Poincare sein neues Kabinett mit Das Rei chskabi nett hat am Dienstag der neuen Regierungserklärung der Kammer die Frage noch nicht endgültig entscheiden, ob die vorgestellt hat. Dr. Stresemann hält je-