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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192810151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19281015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19281015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-10
- Tag 1928-10-15
-
Monat
1928-10
-
Jahr
1928
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Ich wie seinen Begleitern völlig unbekannt erschien. Wir So Er Io K scheu dam 0rö> dem meh sche Ichei tühi d e > erstl stär verl Wes scher wur schei Ich Ein Di« Die Ich Wenn inan erst recht «inen Und Die Im Der Die Es ! Auf das Wel was Eife ge s kra darf entfc 3 uns, blei! „Br< Wie! erste West und auch cmpf 2 Sarx wie Wenn man weitesten. new wo gehe Okt, auf schaf in st scher wer Letei We auch Last scher nicht und neuc diese rika aller w e' 2 Sah der > ses i mit lächclle kalt; da neigten Blumen die Kelche matt; pflückte schweigend am Boden grünes Efeublatt. Nachtigall schlug klagend, Blüten sanken vom Baum; stand allein im Garten — > bin noch wie im Traum; Nachtigall schlug jubelnd blühenden Lindenbaum. Mond stand voll am Himmel, Luft war mild und weich, blühten Rosen und Lilien einem Beete zugleich. nicht in guter Stimmung ist, must man sich guten LoneS befleißen. Richard Zorzmann. nicht weiß, wo man hinwill, kommt man am Shakespeare. > Weises und Wahres. Wo wir «nS nicht schämen sollten, da schäme» wir uns, und wo wir uns schämen sollten, da schämen wir uns nicht. Claudius. Schwimmende Singvögel. Die Vermutung, daß die Landvögel bei ihren Wande rungen über das Meer zeitweilig auf diesem schwimmend auszuruhen vermöchten, ist schon wiederholt ausgesprochen worden, indessen fehlte es immer an glaubwürdigen Be stätigungen. Erst Heinrich Gätke, dem sorgfältigen Beob- achter des Helgoländer Vogellebens, ist es gelungen, das Schwimmen von Singvögeln auf dem Meere zur Zeit des Herbstfluges wiederholt festzustellen. Die erste derartige Beobachtung bot sich ihm dar, akS er sich etwa eine halbe Meile westlich von Helgoland auf der Möwenjagd befand. In einiger Entfernung ward auf dem Meere schwimmend ein kleiner Vogel sichtbar, der ihm Die Verlassene Ich habe zur Nacht geträumet Mein Liebster sprach: »Die Liebe Soll flammend wie Rosen sein!" sprach: .Doch auch wie Lilien priesterlich und rein.- näherten uns," berichtet Gätke, „sehr begierig, die ver meintliche .Seltenheit zu erlangen, erkannten aber noch rechtzeitig, daß wir eine Singdrossel vor uns hatten. Der Jagdeifer wandte sich nun sofort in Mitleid und in den Wunsch, das arme ermattete Geschöpf aus seiner vermeint lichen peinlichen Lage zu retten. Wir erstaunten aber nicht wenig, als bei Annäherung des Bootes die Drossel sich mit größter Leichtigkeit vom Wasser erhob und geraden Weges dem fernen Helgoland ganz kräftig zuflog." Ein anderes Mal war es eine Schneeammer, die unter ähnlichen Um ständen auf dem Meere angetroffen wurde und gerettet werden sollte. Der Vogel mußte sehr ermattet sein, denn er befand sich kaum fünf- bis sechshundert Schritte von der Insel entfernt auf dem Meere schwimmend oder vielmehr treibend. Beim Herannahen des Booles indessen flog er gleichwohl vom Wasser auf, mußte sich aber nach dreißig bis vierzig Schritten wieder niederlassen. Als sich das Boot ihm wiederum näherte, flog er abermals auf, aber mit nicht besserem Erfolg als zuvor. Ein dritter Versuch führte ebenfalls zu weiter nichts, als daß der Vogel von neuem ungefähr dreißig Schritte der Insel näher gescheucht wurde. Da man die Gewißheit hatte, daß der Vogel nach einiger Ruhe das Land wohlbehalten erreichen würde, gab man die Bemühungen, ihm zu helfen, auf. Die dritt« Beobachtung machte Gätke an einem Bergfinken, der drei viertel Meilen östlich von Helgoland auf dem Meere schwamm. Bei Annäherung des Bootes, in dem Gätke fuhr, erhob der Vogel sich vom Wasser, stieg sofort zu einer ziemlichen Höhe auf, wie Vögel es tun, wenn sie weiter ziehen wollen, und flog in westlicher Richtung weiter, so ivcit das Ange zn folgen vermochte, ohne Helgoland irgendwie zu beachten. Das nächste Land, zu dem der Vogel in der erwähnten Richtung gelangen konnte, waren die Inseln Norderney und Borkum. Daß er sie von dem Punkte, wo er aufflog, hätte sehen können, war durchaus ausgeschlossen. Gleichwohl folgte er nach der Rast auf dem Meere unbeirrt und sicher seiner herbstlichen Zugbahn. Wahrscheinlich kommen derartige Fälle öfters vor, aber die Schwierigkeit der Beobachtung verhindert es, daß wir von ihnen Kenntnis erhalten. Wer deutet mir den Traum? — Julius Sturm. Wie die Farbcnülindhcit entdeckt wurde. Daß ein Zustand wie die Farbcnblindheit besteht, wußte man früher überhaupt nicht, und einem Zufall nur ist diese Entdeckung zu verdanken. Der englische Chemiker Dalton wurde an das Königliche In stitut zu Manchester berufen. Um bei seiner ersten Vorlesung 0793) entsprechend auftrctcn zu können, bestellte er sich bei einem Londoner Schneider einen Anzug. Ta er der Quäker- gemeinde «»gehörte, suchte er sich unter den ihm vorgelcgtcn Stossen einen aus, den er für gelblichgrau (Quäkcrfarbc) hielt. Der Schneider machte ihm den bestellten Anzug aus dem ans- gewählten Tuch. Als nun der neue Professor vor seinen Stu denten erschien, war er von Kops bis zu Fuß in flammendes Scharlachtuch gekleidet. Es wurde seinen Freunden sehr schwer, ihn von dieser Tatsache zu überzeugen. Er glaubte steif und fest, sein Anzug sei „quäkcrgrau". Nur das übereinstimmende Urteil der einwandfreiesten Zeugen brachte ihn zn der Er kenntnis, das; sie an dem Stoss eine andere Farbe sahen als er, daß sein Auge also mangelhaft gebildet sein müsse. Damit war die Farbenblindheit entdeckt Die Arbeitsleistung einer Taschenuhr. Das Räderwerk einer Taschenuhr ist ein wahres Wunder an Behendigkeit und Unermüdlichkeit. Es verrichtet in jeder Minute 375 Umläufe, in jeder Stunde 450 000, in einem Jahre 197 100 000. Um uns diese Arbeitsleistung des winzigen Uhrwerks klarer zu ver gegenwärtigen, denken wir uns, eine Lokomotive verrichte mit ihren Rädern die gleiche Zahl der Umdrehungen. Das würde bedeuten, daß sie achtundzwanzigmal die Reise um die Welt zurückgelcgt hätte, angenommen, daß es ihr vergönnt wäre, auch über die Ozeane hinwegzusausen. Nun stellen wir uns vor, welche Unsumme an Heizmaterial die Lokomotive zur Be wältigung dieser Arbeitslast beanspruchen, welche Menge Wasser sie verschlingen, wieviel Menschenkraft sie zu ihrer Be dienung brauchen würde! Die kleine Taschenuhr verrichtet dieselbe Arbeit ohne alle Auslagen, ohne eine weitere Be dienung, als daß man nicht vergißt, sie alle Tage aufzuziehen! Die Bearbeitung freilich, die der Mensch dem harten Stahl muß augedeihen lassen, ehe er zur Verrichtung derartiger Heldentaten fähig ist, verdient höchste Anerkennung. Die stählerne Uhrfeder ist dermaßen dünn ausgearbeitet, daß ein Kilometer davon noch nicht ein Viertelpfund wiegt. Und diese menschliche Arbeit verleiht dem billigen Eisen einen solchen Wert, daß dieser etwa einem einem 12^-maligen Auf- gewogenwerden mit Gold entspricht. Einer englischen statisti schen Aufstellung zufolge ist eine Tonne Gold 125 583 Pfund Sterling wert, eine Tonne Stahl aber, die zum feinsten Uhr- kcdcrdraht verarbeitet ist, stellt einen Wert von 1576 458 Pfund Sterling dar. der Tratte daS Haus Rothschild sehr verstimmen würde." — „Dann zahlen Sie sie," sagte der Sultan. So wurden die 10 000 Dollar denn gezahlt B., dessen Spekulation inzwischen geglückt war, zahlte sie wenige Tage später prompt zurück. Der Frosch als Fischdieb. Es ist eine öfter beobachtete Tat sache, daß Frösche größere Fische angreisen, sie töten und auf- zehren. Bei ihren Angriffen setzen sich die Frösche auf den Kopf oder den Rücken ihrer Opfer, die allerdings aus irgend einem Grunde in ihrer Bewegungsfreiheit gehindert sein müssen. Ihre Vordersätze stecken sie zwischen die Kiemen der Fische und führen dadurch eine Verletzung herbei, an der die Fische bald zugrunde gehen. Auch verletzen die Frösche die Augen und Augenhöhlen der Fische. Gewöhnlich werden im Frühjahr Karpfen angefallcn, die sich noch halb im Winterschlaf befinden. Sehr gefährlich können die Frösche auch der Forellen brut werden. Der Fischmeister einer süddeutschen Forellen- zuchtanstalt erzählt, datz er in dem Magen eines Frosches nicht weniger als 24 Stück halbverdaute, 5 bis 7 Zentimeter lange junge Forellen gefunden habe. Ein halbes Dutzend hrkngriger Frösche ist somit imstande, in einen« Forellenauszuchttcich einen großen Teil des Bestandes aufzuzchrcn. Aus diesem Grunde sollte man Frösche aus Teichen, in denen sich Fischbrut befindet, nach Möglichkeit fcrnhalten. Das ansteckende Weinen. Der Wiener Theatermaun Bäuerle erzählt in seinen Memoiren eine sonderbare Geschickte, die sich im Jahre 1820 am Leopoldstädter Theater in Wien zutrug. Baron Salomon Rothschild kam täglich aus seiner Loge auf die Leopoldstädter Bühne. Es freute ihn, wenn er den Humor der Schauspieler gleichsam aus der ersten Hand bekam. Eines Abends hörte der Baron, als er dicht neben Bäuerle stand, ein lautes Schluchzen. Er wendete sich um und sah eine alte Choristin, di« weinte herzzerreißend! „Herr Bäuerle," sagte Rothschild, „warum weint diese Frau so kläglich?" — „Ich weiß es nicht, Herr Baron, ich will sie be fragen. — Madame Viehweger, weshalb weinen Sie?" — „Ach mein Gott!" gab sie zur Antwort, „habe ich nicht alle Ursache zu weinen! Während ich hier Komödie spielen mutz, nimmt mir der Hausherr meine wenigen Möbel und wirft meine kranke Mutter auf die Straße." — „Was sind Sie dem Manne schuldig?" — „Sechzig Gulden für zwei Vierteljahre." Bäuerle hinterbrachte dies dem Baron. „Herr Goldstein," sagte Rothschild zu seinem Begleiter, „haben Sie zweihundert Gulden bei sich?" — „Hier, Herr Baron!" — „Herr Bauerle," sagte der Baron wieder, „geben Sie der armen Frau dieses Geld. Sie soll damit ihren harten Hausherrn bezahlen, aber mir nicht danken." Dessenungeachtet stürzte die arme Choristin vor Rothschild nieder und netzte seine Hände mit Tränen. Am anderen Abend kam der Baron wieder auf die Bühne. Da weinten zwölf Choristinnen! „Herr Bäuerle," sagte Rothschild, „nun komme ich nicht wieder hierher. Ich erpresse den Leuten Tränen, davor möge mich Gott bewahren!" Gewonnene Wette. Ein Berliner Rechtsanwalt war seines Geizes wegen allgemein bckanutgeworden. Eines Tages kam in einem Kaffeetzause, in dem viele Schauspieler verkehrten, die Rede auf ihn, und man behauptete, datz er noch nie einen Men schen zürn Mittagessen eingcladen habe. „Was gilt die Wette," sagte Theodor Döring, damals noch ein junger Mann, „er soll mich darum bitten, ohne mich zu kennen!" Die Wette wurde angenommen. Am folgenden Tage ging Döring zu dein Rechts anwalt, als dieser eben bei Tische saß, und trat mit den Worte» ins Zimmer: „Verzeihen Sie, daß ich so unangemeldet herein- komme, aber es betrifft eine Sacke, bei der Sie tausend Taler verdienen können. Sie sind jedoch bei Tisch, entschuldigen Sic, daß ich gestört habe — ich will später noch einmal wieder vor sprechen. Jetzt falle ick Ihnen ja nur zur Last." — „Nicht im geringsten!" ries der Rechtsanwalt ängstlich. „Bleiben Sie und seien Sie mein Gast!" Nach aufgehobener Tafel nahm der Anwalt den Schauspieler beiseite und sagte: „Nun zur Sache. Womit kann ich lausend Taler verdienen?" — „Ich höre," er widerte Döring ernsthaft, „Sie haben eine Tochter zu ver heiraten und wollen ihr zehntausend Taler mitgebcn. Gebe» Sie di« Tochter mir, ich nehme sie mit neuntausend Talern, da bei profitieren Sie tausend Taler!" Sprach's, verbeugte sich »nd ging von dannen. Wie man nächtlichen Unfug im Mittelalter bestrafte. Die Menschen des Mittelalters waren lebensfroh und liebten derbe Späße. Aber ein« Grenze gab es auch hier. So suchte ma» namentlich für die nächtliche Ruhe der Bürger zu sorgen und schritt gegen die Lärmmacher und Unfugstister ost ungewöhnlich streng ein. In Augsburg hatten 1446 fünf Handwerksgesellen, zwei Panzermacher, ein Maurer, ein Weber und ein Woll- krempler, in der Nacht Lärm verübt und mit ihren Waffe» »inige Leute verwundet. Dafür sollten allen die Augen aus- gcstochen werden. Drei der Handwerksgesellen wurden dann zu Gefängnis begnadigt, die beiden Rädelsführer aber mußten ihr Vergehen hart büßen. Der Weber wurde mit Ruten gestrichen, der Maurer aber wirklich geblendet. In Breslau wurden 1460 mehrere junge Männer, die mit Schilden, Armbrüsten und anderen Waffen nachts in der Stadt herumgelaufen waren und Unfug getrieben hatten, zu schweren Geldstrafen verurteilt. In Nürnberg wurden 1496 zwei Perlenmacher wegen nächtlichen Unfugs, und weil sie den Scharwächler geschlagen hatten, zu je einer halben Stunde Pranger ewiger Verweisung aus der Stadt und Entschädigung an den Geschlagenen verurteilt. Tabakrauchende Tiere. Die meisten Tiere hegen einen ge waltigen Abscheu gegen den Tabak in jeder Gestalt und Form. Diese Regel hat jedoch wie olle anderen ihre Ausnahmen. So wurde in einem Wanderzirkus ein Terrier gezeigt, der sehr ver gnügt aus einer Tonpfeife rauchte. Das Tier hatte sich bereits so an diesen Genuß gewöhnt, daß es ihn nicht mehr entbehren wollte. Auch der Papagei gewöhnt sich leicht an Tabak. In Paris lebte im Haushalt eines Arztes ein Papagei, der Tabak kaute. Wenn der Vogel eine gewisse Quantität zu sich ge nommen hatte, taumelte er wie betrunken. Am liebsten kaute er den mit Rum getränkten Tabak, den di« Seeleute zu kauen pflegen. Ähnliches erzählt man auch von Affen. Aber auch das Rauchen versuchen diese alles nachahmenden Vierfüßler »der vielmehr Vierhänder. Ein Holländer auf Sumatra hatte seine Zigarette eine Zeitlang geraucht und sie dann wegge worfen. Ein Affe, der in der Nähe saß, griff sie auf und fing «ifrig zu rauchen an. Plötzlich aber begann sich sein Gesicht »» verziehen: er fühlte sich anscheinend sehr übel Ei» seltsames Geschäft. Von einem Grobspekulanten B^ der in St. Louis vor mehreren Jahren als vielfacher Millionär gestorben ist, wird folgende charakteristische Anekdote erzählt: Als B. sich als junger Anfänger selbständig gemacht hatte, braucht« er zu einem aussichtsreichen Geschäfte notwendig 10 000 Dollar. Mit seiner Bank stand er zwar auf freundschaft lichem Fuße und schon mehrere Mal« hatte sie ihm ungedeckte Beträge vorgeschossen, die politische Lage indessen war damals zu kritisch, als daß er die Bank um eine solch große Summe hätte angchen können, zumal sein Guthaben bei Ihr nur noch «inige hundert Dollar betrug. Sein Sekretär schlug ihm vor, den so dringend benötigten Betrag auf eine Verbindung zu „ziehen", die von St. Louis möglichst weit entsernt wohne. B. erwidert«, datz ihm eine solche Verbindung nicht bekannt sei. „Ziehen Sie doch aus irgendwen," meinte der Sekretär, „wie gesagt auf jemand, der möglicksst weit von hier wohnt, so weit, daß wir noch rechtzeitig vor Verfall für Deckung sorge» können." B. stellte darauf nach kurzem Besinnen einen Wechsel über 10 000 Dollar, zahlbar bei Sicht, auf den Sultan dcr Türkei aus. Tie Tratte wurde von der Bank diskontiert, vo» ihr weiter nach Newhork gegeben und von hier an einen Lon doner Geschäftsfreund gesandt. In London kam sie in die Hände der Rothschilds, die sie nach Konstantinopel überwiesen. Hier wurde sie dem Schatzmeister des Sultans zur Zahlung präsentiert; er legte sie seinem hohen Herrn und Gebieter vor,' da er nicht wußte, was er mit dem Wechsel anfangen sollte. „Wer ist denn dieser B. in St. Louis?" fragte der Sultan. —. -Ich kenne ihn nickt," erwidert« der Schatzmeister. — „Sind wir ihm etwas schuldig?" — „Nein." — „Dann zahlen wir den Wechsel natürlich nicht." — „Wollen Eure Majestät," wagt« der Schatzmeister einzuwenden, „gütigst berücksichtigen, daß unt das Papier durch die Rothschilds zugeht, mit denen wir gerades jetzt weg«» Abschlusses einer größeren Anleihe in Unterhand» Pmg stehen. ES ist leider zu fürchten, daß «ine Richteinlöfun- mc prxrwrurcKr DaS Scheckbuch. DaS beliebteste Buch ist in England und Amerika unstreitig das Scheckbuch, das ja auch bei uns in Deutschland von Tag zu Tag volkstümlicher wird. Ist eS doch ein wahres Zauberbüchlein, dessen Blätter sich durch Wenige Schriftzeichen des Berufenen in Goldwerte verwandeln lassen. Hat dcr glückliche Besitzer eines solchen Buches Zahlungen zu leisten, so verzeichnet er die erforderliche Summe auf einem Blatte seines Buches, unterschreibt eS, trennt das Blatt her aus, übergibt es dem Gläubiger und ist der Schuld ledig — vorausgesetzt natürlich, daß bei der Bank, die zur Bezahlung ausgefordert wird, ein entsprechender Betrag deponiert ifL Welche riesigen Summen durch den Scheckverkehr umgesetzt werden, mögen einige Fälle dartun. Das Schatzamt der Ver einigten Staaten von Nordamerika bezahlte den Panamakanal mit einem Scheck, der auf die Summe von 8 Millionen Pfund Sterling lautete. Nach Beendigung des Chinesisch-japanische» Krieges bezahlte China den ersten fälligen Betrag seiner Kriegsschuld an Japan mit einem Scheck, der auf 8 225 000 Pfund, 1 Schilling und 10 Pence lautete. Dieser Scheck war auf die Bank von England gezogen und im Betrage dcr höchste, der bis dahin in der Geschichte dcr Bank je honoriert worden war. Drei Jahre später bezahlte China den Restbetrag seiner Kriegsschuld an Japan wiederum mit einem Scheck, dcr auf die Riesensumme von 11008 857 Pfund, 16 Schilling und v Pence lautete. Der höchste Betrag eines Privatschecks er reichte die Summe von 5 338 650 Pfund, und zwar war die- dcr Kaufpreis, den die De Bcers-Minengesellschaft im Jahr« 1889 für den Besitz an Diamantenfeldern der Kimberley Cen tral Company in Südafrika zahlte, um der beide Gesell schaften schädigenden Konkurrenz ein Ende zu machen. Weitere große Schecks, die von sich reden machten, waren die von dem Bankhaus Morgan in Ncwyork ausgestellten im Betrage vo» 4 620 000 und 4 781754 Pfund, wovon dcr eine die Rest- lumme darstcllte, die Morgan dem alten Andrew Carnegie für seinen Anteil an den Stahlwalzwerken auszahlte. Im Gegen satz zu diesen Niescnschecks wurde dem früheren Präsidenten ver Vereinigten Staaten, Cleveland, vom Schatzmeister ein mal einen Scheck überreicht, der aus die Summe von 1 Ceni lautete. Dieser Betrag war dem Präsidenten irrtümlicher weise zurückbehalten worden, als ihm sein Monatsgehalt aus- gezahlt wurde. Der Irrtum wurde bet einer Revision des Bücher und der Kassen entdeckt und dem Schatzmeister ge-» Meldet. Diese, stellt« nun, wt« «S sein« Pflicht war, «in«» Scheck auf einen Cent aus und überreichte ihn feierlich de« Presidenten. DaS wertvolle Bild. Dem berühmten französischen Bild hauer Rodin hatte eines Tages ein junger Maler eines seiner völlig wertlosen Bilder, das er prachtvoll hatte einrahmen lassen, förmlich aufgcdrungen. Rodin hatte das Bild in sein Aiclier hängen lassen und dachte kaum noch daran, als seine Erinnerung an den Schmarren wieder geweckt wurde. Er hörte nämlich von einem Freunde, daß der junge Maler über-' all ausposaune, Rodin hätte bei ihm ein Gemälde gesehen und es so sehr bewundert, vaß er nicht anders gekonnt habe als es dcm Bildhauer zum Geschenk anzubicten. Zum Beweis, wie hoch Rodin das Bild schätze, möge dienen, daß der Meister «s in seinem Atelier ausgehängt habe. Diese Prahlerei ärgerte den Bildhauer, und er beschloß, dcm eingebildeten Maler eine kleine Lektion zn erteilen. Als er ihm eines Tages im CafS de la Paix in einem großen Kreise von Freunde» und Kunstgcnossen begegnete, redete er ihn also an: „Ah, sieh da, mein lieber Freund, ich hatte schon lange die Absicht, Sie zu besuchen, aber es fehlte mir bisher iminer an Zeit. Habe» Sie schon gehört, das; am vergangenen Sonntag bei mir ein» gebrochen worden i t?" — „Nein, verehrter Meister," ant wortete der Maler, sich stolz im Kreise umschauend, um fest- zuftellen, ob die übrigen die vertrauliche Anrede des berühmte» Künstlers auch gehört hätten. „Sind Ihnen wertvolle Sachen gestohlen worden?" — „Wie man'S nimmt," antwortete Rodin lächelnd. „Sie erinnern sich vielleicht an das Bild, das Sie mir vor einiger Zeit sandten?" — „Freilich, freilich," stieß jetzt a<emlos vor Neugier dcr Maler hervor. — „Darauf scheinen «s die Einbrecher hauptsächlich abgesehen zu haben, denn sie haben es aus dem Rahmen herausgeschnitten und —" — „Da seht ihr," schrie der Maler, der; Bildhauer unterbrechend, „mein Glück ist gemacht! Kinder, diese Reklame! Die Zci- ttmgen —" — „Die wissen schon," unterbrach ihn jetzt Rodin, „daß die Diebe die Leinwand liegen ließen und mit den» schönen Rahmen abzogen!" Was der Vater nicht genießt, daS erntet der Sohn. Herder. * DaS Mitleid ist die letzte Weihe der Liebe, vielleicht die Liebe selbst. Heine. Je angestrengter, sorgenvoller das Leben des ManneS draußen in der rauhen Welt ist, desto mehr bedarf er im Haus« der Liebe. Michelct.
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