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Goethe. Und Regen, Sturm und Gewitter Verpass' ich unter dem Baum. Die Türe dort bleibet verschlossen; Toch alles ist leider ein Traum. Ta stehet von schönen Blumen Tie ganze Wiese so voll; Ich breche sie, ohne zu wissen, Wem ich sie geben soll. Hinaus in das Land und weiter, Vielleicht gar über die See. Vorüber, ihr Schafe, vorüber! Dem Schäfer ist gar so weh'. Tann folg' ich der weidenden Herde, Mein Hündchen bewahret mir sie; Ich bin hinuntcrgekommen Und Weitz doch selber nicht wie. Es stehet ein Regenbogen Wohl über jenem Haus; Sie aber ist weggezogen Und weit in das Land hinaus. Schäfers Klagelied. Da droben auf jenem Berge, Da steh' ich tausendmal, An meinem Stabe gebogen, Und schaue hinab ins Tal. Ergebnis dieser Bemühungen waren die Pralines. Grog war ursprünglich der Spitzname eines englischen Ad mirals, der seinen Matrosen statt Rum ein Gemisch von Rum mit heißem Wasser geben ließ, ein Getränk, dem die Seeleute ärgerlich den Spitznamen ihres Vorgesetzten gaben. Bezeichnungen wie Kremser, Silhouette, Havelock, Man sarde, Pompadour u. a. sind namentlich der älteren Ge neration geläufig. Die Kremser, jene für Ausflugszwecke beliebten Pferdefuhrwerke, sind kurzweg nach dem Unter nehmer benannt, der sie aufbrachte. Das heute vorsintflut lich anmutende Kleidungsstück hat den Namen des eng lischen Generals Sir Henry Havelock, der es seinerzeit in Mode brachte, verewigt. An den vielfarbigen, nach der Geliebten Ludwigs XV. benannten „Pompadour", jene höchst umfangreiche und auch ins Zeitalter der schlanken Linie gar nicht passende Handtasche, werden sich die Ver treterinnen des schönen Geschlechts fast nur vom Hörensagen erinnern. Auch die ehedem so beliebten Schattenrisse oder Silhouetten sind heute nicht mehr geschätzt. Die Silhouette hat ihren Namen von dem Finanzminister Ludwig XV., Etienne de Silhouette, der zu sparen versuchte und sich dadurch so lächerlich machte, daß man die sparsame Kunst, die bloß den Umriß einer Person gab, mit seinem Namen belegte. Unsere heutige Dachkammer hieß ehedem Man sarde nach dem französischen Baumeister Manfard; der Gobelin nach dem gleichnamigen Pariser Teppichweber, das Vertikow nach dem Berliner Tischler, der diese Möbel stücke zuerst anfertigte. Der Pferdebesitzer und Sports freund, der 1777 in London das erste Reitinstitut gründete und Tattersall hieß, lebt in seiner Schöpfung noch heute fort. Das Verfahren, einem Straßenkörpcr einen Grob steinschlag als Unterbau zu geben, stammt von dem eng lischen Wegcbaumeister John Mac Adam; man spricht heute noch von „Makadam" und „makadamisieren". So gibt es aus allen Gebieten zahllose Begriffe, die eine ähn liche Metamorphose wie die erwähnten Beispiele dnrch- gemacht haben Wir reisen mit dem „Bädeker", wir lesen die Anschläge an den „Litfaßsäulen" und dieses „Feuille ton" — so genannt nach dem französischen Schriftsteller Octave Feuillet —, während jung und alt auf dem Wege zu Kraft und Schönheit wandelt und „mensendieckt". Mit diesem Namen der Begründerin eines viclgeübten gym nastischen Systems, der sich rasch eingebürgert hat, scheint unsere Liste vorläufig abgeschlossen zu sein. Don Schick zu MensenSLeck Personennamen, die zu Begriffen wurden. Wie viele von den Freunden des Pferdesportes, die mit ! dem Worte Derby aufwachen und schlafen gehen, wissen, ! woher die fremdartige Bezeichnung stammt? Lord ! Edward Derby hat seiner Stiftung den Namen gegeben I und aus dein Derby-Neunen ist kurzerhand und für alle S Zeiten und alle Länder das Derby schlechtweg geworden. ! So gibt es in unserem Sprachschatz zahlreiche Begriffe, die k ursprünglich Personennamen waren und im Laufe einer ! mehr oder minder langen Entwicklung die Metamorphose ! zum Begrifflichen durchgemacht haben. Der Browning ! beispielsweise, die jedermann bekannte Schußwaffe, hat ' seinen Namen von seinem Erfinder, dem Amerikaner O. N. I Browning. Technik, Physik und verwandte Wissenschaften I pflegen überhaupt gern solche Namen für ihre Fachaus- i drücke zu übernehmen; man denke an Termini wclmioi wie ' Ampere, Volt, Ohm, die nichts weiter als die Namen ihrer I Erfinder sind; nicht anders verhält es sich in der Meteoro- I logie, die mit Celsius, Reaumur und Fahrenheit rechnet. Boykott und Boykottieren sind heute Redewendungen, ! die jedermann gebraucht; der Begriff stammt von Charles ! Cunningham Bovkott, einem Gutsverwaltcr in der ' irischen Grafschaft Mavo, der die kleinen Pächter so draug- ! salierte, daß er im Jahre 1879 von der irischen Landliga ! geächtet wurde. Niemand arbeitete mehr für ihn, niemand I lieferte ihm, selbst die Eisenbahn weigerte sich, für ihn > Vieh zu transportieren; dieses System der Ächtung war so ! wirksam, daß sich Boykott zur Auswanderung entschließen ! mußte. Ter Ausdruck Lynchen, der häufig in Meldungen I aus den Vereinigten Staaten zu lesen ist, aber auch nicht i selten im Polizcibericht deutscher Blätter auftaucht, wenn ! davon die Rede ist, daß eine erregte Volksmenge den Ver- ! such gemacht habe, den eben verhafteten Verbrecher auf der I Stelle z.u justifizicren, verdankt seine Entstehung dem I Richter John Lynch, der im 17. Jahrhundert in Nord- ! karolina amtierte und mit außerordentlichen Vollmachten ! gegen verbrecherische Neger ausgestattet worden War, I deren Ausschreitungen die dortige Bevölkerung in äußerste i Erregung versetzt hatten. John Lynch führte das sum- ! marische Verfahren ein, das seitdem seinen Namen trägt. ' Eine andere Hinrichtungsprozedur, das Guillotinieren, I hat den ihren von dem Doktor Josephe Ignace Guillotin, ! der die Hinrichtuugsmaschine zwar nicht, wie die land- ,; läufige Ansicht behauptet, erfunden, sondern sie nur am ' 30. April 1791 in der Nationalversammlung empfohlen I hat, wofür er schallendes Gelächter erntete. Das mecha- l nische Schafott, dessen Modell auf Anregung des Henkers ! Samson von dem deutschen Mechaniker Schmidt konstruiert ' wurde, kam aber bald doch auf; wahrscheinlich hatten sich I die Männer des Schreckens leicht von seiner praktischen ! Verwendungsfähigkeit überzeugt. Auf eigenartige Weise I ist das Wort Schick entstanden, das unverwüstliche Adjektiv ! der Modesprache. Chicque, der Sohn eines Pariser Fruchthändlcrs, war der Schüler des berühmten franzö- I fischen Malers David, ein talentvoller junger Mensch, f dessen früher Tod den Meister in schmerzliche Trauer ver- » setzte. David konnte Chicgue nie vergessen und er ge- I wohnte sich an, zu sagen, wenn ein Schüler ihm ein Bild I vorlegte: „Tas ist nicht Chicque, der würde es anders ge- ; macht haben!" oder, im anderen Falle: „Ja, das ist echter » Chicque!" Diese Art, den ästhetischen Wert eines Kunst- I Werkes zu kennzeichnen, wurde bald populär und hat sich s als erstaunlich lebensfähig erwiesen. Tas nicht minder ge- ; bräuchliche Wort Talmi rührt von einem Pariser Fabri- » kanten her, der unechte Waren fabrizierte und diese mit ! großer Reklame anprics. Nicht nur ästhetische, sondern auch leibliche Genüsse ; verdanken ihre Bezeichnung häufig ihren Urhebern. Das ' Nikotin, das im Tabak enthaltene Gift, ist nach dem fran- I zösischen Art Nicot benannt, der den Tabak im 16. Jahr- I hundert einführte. Die Pastillen, die Erfindung eines ; unbekannten italienischen Konditors, gelangten durch den > Florentiner Pastilla, einen Schützling der Maria von Me- I dici, der Gemahlin Heinrichs IV., nach Frankreich. Unsere z Pralinas dagegen verdanken ihren Namen dem Marschall ; Duvlessis-Pralin, der seinem Leibkonditor Lassagne, dem » Erfinder vieler schmackhafter Leckereien, eines Tages den j Auftrag gab, ein neues Zuckerwerk zu komponieren. Das