25 (400) 91X 7 (2000) 118 z Llnierhaliüngsbeilage ? ü zum Hohenfiein-Emstthaler Tageblatt und Anzeiger Das Familienküken Noman von Irmgarck Spangenberg. (Schluß.) wieder stand er auf dem roten Teppich, saß nie wieder ! aus den Klubsesseln, wo er oft seine geschmähte Zigarre ! geraucht hatte. Nie wieder. Alles zu Ende. Das übrige spielte sich hinter der geschloffenen Tür ab. mußte jemand drinnen sein. „Sie werden sich noch wundern! Es kommen Zeiten, da gehen alle paar Jahre mal die Leute in Reparatur. Lasten sich gründlich reinigen, schadhafte Teile werden ersetzt —" „Pfui," sagte sie, nichts weiter als „Pfui". Da schämte er sich etwas über seinen prahlerischen Blödsinn. Sie dehnte sich glücklich. „Ach — wenn ich wieder gesund werde — wirklich ge sund — ein ganz neues Leben will ich dann anfangen —" „Ich auch!" rief Konrad und lachte mit ihr und wußte selber nicht, warum. Fast zärtlich ließ er seine Hand auf dem Treppengelän der ruhen. Noch einmal war es ihm, als ob Dorlis Lachen noch an den Wänden hinge. Das Lachen von damals, als sie den Kater vermißten. „Konrad" hatte sie den ge nannt. Ihm zum Schaber nack. „Konrad" hieß der. Das war nun künftig der Kon rad, der hier aus- und ein ging. Wenn sie ihn nicht um taufte — abermals zu seinem Schabernack! Die Tür zum Laborato rium war nur angelehnt. Es Dorli — natürlich Dorli! Gedankenvoll ging er die « ' Treppe hinauf. Noch einmal I wollte er sein kleines Labora- I torium aufsuchen und dann f für immer Lebewohl sagen. ' fabelhaft leicht gewordene Herz. So weit wie möglich. Das junge Mädchen wachte auf. Sie rührte sich in den Kissen und fragte, ob jemand im Zimmer sei. „Ich bin's, der Doktor Fromm —" „Ach so," sagte sie leise und lächelte. „Werde ich wohl wieder gesund? Ganz ge wiß?" „Aber gewiß doch! Es ist doch gar nichts Beson- deres!" „Wirklich nicht?" „Aber! Sie sollen erst sehen, wenn wir richtig dabei sind! Wir können sozusagen einen ganzen Menschen aus einandernehmen und richtig wieder zusammensetzen. Wie ein Uhrmacher eine Uhr." Sie lachte ein wenig. Also weg! Ganz weg aus der Stadt. Koffer packen. Ausziehen. Liebe Hühnerbusch, ich gehe weg aus der Stadt. Es ist ja soweit eine recht hübsche Stadt gewesen — aber ich gehe weg. Sie können anderweitig vermieten. Mag sein, daß Sie einen scheußlichen Patron kriegen, kann aber auch sein, daß er beinahe so nett ist wie ich. Und dann Koffer packen. Unten die Bücher. Dann Wäsche. Und so weiter. Das Leichte obenauf. Ganz zu oberst das Und dann irgendwohin. (Nachdruck verboten.) , Konrad drückte ihm noch einmal die Hand. Sah ihm I fest ins Auge und wandte sich hastig ab. Ihm schossen die I Tränen in die Augen. Schnell ging er aus dem Zimmer. Aber draußen ! blieb er stehen. Das war also der Schluß gewesen, der Schluß von I dieser narrenbunten Komödie. Das war vorbei. Nie ! Nun stand Konrad Fromm zum letztenmal vor seinem Schwiegervater. „Leb' wohl, mein Junge — laß es dir gut gehen," sagte der alte Herr und wurde ein wenig gerührt. „Ich hätte es gern gesehen — aber —" Vor dem Aber machte er erschrocken halt. Es war ihm ein wirklicher Schmerz, den lieben Menschen nun für immer aus seinem Hause gehen zu sehen. Aber halten konnte er ihn unter diesen Umständen nicht. Er sah durch den Türspalt. Sah — und erschrak tief. ! Da saß Dorli über seinen Tisch gebeugt — die Hände I weit vor sich auf der Platte — und weinte. Weinte so > herzzerbrechend, daß ihre jungen Schultern bebten. Mit einem Schritt war er bei ihr. „Dorli!" Da fuhr sie herum. „Du?" fragte sie gedehnt. „Du? Immer du!" Sie wischte mit dem Handrücken über die Augen und i die Hände am Kleid ab. „Das wird Flecke geben," sagte Konrad. ! Da warf sie den Kopf mit einer jähen Heftigkeit in ; den Nacken. „Das ist mein Kleid — und sind meine Flecke —" „Natürlich. Kein Mensch wird dir das Recht auf - deine Flecke und dein Kleid nehmen." Konrad schämte sich ! seiner törichten Worte. War das daS Äbschiednehmen? I „Warum weintest du eben?" fragte er leise. „Ich — ich hab' gar nicht —," wollte sie sagen, aber ; das Schluchzen saß noch zu locker. Plötzlich schlug sie - wieder beide Hände vors Gesicht.