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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192809060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19280906
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19280906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-06
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
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Handel und Wirtschaft Beilage rum Hohenstein Ernstthaler Tageblatt und Nnrelger Nr. 209 Donnerstag, den 6. September 1928 MMaflsttieg m Von Dr. Her, Die internationale Wirtschaftskonferenz des Völkerbundes, die im Frühjahr 1927 in Genf tagte, hatte einen Vorläufer: die sog. Pariser Konferenz vom Juni 1918, auf der feierlich be schlossen wurde, nach dem Friedensschluss den Wirtschaftskrieg gegen die Mittelmächte in enger Verbundenheit schonungslos fortzusllhren ills dauernde Massnahme wurde damals verein bart, sich von den Mittelmächten unabhängig zu machen, soweit Rohstoffe und Fabrikate in Frage kämen. Tatsächlich haben die Beschlüsse dieser Pariser Konferenz die Uebergangsmassnahmeu vorgesehen, die ihren Niederschlag im Versailler Liertrag fanden. So wurde ausdrücklich festge- srellt, dass die Meistbegünstigung den Mittel mächten für eine bestimmte Anzahl von Jahren nicht zugestanden werden sollte. Trotzdem hat dieser Wirtschaftskrieg den Verbündeten nicht den erwarteten Erfolg gebracht, denn weder ge lang es, Deutschland wirtschaftlich auf die Knie zu zwingen, noch irgend welche freigewordenen internationalen Absatzmärkte für die eigene Wirtschaft zu gewinnen. Der Krieg hat die Teilung der Erde in Industrie- und Rohstoff länder aufgehoben, insofern die früheren Roh stoffländer vielfach dazu übergingen, sich selbst eine Industrie mit oft treibhausartigem Eha- rakter zuzulegen. Insbesondere hat England den Krieg trotz der Vernichtung der deutschen Handelsflotte wirtschaftlich nicht gewonnen. Es zählt im Inland seit Friedensschluss weit über eine Million Arbeitslose, die sich nicht einmal in den Dominions unterbringen lassen. Von den Fanfarenstössen der Wirtschaftskonferenz von 1916 ist nicht viel übrig geblieben, denn heute denkt kein Mensch mehr in London oder Paris daran, Vorbereitungen für einen Kampf wirt schaftlicher Natur zu treffen. Die wirtschaftliche Entwicklung sviegeln die Beschlüsse der Inter nationalen Wirtschaftskonferenz von Genf im Mai 1927 wider. Hier erklärte der Belgier Theunis als Präsident der Konferenz, das poli tische Werk des Völkerbundes sei wertlos, wenn es nicht auf einen geeigneten wirtschaftlichen Unterbau beruhe. In der Schlussansprache hatte cr das noch stärker unterstrichen, indem er be schwörend ausrief, dass nach dem schrecklichen Elend, das Europa durchgemacht habe, die Ord nung wieder hergestellt werden müsse. Die Kon ferenz hatte den Zweck, mittelbar auszusprechen, dass nicht der Wirtschaftskrieg der Sieger gegen die Besiegten die Ursache der wirtschaftlichen Zerrüttung Europas sei, sondern dass die Schuld daran die Hemmnisse trügen, die der freien Be wegung von Arbeit, Kapital und Waren ent gegenstünden. Innerhalb elf Jahren also ein Gestaltwandel wirtschaftlicher Auffassungen und Einsichten, der durch die furchtbare Wirklichkeit der Dinge erzwungen worden ist. Noch gibt es Reste des im Versailler Vertrage zum internatio nalen Gesetz gefornlten Wirtschaftskrieges gegen Deutschland, die zu tragen peinlich sind. Dazu gehört die Ausbeutung des Saargebietes zu gunsten Frankreichs, dazu gehören die Zwangs- lieferungen, die heute auf Grund des Dawes planes geleistet werden müssen. Allein, wer hätte unmittelbar nach dem Kriege voraus gesehen, dass schon 1924 die elsässische Kali-Indu strie eine Verbindung mit der deutschen Kali- Industrie suchen würde? Wer hätte in der gei stigen Verfassung, aus der die Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz im Juni 1916 ge boren wurden, die Voraussage gewagt, dass zehn Jahre später gerade die Schwerindustrie, um die sich der Wirtschaftskrieg eigentlich drehte, Ouer- verbindungen miteinander suchen müsse? So ist der westeuropäische Stahlvertrag an sich nichts anderes als ein Aufräumen mit den Plänen, die Deutschland wirtschaftlich schachmatt setzen sollten. Noch während des Krieges gaben führende englische Wirtschaftskreise der Auf fassung Ausdruck, dass der Krieg England dis Vorherrschaft auf dem europäischen Eisen- und Maschinenmarkt wiedergeben müsse. Diese Kreise glaubten, dass Frankreich nach dem Kriege finan ziell so erschöpft sein würde, dass ihm, um nicht völlig zusammenzubrechen, nichts anderes übrig bliebe, als die lothringischen Minette-Erze der englischen Eisenindustrie zur Ausbeutung zu i berlassen. Das war ein Teil der falschen Nech- nung Englands. Nicht Deutschland, Frankreich war der gefährlichste Mitbewerber in der Schwereisenindustrie geworden, zumal Frankreich seinen Produktionsüberschuss an Eisen und Stahl auf unabsehbare Zeit auf den Auslandsmärkten abzusetzcn suchen muss. Auch Deutschland hat be- M lsWWIiHe Lage im S! Vom Neichsverband des deutschen Handwerks wird uns geschrieben: Die wirtschaftliche Lage des deutschen Hand werks im August 1928 ist gegenüber dem Vor- monat als allgemein abgeschwächt, im einzelnen jedoch als ungleichmässig zu bezeichnen. Die jenigen Handwerkszweige, die das zum Leben Notwendige erzeugen, bleiben von den Schwan kungen mehr verschont als die anderen, deren Erzeugnisse zum Leben nickt unbedingt erlorder- s MchchastssrM uann Vincke sonders in den Jahren der Frankenkrise diesen Wettbewerb zu spüren bekommen, dem es mit organisatorischen Mitteln dadurch ausweichen konnte, dass die deutsche Schwerindustrie den westeuropäischen Stahlvertrag abschloss. Dieser Vertrag ist kein Mustervertrag. Er darf in die ser Form nicht wiederholt werden, da die Nach teile daraus sür Deutschland grösser sind als die Vorteile. Die Tatsache, daß England sich dem Nohstahlvertrag fernhielt, lässt den Schluss zu, dass es die während des Krieges auf die über ragende Entwicklung der englischen Eisenindu strie gesetzten Hoffnungen abgeschrieben hat. Um so zäher aber hält es an dem Versuch fest, im englischen Kohlenbergbau die überragende Vorkriegsstellung zurückzugewinnen. Im Jahre 1913 konnte es fast 300 000 Tonnen Steinkohle fördern, von denen fast insgesamt 100 000 Tonnen zur Ausfuhr gelangten, zu einem Durch schnittspreise von 13,10 Schilling je Tonne. Das gute Kohlengeschäft ging nach dem Kriege zu nächst zurück. Erst 1922 entwickelte sich das Aus- ftchrgeschäft wieder, um 1923, im Jahre des Nuhreinbruches, eine nie zuvor erreichte Höhe zu erklimmen. Der große Streik von 1926 hat wohl eine Verlängerung der Arbeitszeit gebracht sowie eine Senkung der Reallöhne, allein Ge winne konnten deshalb doch nicht im internatio nalen Geschäft erzielt werden, weil der Wettbe werb stärker und rücksichtsloser geworden war. England kann sich auch bier wieder seine falsche Rechnung besehen, denn seine Regierung ließ es 1921 zu, daß Oberschlesien zerrissen wurde, daß dadurch Polen mächtige Kohlengebiete übereig net erhielt, die es im Raubbau ausbeuten mußte, wenn der ostoberschlesische Landzuwachs wirt schaftlich erhalten bleiben sollte. Während des Streiks im Jahre 1926 ist es Polen gelungen, einen Teil der englischen Absatzmärkte in Skan dinavien und im Baltikum zu erobern. Auf der anderen Seite ist die Triebkraft Frankreichs unverkennbar, seinen Kohlenbedarf durch Stei gerung der Eigenproduktion selbst zu decken. Vor dem Kriege war Frankreich der größte Koh- lenabnehmer Englands. Je mehr Frankreich die zerstörten Bergwerke wieder aufbaute, je stärker es die lothringischen Gruben und die Saar gruben ausbeutete, desto geringer wurde die Zu fuhr aus England. Dabei ist das internationale Kohlengeschäft Englands ein Verlustgeschäft, denn der Preis für die Tonne, den es heute mit 15,8 Schilling erzielt, ist, am Preisspiegel ge messen, erheblich geringer als der von 1913. Wenn 1927 noch 51 Millionen Tonnen ausge- führt werden konnten, so wird sich die Menge kaum noch erreichen lassen, denn im ersten Halb jahr betrug die Ausfuhr nur 24 Millionen Ton nen. Ob die Subvention, welche die englische Regierung dem Kohlenbergbau in Form von Frachtzuschüssen gewähren will, ausreicht, das internationale Geschäft ertragfähig zu machen, erscheint deshalb fraglich, weil die festländischen Kohlenländer mit Abwehrmaßnahmen Zug um Zug aufwarten. Frankreich und Polen haben diese Maßnahme schon angekündigt, so daß auch der deutsche Bergbau nicht dahinter Zurückblei ben kann. Die deutsche Kohlenausfuhr, die men gen- und wertmäßig die von 1913 noch nie wie der erreicht hat, muß deshalb schon aus volks wirtschaftlichen Gründen erhalten werden, weil beispielsweise eine Ausfuhr von 25 Millionen Tonnen ausreicht, um oen Gegenwert für die Einfuhr der unentbehrlichen Rohbaumwolle in Höhe von 600 Millionen Mark zu schaffen. Der Fehlbetrag im deutschen Auhenhcndel würde noch größer, wenn die Kohlenausftchr wegfiels, weil wir nicht von heute auf morgen den Ausfall durch Steigerung der Fertigwa-en-Ausfuhr decken können. Nun ist der deutsche Kohlenpreis zwangswirtschaftlich gebunden, nicht nur in Hin- icht auf den Verkaufspreis, sondern vor allem auch in Hinsicht auf die Gestehungskosten, in denen die Löhne die Hauptrolle spielen. Der englische Bergbau ist freier und beweglicher hin- tchtlich der Gestehungskosten gestellt, wobei im rußersten Falle die Subvention der Negierung in irgendeiner Form sicher ist. Immerhin haben ich die Verhältnisse auf dem internationalen Kohlcnmarkt so zugespitzt, daß eine Verständi gung der hauptsächlichsten Kohlcnländcr unaus weichlich ist, wenn nicht durch eine Verschärfung des Wettbewerbs die volkswirtschaftlichen z>rundlagen in jedem einzelnen Kohlenlande er schüttert werden sollen. Es ist aber Englands )as hier den ersten Schritt run muß. Mischen Handwerks lich sind. Während das Baugewerbe im ganzen mit der Erledigung laufender Aufträge befrie digend beschäftigt lvar, in einzelnen Städten sogar noch mit neuen Aufträgen der öffentlichen Hand rechnet, trat anderswo und zwar sehr be zeichnender Weise, auch in Großstädten bereits ein spürbarer Mangel an Beschäftigung ein. Auch die Vaunebengewerbe, die meistens mit Aufträgen von kürzerer Zeitdauer zu rechnen baben. zeigen kein eiubeitlickes Bild. Wenn auch die mißliche Lage der Landwirt schaft auf alle mit ihr zusammenhängenden Ge werbezweige drückt und die Umschuldungsaktion erst ganz vereinzelt wirksam wird, so hat doch der Beginn der Erntezeit in den ländlichen Ge werben den Geschäftsgang belebt, allerdings nicht in dem erwarteten Maße. Im übrigen konnte der Auftragsbestand der Holz- und metall verarbeitenden Gewerbe, soweit sie nicht mit Bauarbeiten beschäftigt waren, nicht befriedigen, während das Ledergewerbe hier und da einigen Nutzen aus der Ernte und der Reisezeit zog. sJn den Bekleidungsgewerben herrschte Ruhe, die in der Maßschneiderei für Frauen vielfach zur völligen Stillegung der Betriebe geführt hat. Weniger stark war der Rückgang der Beschäfti gung in den Gewerben der Bäcker, Konditoren und Müller. Demgegenüber hatte das Flci- schergewerbe den gleichen geringen Umsatz wie lm Vormonat. Unter den allgemeinen Schwierigkeiten tritt die wachsende Verschuldung des Handwerks be sonders hervor. Die Ursache liegt größtenteils in der Borgwirtschaft, deren Umfang kaum über schätzt werden kann und die vielleicht das stärkste Murs aus der Die Lage des Strumpfexportes Uns wird geschrieben: Wenn der deutsche Strumpfexport auch infolge der von einigen Ländern ihm entgegengestellten Zollmauern und der bekannten steuerlichen Belastung auch in seiner Konkurrenzfähigkeit am Weltmärkte wesentlich gehemmt und deshalb zwangsweise zurückge gangen ist, so ist die deutsche Strumpfindustrie doch viel zu leistungsfähig und bedeutend, als daß sie beim Weltbedarf vollständig ausgeschal- cet werden könnte. Nur ist im Augenblick der erforderliche Weltbedarf nicht vorhanden, wie auch einige konsumierende Länder infolge ihrer gesunkenen Kaufkraft nicht aufnahmefähig genug sind. Die englischen, südamerikanischen, ägyptischen und türkischen Bestellungen haben sich eine Klei nigkeit gebessert. Aus den nordischen Staaten sind beachtliche Winterbestellungen eingegangen. Frankreich und Spanien bekunden trotz der ame rikanischen Konkurrenz auch für deutsche Strumpfwaren Interesse, während sich Amerika in den von ihm benötigten Sorten nach wie vor I ziemlich abwartend verhält und mit Polen nur schwer Umsätze zu tätigen sind, das Valkange- schüft aber durch die dort herrschenden unsicheren politischen Verhältnisse gehemmt wird. Die Lage ist noch weit von einem befriedigenden Aus maße entfernt, aber es sind doch die Ansätze nicht zu verkennen, die — vielleicht — auch dem Exportgeschäft wieder zu einer grösseren Lebhaf tigkeit und zu einer auskömmlichen Preisgestal tung verhelfen können. An und für sich bringt ja der Herbst gewöhn lich eine Belebung des Geschäftes, und die zur zeit herrschende Ruhe wird im großen und gan zen dadurch erträglich, daß die meisten Firmen noch an älteren Aufträgen zu arbeiten haben. Das anhaltende schöne Wetter hat beachtliche Jnlandsnachbestellungen in Sommerware zur Folge gehabt, die freilich nicht ausreichen, die gesamte Strumpfindustrie bis zum Einsetzen der Wintersaison voll zu beschäftigen. Eine Aus nahme macht nur das Geschäft in Herrensocken, das schlecht ist und nur in billigeren Waren einigermassen geht, wie ja auch das Geschäft in Kinderstrümpfen und Söckchen etwas ruhiger ge worden ist. In Frauenstrümpfen bildet Wasch seide noch immer einen großen Artikel, aber auch für Florware ist das Interesse gestiegen. Wenn allerdings in Küuferkreisen durch die Nachrichten vom Abflauen der Konjunktur die Meinung aufgekommen ist, daß die Waren nun mehr unter Preis zu haben sein würden, so muß dies doch als eine Verkennung der tatsächlichen Lage angesehen werden, die immerhin noch nichi so schlecht ist, daß ein in Betracht kommender Teil der Fabrikanten seine Ware zu jedem Preis los schlagen müsste. Schwer zu kämpfen hat auch jetzt noch der Strumpfgrohhandel. Die Fabrikanten versuchen heute mit allen Mitteln, mit der Kundschaft in unmittelbare Verbindung zu kommen, sodass auch das Abflauen der Hochkonjunkturperiode, in der nur schwer von den Fabrikanten Ware zu erhalten war, die erwartete Besserung nicht ge bracht hat. Auftragsmangel bei den Spinnern und Garn- Händler» Eine zrvangsläufige Folge des in der Mirk- warenindustrie herrschenden Auftragsmangels ist die Absatzschwierigkeit der Spinnereien, die trotz der vorgenommenen Einschränkungen immer größer wird. Die obwaltende Geschäftsstill« muss umso bedenklicher stimmen, als auch die billig sten Preise die Earnverbraucher nicht zur Auf gabe ihrer Zurückhaltung veranlassen können. Hemmnis für die Kräftigung des Handwerks ist. In Verbindung mit der Tatsache, dass die Kauf kraft der Reichsmark langsam, aber doch sehr fühlbar absinkt, erzeugt die Borgwirtschaft einen so unbefriedigenden Zustand im Wirtschafts leben, daß wirkungsvolle Gegenmaßnahmen unbedingt erforderlich sind. Die erste und vor dringlichste dürfte sein, die Kaufkraft der Reichs mark zu heben. Aber auch die Oeffentlichkeit trägt einen großen Teil Schuld. Während die Umsätze in den Warenhäusern und Konsumver einen selbstverständlich gegen bar erfolgen, scheint die Kundschaft des Handwerks vielfach a- für ebenso selbstverständlich zu halten, daß der Handwerker auf die Bezahlung seiner Rechnun gen monatelang entschädigungslos warten muß. Der Arbeitsmarkt war entsprechend der Wirtschaftslage ungleichmässig, stellenweise be merkenswert schlecht, sogar in den Aussenberufen, die sonst um diese Jahreszeit reichliche Be schäftigung boten. Lohnerhöhungen sind in die sem Monat nur teilweise eingetreten, dagegen haben die Preise für Werk- und Hilfsstoffe mehr fach angezogen. AM-Musttie Hemmend wirkt sich auch die Unsicherheit auf dem Vaumwollmarkt aus. Selbst in den stets in einem gewissen Umfange benötigten Qualp tätsgarnen ist es äußerst schwer Umsätze zu täti. gen, sodaß es für einzelne Firmen direkt schwie rig ist, ihre Betriebe noch ohne größere Ver luste aufrecht zu erhalten. In Zweizylindergar. nen ist die Lage fast noch schlechter als in Drei, zylindergarnen, während das Geschäft in Web garnen vielleicht noch eine Kleinigkeit besser an- gesprochen werden kann als in Wirkereigarnen. Empfindlich macht sich dazu auch hier die Kon kurrenz der Kunstseide fühlbar. Aehnlich ist die Lage bei den Kammgarn, spinnereien. Trotz der sich behauptenden Noh- immer wieder unter dem Druck zu neuen Ab schlägen verstehen, zumal die Abnahme abge schlossener Kontrakte auf der ganzen Linie nur schleppend erfolgt. Bedauerlicherweise gehen die Firmen auch nur zögernd und langsam an die Deckung ihres Winterbedarfs heran, sodaß man schon heute bei plötzlich einsetzeildem Bedarf mit unnötigen Lieferschwierigkeiten rechnen muß. Naturgemäss wird in gleicher Weis« der Garnhandel betroffen, zumal sich die Spinner vielfach selbst an die Verbraucherherrschaft wen den. Händler und Vertreter können trotz un ausgesetzter Arbeit oft tagelang auch den beschei densten Abschluss nicht tätigen, ganz zu schwei gen davon, daß an den abgeschlossenen Geschäf ten heute fast kein Gewinn mehr bleibt. Auch die Garnimportfirmen klagen, da der Bedarf ge ring ist und bei dem erbitterten Konkurrenz kampf eine Firma die andere unterbietet. Irgendein Verdienst ist heute nur noch durch außergewöhnlich große Umsätze bei kleinem, ja sogar kleinstem Nutzen zu erreichen. Dasselbe gilt für die Nohbaumwollhändler. Die Spinner sind restlos noch für einige Zeit eingedeckt und entschließen sich deshalb nur schwer zu Käufen. Gerade die letzten Wochen haben auf allen Ge bieten der Spinnereien und des Garnhandels eine bedauerliche, aber unverkennbare Verschür- ung der Allgemeinlage gebracht. Der sächsische Textilmaschinenbau Wenn schon die sächsische Textilindustrie mit 35 Prozent aller deutscher Textilarbeiter an der Spitze der deutschen Textilindustrie marschiert, o ist die sächsische Beteiligung dennoch relativ noch grösser an dem deutschen Textilmaschinen bau. Nach der Zählung vom Jahre 1925 be- chüftigt er 63 Prozent aller deutscher Textil- maschinenarbeiter, wobei 7000 im Nähmaschi- nenbau beschäftigte Arbeitskräfte noch nicht ein mal mit in Ansatz gebracht worden sind und nimmt sogar 70 Prozent der gesamten in Deutschland für den Textilmaschinenbau benötig ten Antriebskräfte für sich in Anspruch. An der ächsischen Eesamtmaschinenindustrie ist er seiner Arbeiterzahl nach mit 28 Prozent beteiligt. Die Gründe zu dieser Blüte des sächsischen Textil maschinenbaues liegen in dem jahrhundertaitcn Zusammenhang zwischen Textilindustrie und Textilmaschinenbau. Der sich ständig verschär fende Konkurrenzkampf auf dem Welttextilmarkt zlvang den sächsischen Maschinenbau, unausge setzt mit der Zeit Schritt zu halten, um die ein heimische Textilindustrie nicht zum Erliegen zu bringen, und glücklicherweise erstanden ihm immer wieder schöpferische Persönlichkeiten, die die sächsische Industrie dem einst tonangebenden englischen Textilmaschinenbau ebenbürtig and» Seite zu stellen verstanden, ja in bestimmte» Maschinen sogar die englischen Fabrikate vom Weltmärkte zu verdrängen vermochten. Heute geniessen zahlreiche Erzaugnisse des deutschen Textilmaschinenbaues den Vorzug in d<»i- navzev.
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