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.Mchts habe ich," zeterte die Alte. „Hab wohl wieder das Vieh verhext den Tölpeln oder was sie sonst meinen." Inzwischen waren die ersten der Männer an dem Ge fährt angelangt. Mühsam nur hielt der Zigeuner den wü tend knurrenden Hund fest. „Was gibts?" fragte er die Männer, deren jetzt etwa fünf atemlos vom schnellen Laus am Wagen standen. „Umkehren, sofort, wirst schon sehen beim Vorsteher, was es gibt. Der reichen Schulzin ihre goldene Brosche ist fort, und deine Alte war auf dem Gehöft. Gestohlen habt Ihr, tut nur nicht so." Während dieser Worte hatten sie den Schimmel beim Kopf gepackt, und mit Hü und Hott ging es wieder zurück, dem Dorfe zu. Drinnen im Wagen zeterte die Alte und beschwor ihre llnschuld. Petermann folgte mit hängendem Kopf dem Wa gen, den Hund am Halsband. So kamen sie wieder im Dorfe an, wo sie schon erwartet wurden, und unter Schimp fen und Hohnreden ging es zum Hofe des Schulzen. „Da seid Ihr ja, Ihr Tagediebe," wetterte der schwere Mann mit hochrotem Kopfe los, als er die Zigeuner sah. „Also nun los, raus mit dem Schmuck, das andere wird sich finden!" Vergeblich beteuerten Petermann und sein Weib ihre llnschuld. „Nix da, Ihr seid Zigeuner, der Schmuck ist fort und lag doch vorhin noch bei der Frau drin auf der Kom mode, als die alte Hexe kam. Her damit!" Noch immer blieb der Zigeuner bei seiner Unschuld. „Fort mit den beiden da ins Spritzenhaus und unter sucht, die Karre werden wir dann auch mal nachsehen, wird sich schon finden, der Schmuck," rief da der Schulze, dem die Zornesader dick anschwoll. Schon gingen die Männer auf die beiden zu. Wütend bellte der Hund und bleckte die Zähne, bereit, den ersten zu zerreißen, der sich seinem Herrn nahte, — da tönte eine Helle Frauenstimme: „Haltet ein, ihr Männer, die Brosche ist da," und triumphierend zeigte des Schulzens Frau das goldene Ding. „Jetzt eben fand ich sie hinter der Kommode, sie war heruntergefallen." War des Schulzen Kopf schon vorher rot gewesen, so ourde er vor Anstrengung noch um einen Ton roter, er hatte den armen Teufeln Unrecht getan. Das ging nicht an! Langsam ging er auf Petermann und die noch immer sitternde Pelazia zu. Dann reichte er beiden die Hand. „Verzeiht," sagte er, „Unrecht wollte ich nicht tun. Ich will es wieder gut machen. Bleibt drei Tage hier als meine Gäste, an Arbeit soll es dir nicht fehlen, Kesselflicker. Und futtern sollt Ihr alle, sollt den Schreck vergessen — schlagt rin. „Topp," sagte Petermann, dann fuhr er seinen Wagen In eine Ecke, spannte die Liese aus, und zufrieden schlum merte Nero, der Hund, zu Pelazias Füßen ein. Der Irrtum wiederholt sich immerfort in der Tat. Deswegen muß man das Wahre unermüdlich in Worten wiederholen. Goethe. Leben. Von Carl Waldemar. lNachdruck verboten.) Leben ist Sein. Sein aber Erkenntnis unergründlicher Wahrheit, Erkenntnis des eigenen Selbst. Leben ist traumbefangene Wirklichkeit, Vollbringen not- gezwungener Taten. Leben ist Schaffen. Schaffen und Wirken sind Erund- zesetze des Daseins. Leben ist Zweck. Zweck ist Nutzen. Nutzen dem Ich oder >er Welt. Leben ist Erhaltung des Lebens. Erforderlich aller Menschheit. Leven ist Liebe, denn die Liebe schenkt Leben! Leben ist Schicksal oder Selbstbestimmung des Seins. Leben ist ein Wunder. Ein Wunder der göttlichen Allmacht. Leben ist Atem der Natur. Leben gipfelt in der Erlösung, und seine Krone ist Tod. Tod aber ist Auferstehung. Auferstehung zum neuen, besseren Leben.' „Oie Räuber" im Freien. Von Carl. Selbst auf der Freilicht-Bühne gibt es Augenblicke, wl die Freiheit Unheil stiften kann. Unter echtem Laubwal! wurden Schillers „Räuber" im Harz gegeben. Der vierte Akt — er brachte das Dilemma. Man hatte keinen Hunger turm. Ta stand ein kleines, unscheinbares Häuschen dicht am Wege, das müde Wanderer oftmals zum Verweilen ladet. Man rückte es vertrauensvoll herbei und hatte nun den Ort, wo man den alten Grafen Moor grausamen Hun gertodes sterben lasten konnte. Zum Unglück aber war die Tür von ihrem Schloß befreit und hatte die ganz nieder trächtige Gewobnheit, sich sperrangelweit zu öffnen. Der Alte suchte sie deshalb in seiner stillen Klause mit eben soviel Anstand, als mit Würde fest von innen zuzuhalten. Mittlerweile spielten sich da vorne auf der Bühne der Natur die denkbar rührendsten Szenen ab. Der Einge sperrte konnte deutlich hören, daß er schon dem Hungertod- nah und wie sein Geist bereits beschworen wurde. Das dauerte sogar ziemlich lange. Der Alte hatte sich für den Fall vorgesehen und holt« ein Paar Würstchen und ein Brötchen aus der Tasche. Selbst Mostrich hatte er nicht vergessen. Mit großem Wohl behagen fing er nun an, die gräfliche Mahlzeit zu ver zehren. Da — plötzlich — was ist das? — War jene widerborstige, Türe einfach seiner zitternden Hand ent glitten! Sie öffnete sich trotz des Verbotes immer weiter und war in ihrem Freiheitsdrang nicht aufzuhalten. — Gelächter wie Kanonendonner belohnte diese Offenheit und unterbrach die herzzerreißenden Verwünschungen des im Vordergrund agierenden Räuberhauptmanns! — Sein armer Vater aber thronte sichtbar auf dem luf tigen Sitze, ganz wie ein alter Greis, der sich nicht mehr zu helfen weiß. Mit vollen Backen kauend, schwang er die Wurst gleich einem Szepter in seiner Hand. — RäMEcke. Kettenrätsel. Aus folgenden 15 Silben sind 15 zweisilbige Worte zu bilden, und zwar so, daß jedesmal dis Schlußsilbe des einen Wortes die Anfangssilbe des folgenden bildet: bra, che, gen, kat, land, ma, mie, mus, ne, or, rat re, ro, te, ze. Auflösungen aus letzter Nummer. Ergänzungsaufgabe: Mähre, Else, Haube, Ratte, Lohn, Igel, Celle, Hader, Tante. — Mehr Licht. Anagramm: Atlas, Salat. Zerjchnittaufgabe: „Wo sit Ler Maler?"