Volltext Seite (XML)
Muttergrab. Ein Crab, o Mutter, ist gegraben dtr An einer stillen, dir bekannten Stelle, Ein heimatlicher Schatten wehet hier, Auch fehlen Blumen nicht an seiner SL««^«. Drin liegst du, wie du starbest, unversehrt, Mit jedem Zug des Friedens und der Schmerzen; Auch aufzuleben ist dir nicht verwehrt: Ich grub dir dieses Erab in meinem Herzen. Ludwig Uhland. Oie Affenmumie. Abenteuer-Erzählung. Don Bodo M. Vogel. Die Hitze war erdrückend. Vergebens versuchte ich, auf *m Boden meines Bootes liegend, zu schlafen. Unter den Feuerstrahlen der Sonne glitten den eingeborenen Ru derern die Riemen fast aus der Hand. Kein Tier zeigte sich an den Ufern des Flusses. Da schreckten mich zwei Gewehr schüsse aus meinem Halbschlummer. Bestürzt richtete ich mich auf und bemerkte Zambaroff, meinen Gefährten, der ebenfalls aufgesprungen war und gespannt auf ein vor uns liegendes schlingpslanzenbewachsenes Eiland blickte, das mitten in dem Payura lag, einem Nebenfluh des Amazonenstromes, den wir jetzt bis zu seiner Quelle hin auffuhren. ,^Oie Gewehrschüsse kommen von dort!" rief er, wäh rend er die Ruderer zu fieberhafter Eile antrieb. „Sieh doch!" rief ich, als ich bemerkte, wie sich von der Insel zwei Boote loslösten, die von Indianern, wie von den unserigen gerudert wurden. Aber in dem zweiten Boot sah, mit einem Tropenhelm bekleidet, ein Europäer! Als er unsere Anwesenheit bemerkte, schien er in Verlegenheit m geraten, und er sprach aufgeregt auf seine Leute ein. Nun flogen die beiden Boote wie der Blitz über dem ru higen Gewässer dahin und wenige Augenblicke später hatten wrr sie hinter einer Biegung des Flusses aus dem Auge verloren... Eine Viertelstunde darauf schob sich die Spitze unseres Bootes in den feuchten Sand, welcher der Insel vorge lagert war. Bald stellten wir fest, dah eine Spur durch die Schlingpflanzen in das Innere führte. Mit den Waffen im Anschlag sprangen wir an Land und verfolgten vor sichtig den Pfad, während bei unserer Ankunft Unmenge von Affen und Papageien kreischend auseinanderstoben. Nach etwa 500 Metern mündete der Weg in eine freie Stelle, in deren Mitte eine Hütte stand. Da sich nichts rührte, gingen wir unter den größten Vorsichtsmahregeln auf sie zu. Die Tür stand offen. Von lähmendem Ent setzen ergriffen blieben wir wie festgebannt auf der Schwelle stehenidie Leiche eines Mannes lag mit ausge breiteten Armen und blutdurchtränkten Kleidern zu un seren Füßen. Zambaroff beugte sich nieder. „Ermordet!" konstatierte er. Zwei Kugeln durch die Brust. Dem Aussehen nach scheint es ein Südamerikaner oder ein Spanier zu sein. Das Gesicht? Eine Verbrecherphysiognomie! Aber ich kann mich auch irren. Nun, was bedeutet denn das?" In der noch warmen Hand hielt der Tote ein Stück Papier umklammert, das wir vorsichtig hervorzogen. Die Schrift, die es bedeckte, war kaum zu lesen. Mit einiger Anstrengung entzifferten wir etwa folgendes: „Perdido hat mich ermordet, weil ich ihm den Aufbe wahrungsort meiner Affenmumie, aus der mein ganzes Vermögen besteht, nicht verraten wollte. Ich vermache sie dem, der meinen Tod rächen wird, wenn Perdido sie nicht schon vorher gefunden hat. Er befindet sich auf der Suche nach ihr. Um die Asfenmumie aufzufinden, muß man den yapurafluß 40 Kilometer hinauffahren, den kleinen Man- tanao-Bach bis zur ersten Biegung nach Westen in Form eines Hufeisens verfolgen und dann bis zu der Hütte in der Nähe gehen. Dort befindet sich die Mumie... Sarg ... Unter Zweigen..." Von hier an war es unmöglich, die Schrift weiter zu entziffern. Nur am Ende des Briefes standen deutlich folgende Zeilen: „Vorsicht beim Oeffnen oes Sarges, denn..." Nachdem wir den Toten in aller Eile beerdigt hatten, maLtLs wir uns sofort auf den Weg nach dem Versteck der Asfenmumie, und schon am andere» Tage gegeD Mittag gelangten wir an der hufeisenförmigen Biegung/ des Mantanao-Baches an. Wenige Minuten darauf trafen wir, nachdem die Ruderer am Ufer zurückgeblieben waren, auf eine Lichtung, in deren Mitte eine einfache Hütt« stand, deren Tür verschlossen war. „Perdido hat sich wahrscheinlich im Innern des Hauses versteckt und erwartet uns dort," meinte ich. ! „Das kann möglich sein," antwortete Zambaroff la konisch. „Darum wollen wir uns die Bude erst einmal von außen ansehen." i Vorsichtig krochen wir durch das Gestrüpp, das mit blü henden Schlinggewächsen durchwachsen war Es herrschte tiefste Stille. Der leichte Bau, dessen Dach aus einer Schicht von Palmenblättern bestand, stützt« sich gegen den Stamm eines riesigen Baumes. Wir umkreisten mehrmals die Hütte, ohne das geringste Verdächtig« zu bemerken. „Schlagen wir Lie Tür ein!" rief ich. „Vielleicht sind wir die Ersten und Perdido ist noch nicht da." Wir sprangen auf. Während meine Hand schon den einfachen Riegel zurückschob und Zambaroff sich bereithielt, bei dem geringsten Geräusch Feuer zu geben, ließ uns plötzlich ein lautes Rufen hinter unserem Rücken zusam menfahren. „Hände hoch! Hände hoch!" Zambaroff wollte herumspringen und schießen, aber es war bereits zu spät. Die Mündung eines Revolvers preßte sich gegen seine Schläfe und wir mußten gehorchen. „Treten Sie nur ein, meine Herren! Aber bedenken Sie, daß ich bei der geringsten Bewegung Sie über den Haufen schießen werde..." Ein verwahrloster Kerl mit wildem Dart stand vor^ uns, ohne Zweifel Perdido. Wo war er auf einmal her gekommen? Wir haben es niemals erfahren. „Ich habe mich also nicht getäuscht," sagte er mit rauhem Lachen, als wir uns gegenüberstanden. „Sie sind! mir auf der Spur gewesen. Eines möchte ich aber noch wissen, bevor ich mit Ihnen abrechne: Wie sind Sie so schnell hierher gelangt? Wußten Sie etwas von dieser Hütte?" „Das ist sehr einfach," erwiderte Zambaroff, der schon längst seine Kaltblütigkeit wiedergewonnen hatte. „Der Mann, den Sie gestern ermordeten, hat vor seinem Tode ein Schreiben hinterlaßen, das wir bei ihm gefunden haben. Er beauftragte uns, seinen Tod zu rächen und die Asfenmumie zu suchen..." Ich schauderte oei diesen kühnen Worten meines Be gleiters zusammen. Dann aber begriff ich bald seine Ab. sichten. Die Augen Perdidos begannen vor Neugierde und vor Wut zu schillern. „So, so!" knurrte er- „Sie wißen also, um was es sich handelt. Dann müssen Sie mir den Ort verraten, wo dieser Leoncio den Schatz versteckt hat." „Ich mache Ihnen," erwiderte Zambaroff in aller Ruhe, „einen Vorschlag. Ich bin nämlich ebenso neugierig wie Sie. Wenn Sie mir sagen, welches Zntereße Sie daran haben, das Tier zu besitzen und uns auf der Stelle frei laßen, dann will ich Ihnen erzählen, was ich weiß..." Perdido schien zu zögern. Er betrachtete uns einen nach dem andern und ein wahrer Kampf spielte sich aus seinem verwitterten Gesicht ab. Endlich zuckte er die Ach seln und begann: „Leoncio war ein ehemaliger Arzt, ein entwichener Sträfling von Guyana. Ich habe ihn in Columbien ken nengelernt, wo er monatelang mit seinem einbalsamierten Affen herumirrte. Er gab an, daß das Tier ein Fetisch sei, der ihm Glück bringe, aber schließlich bin ich ihm doch hinter das Geheimnis gekommen. Er hatte während seiner Irrfahrten eine Diamantenmine entdeckt. Zn Columbien aber besitzt die Regierung das Handelsmonopol in diesen Steinen und es ist fast unmöglich, sie über die Grenze zu schmuggeln. Leoncio hatte sich daher folgendes ausgedacht: Er hatte einen Affen gefangen, ihn getötet, seine Haut austrocknen laßen und hatte in seinen Leib die kostbaren Steine versteckt und ihn dann wieder zugenäht. Wir schlos sen eine Art Vertrag miteinander. Ich sollte ihm dabei be hilflich sein, nach Brasilien und in eine bewohnte Gegend zu gelangen, wo er seine Diamanten verkaufen konnte. Und dann wollten wir uns den Ertrag teilen. Wir fuhren den Papura bis an die brasilianische Grenze hinunter. Jetzt kam ich daLinter, daß Leoncio mich um meinen Anteils