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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192808305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19280830
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19280830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-08
- Tag 1928-08-30
-
Monat
1928-08
-
Jahr
1928
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Hchenstem-Emsühaler Tageblatt un-AWger Nr. 203 Donnerstag, den 30. August 1928 1. Beilage M Lage der europäischen Minderheiten Berlin, 28. August wird, den alle Diktaturen vor ihr gehen Daraus ergibt sich äugen-! durchgeführte Verstaatlichung vollständig abgcbaut gerte Stellung. Wir bc- morden. Es gibt für über 600 000 Deutsche nicht nur Haupt durchsetzen konnte. Wie zurzeit Trotzki, bannt. Die hat ver- Die Dic in eine und gen Lebens. Austerhalü der Kulturautonomic wün schen wir Einordnung unserer Sprache bei Justiz und Verwaltung. Die Lage ist schlcchrcr geworden; Pulen bemüht sich, unser Privatschulwesen zu zer schlagen und jeden Fortschritt zu behindern, und auf blicklich eine gewisse gesteigerte Stellung. .. sitzen in Siebenbürgen ein autonomes kirchliche Der ehemalige russische Diktator veröffent licht im San Francisco Examiner seine Auf fassung über die Verhältnisse in Ruhland, die, da sie von Nachrichten aus anderen Quellen bestätigt wird, besondere Beachtung verdient. Jedem Beobachter der Vorgänge in Rußland muh sich die Ueberzeugung aufdrängen, daß ein Staatsstreich dort unvermeidlich ist. Man kann ilicht sagen, ob es morgen schon stattfinden wird oder erst in drei Monaten, vielleicht gar erst nach drei Jahren. Nur soviel läht sich mit Bestimmt heit voraussagen, dah die Diktatur der Sowjets den gleichen Weg der guten alten Zeit erkennen. Diese Männer finden im Volke starken Anhang. Täglich ge winnen sie unter den Bauern und Arbeitern, bei den Mitgliedern der Kommunistischen Par tei selbst, an Anhängern. Und täglich werden dem Privatunternehmertum neue Konzessionen gemacht, und zwar von feiten einiger weniger Persönlichkeiten, die eine gewisse Kenntnis von finanziellen und wirtschaftlichen Dingen haben und verantwortliche Stellen in der Staatsver waltung bekleiden. Im Grunde wollen Stalin und die iirigen derzeitigen Machthaber sich gar nicht über ¬ zeugen lassen. Es sind ultrakonservative, die sich mit Tatsachen nur widerwillig, wenn es gar nicht anders mehr geht, abfinden. Wahlen haben in diesem Jahre nicht stattgefunden, da Stalin eine Aeuherung der Volksmeinung fürchtet, die sich gegen ihn aus sprechen könnte. Diese Furcht und die daraus folgende Reaktion werden aber nur den Kawvf zwischen Stalin und den Fortschrittlichen listi ger und erbitterter machen. Dieser Kampf wird wie es schon jetzt der Fall ist, heimlich, von aussen nicht bemerkbar geführt. Unter Stalins Gegnern sind manche, die verantwortliche Stellen in der Verwaltung inne haben und auch wester an ihrem Posten bleiben werden. Die Mehrzahl der russischen demokratischen und antibolschewistischen Emigranten wünscht durchaus keine gewaltsame Auseinandersetzung. Sie wird im Gegenteil jede Mahnahme unter stützen, die dem Lande oder Volke zum Vorteil gewichen kann. Sollte sie das Geringste zur Ab wendung einer Katastrophe beitragen können, so ist sie dazu mehr als gern bereit. Doch der Wendepunkt kommt immer näher, da Stalin gleich allen Diktatoren sicherlich di< nötigen Konzessionen zu spät machen wird. Rutz- land hat noch keinen Napoleon, aber „was nicht ist, kann noch werden". - heute zu tun hat, ist die Wiedereinführung poli, ° tischer und wirtschaftlicher Freiheit. s Ruhland kann nnr leben, wenn die private i Unternehmungslust wieder angeregt wird. Von einzelnen Gütern, Naphta, Kohle und Gold abgesehen, ist die sofortige Entnationalisierung der Industrie ein zwingendes Gebot. Zu glei cher Zeit muh das Handelsmonopol für den Innen- wie Auhenhandel aufgehoben werdeir. Bleiben die Dinge, wie sie sind, so unterbindet der gewaltige bürokratische Apparat jede Mög lichkeit eines Warenaustausches zwischen den Städten und mit dem Auslande. Es gibt kein Land von noch so geringer wirk- schaftlicher Bedeutung, das nicht bereit, ja be gierig ist, mit Ruhland in Handelsverkehr zu treten. Selbst unter den konservativsten Ge schäftsleuten Erohbritanniens besteht Neigung zur Anknüpfung derartiger Beziehungen. Wen» Ruhlands Auhenhandel daher zuriick- geht, so ist dies keineswegs die Schuld des Auslandes, sondern der Bolschewisten selbst. Solange noch Zwischenfälle wie die mit Krupp und Wolff möglich sind, kann von dem nötigen Vertrauen keine Rede sein. Kurz gesagt, Ruhland muh den schon be stehenden Kapitalismus weiter entwickeln, aber auf liberaler Grundlage. Vor dem Kriege gab es eine Zeit, in der verschiedene russische Maschi nenfabriken zu den ersten der Welt gehörten, wobei man nur auf die Putiloffwerke in St. Petersburg zu verweisen braucht. Diese Zeiten nd vorüber. Aber könnte man nicht versuchen, ie wieder zurückzurufen? Unter den Bolsche wisten selbst gibt es viele, welche die Vorteil, keine einzige deutsche höhere Schule, sondern auch keine einzige selbständige deutsche Volksschule mehr. Das ganze sogenannte deutsche Unterrichtswesen ist auf zweisprachige Parallelklassen in den staatlichen slawischen Volksschulen zuriickgedrängt. In diesen deutschen Parallelklassen aber wirken schon heute mangels jeder Möglichkeit, für einen deutschen Leh rernachwuchs zu sorgen, in wachsender Zahl nicht deutsche Lehrkräfte mit unzulänglichen oder völlig mangelnden deutschen Sprachkenntnissen, während in den oberen Schulklassen die deutsche Muttersprache genommen habe». sieht es heute in Ruhland aus? herrschende Regierung Stalins Sinowjeff, Radek und Nadowski benen Kommunisten an, mag ersterer noch so sehr als Sieger erscheinen, der den Versuch einer Reaktion im Geiste Lenins unterdrückt hat. Sein Sieg ist durchaus nur scheinbar. Daneben besteht eine tiefgehende, weit ver breitete Unzufriedenheit mit der bestehenden Negierung, hauptsächlich begründet in der Notlage, in der sich die Arbeiter befinden. Infolge der 1921 herrschenden Hungersnot muhte die Negierung sich zu einer Neuordnung des Wirtschaftssystems verstehen, die 1921/25 auch zu einer Milderung der Not führte. Doch folgte diesem Fortschritt unmittelbar ein weiterer Rückschlag. Man muh sich darüber klar sein, dah Ruh land weder eine sozialistische noch eine Sowjet- Republik ist. Das herrschende Wirtschaftssystem ist seinem Wesen nach durchaus kapitalistisch; Gleichwohl dauert der Kampf zwischen den Anhängern Stalins und denen der vertrie- doch es ist eine Art Staatskapitalismus. Aus diesem Grunde arbeitet es langsam und schwer fällig: Erzeugung und Verteilung selbst der lebensnotwendigen Güter vollziehen sich nur unter Schwierigkeiten. Die langwierigen For- malitäKn, die mit jedem Wirtschaftsvorgang verbunden sind, tragen daran die Hauptschuld. Unter dein herrschenden bürokratischen Mono- polsyftcm sind sogar für kleine Handelsgeschäfte viele unübersichtliche und verwickelte Formulare auszufüllen, die zahlreiche Schwierigkeiten ver ursachen. Ganz abgesehen von den vielen Zwi schenhändlern, Vermittlern und Spekulanten, die aus der Lage Nutzen zu ziehen hoffen, ge nügt diese Erschwerung des Wirtschaftslebens an und für sich, um Ruhlands Handel, Industrie und Landwirt schaft nieüerzuhalten. Zwischen 1921 und 1921/25, also nach Ein führung des Leninschen „Nep" (Nowaja Econo-- mitscheskaja Politica — Neue Wirtschaftspoli tik), war zunächst ein gewisser Fortschritt zu be obachten. Die Wiedereinführung des privaten Handels machte sich günstig bemerkbar, so dah man wirklichen Grund zu einer hoffnungsvollen Auffassung der Dinge hatte. Seit 1925 ist es jedoch damit zu Ende. Der Druck des Staats- monopols ist stärker als je, was sich darin aus- drllckt, dah die ganze Elltererzeugung und der Warenaustausch zwischen Stadt und Land außerordentlich verlangsamt werden. Die Bau ern weigern sich, ihr Getreide zu verkaufen. Die Folge ist, dah in den Städten Mangel an Brot und den wichtigsten Nahrungsmitteln herrscht. Das wichtigste Problem, mit dem Ruhland es dcr Kinder auch als Lcbrgcgcnstand durch den staat lich vorgeschriebcnen Lehrplan vollkommen verdrängt ist. Das schlimmste ist: die deutsche Minderheit ist trotz dieses unwürdigen Zustandes auch an der Ent- saltung jeglicher kulturellen Selbsthilfe gehindert. Die Lage der deutschen Minderheit hat in den letz ten Jahren nur insofern eine Entspannung erfahren, als die oft sehr harten politischen Versolgungsman- nahmen heute nicht mehr in dem Mabe und auch in wesentlich milderer Form austreten, als cs bisher de, Fall war. Rechtsbeugungen und Schikanen alle, Art sind jedoch noch immer ein hervorstechendes Merk- mal der öffentlichen Verwaltung. Abg. Dr. Wi l fa n-Italien, Vertreter dcr kro- atisch-slowenischen Minderheit: Die Möglichkeiten de, Minderheit auf parlamentarischem Gebiet sind außerordentlich beschränkt, die Ergebnisse weniger als bescheiden. Von einem eigenen Schulwesen in dcr Richtung auf Erfüllung der wichtigsten Forderung der Kulturautonomie kann für die slowenische und kroatische Minderheit in Italien unter den obwal tenden rechtlichen und tatsächlichen Verhältnissen überhaupt gar keine Rede sein. Bezüglich der Kul turautonomie auch auf anderen Gebieten kann unlere Minderheit derzeit nur den ein-n Wunsch tercssanten Auseinandersetzung, über deren Verlauf wir uns freilich heute noch kein bestimmtes Urteil bilden können. Rumänien kann dcr Stellungnahmc zur Minderheitenfrage nicht länger ausweichcn, wenn cs auf dem Wege zur inneren Konsolidierung wirk lich wesentliche Fortschritte machen will. Abg. Dr. Stefan K r a f t - Südslawicn: Die par lamentarische Vertretung der etwas über 600 000 Seelen zählenden deutschen Minderheit zählt zurzeit sechs Abgeordnete, die in die Opposition gedrängt wurden; einerseits dadurch, dah die Regierung und die hinter ihr stehenden Mehrhcitsparteien das Vor handensein einer Minderheitenfrage konsequent in dcr Praxis in Abrede stellen, andererseits, weil die Minderheiten selbst durch diese Politik sowie durch eine rücksichtslose, sich über Recht und Gesetz hinweg- sctzende Verwaltung in ihrem kulturellem Besitzstände auf das schwerste geschädigt und in ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Bewegungsfreiheit völlig behin dert sind. Das deutsche Schulwesen ist durch die im Verordwzngsweae. allo recküs- und verlassunaswidria Sowjet - Dämmerung Von Alexander Kerenski , „ , zu verhindern oder wenigstens betreffende Mindcrheitcnfraktion ausgeübt, die die mildernde Abänderungen durchzusctzen. Dadurch, da» einzelnen Funktionäre des Schulwesens, deren Chef die tschechischen Regierungsparteien auf die Stim- uumittclbar dem Vildungsminister unterstellt ist, men der Deutschen angewiesen sind, gewöhnten sie namhaft machen. Wir streben allerdings noch die sich daran, mit uns regelmäßig zu verhandeln, wäh- Schafsung eines Wahlkörpers an. der diese Funk- rend sie sich vorher um uns gar nicht gekümmert tionen übernehmen mühte und dem gleichzeitig ein haben. Unsere wesentlichen Lebcnsbedingungen wur- Stcuerrecht zur Verteilung dcr Schullasten zugebil- den bisher aber nicht verändert, denn ihre Abändc- ligt werden soll. Obgleich es auf dem Gebiete der rung ist nur mit einer derart qualifizierten Mchr- Agrargcsctzgebung noch zu keiner Verständigung ge- heit möglich, wie sie derzeit nicht erreichbar ist. kommen ist, läht sich doch von Jahr zu Jahr eine zu- Unsere Vertretung in dcr Regierung lzwei deutsche nehmende Annäherung, insbesondere zwischen dem Minister von vierzehn) entspricht weder unserem lettischen und dem deutschen Volkstum, beobachten. Anteil an der Gesamtzahl der Mitglieder der Regie- Bon den Vertretern des Deutschtums i n rungspartci noch unserem Bcvölkeringstcil, ge- Polen äuhert sich der Abgeordnete Eraebe: Der schweige unserem Anteil an den kulturellen und wirt- deulsche Klub im polnischen Parlament besteht aus swaftlichen Leistungen im Staate. Ls muh die l!> Abgeordneten und 5 Senatoren. Er steht in schrittweise Abänderung verhängnisvoller Gesetze und freundschaftlichen Beziehungen zu dcr ukrainischen Vcrwaltungseinrichtungen immer wieder zur Vcdin- Eruppe und in gutem Verhältnis zu den Weißrussen gung unserer weiteren Mitarbeit gemacht werden, und Juden. Von den polnischen Parteien zeigen nur die dem Staate andererseits im Innern sehr nützt, die Sozialisten ab und zu etwas Verständnis für die Auch in dcr Richtung unserer wichtigsten Ziele, dcr Lage der Minderheiten, ohne aber auch ihrerseits territorialen oder personellen Selbstverwaltung, sind die praktischen Folgerungen daraus zu ziehen. In wir noch nicht weitergekommen. Die Bilanz über dcr Behandlung der Minderheiten sind sich die pol- unsere politische und wirtschaftliche Besitzstands« cr- nischcn Parteien völlig einig und billigen die Ne- ändcrung wird anläßlich des zehnjährigen Staats- diiickung durch die Regierung. Zur Negierung steht jubilüums recht traurig sein. Für die Zukunft kön- dcr Deutsche Klub in Opposition. Ansätze zu einer nen wir unsere Hoffnungen am meisten auf die wirt- l ulturautonomie sind bisher nicht vorhanden, da die schaftlichen Tatsachen und die steigende Verknüpfung Regierung ihr völlig ablehnend gegcnübersteht und der ökonomischen Interessen in dcr Tschechoslowakei ruf Schulanträge nicht reagiert. Das unter großem mit denen Deutschlands setzen. lebenden Ungarn — ihre Zahl beträgt etwa eine Million — haben eigentlich nur ein einziges Gym nasium mit ausschließlich ungarischer Sprache, nur acht Mittelschulen, die fakultativ ungarisch sind, aber keine Lehrerbildungsanstalt und keine Universität. Zwar hat sich dcr tschcchoslowakische Staat verpflich tet, überall dort, wo 20 vom Hundert dcr Bewohner schaft einer Minderheit bilden, die betreffende Ratio nalitätensprache auch in der Verwaltung cinzuführen, aber durch eine künstliche Umgestaltung dcr Gcbicte hat man es verstanden, diesen Hundertsatz künstlich herabzudrücken. Die Welt muß aber erkennen ler nen, daß es zweierlei Minderheiten gibt: solche, die schon in einer staatlichen Form nationales Leben durchlebt haben und jene kleinen Nationalitäten, die sich noch nicht zur nationalen Selbständigkeit empor- gcarbeitet haben. Abgeordneter Dr. H. O. Noth, Vorsitzender der deutschen Partei in Rumänien: Wir sind bei den letzten Wahlen neben dcr regierenden Partei der Liberalen und der sehr starken nationalen Bauern partei die einzig« Partei Rumäniens gewesen, die sich in dem ungeheuer erschwerten Wahlkampf über« Schulwesen. Wenn wir im Kampf mit den Par teien auch wesentliche Teile dieser Kulturautonomic retten konnten, so haben wir doch auch wesentliche Einbuße erlitten. Aufgabe dcr nächsten Jahre wsrd cs scin, unscrcr Kulluroutonomic die frühere Gestalt wiederzugebcn und ähnliche Schulfrciheiten auch für die Deutschen im Banat, der Bukowina und inVeß- arabien durchzusctzen. Ganz ungelöst ist bei uns noch die Frage der Sprachenfreiheit in Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Ministerpräsident Dratianu hat nun vor einigen Woche» in der Kammer die Erklärung abgegeben, daß die Negierung im Herbst den ganzen Komplex dcr Minderheitenfrage auf die Tagesord nung setzen werde. Wir stehen damit vor einer in- t ostcnaufwand eingerichtete Privatschulwcsen wird Abg. Dr. Geza v. Szüllö, Vertreter dcr Unga rin der Regierung durch Mittel aller Art bekämpft rischen Minderheit in dcr Tschechoslowakci: Dic und sabotiert. Bezüglich der Kulturautonomie wün- magyarische Minderheit kann nicht diejenige kultu- scben wir freie Verwaltung unseres gesamten gcisti- rellc Entwicklungsfähigkeit erhalten, die eine jede gen Lebens. Außerhalb der Kulturautonomic wün- Nation braucht, denn die in dcr Tschechoslowakei allen Gebieten des öffentlichen Lebens sehen wir nur die Untergrabung unscrcr Existenzen. Senator Hasselbach-Polen sagt: Die Hoffnung der deutschen Minderheit in Polen, daß dic zurzeit mit größerer Machtvollkommenheit ausgestattcte Pil- sudfki-Regierung die Minderheitenfrage „überhaupt" in Polen zu lösen versuchen würde, zumal die Regie-- cungspartci in fast allen Ausschüssen und im Ple num meist die Mehrheit für sich hat, hat sich bisher ols trügerisch erwiesen. Entweder man will nickt, cder hält die Zeit noch nicht für geeignet. Dauernde Beschneidung des deutschen Groß--und Kleingrund- bcsitzes durch Anwendung des Verkaufsverbotcs des Staates, bei Verkäuferaberkennung dcs Ancrbcnrcch- tcs, im Erbfall ungeheure Erbschaftssteuern, die rück sichtslos eingetrieben werden und zur Veräußerung des Besitzes zwingen. Auf dem Gebiete der Verwal tung keinerlei Einlenken. Keine Mindcrhcitcnvcr- trcter werden zur Verwaltung zugclassen, im öffent ¬ lichen Leben anstatt Erleichterung Erschwerung, Be- , schrünkung der Anwcndungsmöglichkcit der Mutter- Anlaßlich der Tagung der Interparla- Drache bei Bahn, Post und bei den Behörden. mentarijchen Union hat die Telegraphen- Der frühere Sejm-Abgeordnete, Domherr Klinke, Union bei den hier weilenden Abgeordneten der "klärt nach einem Hinweis a„f das gegen die Min- .... < NN .t derheiten gerichtete polnische Wahlgesetz, das bei den europaigyen M i n d e r h e i t e n im Hinblick auf Wahlen zur Bildung eines Minderheiten- die hohe Bedeutung der Fragen des Minderhei- blockes geführt hatte: „Die einzelnen Mindcrheiten- tcnrechtes und Minderheitenschutzes in Europa gruppen sind bis auf die deutsche leider nicht in sich eine U in f r a a e veranstaltet die folaenderinasien uöllig geschlossen. Ls gibt stark radikale, fast kom- nne u msr ag e veranilauer, oie zoigenoermagen Enistis^ Flügel bei den Ukrainern und bei den lautete. Weißrussen. Geschlossen ist die Gruppe der Deutschen, 1. In welcher Lage befinden sich die Vertre- die sich aus den verschiedensten früheren deutschen ter der Minderbeit lMinderbeitenl in ^krem "E achten Flügel bis zur Sozialdcmo- ter oer M noeryeil tMlnoeryellenz in >!>yrem ^ie zusammengesetzt. Dcr Einfluß der deutschen Parlament? Gruppe ist manchmal ausschlaggebend für die AL- 2. Inwieweit ist es Ihrer Minderheit ge- stimmung. Die Deutschen haben von Anfang an da- lungen, durch Ausgestaltung eines eigenen '^1 gestrebt, sich besondere höhere Schulen (E^ Schu,--I°n-°>° EW- d°- turautonomie erfüllt zu sehen? wegen der Lehrkräfte gemacht. Hier wird von pol- 3. Welche Wünsche haben Sie bezüglich der nischer Seite verlangt, daß die Lehrpersonen an pol- Durchführung der Kulturautonomie auf allen Nischen Universitäten Examina gemacht haben und .nd d-- M-MIch« A Lebens außerhalb des Schulwesens? Pommerellen. Auch deutsche Privatschulcn mit ge- 4. Wie hat sich die allgemeine Lage Ihrer wöhnlichem Volksschulunterricht sind an vielen Orten Minderbeit in den lebten Jabrcn entwickelt gegründet. Leider wurde im letzten Jahre die Neu- ^linoeryeir in oen tegren ^ayren eniwiacii, i „on deutschen Schulen überhaupt verboten und wie sind ihre Zukunftsausslchten. und eine ganze Menge Schulen aufgelöst und in pol- Von den Antworten veröffentlichen wir nach- »ifchc umgewandelt, wenn nicht mindestens dic Zahl stabend die solaenden- von 40 deutschen Schülern erreicht wurde. Durch steyeno die sorgenden. Veränderung dcr zu einer Schule gehörenden Ort- Der Führer dcs Deutschtums in Dänemark, schäften wird die Zahl dcr deutschen Kinder künstlich Pastor Schmidt-Wodder äußert sich u. a. wie hcrabgedrückt. Die allgemeine Lage der deutschen folgt: Das eigene, d. h. private deutsche Schulwesen Minderheit ist absolut nicht besser geworden. Es ist tann sich unbehindert entwickeln mit bescheidener heute noch nicht einmal genau fcstgestcllt, wer als Ctaatsunterstützung. Wir verwalten es also selbst, polnischer Staatsbürger gilt. Die Rechtspflege gegen Das ist bei dem öffentlichen deutschen Schulwesen die Minderheiten läßt sich oft gar nicht beschreiben; nicht der Fall. Es untersteht den Schulkommissionen besonders leiden darunter die Deutschen in Ober- dcr einzelnen Gemeinden, ist also dcr Verwaltung schlesicn. Besondere Schwierigkeiten werden den der jeweiligen Mehrheit, also in den meisten Fäl- Deutschen bezüglich dcr Pässe gemacht. Dcr Paß len dcr dänischen Mehrheit, unterstellt. Dies zu ändern kostet heute 250 Zloty. Die Aussichten für die Zu- im Sinne der Kulturautonomie Lurch Einsetzung kunft sind wirklich nicht erfreulich. deutscher Schulkommissioncn bei jeder deutschen Der deutsche Abgeordnete für Galizien, Lang, Schule lehnt Dänemark beharrlich und bestimmt ab. zitiert ein paar Aussprüche und Zurufe im polni- Die Deutschen wohnen nicht geschlossen genug, als schon Parlament, die das „Wohlwollen" der polni- daß uns die Forderung dcr Kulturautonomie auf schen Kollegen im Parlament gegenüber den Vcr- dem Gebiete dcr Verwaltung und dcs öffentlichen iretcrn dcr Minderheiten treffend beleuchten: „Wir Lebens nahe gelegen Hütten; doch besteht in weiten werden noch mit Euch die Oefen Heizen" — womit Kreisen der Bevölkerung Nordschleswigs dcr Wunsch, I die Ukrainer als Brennstoff gemeint waren. Oder: daß dem ganzen Landcsteil weitgehende Selbstver-1 „Echt nach Berlin, was sucht Ihr hier in Polen!" waltung zugestandcn werde. Die deutsche Volks-1 Solche Zurufe, die man nach Tausenden anführcn gruppe wächst an Geschlossenheit und Zahl, trotz er- könnte, kommen spontan, bringen also den Hcrzens- heblicher Verluste durch Abwanderung infolge der wünsch der polnischen Kollegen zum Ausdruck: drückenden wirtschaftlichen Lage. Der Stimmenzu- Minderheiten in Polen soll der Teufel holen. wachs betrug bei der leisten Wahl 1026 rund 3000 Zukunftsausstchten der deutschen Minderheit Stimmen. Den nationalen Bestand werden wir auf Polen sind: Entnationalisierung. Wer auf jeden Fall behaupten. Was weiter die Zukunft I Besserung hofft und deshalb bestrebt ist, doch ...„ bringt, hängt außer von diesem Umstand von einer immer wieder zu einer Verständigung mit den Polen ganzen Reihe von Faktoren ab, deren Wirkung ab- zu gelangen und ihnen entgegcnzukommcn, ist ein gewartet werden muß. gefährlicher Optimist und gehört ins Irrenhaus. Der Abgeordnete Dr. S ch i e m a n n - Lettland: Senator Dr. v. Me d i ng e r - Tschechoslowakei: Die Minderheiten spr-chen im P. ment in ihrer Trotz des vor zwei Jahren erfolgten Eintritts mch- Muttersprache. S' erden bei ter Bildung von rerer deutscher Parteien in die Rcgierungskoalition Kommissionen voll vesticksichtigt und nehmen in letz- besteht das Mindcrhcitcnproblem in der Tfchccho- ter Zeit auch an der Regierungsbildung aktiven An- flowakci ungelöst weiter. Die Gesetze und Verwal- tcil. So haben wir augenblicklich einen deutschen tungsmaßrcgeln, die früher über unsere Köpfe hin- Justizministcr als Vertreter der deutschen Fraktion, weg zur Tat geworden sind, müssen jetzt im Ministcr- Die Kulturautonomic ist in Lettland soweit durchgc- rat unseren zwei Ministern und im Koalitionsaus- jührt, daß dic Verwaltung dcs gesamten Vildungs- schuß unseren Regierungsparteien wenigstens zur wesens der einzelnen Minderheiten in deren eigenen Kenntnis gebracht werden, und manchmal gelang cs, fänden liegt. Das Autonomicrecht wird durch die geplante Aktionen zu verhindern oder wenigstens
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