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Hchmslem-EmsUhakr Tageblall MLnzsM Nr. 193 Sonnabend, den 18. August 1928 2. Benage Luthers Weggefährte in Worms Die zogen mit achttausend > Knechten kamen zu mir: „Junker, Ihr habt den Hohen Krähen, uns aus- der Flucht der beiden andern gemuht. Ihr ! Schuld an unserem Unglück. Seht zu, wie Frundsberg-Skizze von Georg Wagener Am was habt Ihr da für einen Vogel? ,Di« Weil er dem einen von ihnen, von seid 6eorg von Frundsverg. (Aus einem zeitgenössischen Stichs . . l, wie Ihr uns helft!" — Da schrien andere: „Schlagt ihn tot! Er hat uns verraten!" Sie stürzten auf mich zu, hoben ihre Schwerter,- doch die Be sonnenen wehrten ihnen: „Laßt ihn leben. Wir erkaufen uns mit ihm die Gunst der Kaiser lichen. Die freuen sich, wenn sie wenigstens einen Heckenreiter fangen." — Sie setzten mich im Verlieh fest. znräuchern. Am Leonharditag des Jahres 1812 schlugen sie ihr Lager im Tal auf und verschanzten auf Landsknechte, die Waffen- und Leibesübungen treiben. Holzschnitt von Hans Sebald Beham. Zum 4ÜV. Todestag des Vaters der deutschen Landsknechte zerfetzt. Den Rittern sank der Mut: den Friedinger brannte die Wunde, und der Hausner lieh den Kopf hängen: „Die werden uns bald haben! Im Backhaus ist schon kein Mehl mehr, und unter der Küche klafft ein Loch in der Mauer." In der Nacht kam der Hausner zu mir auf den Turm, wo ich Wache hielt: „Hans, wir machen den Hasen. Laht die Knechte sehen, wie sie mit den Kaiserlichen fertig werden. Ihr kommt doch mit?" — „Schuft!" brummte ich und dachte, ich wollte den Leuten sagen, was die beiden Ritter planten. Gleich darauf glaubte ich aber, der Hausner und der Friedinger könnten nicht so niederträchtig sein und die Knechte im Stich lassen. Als ich aber am frühen Morgen von meiner Wache kam, muhte ich hören, dah die beiden Heckenreiter doch geflohen waren. Ein Strick an der Mauer und Spuren von Steigeisen zeig ten den Weg, den die Feiglinge genommen hatten. Die Kaiserlichen schossen an diesem Tage stärker als je zuvor. Etliche von unseren Zu Wsrms bsr Kaiser imd Reich Dieser Luther, als er vom Wagen stieg, blickte mit seinen dämonischen Augen im Kreise umher und sagte: Gott wird mit mir sein! Dann trar er in eine Stube, wo viele Herren ihn auffuch- ten, mit deren zehn oder zwölf er auch speiste, und nach der Mahlzeit lief alle Welt hin, ihn zu sehen. — Aleander, der päpstliche Gesandte, der entschiedenste Gegner Luthers, hat so im Acrger über Luthers stürmischen Empfang in Worms nach Rom berichtet. Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, einen solchen Stand zu tun, dergleichen ich und mancher Oberster auch in unserer allerernstesten Schlachtordnung nicht getan haben: Bist du auf rechter Meinung und deiner Sache gewih, so fahre in Gottes Namen fort, und sei nur getrost, Gott wird dich nicht verlassen! — So sprach Georg von Frunds- berg, der „Vater der deutschen Landsknechte"^ nach einem Berichte in Cyr. Spangenbergs Adelsspiegel zu unserem Luther vor dem: Sitzungssaals in der bischöflichen Pfalz zu Worms. einem Bühel an der Engener Straße ihre schweren Stücke. Die schossen bald zu uns hinauf und trafen so gut, dah wir die Köpfe nicht über die Mauern stecken mochten. Uno weil der Frundsberg wußte, dah uns der Proviant am meisten not tat, lieh er die Büchsenmeister auf unser Backhaus und auf die Küche richten. Da hinein schossen sie uns, dah Mehl und Federn aus den Betten zum Dach hinaus skvben. Wir konnten in der Nacht nicht genug an dem flicken, was sie uns am Tag verdarben. Einst stand ich hinter der Mauer — ich hatte meisterlich gelernt, eine Kartaune zu richten — und suchte nach einem Ziel, das der wenigen Kugeln, die ich noch besah, wert sein mochte. Da trat der Friedinger, des Hausners Freund und Spiehgeselle, zu mir und sah hinunter zu den Kaiserlichen. „Hans", sagte er plötzlich und griff nach meinem Arm, „wollt Ihr Euch Hun- „Viel Hink Viel Ehr" einzige Krähe, die nicht ausgeflogen ist, Frundsberg. Soll jetzt gerupft werden." Der „freie Mann" stand vor dem Zelt, wartete auf mich. Den Frundsberg schien meine Jugend zu erbarmen: „Hat der wirklich den Tod verdient, Lichtensteiner? Die Knechte, die ihn ausgeliefert haben, sind sicher noch weniger wert als der Junge!" — Da trat einer von denen, die mich verraten hatten, einer, der an meiner Kartaune gedient hatte, vor: „Herr Ritter, Ihr wißt wohl nicht, dah der Junker es war, der Euch vorgestern um ein Haar vom Pferde schoh. Wollt Ihr dem das Leben schenken?" — Dem Frundsberg stieg das Blut in das Gesicht, „Ist das wahr?" fragte er mich. Ich mochte nicht lügen, hatte auch nichts mehr zu verlieren: „Ja!" Da schlug der Frundsberg dem Knecht die Faust in das Gesicht, dah der andere zurück- taumelte: „Du Gauch! Glaubst du den Frunds berg durch Verrat gewinnen zu können?" — Dann trat er zum Lichtensteiner: „Gebt mir den Jungen! Ich bürge für ihn. Er ist zu schade für den Henker!" So wurde ich mit Leib und Seele des Frundsbergs Eigen. Er hat sein Mitleid nie be reut. Seefelder, noch einen Becher seinem Ge denken!" bitterung über den entsetzlichen Undank, den er von seinem Volke erfahren muf' ' ' davon'^ick bri^"' wä'r^r! Der Finstere hob den Kopf: „Mag sein,- mir KtzteSeul^ es auch, ich hätte Euch schon gesehen, unsterbliche Wort Viel Feind viel Ehr" ae- Seid Ihr nicht der Seefelder, den damals Her- v äat 2 de n Kaiser g! Ludwig von München unserem Feldhaupt- dient und diesem sein ganzes Vermögen ^mann in das Lager sandte? War ein frisches opfert hatte. Er war mehr und wollte mehr Agen dort drüben im teter Raufbold. Wir haben heute keine Vor- der Eaißmaier auf der Flucht vergessen stellung mehr von jener gärenden Epoche, die in der Bewertung der noch primitiven Handfeuer waffen gegenüber der klingenden Eisenrüstung erst Erfahrungen sammeln und eine völlig neue Taktik des Kriegswesens erfinden muhte. Die Not am tapferen Kriegsvolk hatte unter Kai ser Maximilian, der sich auf die Ritter im Reiche und auf den Adel seiner Erbstaaten nicht »lehr verlassen konnte, den deutschen Landsknecht geboren. Da war es Jörg von Frundsberg, der durch seine gewaltigen Taten . zum größten Heerführer des 16. Jahrhunderts wurde. Mit Schertlin von Burtenbach und bische Kriegsheld, der die Waffenehre Deutsch- lands gegen eine Welt von Feinden zur Ge)tung ^n brachte einer der wackersten und deutschesten er fünf von ihnen auf der Fahrt nach gewesen ist. Mit Recht nieder und nahm ihnen siebenhundert hat König Ludwig I. von Bayern >;org von ab. Weil er dem einen von ihnen, Frundsberg! dem Vater der Landsknechte, in der Bruder beim Kaiser angesehen war, die Walhalla em Denkmal gesetzt. Rippen gebrochen, schickte uns die Römische * I Majestät den Lichtensteiner und den Frundsberg Helm, vom Gaul herunter. Das ist der Frunds- berger!" Ich richtete mein Stück, schob doppelt Pulver in das Nohr, um nicht zu kurz zu treffen, und schoß. Die Kugel glaubte ich fliegen zu sehen, genau auf den Ritter zu. „Verflucht!" schrie da der Friedinger. „Zu hoch!" Und wirk lich riß der Schuß dem Frundsberg nur den Busch vom Helm und lieh den Reiter taumeln. Da prasselte es wie ein Donnerschlag gegen die Mauerzinnen vor uns. „Verflucht! schrie der Friedinger zum anderen Mal und griff nach seinem Arm. Ein Falkonet, das auf der Mauer unter uns gestanden, war zerplatzt,- ein Eisen stück Hatto dem Friedinger den Knochen zerschla gen, ein anderes meiner Kartaune die Mündung Lazarus von Schwendi bildete er das schwäbische Dreigestirn, dessen Ruhm alle überstrahlte, die aus dem gleichen Wege mächtig und reich werden wollten. Was von Georg Frundsberg auf die Nachwelt kam, ist ein absonderliches Gemisch von historischem Heldentum und sentimentaler Legende. Einwandfrei bezeugen die Akten der Zeit, dah Frundsberg eine gewaltige Körper kraft besaß, gleichzeitig ein kluger und gescheiter Schwabe war, dah aber auch niemand ihn an Uneigennützigkeit, Ritterlichkeit und rechtlichem Sinn erreichte. Er wußte aus dem herrenlosen Gesindel der Landsknechte „frumbe" Leute zu machen, die ihn ihren Vater nannten; das spricht mehr für seine Führernatur und feinen Cha rakter als alle Versuche, welche die Nachwelt zur Verherrlichung seines Bildes unternommen hat. In Mindelheim in Schwaben wurde Frunds- bi»rg am 24. September 1473 geboren. Daselbst starb er am 20. August 1528. Zwanzig be deutende Feldschlachten lenkte Frunds berg, in dreizehn blieb er siegreich. Diese Er folge waren die Frucht der von ihm erstmalig angewandten völlig neuen Kriegstechnik. Frundsberg erkannte, dah über den Erfolg einer Schlacht vor allen Dingen die strategische Ver fassung der Fuhtruppen entscheiden würde. Ueberall, wo er mit erstaunlicher Schlagfertig keit in den Kampf zog, bewies er die Richtigkeit seiner Meinung. Unter dem Banner des Schwäbischen Bundes Landsknechts Klage Mein Fleih und Müh Ich nie hab g'spart Und allzeit g'wart Dem Herren mein, Zum Besten sein Mich geschickt hab drein: Gnad, Gunst »erhofft; Doch G'müt zu Hof verkehrt sich oft. Kein Dank noch Lohn Davon ich bring, Man wiegt mich ring Und ist mein gar Vergessen zwar Groh Not und E'far Ich bestanden Han, . -. Was Freude soll' ich haben dran? Georg Frundsberg focht er den ersten Strauß, dann führte er seine Haufen gegen die Schweizer, die damals als die besten Fnßkrieger galten. Durch einen Sieg hatte, tranken den guten Wein des Navaresen, sdert Gulden verdienen, dann schießt den Ritter über die Böhmen erwarb er sich den Rittersporn, den wir noch von Pavia her in den Schläuchen s dort unten, den mit dem großen Federbusch am Am Abend kamen sie wieder, jubelten: „Junker, der Lichtensteiner freut sich schon auf Euch, will Euch um einen Kopf kürzer machen. Uns haben die Kaiserlichen freien Abzug ver sprochen. Schlaft noch ruhig eine Nacht, bis wir die Steine vor dem unteren Tor weggeräumt haben und aus der Burg können!" Ich machte in der Nacht kein Auge zu. War jung und mochte nicht sterben. Auch fühlte ich mich unschuldig, denn ich hatte an den Schand taten des Hausners keinen Teil gehabt, hatte nur auf der Burg Dienst getan. Am anderen Morgen brachten mich die eigenen Knechte in das Lager hinunter, zum Lichtensteiner in das Zelt: „Hier habt Ihr den Heckenreiter, Herr Ritter!" Der schickte gleich nach dem „freien Mann" mit der Blutfeder. Ich glaubte, mein letztes Stündlein sei gekommen. Da trat ein Ritter in das Zelt. Ich kannt» ihn nicht; weil ihm aber alle ehrerbietig Platz machten, dachte ich, es müßte der Frundsberg sein. Der sah mich stehen: „Nun, Lichtensteiner, Jörg von FkW-Kerg Im „Reichsadler" zu Singen Im Dienste Kaiser Maximilians stand er gegen hatten und klimperten mit den Dukaten in den die Niederländer, Franzosen und Italiener, vollen Taschen. Und heute? Bitter schmeckt Bald ging sein Ruhm von Mund zu Mund, der Meersburger, den der Adlerwirt verschenkt, Von nun an war er der Mächtigste im Schwä- der Beutel ist leer, und der Frundsberg ist tot!" bischen Bunde. Weithin war sein Fußvolk ge- — „Was sagt Ihr da ? Ritter Jörg soll gestor- fürchtet. Manches Raubrittcrnest hat Frunds- ben sein! Woher wißt Ihr das?" — „Ich habe berg ausgeräuchert. ihn selbst mit Kaspar, seinem Sohn, von Welsch- Dann schuf er Ordnung unter den aufstän- land her nach Mindelheim gebracht, stand selbst dischen Bauern seiner schwäbischen Heimat. Auch fs" semem Bett, als er verschied, ^unf -rage in anderen Händeln, zwischen weltlichen und erst her. War ein guter Herr, der kai- geistlichen Herren, gelang es seinem Ansehen < ^eldhauptmann ^»org von frundsberg: und seiner Klugheit, Frieden zu stiften. Da A habe ihm viel zu danken. Doch setzt Euch, leitete das Jahr 1526 eine unheilvolle Wendung Seefeld. Stoßt an auf sein Eedacht- ein. Um für den Kaiser nach Italien zu ziehen, "ls. m hatte der Obrist 12 000 Landsknechte gesammelt. . Becher klangen aneinander. Dann hob Schon hoffte er, nach schwer erkämpften Siegen d",^!"^ere wieder an. „Seht A)r den Berg gemeinsam mit Karl von Bourbon den italie- drüben, den Hohen Krähen. Sechzehn Nischen Erbfeind zu schlagen, da rührte ihn am es her, da kernte ich dort den 16 März 1527 der Schlag, als seine Lands- Frundsberg kennen. Er rettete nur das Leben, knechte wegen des schuldigen Soldes meuterten. ^ ^uren.geller hatte geben nrogcn. Beinahe Hütten sie ihren Führer aufgespießt, ^"^rschrleb ich mich ihm mrt Leib und Seele. Innerlich gebrochen ließ er sich-von seinem ^>ch stand damals beim Hausner nn Dienst, Sohne Kaspar in die Heimat bringen. 55 Jahre ^?r auf dem Krähen saß und den ste einen alt, starb er daselbst, knapp acht Tage nach stiner ^^ureiter nannten. Einst sah ich auf dem Keünkebr > ' ' > Markt zu Kaufbeuren eine Burgerstochter, ein .. .,. ... Mädchen, wie es schöner im ganzen Schwaben- Diesen Tod hat Frundsberg nicht verdient. „sHt zu finden war. Der Hausner warb m eM"? Da uiarf ihn der Vater zum Haus Nachwelt langst. Sein 400. Todestag wollte keinen Strauchdieb zum Eidam "kennen, daß der schwa- h^hmi. Der Hausner sagte den Kaufbeurer bische Kriegsheld, der die Waffenehre Deutsch- Mpssersäcken ab und störte ihren Handel, daß sie »machtriemen enger binden mußten. Einst Die Sonne des Augustabends verglühte hin- Von Dr. Tilly Lindner ter dem Hohentwiel. Zwei Reiter zogen von Am 20. August 1928 sind 400 Jahre ver- Uiadolfzell her nach Singen hinein. Vor dem flossen seit ^öra von Frundsberg der '^e'chsadler" hielten ste; der Herr warf dem Vater der deutschen Landsknechte, mit ' dem Gefühl bitterer Enttäuschung sein Leben be- e'" S"r schloß. Er war im wüsten, gewalttätigen und oft k>en Becher. Mürrisch erwiderte er auch unmoralischen Durcheinander seiner Zeit innörlilÄ keiner Die Er-! Vdleil. „S(iH ich Euch uichl Vor ein innerlich reiner, groger ^en,ch. ^,e >-r Jahren im Gefolge des Frundsberg, als wir die lßte führte sein ^"^en des Gaitzmaiers bei Brauneck zerspreng- berbei Nicht! ken? »ring'"' wär der Der Finstere hob den Kopf: „Mag sein; mir