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WOinOWM NM -rschtin« i»de» Wochentag nachmittag» — Fernspe. Nr. 11. Postscheckkonto Leipzig U4St. — Gemeindegtrokont» 14. — Bankkonten: Lommerz« nnd Privat »Bank Zweigstelle Hohen stein . Ernstthal — Darmstädter und Nattonalbank gn»«ig- niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt »tngesandt« Manuskript« werden nicht zurückgeschickt. — Einsendungen ohne Namendnennung finden kein, Aufnahme. UN-AlMM Bei -lagen, -onkursen, vergleichen usw. wird der Brutto- betrag t» Rechnung gestellt I« Falle höherer Sewall — Krieg »der sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung, der Lieferanten oder der BeförderungSetnrich- Magen — ha« der Bezieher keinen Anspruch ans Lieferung »der Nachlieferung der Zeitung »der aus Rückzahlung de- Bezugspreises. Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Fallen, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidten, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg. Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, des Finanzamts und de« TtadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 1S3 I Der Roum des Millimeters der cmsvaltincn Aozemen- I »eile kollet ll Pia., der einivaltigen Reklamezelle l8 Pia. s Für den Nachweis werden SS Goldpsennige berechnet. Eonnabenb, den 18. August !928 s ve»ua«vretS -«ldmouatlich 80 Goldvleonta« einllliefili» DrLaerlod». 78. Fähig. Stresemann reist nach Paris Spionage Leitet, die deutschen Verbindungen im Auslande Zusage Dr. Stresemanns. Ludwigshafen a. Rh., 17. August ten. Es ist bekannt,daß die französische Farben industrie durch lange Verhandlungen bemüht war, Patente der deutschen Farbenindustrie zu erlangen und eine Zeit sogar von einem Verkauf der großen Farbenwerke in Ludwigshafen- Oppau an französische Interessenten die Rede war. Es ist den Franzosen nicht gelungen, tie fer in die Geheimnisse dieser wertvollen Indu strie einzudringen. Aber sie haben nicht geruht, um sie dennoch zu ergründen und zu diesem Zweck ein Spionagesystem aufgebaut, das jetzt aufgedeckt worden ist. Wie es heißt, sind selbst unter Drohungen Angestellte der Farbenindu strie von den Agenten der französischen Geheim polizei veranlaßt worden, Werkspionage zu trei ben. Dabei hat sich diese Spionage nicht nur auf die im besetzten Gebiet liegenden Werke der Farbenindustrie, sondern auch auf das in Mittel deutschland dominierende Leunawerk ausge dehnt. Wenn es gelungen ist, dieses Spionage system aufzudecken, so kann das vielleicht nur für den Augenblick eine beruhigende Erscheinung sein. Denn es unterliegt keinem Zweifel, daß die großen Mittel und die großen Bemühungen um die Geheimnisse der Farbenindustrie ange wandt wurden, weil Frankreich besondere weit gehende Zwecke verfolgt. Spionage selbst sich auf innerdeutsche Dinge er- goleitet und unterstützt von einer Persönlichkeit, streckt, dann aber, weil Deutsche durch französi- die ihr Büro in Paris hat. Von dort aus rei- sche Agenten zu Verbrechen veranlaßt werden, land nicht in dieser Qualität und in dem großen Wert hergestellt werden konnten. Was die Engländer zu bieten vermochten, war nicht voller Ersatz. Diesen Ersatz nunmehr zu beschaffen, war Aufgabe der Spionage. Mancher Deutsche hat für schnöden Mammon deutsche Interessen feilge boten und in England gab es in den letzten 10 Jahren einen Umbau und eine Vervollständi gung der Fabrikation, die in vieler Hinsicht deut lich genug erkennen läßt, daß allein die deutschen Erfahrungen und Erfindungen Grundlage gewe sen sind. Man wird zugeben müssen, daß viel fach Lizenzen nach England gingen und auch sonstige, namentlich Trustabkommen, es den Eng ländern ermöglichten, deutsche Fabrikations methoden durchzuführen. Immerhin hat es namentlich bei der deutschen Farbindustrie, ob wohl sie auch ein Welttrust geworden ist, Ge heimnisse gegeben, die über die Grenze des Lan des nicht hinausdurften. Mit der englischen Haltung haben wir uns abgefunden, und die deutsche Industrie hat es verstanden, entweder durch Abkommen oder durch strengste Bewachung ihrer Fabrikationsmethoden sich zu schützen. Anders liegt die Sache mit Bou unserem Berliner Vertreter Berlin, 18. August Wir haben lange zurückzudenken an jene Frankreich. Frankreich, ein industriearmes Land, hat mit den schwarzen Listen, die es eben falls anlegte, nicht viel anfangcn können. Es hatte aber den Ehrgeiz, die französische Indu strie zu stärken, und bekundete von vornherein die Absicht, gerade die Industrie zu fördern, die in Deutschland große Bedeutung erlangt hatte und auf dem Weltmarkt konkurrenzlos war. Schon bei den Friedensverhandlungen ließ sich erkennen, wie sehr Frankreich bemüht war, die Besetzung so auszudehnen, daß insbesondere sämtliche großen Farbenfabriken in der Be satzungszone lagen und daß Bestimmungen ge troffen wurden, daß auch die großen Unterneh mungen der Farbenindustrie im Reich, wie zum Beispiel die Leunawerke, einer militärischen Kon trolle unterzogen werden durften. Angeblich aus Sicherheitsgründen, um die Abrüstung zu kontrollieren, tatsächlicher aber, um weitgehenden Einblick in diese geschlossene Industrie zu erhal- Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft sind kürzlich drei Angestellte der französischen Ge heimpolizei, der sogenannten Surete im besetz ten Gebiet, verhaftet worden. Die Verhafteten sind drei Angestellte der J.--E. Farbenindustri in Ludwigshafen, und zrvar der Laborant Fri Hellmann, der Laborant Richard Müller beide aus Ludwigshafen und der Techniker Franz Schwarzwälder aus Mannheim. Sie wur den nacheinander am 27. Juli, am 31. Juli und am 4. August sestgenommen. Bei der gleichzeitig in den Wohnungen der Verhafteten vorgenommenen Haussuchung fiel ein erdrückendes Beweismate rial in die Hände der deutschen Polizei, aus dem einwandfrei hervorgeht, daß die drei Ange stellten im Dienste der französischen Surete stan den und für die von ihr systematisch betriebene Werkspionage in der deutschen chemischen Indu strie benutzt wurden. Die französische Werkspio nage erstreckte sich in der Hauptsache auf das Werk Ludwigshafen und Oppau der J.-G. Farbcn- industrie, aber auch auf die Leuna-Werke in Merseburg. Die Beziehungen der Verhafteten zu denn französischen Spionagedienst reichten bis zum Dezember 10^7 zurück. Das Ziel der franzö- Berlin, 17. August Die deutsche Antwort auf die Ein la - fischen amtlichen Werkspionage war darauf gerich tet, neue wichtige und erfolgversprechende Be- triebsgeheimnisse auf Gebieten, die für die deut sche Wirtschaft weittragende Bedeutung haben und geeignet sind, die deutsche Volkswirtschaft vom Auslande unabhängig zu machen, auszu- kundschaften und der französiphen Industrie aus zuliefern. Obwohl es im letzter: Augenblick ge lang, di« Machenschaften der Surete cufzudecken, konnte leider nicht mehr verhindert werden, daß bereits einige Betriebsgeheimnisse in di« Hände der Gegenseite geraten sind. Di« Auftraggeber der verhafteten Agenten sind der kommandierende Ehef, der Chefinstruk teur und einige Inspektoren der französischen Geheimpolizei. Diese wurden fachmännisch an- kvouzer bewilligt werden dürfen. Man steht also vor der merkwürdigen Tatsache, daß zivar die erste Nate in Höhe von 9.3 Millionen für den Panzerkreuzer bewilligt ist, daß aber die weiteren Kosten, di« mindestens 80 Millionen betragen, von der Sozialdemokratie abgelehnt werden. Es fragt sich nun, wie sich das Neichs- wehrministerium zu dieser Sachlage verhalten wird. An «der Sitzung werden, wi« das „Berliner Tageblatt" erfährt, auch Reichskanzler Hermann Müller und Reichsinnennrinister Seve- sten sie regelmäßig an ganz bestimmten Tagen und schließlich, weil diese Spionage das Patcnt- in die Industriezentren am Rhein, um die Be- abkommen verletzt, das nach den internationalen richte und Zeichnungen, di« von Ler „Suretä" Verträgen auch für Frankreich bindend ist. entwendet worden sind, aus ihr« Verwendbar- keit für die französische Industrie zu prüfen und den „Surete"-Beamten und ihren Helfershelfern gLatz« ZUS» W weiter« Anweisungen zu geben. Die Bezahlung -Vv»' ßvs von Agenten tätig war. Auch auf das Werk Leverkusen der J.-G. Farbenindustrie und vor allem auf die dortigen Betriebe der pharma- mazeutischen Abteilung, sowie auf das Werk Höchst am Main, war der französische Werk spionagedienst bereits angesetzt, als durch die Verhaftung der drei Angestellten in Ludwigs hafen das gesamte Werkspionagesystem der fran zösischen Surete aufgedeckt wurde. «Höflichkeit gegenüber den Vereinigten I Staaten. Eine Politik fester Führung, di« sich ihre Ziele gesteckt hat, kann sich nicht nach jedem Nadelstich ändern oder preisgeben, mögen diese Nadelstiche noch so boshaft geführt sein und noch so empfindlich treffen." Der Quai d'Orsay bestätigt Zeit des Krieges, die uns erkennen ließ, welches düng des französischen Außenministers Bri- Bemühen besonders England zeigte, die Ver- «„h zur Teilnahme ander Unterzeich- bindungen des deutschen Handels iin Auslande ... / festzustellen. Nach dem Kriege erkannten wir, des K ellogg p akt es ,st am Frettag zu welchem Zweck die englische Spionage ins """"3 dem französischen Botschafter in Berlin Werk gesetzt war: lange wurde daraus Hingear- überreicht worden. Die Antwort enthält die zu stören und englische an ihre Stelle zu setzen. Hier zeigte sich die Rivalität, hier sah man die * LLn/w^ NkLW Hierzu schreibt di« „Nationale Korrespondenz« woLn Nicht Wir haben die Einladung aus gu- tzen Aufschwung genommen hatte, auch der deut- ^" Gründen angenommen und der sche Handel begegnete dem englischen gefahrver^^ der e-er- heißend auf der ganzen Erde Und obwohl es Unterzeichnung mcht fernbleiben, wett ste den Engländern sehr leicht gewesen ist, während in Paris der Hauptstadt Frankreichs, des Krieges die bekannten schwarzen Listen auf- "^gt. Der genesene Stresemann konnte es zustellen und den englischen Handel für den 7» ^o deutschen einzusetzen, begann nach dem Frieden beschwerliche Rei e von Versailles dennoch eine Spionage, die nun dl« Ozean nicht scheut. Stresemanns Reise nicht mehr im Auslands betrieben zu werden bedeutet mit mchten ein« Vet.veu- Lrauchte, sondern in Deutschland selbst einsetzte, «»»g vor P^ Es hat zahlreiche Agenten gegeben, die, mit P^db« deutscher Wuvde sondern nur emen großen Mitteln ausgestattet, es verstanden, deut- selbständiger und politisch kluger sche Angestellte zu bestechen und geheime Fabri kationsmethoden, patentamttich geschützte Fabrik erzeugnisse auszukundschaften. Diese Spionage hing in engem Zusammenhang mit dem voran gegangenen Kampf auf dem Weltmarkt, mit der sogenannten Abwürgung der deutschen auslän dischen Verbindungen. Denn in Deutschland hat es immer noch Erzeugnisse gegeben, die in Eng- Französische Wirtschaftsspionage gegen Deutschland Paris, 17. August Der Quai d' Orsay bestätigt, daß di« Reichsregierung di« französische Regierung amt lich davon unterrichtet habe, daß Reichsaußen minister Dr. Stresemann bei der Unter zeichnung des Kelloggpaktes Deutschland offiziell vertreten werde. Zu der Mitteilung der „Information", daß sich der französische Ministerrat am 23, August auch mit der Rheinlandfrage und der interalli ierten Schuldenfrage befassen werde, weil diese nach der Unterzeichnung des Kelloggpaktes von den in Paris anwesenden Außenministern be handelt würde, wird von zuständiger Seite er klärt, daß beide Fragen nicht zu dem-! amtlichen Programm gehören, das weiß im Augenblick nicht, ob die Sp.o- für die Unterzeichnung des Kelloggpaktes vorge- lediglich eine Privatangelegenheit französi- sehen ist. s scher Industrieller ist. Das hat aber nicht den Anschein, denn die Träger der Spionage franzö- sischerseits sind angestellte Beamte, und der Lei ter der „Surete" soll in der französischen Regie rung aus- und eingehen. Deshalb erlangt diese Spionageangelegenheit eine politische Bedeutung. Das auswärtig« Amt wird sich mit diesem Vor fall zu beschäftigen haben, einmal, weil Lie der Agenten für ihrs Spionag«tätigkeit richtet > sich nach dem Ergebnis Ler Prüfung. ML- WWMWMWM Aus Aeußerungen der Suretebeamten gegen- Eisen« Draptmeldung über den verhafteten Agenten geht hervor, daß Berlin, 18. August der fachmännisch« Leiter Ler Werkspionage an führeirden parlamentarischen Kreisen ver- gowissen zentralen Stellen in Paris ein lind heut« daß di« K o n f« r e n z zwischen der ausgeht. Die suretebeamten gingen bei der ^WHemokratischen Reichstagsfraktion und dein Anwerbung ihrer Agenten und Helfershelfer Parteiausschuß zwar keine unmittelbare ohne all« Scheu vor, im Vertrauen darauf, daß Regierungskrise zur Folge haben wird, sie als Mitgliederder Befatzungsarme« dem Zu- ^ß aber Beschlüsse vorbereitet werden die für griff der deutschen Justiz entzogen find. das weitere Schicksal der Regierung Müller- Durch die Aufdeckung der Spionage in Len! Franken von großer Tragweite sein wird, Die Werken Ludwigshafen und Oppau in Anträge aus Austritt Ler Sozialdemo- der J.-G. Farbeinindustri« ist einwandfrei fest- traten aus der Negierung find schon jetzt zum gestellt, daß das französisch« amtliche Spio -! größten Teil zurückgezogen worden. Vis nagenetz über ganz D« u tschland «Ortsgruppen der sächsischen Sozialdemo- ausgebr«it«t ist. Ein weiterer Angestell- ^aten haben sämtliche anderen Organisationen ter der J.->E. Farbenindustrie, der bis 1927 E darauf verzichtet, die Frag« einer Rogierungs- physkalischen Laboratorium im Werk Oppau überhaupt zur Erörterung zu stellen. Da- und dann in Leuna tätig war, war mit der ^st jedoch ein anderes wichtiges Moment Spionage in den Leunawerken beauf-! hi„z^treten. Di« sozialdemokratische Reichs- tragt, für das die französische Werkspionage be- tagsfraktion soll nämlich darauf festgelcgt wer» sonderes Interesse zeigte und für das sie eifrige! ^n daß bei künftigen Entscheidungen keine Spione sucht«, während nach ihren Aeußerungen Weiteren Mittel mehr zu dem Panzcr- im Werk Ludwigshafen eine genügende Anzahl