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! Unterhaltungsbeilage V zum H ß Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger E Das Zamittenküken Nomon von Irmgard Spangenberg. (Nachdruck verboten) bin doch kein „Wenn ich nur wüßte, ! was du Besseres für mich ; willst? Nichts soll ich. Zu i Seppi nicht und zu Lotte I Kußmaul nicht. Wollt ihr ! eigentlich eine Nonne aus I mir machen?" Da antwortete er nicht f mehr und sie war damit zu- , frieden. ! Nun ging es wirklich I nicht mehr so weiter mit i Dorli. Sie wurde blasser von « Tag zu Tag. Wie eine , verdurstende Blume ließ sie l den Kopf hängen. Wer ihren I müden Schritt in der Woh- ; nung hörte, schüttelte betrübt » den Kopf: das soll unsere I Dorli von früher sein? „Es geht nicht so wei- ; ter," sagte der Justizrat und ? die Mutter nickte trübselig I dazu. „Es geht wirklich ! (12. Fortsetzung.) Dorli sah Konrad fragend an, aber er war mit den Ge- I danken ganz anderswo. Er war überhaupt zerstreut und - verdrossen, wie Dorli ihn sonst gar nicht kannte. Er selber ! wußte nicht warum. Vielleicht, weil Seppl Dorli malte. I Das gefiel ihm nicht. Es war ihm ein unerträglicher Ge- ' danke, zu wissen, daß sie hier so Morgen für Morgen saß ; und Seppl sie ansah. Dorli unterbrach seine Grübeleien. Dorli sah ganz erschrocken aus. „Ich Kaninchen I" ! nicht so weiter." „Das Kind muß krank sein," sagte der Vater. „Das glaube ich auch," echote die Mutter. Und dann gingen sie beide zu Johanna. Sie saß im ! Wohnzimmer am Fenster und Konrad stand daneben. > Sie hatten Röntgenaufnahmen aus der chirurgischen i Klinik. Johanna sah sich über die Schulter um. Sie sollte ! Dorli untersuchen? Aber herzlich gern. Warum der ; Vater das nicht schon eher gesagt hatte? Als Johanna Dorli davon sprach, lachte sie nur. Aber j dann wurde sie grob. Man solle sie in Ruhe lasten. Sie , störe doch keinen Menschen und sei auch nicht krank. Aber Johanna bestand darauf. Die Untersuchung I ergab kein klares Resultat. Ein wenig nervös, natürlich. I Und viel zu mager. Aber irgendeine Krankheit lag nicht ' vor. Das Herz war gesund und die Lunge ebenfalls. „Aber das wird sich alles bald geben," tröstete Jo- I Hanna. „Ich will dir sagen, wie du leben sollst." Und dann erläuterte Johanna umständlich, was sie ! vom Fleischgenuß hielt und wie er am besten ganz zu ! meiden sei. Aber für Rohkost trat sie entschieden ein. I Morgens nur Atemübungen und dünnen Tee. Am besten nieder. „Lieber wär's mir — wenn du zu mir gekommen I wärest! Ich bin ungeheuer gründlich. Altmodisch, würde ' Johanna sagen. Aber ich habe dann auch eine zuver- - lässige Diagnose." „Du hättest auch nichts gefunden, Konrad." .So?" Dorli lachte. „Weil ich mich nämlich nie und nimmer von dir hätte l untersuchen lassen!" Einen Augenblick sah er sie fassungslos an. „Ach so," sagte er dann und kam nicht wieder darauf i zurück. Nur ein paar Ratschläge dürfte er ihr doch geben. ! Natürlich durfte er. „Dann iß morgens recht kräftig. Ein Ei. Hafer- ! kakao. So viel wie möglich. Und bis Mittag noch ein- I mal Milch. Bester noch Sahne —" Dorli sah vergnügt aus. „Warum amüsiert dich das?" Dorli lachte. „Nur weiter! Und mittags? auch nichts. Ich iann nur I denken, wie das bei der Un- ' tersuchung zugegangen ist. I Wuppdiwupp — fertig." Konrad ging mit seinen langen Schritten auf und ! Obst oder gar nichts. Mittags geriebene Wurzeln, Kohl, H Radieschen, Äpfel, je nach der Jahreszeit — aber nichts Gekochtes, alles roh. Dorli sah ganz erschrocken aus. „Ich bin doch kein Kaninchen!" Johanna blieb tiefernst. „Wenn du eins wärest, ; wäre dir bedeutend Wohler —," sagte sie und fing wieder Z an, lang und breit von den I Wohltaten der Rohkost zu 1 erzählen. „Warum ißt du denn j nicht solch Zeug?" fragte I Dorli, aber sie bekam nur , ein kurzes: „Bitte, bleibe ernst" zur Antwort. Da war also nichts zu j machen. Wenn Johanna » Wert auf solche Kur legte, , konnte sie ihr ja den Gefallen I tun. Vielleicht machte sie der j Schwester eine Freude damit. » Als Dorli es Konrad er- » zählte, zog er die Stirne I kraus und war nicht beruhigt. I „Johanna ist so voreinge- ' nommen, wenn sie eine Mei- » nung hat. Sie glaubt, dir > fehlt nichts — also findet sie I