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anders in Newyork 1. Fortsetzung. „Wie drollig!" lachte Inge amüsiert auf. „Waren Sie übrigens schon bei Papa?" „Ich komme soeben von Herrn Kommerzienrat Helm spräche," !ehr Mit gab er zur Antwort: „ich pflege si Deutschen, deren es in Amerika, besi viele gibt." „Es mutz furchtbar interessant in Amerika sein." „Natürlich, furchtbar interessant," gab er zurück. „Möchten gnädiges Fräulein wohl einmal hinüberkom men?" „Brennend gern. Doch sagen Sie mir gibt es dort auch einen so schönen Frühling, so herrliche Bäume und bunte Blumen wie bei uns?" „Der Frühling ist dort gerade so, wie hier nur " er zögerte und in seinem Blick lag etwas schel misch Neckendes „nur gibt es dort nicht so seltsame Käfer auf den Bäumen." Inge fuhr zurück. Die Kühnheit des Amerikaners, wie sie es bei sich nannte, überstieg doch alle Grenzen. Ohne ein Wort der Erwiderung fatzte sie die Hunde am Halsband, neigte ganz leicht den Kopf und schritt hoheits- ooll an ihm vorüber. Er zog respektvoll den Hut und lietz sie an sich vorübergehen. Gern hätte er ihr noch ein Wort der Ent- schuldigung sagen mögen, denn verletzen hatte er das sütze Kind mit seiner Anspielung nicht wollen. So schritt er dem Wege nach dem Fabrikhofe zu. Dort in dem Beamtenhause lag seine Wohnung: die frühere Wohnung des vMorbenen Direktors war es. Kommerzienrat Helmbrech^hatte sie ihm genau bezeich net; er konnte sich kaum irren. Langsam betrat er den schattigen Weg, und je näher er der Fabrik kam, desto mehr schwand die Erinnerung an die soeben erlebte Szene; dafür wurde eine andere um so lebendiger. Es war der Besuch bei seinem neuen Chef. Er hatte wohl kaum eine halbe Stunde gewährt, und doch hatte diese Zeit genügt, ihm einen tiefen Ein blick in die hier waltenden Umstände zu gestatten. Als er das Zimmer betrat und den von Kummer und Sorge gebeugten, schon halb ergrauten Mann im Lehnstuhl sitzen sah, da hatte ein tiefer Schreck ihn durch- zuckt. Und der Anblick der halb erloschenen Augen, die ihn, den Fremden, nicht sahen, der Hände, die nach den sei nen tasteten, hatte ihm das Herz in Stücke gerissen. War das ein Mann in der Vollkraft seiner Jahre — — er konnte die Sechzig noch nicht um viel über schritten haben der hier gebeugt, zum Nichtstun, rum Grübeln über sein hartes Geschick verurteilt, satz? y^ruck verbog Da hatte Helmbrecht gesprochen, und von fiel es von seiner Seele. Die Stimme verrie 'w^, den körperlichen und seelischen Leiden dieses A ..^fen hatte einen markigen, meta^'ischen Klang. da* doch noch Kräfte in seinem Innern. Hud S* Bewutztsein, noch etwas leisten zu können aus o war es, was sich ihn mit wilder Verzweiflung 8-»-" das harte Geschick auflehnen lietz. «-im« Williams fühlte diesen Zustand Heraus, wenn brecht auch nicht mit. Worten klagte, sondern nu kurze, sachgemätze Darstellung der gegenwärtigen der Fabrik gegeben hatte. „Ich will Sie nach Kräften in Ihrem Werk uE stützen und vertreten," hatte er einfach erwidert uno , Helmbrechts Hand gepreht. — „Ich nehme Sie beim Wort, Mister Wilhams. Ihr« Worte berühren mich seltsam wohltuend und befreiens, und ich setze meine ganze Hoffnung auf Sie. GS mr not, datz jemand mit fester Hand die locker gewordenen Zügel ergreift. Seit mein Direktor tot ist, habe ich jede Stütze verloren es geht alles drunter und drü ber. Sehen Sie zu, ob Sie wieder Ordnung schassen können." . Nachdem sie noch einige sachliche Fragen erörtert, hatte Helmbrecht seine Frau zu sich bitten lassen und ihr seinen neuen Oberingenieur vorgestellt. Frau Helm« brecht, eine Luherst anziebende Erscheinung, kam ihm in freundlich gewinnender Art und Liebenswürdigkeit ent« gegen. Er batte seine Augen sinnend auf dieser Frau ruhen lassen. Ihr Alter schätzte er auf ungefähr 40 Jahre. Sie war mittelgrotz und schlank, hatte feine, geistvolle Eesichtszüge und kleine graue Augen, in denen ein« Welt von Herzensgüte lag. Mr. Williams begriff es sehr gut, datz Helmbrecht» Züge sich bei ihrem Eintritt erhellten, datz die Sorgen- falten in ihrer Nähe von seiner Stirn wichen und seine Stimme Heller und klarer klang, wenn er zu ibr ivrack „Meine Elisabeth." So hatte Helmbrecht ihm seine Frau vorgestellt und er selbst hatte das angenehme Gefühl, datz diese Krau die Stütze und der Trost ihres Mannes war " Erst nach einer geraumen Weile ging Mr Mil. liams weiter und stand bald vor dem Laufe zur Wohnung dienen sollte. " '"m „Gott segne deinen Eingang!" Es war ihm, als wenn eine unsichtbare Slim»,- diese Worte zugerufen hätte. stimme ihm Eben wollte er in die Haustüre treten -r„ plötzliches Raschelm in dem dichten, undurckt.^ Gebüsch, das die neben dem Sause befind/H^ ME^fast ganz verdeckte, aufhorchen lietz und ?um Stehen Beilage rum Hohenstein Ernstlhaler Tageblatt und Anzeiger . Lrecht." „Sie sprechen sehr gut deutsch," meinte sie. „Die deutsche Sprache ist meine Liebling!