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* Das überflüssige Parlament. Me- hemed Ali, Khedive von Ägypten zur Zeit der Eröffnung des Suezkanals, wurde eine Zeitlang von seinen Unter tanen mit dem Ansuchen bestürmt, dem Lande ein Parlament nach europäischem Muster zu geben. Schliesslich versprach der Khedive, er werde ihren Wunsch er füllen, und er berief die Grossen des Landes zu einer Versammlung, um Form und Tätigkeit des Parlaments zu be sprechen. Umgeben von seiner Leibwache, empfing der Khedive seine Gäste, und als die Versammlung vollzählig war, hielt er folgende Ansprache: „Ich habe mich entschlossen, euch eurem Wunsche ge mäss ein Parlament zu geben, falls das Bedürfnis dafür vorhanden ist. Wie ihr aber wisst, gehören zu einem Parlament vor allem eure Regierungspartei, die es mit der Regierung hält, das heißt mit mir, und eine Oppositionspartei, die die Regierung bekämpft, das heisst mich. Die es mit mir halten, mögen sich um mich sammeln, die anderen stellen sich ans andere Ende des Saales." Der Khedive wurde eng von seinen Anhängern um ringt, während das andere Ende des Saales leer blieb. Da nahm der Khedive wieder das Wort: „Da wir augenschein lich alle einig sind, so ist ein Parlament überflüssig. Ihr könnt gehen." Mit hängenden Köpfen zogen die Versammel ten ab. * Wie Löwen gezähmt werden. Da die Löwen nicht selten in der Komparserie des Films mitwirken — in Kalifornien gibt es eine Löwensarm, auf der die Tiere für Filmzwecke erzogen werden —. wird man gern einmal einen Berufstier bändiger aus der Schule plaudern hören. Nach dem Rezept des Dompteurs Ham burger besteht die wichtigste Aufgabe des Dresseurs darin, das Tier davon zu überzeugen, dass es trotz seiner über legenen Kraft dem Menschen nichts an haben kann und der Mensch schliesslich doch seiner Herr wird. Bis ein Tier aber so weit ist, bedarf es unendlicher Geduld; nicht minder notwendig sind Verständnis für die Tierseele und vor allem Mut. Ganz verwerflich ist die Methode, ein Tier durch Hunger zähmen zu wollen. Hamburger begann damit, dass er in den Käsig des noch ganz wil den Löwen mit grosser Vorsicht einen Stuhl bringen ließ. Die nächste Folge war natürlich, daß der Stuhl von dem Tier zertrümmert wurde, doch am näch sten Tage stand schon wieder Ersatz da. Das Spiel wurde so lange fortgesetzt, bis der Löwe, der in den ersten Tagen aus sämtlichen Stühlen Kleinholz ge macht hatte, endlich einsah, daß der Wille des Menschen stärker war. Diesem Vor spiel solgt ein sehr spannender Dressur abschnitt. Der Löwe wird narkotisiert und mit starken Ketten gefesselt, so daß er den Stuhl nicht mehr erreichen kann. Sobald er nun aus seinem Schlas er wacht, versäüt er in sinnlose Wut, denn auf dem wohlbekannten Stuhl sitzt jetzt regungslos der Bändiger. Das Tier zerrt brüllend an seinen Ketten und will sich aus den Eindringling stürzen, aber Vie Ketten sind sest; und wieder vergehen Tage und Tage und jeden Tag zur gleichen Zeit sitzt der Bändiger aus dem Stuhl. Endlich gewöhnt sich der Löwe, wie er sich zuerst an den Stuhl gewöhnt hatte, auch an den Menschen, der bei ihm im Käfig sitzt. Die eigentliche Mutprobe für den Bändiger kommt aber erst an dem Tag, an dem er sich zum erstenmal zu dem ungefesselten Löwen in den Käfig wagt. An diesem Tag geht es tatsächlich um sein Leben, um so mehr, als er außer j einer Heugabel keine Waffen und auf der Brust nur einen Strohharnisch trägt. Auch den gewohnten Stuhl hat der Bän diger in der Hand, um ihn vorzuhalten, wenn der Löwe aus ihn springt. Tut er das. so wird auch die Heugabel gegen ihn gezückt, daß ihre Spitzen in seme sehr empfindlichen Nasenlöcher eindrin gen, was ihn dann- gewöhnlich schnell zurückweichen läßt. Damit hat das Tier die Macht des Menschen gespürt und jetzt kommt es darauf an, das Vertrauen des Wildlings zu gewinnen. Das ge lingt vor allem dadurch, daß der Bän diger das Tier immer selbst füttert und pflegt und ihm zuweilen besonders gute Bissen zukommen läßt. Aus diese Weise kann er den Löwen an sich locken, ihm o o o Musik. o! o o § Die Musik, welche unser ganzes § H Innere aus einmal, aber im Ein- § § klang aufregt, füllt uns mit einem § § unendlichen Schmachten, und doch § § ist's nach keinem sinnlichen Gute. § Der Mut, die Freude, die Trauer § § sprechen keine Namen aus. H § Jean Paul. § 0*0 o Musik redet die allgemeinste o Sprache, durch welche die Seele § § frei, unbestimmt- angeregt wird; § aber sie sühlt sich in ihrer Heimat. § H Schumann. - O * § O Tonkunst, dich preis' ich vor allen, O ! Höchstes Los ist dir gefallen, § H Aus den Schwesterkünsten drei § Du die frei ste, einzig frei! O § Grillparzer. O O beibringen, wann er kommen oder stehen bleiben soll, worauf ganz allmählich mit leichten Kunststücken begonnen wird. Beim Einüben schwieriger Leistungen ist die während der Narkose vollzogene vor herige Fesselung jedoch noch immer not wendig, bis das Tier schließlich auch ohne Fesseln willig tut, was von ihm gefordert wird. Lebensgefährlich bleibt aber gleich wohl jede Art der Zähmung für den Bändiger, schon deshalb, weil jedes wilde Tier einmal schlechter Laune und dann unwillig und tückisch ist. Es gibt natür lich alle möglichen Dressurmethoden; fast jeder Bändiger hat seine eigenen Tricks ausgeprobt, um sich seine Tiere gefügig zu machen, aber die Methode, von der Hamburger erzählt, verrät nicht nur den mutigen und geduldigen Bändiger, son dern auch den Tierkenner und Tierfreund. * Stil und Stück. Scribe wurde, da er zu den erfolgreichsten und geschicktesten Bühnenautoren seiner Zeit gehörte, viel angefeindet. Ein ihm wenig wohlge sinnter anderer Dramatiker gab einmal das hochmütige Urteil ab: „Scribe hat keinen Stil ..." Er erhielt aber dar aus die schlagfertige Antwort: „Nein, aber dafür hat er Stücke!" * Der Komponist im Dunkeln. Spon- tini konnte nur in ganz verdunkelten Räumen komponieren. Wenn er sich im Lause des Tages zum Schaffen ange regt fühlte, ließ er alle Fenster verhän gen und setzte sich erst dann zum Schrei ben nieder, wenn er die Überzeugung hatte, daß kein Lichtstrahl von außen zu ihm dringen konnte. * Weisse Glacehandschuhe schwarz zu I färben. Zu diesem Zwecke müssen die ; Handschuhe zunächst mit Benzin von « allen Flecken gereinigt und mit Talkum , nachgerieben werden. Dann reibt man I sie mit derselben Mischung, die man auch I zum Aussrischen abgetragener schwarzer ' Glacehandschuhe gebrauchen kann, näm- « lich einem Teelöffel voll guten Mandel- > öls und sechs his acht Tropfen recht I schwarzer Tinte, Strich für Strich ein. j Man muß jedoch zum Färben bedeutend > mehr Tinte verwenden. Auf einen ! Teelöffel Mandelöl rechnet man etwa I die drei- bis vierfache Menge gmer I tiesschwarzer Tinte. Man läßt die » Handschuhe darauf an der Lust trocknen ; und trägt dann nochmals von der Lö- I sung aus. Dabei achte man besonders I daraus, daß die Nähte gut eingerieben > werden und keine Weißen Stellen zurück- , bleiben. Um die Handschuhe glänzend ' zu machen, reibt man sie zuletzt noch ein« I mal durchweg mit Mandelöl ein. I * Einfacher Flaschenverschlutz. Hat ' man im Haushalt nicht genügend Korken I zur Hand, um Flaschen mit Säst oder I Obst luftdicht zu verschließen, so ist I Watte und Gips ein vortreffliches Ver- » schlutzmittel. Hat man den Inhalt in die i Flaschen gefüllt, so drückt man einen i Wattepfropfen in eine dickflüssige Gips- I mässe und verschließt damit vorsichtig die > Flaschenöffnung. Der Inhalt in der > Flasche muß natürlich fingerbreit von ' dem Flaschenmund entfernt sein, so daß I zwischen Pfropfen und Flüssigkeit noch j etwas Spielraum bleibt. Der GipS er- « härtet schnell und die Flaschen sind voll- ! kommen luftdicht verschlossen. Ein Oss- i nen des Verschlusses läßt sich ebenfalls I sehr rasch und mühelos vornehmen Man > kann einen solchen Verschluß von Fla- , schen auch in der Weise vornehmen, daß ' man einen Wattepfropfen in den Fla- I schenhals steckt und darauf 'den oberen I Flaschenteil mit der Gipsmasse bestreicht. > Silbenverschieberätsel. Aus den Silben a, a, an, ber, ce, der, dri, ger, kle, loh, lö, na, nack, o, pa, ste, tra, ward, we, Wils sind acht Wörter zu bilden, welche bedeuten: 1 deutsche Stadt, 2. Nadelbaum, 3. Handwerk, 4. Raubtier, 5. Schisfsbediensteter, 6. Teil des Mittelmeeres, 7 ägyptische Königin, 8 weiblicher Vorname Die Wörter sind untereinanderzuschreiben und seit lich so zu verschieben, daß zwei neben einanderliegende senkrechte Buchstaben reihen, die erste von oben nach unten, die zweite von unten nach oben gelesen, zwei nordische Reiche ergeben. Scherzrätsel. Ich bin niemals lose. Werd' klein ich geschrieben; . Doch schreibt man mich groß, Ist bestimmt „etwas los". (Auflösungen in nächster Nummer.) Auslösung der Rätsel aus voriger Nummer. Rätsel: Fuchs, Schwanz; Fuchs schwanz. Diamantaufgabe: 1. S. 2. Rot, 3. Harke, 4. Korinth, 5. Tinte, 6. Ute, 7. H. — Korinth.