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Landgraf und Kuster. Ein heiteres Geschehnis aus alter Zeit, erzählt von Hans Eäfgen.' (Nachdruck verboten.) Es war einmal ein Dorfküster, dem ging es herzlich schlecht. — „Ei was," sagte er eines Tages zu sich selbst, „du mutzt hisr die Kinder erziehen, Dung auf den Acker fahren und abwechselnd bei den Bauern essen. Drüben aber beim Landgrafen gibt's eine bessere Stelle, als Cchweine-Jnspektör, weil der alte gestorben ist. Da wirst du hingehen und dich um die Stelle bewerben." Gedacht, getan. — Er machte sich auf zum Landgrafen und überlegte sich unterwegs, was er dem vornehmen Herrn sagen wolle. Als er durch den Wald kam, begegnete ihm ein schmucker Zöger. Der fragte ihn: „Wo willst du hin?" „Ich will zum Landgrafen. Ich bin der Küster aus Langenheim, und weil es mir schlecht geht und ich sechs Kinder habe, will ich um die Stelle des Schweine-Inspektors bitten, denn der alte ist tot." „So," sagte der Jäger, welcher der Landgraf selber war. „Du sagst, es geht dir schlecht. Du reitest aber auf einem Esel?" „Das tue ich, aber der Esel gehört meinem Nachbarn; wenn er ihn mir nicht geborgt hätte, müßte ich zu Fuß gehen." „So," sützte der Jäger, „glaubst du denn, datz der Land graf dir die Stelle geben kann?" „Ich denke wohl. Warum sollte mir der Landgraf die Stelle nicht geben können? Er hat ja zu befehlen, und aus einem Küster läßt sich sehr wohl ein Schweine-Inspektor machen." „Ja, aber wenn er dir die Stelle doch nicht gibt?" Da stockte der Küster einen Augenblick. Schließlich sagte er: „Nun, dann kann der Landgraf mir und meinem Esel den Nücken Herunterrutschen." „So," sagte der Jäger, „na, leb wohl!" Der Landgraf nahm einen kürzeren Waldweg und eilte schnell auf sein Schloß. Dort angekommen, gab er Befehl, wie der Küster zu empfangen sei. Als dieser ankam, standen schon zwei Bediente mit goldenen Treffen an der Schlotz- pforte. Die Lakaien verbeugten sich tief und baten den Küster höflichst, abzusteigen. Das tat der Küster, ohne sich weiter zu verwundern, ging die Marmortreppe hinauf und kam in einen großen, herrlichen Saal, wo ein Thron stand. Zu sehen war aber niemand. Bald jedoch ging die Tür auf, und der Landgraf, von Dienern geleitet, trat ein. Er trug ein rotes Samtkleid und den Erafenhut. Ter Küster verbeugte sich tief und wagte nicht, den Landgrafen anzusehen, der sich auf den Thron setzte. „Was willst du?" fragte der Landgraf. „Herr Landgraf," antwortete der Küster mit gebeugtem Haupt, „ich bin der Küster aus Langenheim, und weil es mir schlecht geht und ich sechs Kinder habe, will ich um die Stelle des Schweine-Znspektors bitten, denn der alte ist tot." „So," sagte der Landgraf, „du sagst, es geht dir schlecht, aber du reitest, wie man mir sagt, auf einem Esel?" „Das tue ich, aber der Esel gehört meinem Nachbarn; wenn er ihn mir nicht geborgt hätte, müßte ich zu Fuß gehen." „So? Aber glaubst du denn, datz ich dir die Stelle geben kann?" „Ich denke wohl, warum solltet Ihr mir die Stelle nicht geben können? Ihr seid der Landgraf und könnt befehlen, und aus einem Küster wird sich wohl ein Schweine-Inspek tor machen lassen." „Aber wenn ich dir die Stelle nun nicht geben will?" Da stutzte der Küster, richtete sich auf und blickte dem Landgrafen zum erstenmal ins Gesicht. „Das ist der Jäger von vorhin, dachte er und iah ihn groß an. Dann ant wortete er: „Herr Landgraf, wenn Ihr mir die Stelle nicht geben wollt, na, dann wißt Ihr ja, was Ihr zu tun habt: Ich bin hier, und mein Esel steht unten!" Sprach's und sah den Landgrafen an, als ob er ihm das größte Lob gesagt hätte. Der Landgraf aber, der zuerst stumm vor Staunen war, gab dem Küster, dessen Offenheit ihm gefiel, die Stelle. Und wie berichtet wird, stieg der Küster höher und höher und wurde später ein zuverlässiger Freund und Ratgeber hLS Landgrafen. Wertvoller Sand. Der im 19. Jahrhundert vielgenannte Pianist und Komponist Henri Herz veranstaltete auch einmal eine Konzerttournee durch Kalifornien, die in San Franzisko ihren Anfang nahm. Eine riesige Menschenmenge drängte sich vor Konzertbeginn an der Kasse; jeder einzelne zog ein Säckchen hervor, das aus Leder gefertigt war, entnahm vorsichtig mit den Fingerspitzen eine gelbglitzernde, sandige Masse und übergab diese dem Kassenbeamten, der sie abwog. Herz konnte sich durchaus nicht denken, was dies bedeuten sollte, aber bald sollte er Aufklärung erhalten. Denn wäh rend der ersten Konzertpause trat der Billettverkäufer an ihn heran und überreichte ihm eine große Schüssel dieses gelbglitzernden Sandes. „Was ist dies?" fragte Her;;. „Was soll ich damit?" — „Dies ist der Erlös Ihres Kon zertes," bekam er zur Antwort, „doch was sie für Sand halten, ist Goldstaub. Wir haben ihn abgewogen und fest gestellt, daß er den Wert von 18 000 Franken ausmacht." In ganz Kalifornien wurde der Künstler in dieser Münze honoriert, und er fuhr nicht schlecht dabei. Humor. Im Tattersal. „Was kostet das Pferd die Stunde?" — „Fünf Mark!" — „Und für zwei Stunden?" — „Ach, so lange sitzt der Herr ja doch nicht drauf!" Der verkannte Doktor. An der Tür klingelts; eine Dame öffnet, und der Bettler fragt, ob der Doktor nicht ein paar abgelegte Hosen hätte. Darauf die Dame: „Der Doktor bin ich; sie werden Ihnen kaum paffen." Auch seine Ansicht. Der Vater: „Junge, du mußt dei nen Brei auseffen, denk daran, wie viel arme Kinder froh wären, wenn sie nur die Hälfte hätten." — Der Sohn: „Zch wäre auch froh." Die Pleite. V., der liebe gute Kerl, mutzte zum Amts, gericht wandern und seinen Konkurs anmelden. Ein paar Tage später wird er von einem seiner Freunde gefragt, wie viel Prozent bei seinem Konkurs wohl herauskommen würden. Ganz entrüstet steht V. den Fragesteller an und versetzt: „Wenn ich einmal Konkurs mache, dann handelt es sich nicht um Prozente, sondern um Promille." Rätsel-Ecke. Anagramm. Ich nenne einen Küstenort, Ein Punkt ist's, kommt ein Zeichen fort. Noch eine Letter streich' hierauf, Dann geht zum Mittelmeer sein Lauf. Auflösungen aus letzter Nummer. Homonym: Rohr. Palindrom: Ruhm, Rum, Mur. Leiter-Rätsel.