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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192802089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19280208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19280208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-02
- Tag 1928-02-08
-
Monat
1928-02
-
Jahr
1928
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WWW Kunterbunt WWW ^W-ZiZ?A! A Auf der Wanderschaft. Hinter dem Dorfe beim Weidengcbiisch Satz eine Junge und Alte, Als ich heut' morgen so frei und frisch Dorten vorüberwallte. Hatte zwei Röslein, das eine war bleich, Hing verwelket und lose, Aber das andre war düstereich, Eine gar prächtige Rose. Und da warf ich die Rosen hin Nach den sinnenden Frauen: Wie ich stehengebliebcn bin, Mocht' ich verwundert schauen, Daß das blühende Röselein Lag der Alten im Schoße, Aber der Jungen fiel hinein Die verwelkende Rose. Beide hat es traurig gemacht, Als ich vorüberwallte. Hat wohl die Junge der Zukunft gedacht Und der Jugend die Alte? AugustBccke r. Hanseln. Jemanden „hänseln" — Schabernack, Spott und Fop perei mit ihm treiben — ist uns in seiner Bedeutung über all noch verständlich. Niemand aber weiß heute mehr etwas davon, daß dieses Wort in engem Zusammenhang stehen könnte mit der einst mächtigen Hanse, dem alten Hansea tischen Bund der großen und mächtigen ersten Handels städte. Hansa oder Hanse ist ein im Hochdeutschen ver altetes Wort, womit man ehedem eine Gesellschaft, eine Vereinigung mehrerer Verbände zu einem gemeinschaft lichen Zwecke bezeichnete. In der ältesten deutschen Bibel übersetzung, der des 381 gestorbenen Ulfilas, wurde Hansa für einen Haufen Soldaten von bestimmter Stärke ge braucht. Als sich um die Mitte des 13. Jahrhunderts zu erst 85 niederdeutsche Städte unter dem Vorsitz Lübecks zur gemeinsamen Wahrnng und Verteidigung ihres Han dels vereinigten, erhielt dieser Bund die Bezeichnung Hanse. Im Niedersächsischen lautete dies Wort Hense und man bezeichnete damit noch im vorigen Jahrhundert das Aufnahmegeld, das jeder erlegen mußte, um in eine Ge sellschaft eiutreten zu dürfen. Ein wichtiger Platz zur Zeit der alten Hanse war die norwegische Stadt Bergen. Das Ansehen Bergens wurde bald so bedeutend, daß niemand als „rechtschaf fener" Kaufmann galt, der nicht dort seine Lehrjahre verlebt hatte und gehänselt worden war. Als den ber gischen Handelsleuten der Zulauf aus allen benachbarten Ländern nach und nach allzu groß erschien, führten die alteingesessenen Kaufleute daselbst ein „Noviziat" ein, das acht Jahre dauerte; während dieser Zeit wurden grausame Prozeduren mit dem Neuling vorgenommen; er mußte willig alles ertragen, um endlich in den Bund ausgenommen zu werden. Der Anfang dieser „Hänse leien" war das sogenannte Wasserspiel. Unter allerhand boshaften Neckereien, gegen die keine Abwehr erlaubt war, kleidete man den Neuling völlig ans und band ihn an ein derbes Seil. Daran wurde er dreimal im See wasser unter einem großen Schiff durchgezogen und Wenn dies geschehen war, peitschten ihn vier starke Männer mit Ruten bis aufs Blut. Dies geschah nicht selten in so grausamer Weise, daß einer vier Wochen brauchte, um seine Striemen anszuhcilen. Es folgte dann das Rauchspiel. Der junge Kaufmann wurde aber mals entkleidet und eine halbe Stunde in einen Schorn stein gesteckt. Unter seinen Füßen aber zündete man ein Feuer an, in dem Haare, Fischgräten und Ochsenklanen verbrannt wurden. In dem stickigen Qualm blieb der „Prüfling" so lange hängen, bis man ihn halb tot her. unterließ. Nun wurde zum zweitenmal die Nute ge- braucht und es wurde so derb damit zugeschlagen, daß cs ebenso ausging wie das Wasserspiel. Als Abschluß dieser Roheiten folgte das Staupenspiel. Die vornehmsten Kaufleute kamen niit ihren Frauen und Töchtern. Die Kandidaten wurden abermals bis auf ein Lcudentuch ausgezogcn und mußten nun mit den jüngeren Kauf leuten eine Weile tanzen. Darauf erschienen vier maskierte Leute und peitschten die armen Sünder — nach den Worten eines alten Chronisten — „ärger als alle Henkersbubcn. Und dabei machte man mit Trompeten und Pauken ein greulich Gelärm, daß man das erbärm liche Winseln und Heulen der Gepeitschten nickt hören konnte. Wer nun dieses dreifache Spiel acht Jahre nach einander in jedem Jahr einmal ansgestanden hatte, der ward endlich für einen Kaufmann vom Hanseatischen Bund erklärt." Man mußte also eine bitterböse „Hänselei" über stehen, nm Hanseat werden zu können. Der Chronist sagt: „Viele nun blieben lieber ganz und gar davon, welche sich dergleichen grausame Marter anszuhalten nicht stark genug glaubten. Und das war Wohl auch das ganze Absehen Mld der wahre Grund mit diesem greulichen Sprelwerk. Viele, die es einmal ausgestanden, liefen « im zweiten und dritten Jahr wieder davon. Manche vergingen auch darüber oder blieben lebenslang unge sunde Leute. Und dabei blieb es, solange die Hanseatische Handlungsvercinigung im Flore war." Nach dem Ver fall der Hanse nahm das „Hänseln" der jungen Kauf leute, die in die Gilde ausgenommen werden wollten, mildere Formen an; doch blieb noch immer manche schmerzhafte Neckerei üblich. Erst im Jahre 1671 wurde ein Strafbefehl gegen „Mißbräuche" beim Hänseln er lassen. l Bunte Reihe uL? Verbrieft, versiegelt und dennoch unnütz. „Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen," sagt ein altes Sprichwort. Und trotzdem glaubten die Menschen früherer Zeiten, daß man das Leben durch allerlei Zauberkunststücke verlängern könne. Man erwarb um teures Geld Elixiere, man schloß Verträge mit den bösen Mächten, um über die von der Natur vorbestimnucn Jahre hinaus im Licht der Sonne zu wandeln. Am längsten erhielt sich der Glaube daran, daß man sich die Lebensdauer durch von andern gekaufte Jahre zu verlängern vermöge, im Orient. Vor 130 Jahren wnrvc allen Ernstes noch ein solcher Vertrag geschlossen. Nicht zufrieden, von seinem Gönner und Freund, dem Sultan Selim III., und seiner Mutter mit allen «wünschten Glücksgütern begabt und beschenkt worden zu sein. trachtete Iustus Aga auch danach, die Zahl seiner Jahre zu vermehren. Er ließ sich gegen Bezahlung von 7000 Piastern von Hadschi Saadul-Jah vor Gericht sieben Lebensjahre schenken. Nach einer formellen Einleitung hieß es in dem merkwürdigen Schriftstück: „Von meinen mir zugeteilten, von ewigen Zeiten her bei Erschaffung der Seelen vorhcrbestimmten und auf dem bei Gott ausbewahrten Blatte eingetragenen Tagen meines Lebens schenke ich sieben Jahre meines Daseins Seiner Exzellenz, dem gnädigen Jussuf Aga, Sohu des seligen Ismael Aga. Da Seiner Exzellenz Wohl bewußt ist, daß schon der Prophet Adam — Heil und Segen seien über ihin — von seinem eigenen ihm vorbestimmten Leben eine gewisse Anzahl Jahre dem Propheten Seth — Heil und Segen seien über ihm — geschenkct und der Prophet Seth — Heil ihm — dieses Geschenk auch angenommen Hai, so erklärte Jussuf Aga in der dieser Schenkung wegen gehaltenen Sitzung per sönlich, daß er diese Schenkung auch wirklich annehme. Ha- fassade Mohammed Emir, Kadi der wohlbewahrten Stadt Calata — dem es hier und jenseits Wohlergehen möge — hat dieses Schriftstück verfaßt. Der Esendi erinnerte bei dieser Gelegenheit an den edlen Sinn des hochverehrten Spruches: .Gott löschet ans und trägt ein, was ihm gefällt, denn er hält das Buch des Lebens." Dies führte er allen Anwesenden zu Gemüte und zur Aufbewahrung des Gesagten hat er gegen wärtige vortreffliche Schrift verfaßt und nicdergeschrieben. Den Achtundzwanzigsten des Monats Nebinl-achir 1211, dies ist den ersten November 1796." Im Buche des Lebens muß es anders beschlossen gewesen sein; denn als Selim III. im Jahre 1807 entthront wurde, mußte, von einer Wallfahrt nach Mekka zurückkommend, auch Jussuf Aga als Günstling seines Herrn sein Leben hingeben. Er wurde in Brussa hingcrichtet. Mittel, um Zwerg oder Niese zu werden. Der 1613 zu Eisenach geborene Christian Franz Paullini galt unter seinen Zeitgenossen als ein außerordentlich gelehrter Mann. Als Doktor der Medizin verfaßte er eine Reihe von Schriften; man schätzte ihn aber anch als Dichter. Nach damaligem Brauch krönte man ihn zum Poeten. In seinem 1700 gedruckten Werk: „Philosophischer Feyerabend" berichtet Paullini ernsthaft, wie man künstliche Zwerge machen könne. Er sagt: „Ein armer Mann Pflegte seinen Kindern von der Geburt an das Rückgrat und die Gelenke mit einer Salb«, ans Ratzen-, Fledermaus- und Maulwurfs-Schmalz bestehend, fleißig zu schmieren. Her nach, wenn die Kopfössnung ans dem Schädel sich schloß und die Knochen erhärteten, war ihnen alles Wachtstum ent zogen und folgcntlich mnßtcn sie Zwerge bleiben. Hernach verkaufte dieser Mann seine zu Zwergen gewordenen Kinder an große Herren thener genng und verdiente hiermit also sein Brot. Das Mittel ist natürlich, zumal in gedachten Fetten ein« austrocknende Kraft wirksam ist, so daß die Knochen, vor allem aber das Rückgrat, damit fleißig geschmiert, am Zn, nehmen und Wachstum gehindert werden." Nach Paullinis Worten werden die beliebten kleinen Bologneferhünbcyen aus „ähnliche Weise" künstlich am Wachstum verhindert, indem man sie von ihrer Gebnrt an mit Branntwein wäscht. Die wachstnmbehindernde Wirkung des Alkohols sei erwiesen. Die künstliche Bildung von Zwergen nach Panllinis Angaben ist ein Beweis für die Wundergläubigkcit der Gelehrten jener Zeit. In vollem Ernst sagt Paullini: „Wenn man schon Zwerge machen kann, warnm sollte es im Gegenteil nicht auch angehen, künstliche große Tiere zu machen? In Prag lebte ein Kerl, dessen Eltern von mittelmäßiger Größe waren; weil er aber von Geburt verdorrt und ausgezehrt war, rieten den Eltern gute Freunde, zwei Jahre lang täglich das Rückgrat und die Rippen des Knaben Wohl schmieren zu lasten, welcher hernach dermaßen wuchs und sich emporbänmte, daß männig- tich sehr darob erstaunte." Leider vergaß der gelehrte Mann, das Rezept dieser Salbe anzugeben. König Friedrich Wilhelm der Erste von Preußen, der riesige Grenadiere über alles liebte, scheint nie von einer derartigen Wnndersalbe gehört zu haben. Sonst hätte er sicher befohlen, daß alle Säuglinge damit zu schmieren seien. Das richtige Urteil. Als mau in Paris Marmontels Tra gödie „Der Tod der Kleopatra" zum erstenmal aufführte, hatte der Genfer Mechaniker Vaucanson mit vieler Geschicklichkeit eine künstliche Natter hergestellt. Das kleine mechanische Kunst werk täuschte nicht nur die Bewegungen einer lebenden Schlange vor, es konnte sogar zischende Lanie ansstoben. Mar- monlels Stück sand keine günstige Ausnahme bei den Zu schauern. Als sich in der Schlußszene Kleopatra zum Sterben bereitete und die Schlange ihrer Brust näherte, zischle diese laut. Da ries der als ebenso witzig wie schlagfertig bekannte Abbö von Bernis: „Die Schlang« hat recht; ich bin ganz ihrer Meinung." Mit diesem Witzwort, dem von allen Seiten lautes Gelächter folgte, war die Ablehnung des Stückes besiegelt. Der Weisheitstrich-er. „Ansang ist noch kein Meisterstück, erst richtiger Anfang und gutes Ende reichen einander die Hönde," lantct ein altes Sprichwort. Ein anderes besagt: „Anfang und Ende sind nicht immer gleich, und wer viel an- sängt, der endet wenig." Mancher möchte später gern spielend nackholen, was er vordem zn lernen versäumte, uud Leute, die schwer von Begriffen sind, glauben und hoffen doch immer wieder, daß es irgendwelche Mittel geben müsse, um mühelos weise zn werden. Für solche armen Schelme ist der Nürn berger Trichter crsnnden worden. Um das Jahr 1538 erschien zu Nürnberg ein Buch, das den viclverhcißcndcn Titel trng: „Poetischer Trichter, um die teutsche Rcimkunst ohne bchus der lateinischen Sprache in sechs Stunden cinzugicßen." In der Vorrede dieses wunderlichen Werkes wurde die außerordent lich leichte Erlernung seines Inhalts klargelegl und behauptet, daß anch der Minderbegabte durch „Besolgnng der Regeln" sein Ziel erreichen könne. Die einzelnen Kapitel handelten: „Von Poeterei insgemein nnd Erfindung derselben. Von tentschcr Sprache Eigenschaft und Füglichkeit in Gedichten. Von Reime» nnd deren Beschaffenheit. Von Reimarten. Von Veränderung der Reime. Von Zierlichkeit eines Gedichtes nnd dessen Fehlern." Zum Schluß folgte ein Anhang: „Von der Rechtschreibung oder Distincnon, versaßt durch ein Mit glied der fruchtbringenden Gesellschaft." So hieß damals eine Vereinigung von deutschen Poeten. Das Buch ist längst ver gessen, aber heute sagt man zu einem, dem das Lernen schwer- jällt, er hätte den „Nürnberger Trichter" nötig. Zum Ruhme der Nation. Dem strengen Kommando des französischen Marschalls Brissac war mehr als ein halbes Hundert Edclleute unterstellt, die wegen Mordtaten, Aufwie gelungen und gewaltsamer Störungen der öffentlichen Sicher heit teils verbannt, teils den Gerichten und dem Henker ent kommen waren. Man nannte diese „Garde" die „Verlorenen Kinder des Marschalls". Wenn er gefragt wurde, warum er sich mit solch zweifelhaften Menschen einlicße, antwortete er: „Es geschieht zn Nutz und Frommen der Guten. In dein Handwerk, das wir treiben, gibt es gefährliche Lagen, und manches muß geschehe», was man einem rechtlichen Mann weder befehlen kann noch darf. Zu solchen Diensten sind diese Menschen zu gebrauchen. Lustig wie zur Hochzeit lausen sic in den Tod und enden ruhmvoll." Wie rücksichtslos Brissac mit seinen „verlorenen Kindern" umging, beweist ein Vorgang aus dem französischen Feldzug in Italien. Es sollte ein wichtiger Posten angegriffen werden und seine Truppen, in drei Ko lonnen geteilt, sollten sich nicht eher nähern als in dem Augen blick, da er das Zeichen geben würde. Schweigend warteten die Leute, als plötzlich aus der einen Gruppe Schreie ertöntem Der Marschall sah sich um und erblickte einen Soldaten, der aus den Feind zulicf; der tollkühne Mensch feuerte mit seinem Gewehr, wars es weg und stürzte mit gezogenem Säbel in die Verschanzungen. Seine Gejährten folgten ihm, brachen sich eine Öffnung und nahmen den Posten. Am folgenden Tage legten zwölf Soldaten vor versammelter Mannschaft dem Mar schall die Fahnen zu Füßen, die sie den Feinden entrissen hatten. Brissac hing jedem eine goldene Kette um den Hals und bedauerte nur, den zu vermissen, der eine mehr als mensch liche Tollkühnheit gezeigt hatte. Ein Offizier versicherte, dem Mann sei nichts geschehen. Brissac wünschte ihn zu sehen. Als der Gerufene vor ihm erschien, herrschte der Marschall ihn an: „Wie heißt du?" Er erhielt die Antwort: „Ich bin der na türliche Sohn des Herrn v. Brussi und trage seinen Namen." „Ich erkenne dich; du bist mein Verwandter von mütterlicher Seite, aber wärst du anch mein eigener Sohn, nach dem Feh ler, den dn begangen hast, könnte ich dich nicht schonen. Profoß! Man lege ihm Ketten an und bewache ihn sorgsam; euer Kops haftet mir für den seinen." Bestürzt zogen die Soldaten ab. Es vergingen zwei Wochen in banger Ungewißheit. Ein Kriegsrat vernrteilte Brussi zum Tode; aber die Richter empfähle» ihn der Gnade Brissacs. Dieser ließ den Verur teilten vor sich führen und verkündigte ihm den Spruch der Richter. Finster blickend schwieg der Marschall eine Weile. Dann begann er: „Die Richter mußten dein Tun verdammen, das war ihre Pflicht, aber ans Mitleid für deine Jugend sind sie deine Fürsprecher geworden. Ich schenke dir das Leben, a-bcr es ist nicht mehr dein! Ich bewahre mir das Recht, es zu verlangen, wenn die Stunde es fordert." Nach diesen Worten hing er dem Manne eine goldene Kette nm nnd nahm ihn ans unter seine Garde znm Ruhme der „g-emuM Seltsame Kirchen. In dem Ort Stivichall in Englano be findet sich eine Kirche, die von einem einzigen Menschen erbaut worden ist. Der Name dieses Arbeiters ist John Green. Er war ein einfacher Maurer, der den Grundstein im Jahre 1810 legte und die Aufgabe, die er sich selbst aufcrlcgt halte, sieben Jahre später zu Ende führte. — Der Missionar Peck machte 1823 eine Expedition nach Grönland, uni die Eskimos zu be kehren. Seine Bemühungen hatten großen Erfolg, doch er be saß keine Kirche, in der er Gottes Wort hätte verkündigen können. Schnell entschlossen baute er eine Kirche aus Eis blöcken, einen etwas harten Ban, der aber genügte, um die Kirchenbesucher vor den scharfen Winden zn schützen. Die Sitze, der Attar und die ganze Ausstattung des Innern waren ebenfalls aus Eis und Schnee. Derselbe Missionar stellte in Backland Island ein kleines Gotteshaus her, indem er vierzig Nobbenselle spannte; sie wnrden dann zusammenoenäht und vermittelst Walfischrippen ausgestellt. Als S c Zenten alte Lebeiismittelkisten. Der Pastor hatte indesjcu nickt mit den Eisbären gerechnet, die, vom Hunger getrieben, die Kirche znm Teil zerfetzten und nur mit Mühe verjagt werden konnten. Die Überreste der Seehundssclle wurden dann wieder mit ein zelnen Stücken Leinwand und Säcken zusammengcnäht nnd der Schade» ans diese Weise repariert. — Ungefähr 15 Meilen vor dem schiffbaren Kanal, der die Gemeinde Hollem durch zieht, liegt die schwimmende Kirche von St. Wilhbnrgä, die von den umwohnenden Fischern stark besucht wird. Dieses schwimmende Gotteshaus, das aus einen, Ansladcfahrzeng er baut wurde, ist 30 Fuß lang und 7 Fnß hoch und die Kosten betrugen etwa 1100 Mark. Es eitthäft, abgesehen von einer Abteilung für den Chor, 36 Stühle für die Gemeinde, eine kleine amerikanische Orgel nnd eine Kanzel. Alles in allem entspricht das kleine Gotteshaus durchaus den Anforderungen, die daran gestellt werden, obwohl schon manche Besncker wäh rend des Gottesdienstes von der Seekrankheit ergriffen m-ir den sind LWll Es war einmal Lehrlingsunterweisung in der „guten alten Zeit". Wie einstmals junge Kaufleute ausgebildet wurden, zeigt ein Lcit- saden für die Heranbildung der Kaufleute aus dem Jahre 1168. Er führt den Titel: „Allerhand Hantirungcn für junge Lent, so sich der Krämerei und Handl befleißen tnn, bei Kaus, Verkauf und Tausch, bei Hans- und Jahrmarkt". Darin heißt es: „So der Junge in die Lehr kommt bei die Krämer, so führe ihn von einer Schachtel zu der andern; alldieweil aber die Jungen nicht lesen können, binde etwas ans die Schachtel, Süßholz aus die Süßholzsckachtcl nnd so fort auf jede Schachtel etwas von der Art, was drin ist. Findet er dann alles von selbst alleiniglich, so ist der fertige Helfer oder Jnnker fühwnhr nit mehr mit Maulschellen zn behandeln, auch das Schneuzen darf ihm vor den Knndeu nit befohlen werde,!, weil er sonsten rot wird. Frnmmheit ist die erste tngendlicke Eigenschaft eines Krämers, doch hast du auch aus deu Nutztest zu hantiren. Bei Maß uud Gewicht sein allerhand Kuns! zu macken. Wen» cm für zwei Pfennig Kümmel messen tnst, dann balle das Mäß- lcin fein krnmm, als hättest du das Reißen in deiner Hand, mit der andern Hand fülle ein, nnd ehe das Mäßlein voll ist, stürze es dem Kunden in den Tops. Anderer Handgriss. Wiegest dn mit der Handwage Pfcsser für drei Pfennig, so schnelle mit den, langen Finger der linken Hand das Zünglein so, daß man glauben tut, cs ist mehr, als man verlangt. An derer Handgriff. So du ciuc Elle Hanfbändlein oder Weiß zeug messen tnst, so halte den Daumen der rechicn Hand mit der Fleischseite aus das Bändlein, beim Abscknciden aber über biege dein Daumlein bis zur Nasenwurzel, so gewinnst dn an jeder Elle eine Nagellängc; beim Einkauf tue das Umgekehrte dieser Rcgul. Anderer Handgriff. So du Baumöl messen tust, lasse das Blecklein lange ablransen, gieße aber schnell das Sl in deiner Kunden Töpslein und hänge dein Blechlein schnell in den Slständer, so wirst du zu etwas kommen." Weises und Wahres. Menschenkenntnis neunt man gern den Unglauben an Lugend und Rechtschaffenheit. Engel lFürstenspicgel.j * Jede Nation spottet über die anderen, nnd alle haben recht. Schopenhauer. * Hast überschritten dn ein« Pflicht, so scheue du ocn Rück weg nicht. Konfuzius. * Du taugst der Welt nicht, wenn du dir nicht taugst; Du taugst nicht dir. wenn du der Welt nicht laugst. Schefer. * Tie Menschen sind insgesamt je zivilisierter, desto mehr Schauspieler. Kant. * Die Welt ist meine See, der Schiffmann Gottes Geist, Das Schiff mein Leib; die Seel' ist's, die nach Hanse reist. Angelus Silcstus. * Dem Gewaltigen, dem Klugen steht alles Wohl, und er erlaubt sich alles. Goethe. * Männer knüpft die Tat zu ernste- Innung, Frauen das Gemüt und die Gesinnung. * Feuchierslcbcn. Kann man denn auch nicht lachend sehr ernsthaft sein? Lessing.
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