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WOjMMM NgM und Anjtiger Hohenstein-Ernstthaler Zettung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Bel Klagen, Konkurien, Vergleichen u>w wir» »er Brutto- delrag In Rechnung geslcltt Zm Aall» höherer Äewall — Krieg o»ei lonsliger irgend welcher Störung d«S Betriebes der Leitung, der Lieseranlen oder der BesörderungSetnNch- lungcn — hat bei Beziehet keinen Änipruch au! Lieferung oder Nachlieferung der Heilung oder aus Rückzahlung d«S BezugSpreifeS Erscheint ,edcn Wochentag nachmittag» — Kernfpr Nr. lt Postscheckkonto Leipzig 23 484 — Geinetndegirokonto 14. — Bankkonten: Commerz- und Privat - Bank Zweigstelle Hohen stein - Ernstthal — Darmstädler und Nattonalbank Zweig- niedrrlastung Hohenstein -Enistlhal. — Unvcrlangl elngesandl« Manuskript« werden aicht zurückgeschickt — Einscndimgen ohne Namensnennung finden kein, Ausnahme Generalanzeiger für Hohmstein-Ernstthal mit Hüttengrnnd, Oberlungwitz, GerSdors, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdors, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchurSdorf, Retchen- bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach. Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Dieses Blatt tst dar zur Beröfsentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts, des Finanzamts und der Stadtrats zu Hohenstein-Ernstthal, sonne der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits destimmle Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 26 Dienstag, den 31. Januar !92i s s 78. gahlg. Mecklenburg Bon uulercm Beeil n er Beetret'r Berlin, 31. Januar Stresemann spricht im Reichstag Die Debatte über die auswärtige Dslkttk Es ist nicht leicht, das Ergebnis d e r L a n d t a g s w a h l e n von Mecklenburg- Et r e l i tz zu analysieren. Noch schwieriger aber ist es, von dem Ausfall dieser Volksabstimmung Rückschlusse auf das ganze Reich zn ziehen, da inan gerade in Mecklenburg immer die befonde- ren örtlichen Verhältnisse in Betracht ziehen »nutz. Bei diesem Land spielen persönliche Fra gen nämlich eine ganz besondere Nolle und kön nen unter Umständen von ausschlaggebender Bedeutung sein. Hinzu kommt, daß die Bevöl kerung sich hauptsächlich aus Bauern zusammen- fetzt und das städtische Element in der Gesamt heit nur eine untergeordnete Nolle spielt. So ist es kein Wunder, daß Mecklenburg stets als Hochburg der Rechtsparteien und vor allen Din- Len auch der völkischen Freiheitsbewegung ge golten hat. Die Völkischen brachten bei der letz ten Landtagswahl am 3. Juli 1627 noch über 200 Stimmen mehr auf als die Deutsche Volks- Partei. Diese steht in Mecklenburg-Strelitz unter Führung von Dr. Wilda, einem Medizinalrat in Neustrelitz, auf dessen persönlichen Einfluß in erster Linie das bisherige Zusammengehen mit der deutjchnationalen Volkspartci zurückzufüh- ren ist. Die Volkspartei hat in Mecklenburg unter einem starten Gegensatz zwischen den Be amten nnd dem gewerbsmäßigen Mittelstand zu leiden gehabt, der als „Verband der Haus- und Grundbesitzervereine" und vor allem als „Ver band für Handwerk und Gewerbe" selbständig rorgegangen ist, obgleich führende Mitglieder dieser Verbände in der Deutschen Volkspartci Mecklenburgs ebenfalls an hervorragender Stelle tätig sind. Diese Doppelmitgliedschaft ist aber auch bei anderen Parteien in Erscheinung getreten. So gehört beispielsweise der Spitzenkandidat der „Dorfbund-Liste" — dem Hauptvorstand der Deutschen Demokratischen Partei an. Diese un geheure Zersplitterung — 14 Parteien sind im ganzen aus dem Plan erschienen — und diese Doppelmitgliedschaft machen die Beurteilung des Ergebnisses natürlich noch schwieriger. Im übri gen hat die Wahl keine großen Ueberraschungen gebracht, wenn man nicht etwa den allerdings erstaunlichen Erfolg der Auswertungs- und Volksrechtspartei als solche werten will. Die Deutschnationalen haben nach den bis jetzt vor liegenden Meldungen nicht verloren, während die Kommunisten an die Sozialdemokraten ab geben mußten. Diese haben 10 000 Stimmen erhalten, seit einem halben Jahr also 4000 Wäh ler gewonnen. Die Mecklenburger Wahl zeigt also, daß die Deutschnationnle Volkspartei nach wie vor vor allem in den überwiegend ländlichen Bezirken starken Anhang besitzt, lehrt aber zugleich, daß oie Sozialdemokratie neuerdings wieder im stetigen Fortschritt begrisjen ist. Gerade die Neustrelitzer Arbeiterschaft hat sich immer durch eine gewisse Radikalisierung ausgezeichnet, die also jetzt überwunden zu sein scheint. Erstaunlich ist aber vor allem der Erfolg der Aufwertungsfreunde, die als neue Partei erstmalig auf dem Plan erschienen und ohne viel Propaganda — dazu hatten sie kein Geld — einen beachtenswerten Erfolg herausgeholt haben. Man wird also diese Partei nicht ohne weiteres unter die „Splittergruppen" rechnen dürfen, sondern mit ihr auch bei der nächsten Reichstagswahl zu rechnen haben. Richtigstellung des Wahlergebnisses Neustrelitz, 30. Januar Wie der „Landeszeitung für beide Mecklen burg" aus dem Staatsministerium mitgeteilt Berlin, 30. Januar Auf dem Presseball, auf dem sich am Sonn abend „Tout Berlin" versammelt hatte, ist Gustav Stresemann als einziger Reichs minister nicht zu sehen gewesen. Erstens, weil seine Frau, die eleganteste und charmanteste aller Ministergattinnen der Gegenwart, nicht in Ber lin, sondern in London weilt, und zweitens, weil der Herr Neichsaußenministcr gesundheitlich nicht auf dem Posten ist. Im Reichstag hat er sich ja auch lange Zeit nicht blicken lassen, und heute, wo er den Etat des Auswärtigen Amtes zu vertre ten hat, muß man seststellen, daß er seine Krank heit — eine schwere Grippe— noch immer nicht überwunden zu haben scheint. Blaß und still sitzt er neben Marx, während Professor Hoetzsch, der Rußland-Kenner der Deutsch- nationale», den Ausschuß-Bericht erstattet. Dan» nimmt der Minister das Wort. Stresemann ist als Rcichstagsabgcordneter unser bester Sprecher im Parlament gewesen. Als Minister, wo er sich immer mehr an das vorbereitete Manuskript halten muß, wirkt er nicht ganz so unmittelbar. Wenigstens zu Anfang nicht. Bald aber ist das Haus, das im übrigen beträchtliche Lücken auf- weist, im Banne seiner Ausführungen. Alles sitzt mit heißem Kopf und heißem Herzen und lauscht, was der Akan» zu sagen hat, auf dessen Schultern seit über vier Jahren die Geschicke eines 60 Millionenvolkes lasten. Kaum ein Zwischenruf erschallt. Nur ab und zu ein „Sehr gut!" oder „Sehr richtig!" beiden Mittelparteien und zum Schluß starker, ehrlicher Beifall. Die Einführungsrede ist vorüber, von den Rednern der Fraktionen kommen heute nur Breit scheid, v. Freytagh-Leving Hoven und Dr. Bredt zu Worte, die im wesentlichen Stresemanns Außenpolitik billigen. Der Verlaus der Sitzung Berlin, 30. Januar Auf der Tagesordnung steht die zweite Be ratung des Etats des Auswärtigen A m t e s. Der Ausschuß hat dem Etat mit unwesent lichen Aenderungen zugestimmt, vorbehaltlich der Nachprüfung der Besoldungen und persönlichen Ausgaben beim Ergünzungsetat tür 1628 Er be antragt bei den einmaligen Ausgaben die Ein stellung von 60 000 M. für die Deutsche Liga für den Völkerbund. Reichsaußcnminister Dr. Stresemann drückt zunächst seine Freude darüber aus, daß alle Parteien sich für die Erhebung der Ges mdtschaf- ten in Chile und Argentinien zu Botschaften ausgesprochen haben. Die Reichsregierung hat in der vergangenen Woche dem Völkerbund in einer Denkschrift ihre Bemerkungen zur Sicher heits- und A b- rüstungsfrage mitgeteilt. Die nächste Tagung der Abrüstungskommission ist auf den 1!). März einberufen. Deutschland hat seine Be reitwilligkeit zur tätigen Mitarbeit ausgespro chen. Wir haben vollständig abgerüstet und ein ganzes Netz von S ch i e d s v e r t r ü g e n abgeschlossen. Cs ist eine Binsenwahrheit, daß der Völkerbund sein Ziel nicht erreichen kann, wird, hat eine Nachrechnung der vorläufigen Zählung der Mandate für den neuen Mecklenburg-Strelitzcr Landtag zur Ermittlung eines Irrtums geführt, nach dessen Beseiti gung sich eine anderweitige Berechnung der wenn sich seine Mitglieder durch Verträge in ver schiedene Gruppen spalten. Es darf in der Oeffentlichkeit nicht der Eindruck entstehen, als ob die Sicherheit eines einzelnen Staates a u f Koste n der Sicherheit anderer Staa ten gegründet werden soll, als ob es weniger auf die Sicherung des Friedens als auf die un mittelbare Vorbereitung der nächste» Kriege an- kom-me, als ob das Ziel nicht die allgemeine Ver ständigung, sondern die Verewigung be stimmter Machtpositionen einzelner Staaten sei. (Sehr richtig!) Die deutsche Denk schrift spricht das so klar aus, daß es mir unver ständlich ist, wie der „Vorwärts" darin einen Rückschritt hinter Locarno sehe» kann. Wir haben verschiedene Handelsver träge abgeschlossen, darunter mit Frankreich. Wir stehen in Verhandlungen mit der Tschecho slowakei, Polen und Litauen. Die Verhand lungen mit Litauen stehen vor dem Abschluß Während der Anwesenheit des litauischen Mini sterpräsidenten in Berlin habe» zwischen ihm und mir Besprechungen stattgefuuden, die eine weitge hende Uebereinsrimmung unserer Ansichten erge ben. Das Ergebnis ist der Abschluß eines Schiedsgerichts- nnd Ausgleichsver trages und verschiedener technischer Vertrag.'. Auch über die Verhältnisse im Memelge- biet und über die dort verbliebenen deutschen Optanten ist eine befriedigende Nege- l u n g erzielt worden. Was unser Verhältnis zu Pole n betr'fft, so ist die Leidensgeschichte unserer Handelsver tragsverhandlungen bekannt. Im Juli v. I. ist die N ie d e r l a s s u n g s f r a ge geklärt wor den. In den daran anschließenden Wirtichafts- oerhandlungeir ist von uns ^n einem Protokoll das Ausmaß der wirtschaftlichen Konzessionen auch auf dem Gebiete der Landwirtschaft festge legt worden. Diese Festlegung entsprach einem einmütigen Beschluß des Gesamtkabinetts. Ich muß es deshalb zurückweisen, wenu in einem Aufsatz des Pommerschen Landbundcs und in der „Deutschen Tageszeitung" gesagt wird, daß die Hemmungen gegenüber dem Schutz der Landwirtschaft vom Auswärtigen Amt ausgehen (Lebhaftes Hört, hört! links) und wenn in de» Entschließungen des Land bundes gesagt wird, man werde nicht dul den, daß überhaupt ein Handelsver trag mit Polen zustande kommt. (Hört, hört! links.) Ein Handelsvertrag ist nicht ein Ge schenk, daß ein Staat dem anderen gibt Wir sind nicht in der Lage, uns eine wirtschaftliche Selbstherrschaft leisten zu können. Einmütig haben alle in der Neichsregierung vertretene» Parteien sich für diesen Vertrag ausge sprochen. In welche Lage kommen aber unsere Delegierten bei den Warschauer Verhandlungen, wen» ein derartiges Echo aus dem Deutschen Landbund kommt. (Beifall.) Bei der Besprechung der deutsch-fran zösischen Beziehungen bedauert der Minister die Trübung dieser Beziehungen durch die Fortdauer der Nheinlandbe- fetzu n g. Wenn französische Stimmen die Auf hebung der Besetzung davon abhängig machen wollen, daß Deutschland weitere Sicher heiten gewährt, so wird übersehen, daß der Locarno vertrag alle Sicherheiten Mandate ergibt. Die Deutsch nationalen erhalten nicht, wie zuerst mitgeteilt, 9, sondern 8 Mandate. Dafür erhalten die K o m m uni - st e n nicht 2, sondern 3 Mandate. l ! bietet, die überl)uupt ein Staat dem anderen bi«, teil kann. Wer nach weitere» Sicherheiten ruft, setzt Zwei fcl in den Locaniovenrag Wen» wir nicht das Vertrauen haben, daß die ge schlossene» Verträge gehalten werden, dann hat es überhaupt keine» Zweck, Verträge zu schließen. (Beifall.) Die im Locarnovertrag Frankreich angeborene Sicherheit ist durch Eng lands Macht und Englands Wort garan tiert. Das Verlan g e n n a ch weiter e n Ticherheite » wäre also benso eine Belei digung Deutschlands wie Englands, weil es sich auf die Vorstellung des Wortbruches beider gründet. (Beifall.) Es muß endlich einmal darauf hingewiesen werden, daß in dem Rufe nach Sicherheit gegen Deutschland ein Stück Heuchelei liegt, das nicht länger von der öffentlichen Meinung ertragen werden kann. (Stürmische allseitige Zustimmung.) Wir fordern die Rhciulandräumung weil wir die deutsch-französische Verständigung als die Grundlage des europäischen Friedens an sehen und weil wir in der Fortdauer der Be setzung eine unüberwindliche Hem mung der deutsch-französischen Verstän digung sehen. Wir sind keineswegs ge willt, die Abkürzung der Besetzungszeit mit dauernden Verzichten zu erkaufen, die über die Bedingungen des Versailler Vertrags hinausgehen und geeignet sind, das Mißtrauen zu verewigen und damit eine wirkliche und wirk same Friedenspolitik zu verhindern. (Lebhafter Beifall.) Abg. Dr. Breit s ch e i d (Soz.) erklärt, un verständlich sei der Einspruch der Rechten da gegen, daß Politiker und Parlamentarier häufig Vorträge im Auslande halte». Da müsse man doch an den Vortrag des Alrg. v. Tirpitz in Stock holm über deutsch-schwedische Kulturzusammcn- hänge erinnern, bei dem Tirpitz erklärt habe, der Krieg sei von den deutschen Revolutionären für die Entente gevonnen worden. Auch die deutschen Auslandsvertretungen sollten den Verfassungs tag würdig begehen. Der Redner wendet sich dann den großen politischen Fragen zu nnd er klärt, daß seine Partei im großen und ganzen mit der Art der Führung der auswärtigen Poli tik einverstanden sei. Für alle Maßnahmen zur Sicherung des Friedens sei die Sozialdemokratie stets zu gewinnen. Der Wert der in der Denk schrift enthaltenen pazifistischen Bekenntnisse der Negierung sei aber so lange zweifelhaft, als draußen im Lande andere Töne angeschlagen würden. Airs polnischer Seite müßten de» Wor ten endlich auch Taten folgen. Besonders die Frage des Niederlassungsrechts müsse in einer Form erledigt werden, wie sie dem Verkehr zwi schen Kulturstaaten entspricht. Gewiß sei der Völkerbund nicht das Ideal, aber Deutschland habe die Aufgabe, aus ihm das denkbar wirk samste Instrument für die Abwehr von Kriegen zu machen. Der Redner fragt die Rechte, was sie denn praktisch für die Rheinlandräumung getan habe. Die Bilanz des Bürgerblocks auf dem Ge biete der Außenpolitik schließe nicht mit einem einzigen Aktivum ab. Das Jahr 1928 werde ein entscheidendes Jahr für die europäische Außen politik sein. Der Redner spricht die Hoffnung aus, daß die kommende Negierung die Interessen des Friedens und der Verständigung wirksamer vertrete» werde. Abg. vo» F r e y t a g h - L o r i n g h o v e n Dntl.) betont, die Deutjchnationalen könnten Tatsache», die eine frühere Negierung geschaffen hat, nicht von heut« auf morgen beseitigen. S-i« müßten versuchen, das Veste aus ihnen zu machen, und das vertrage sich durchaus mit der