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rr 2 6 l» s « <s " 2^ »- XL « 2L"" A -<^.' L^L^LSH-ZL-L. ten. Freude sollte auch noch in das Herz eines allen ge beugten Mannes, wenn auch viel ipäter, einziehen d m ein herbes Verlangen gegen seinen Lohn die Ruhe des Alters zu rauben schien. Fast drei Jahre später war es Wie allabendlich iahen in dem Wohnraum neben der Schloßapotheke der Apotheker Di Kuri Borner ieine Frau Monika und Tchwester Rose In dem Nebenzimmer schlief, in feine Spitzen gehüllt, der junge Ltammhaltei der Fa milie. Was iein Organ betraf, io versprach er ein echter Himmelsstürmei zu werden, der aber, so war es 'm Fa milienrat beschlossen, seine Fähigkeiten in der Kunst des Pillendrehen- auswirken lassen muhte. Mit nicht allzu grohen Anstrengungen hatte Kurt tat sächlich, der Voraussage des leider im vorigen Jahr ver storbenen Geheimrats entsprechend, iein Apolhekereramen bestanden. Der testierte Giftmischer war aber trotzdem in dem aufblühenden Geichäst geblieben Monika hatte soeben den letzten Brief ihrer Eltern aus Braunschweig verlesen. In der nächsten Woche wollten der alte Professor Wallenberg und ieine Frau aus einine Zeit zum lieben Schwiegersohn kommen, um Zeugen des Glückes ihrer Tochter zu sein. „Er kann sich in seinen Briesen dieses .Himmelsstür mer' nicht abaewöhnen," sagte Monika glücklich lächelnd. „Wie oft ich ihn auch gebeten hab „Das hättest du nicht tun iollen. Liebste," sagte der Dokior ernst. „Eigentlich verdient jeder Mensch, der seinen Platz in dieser Welt richtig ausfüllt, diese Bezeichnung. Nicht der hat den Himmel erstürmt, der in die Wolken klet tert und den Erfolg vom blauen Firmament zu reihen sucht, sondern der, dem die Freude am Schaffen in dem ihm bestimmten Wirkungskreis geworden ist, mag er be schaffen sein wie er wolle. Es ist nur schade, dah viele Menschen einen so harten, beschwerlichen Weg bis zu die ser Erkenntnis zu gehen haben. Manche kommen nie dazu." Die Nachtglocke wurde heftig geläutet Der Doktor öffnete das kleine Schiebefenster und fragte nach dem Wunsch des späten Ruhestörers. „Aus einen Moment. Herr Doktor. Hier ist Eberstein " i „Ein seltener Gast," murmelte der Doktor vor sich hin. Die Frauen ordneten einige Unebenheiten des Zimmers, während der Apotheker die Tür öffnete „Verzeihen Cie meinen späten Besuch," begann der Ba ron nach höflicher Begrüßung. Alle sahen sie. dah dieses alte, gramzerfurchte Gesicht eine hohe Freude überhellte. »»Ich habe einen Gruh zu bestellen." „Einen Gruh?" fragte Ler Doktor erstaunt. „Ja, ich habe heute nachmittag Besuch bekommen, mein Sohn mit Frau und seinen beiden Kindern aus Amer ka." „Lore Martina „Das ist meine Schwiegertochter. Und als ich ihnen er zählte, dah hier der Apotheker Dr. Kurl Börner in Ge meinschaft einer lieben Gattin und seiner treuen Schwester als würdiger Nachfolger seines Vaters wirkt, da wollten sie meinen Worten keinen Glauben schenken, oder sie müh ten das Wunder mit eigenen Augen sehen. Alles, alles haben sie mir erzählt, viel Mißverständnisse scheinen chre Fäden gesponnen zu haben. Und Sie können mir glauben, wenn einer wahre Reue über ein Harles Begehren im Her zen hat, so bin ich es. Fräulein Rose." -Dabei ging er auf sie zu und reichte ihr die Hand Rose nahm sie still entgegen. Bleich stand sie dem Baron gegenüber. „Können Eie mir verzeihen''" „Gegen niemand habe ich Groll im Herzen. Wie's Gott gefügt hat, so ist es recht und aut" „Und ich darf sie hierheibringen, zu ihren Freunden,, deren Händedruck sie ersehnen?" „Wir werden uns freuen" Der alte Baron war gegangen Still iah Rose über ihrer Stickerei und hörte, ohne selbst an der Unterhaltung teilzunehmen, die Betrachtungen des Bruders über diese und jene Frage mit an Stark stark wollte sie jein, ergeben in das, was ihr vom Schickial bejchieden war Und doch — eine heihe Träne brannte ihr auf der Hand Da rih sie sich empor fest wurde es in ihrem Heizen hell und froh um sie. denn sie hatte an das Wort ihres loien Vaters gedacht: Verdirb es nicht, es liegt ein Segen darin. Ende. — Die Giiesel. Skizze von Rudolf Leppin. Es hatte geschneit. Die ganze Nacht. Als Otto am Morgen aufstand und jeine Augen durch das kleine Kammerfenster auf den Hof richtete, wurden üe trübe Schnee! Doch! Und er hatte noch am Abend gebetet: „Lieber Gott, laß es nicht schneien!" Langsamer als sonst ging er aus Ler kalten Kammer in das noch ungeheizte Stübchen „Es hat die ganze Nacht geschneit, Otto. Mit den Holz pantinen kommst du heute nicht weg." „Mutter," sagte er langgezogen und bittend. „Junge hab' dich doch nicht! Vater hatte so einen kleinen Fuß. und Lu wirst doch nun schon elf Jahre „Sie lachen mich alle aus,' erwiderte er klagend. „Wenn ich nur an die bunte Manchesterjacke denke — " „Junge! Das war ein Stoff' Unverwüstlich! Al- Eroßrater die Jacke trug, hat ihm das ganze Dors be wundernd nachgedlickt" „Aber jetzt trägt keiner solche Jacke" Sie strich mit der Hand über seinen Kopf „Sei brav, Otto. Du kannst ja nun auch durch den tiefsten Schnee waten, wenn du die Stiefel anhast. Nie mand sieht dann, daß sie noch etwas zu groß sind" Sie standen schon bereit Die Stiefel des verstorbenen Vaters. Gewiß, sie waren klein, aber für ihn doch noch immer zu groß, und es waren Halbjchäster. Die Schule war aus. Niemand schien bis jetzt bemerkt zu haben, daß er seines Vaters Stiefel an den Füßen hatte. Jetzt stürmten sie hinaus, Jungen und Mädchen. Warfen sich mit Schneebällen, seiften einander ein. stießen sich gegenseitig in den Schnee und lärmten wie eine kriegs- starke Kompanie. Einer Ler größten Jungen — der Dümmste in Ler gan zen Schule — hatte sich den kleinen Otto vorgenommen. Er seifte ihn ein. er wälzte ihn durch den Schnee . Jetzt erblickte er die Stiesel „Kinder!" rief er. „Hermann! Max! Wilhelm! seht mal. der hat Siebenmeilenstiefel an." „Das ist der Menschenfresser " Sie lachten. Sie zogen an den Stiefeln, die sofort rach- gaben. Sie füllten sie mit Schnee und warfen sie sich ge genseitig zu Die Mädchen traten hinzu. Sie kicherten. Die Mädchen. Sie lachten ihn aus Ihn. der ln der Schule der Beste war. Geistig stark, aber körperlich schwach. Die Mädchen lachten ihn aus! Es war ihm fürchterlich Er lief auf Strümpfen durch den Schnee, während die anderen Jungen ihm nachliefen und seine Stiefel nach ihm warfen. Jetzt hatten sie ihn eingeholt. An einer Ecke war's. Zwei Weae gingen dort ab, einer nach dem Walde, einer nach den Wiesen. Eine kleine Er höhung war, ein Haufen Feldsteine, jetzt mit Schnee be deckt. Hier stellen sie ihn Stellen ihn, verhöhnen ihn, hängen ihm seine Stiefel an einem Bindfaden über die Schultern und — lachen und jubeln. Die Mädchen kommen. Einigen ist's zu viel. Sie mahnen, sie schelten: andere lachen Das bißchen Blut in ihm schießt ihm zu Kopfe. Er bückt sich. Er greift tief hinein in den Schnee. „Platz!" ruft er. Sie lachen. „Platz!" Der Dümmste will auf ihn zu. Da wirft er den auf genommenen Stein ihm gerade gegen Len Kops. Blut fließt. Der Junge taumelt Entsetzt weichen Lie anderen zurück Die Mädchen flüchten kreischend Otto aber rennt den Weg nach dem Walde zu entlang. Nennt, rennt. In den Wald hinein In den venchnenen winterlichen Wald. Ein Kreuz steht da — ein Wegweiser. Otto kennt ihn. Müde jetzt er sich an dem Kreuz nieder Es schneit von neuem. Dicht fallen oie Flocken. Der kleine Junge am Kreuz schläft Immer dichter fallen die Flocken und hüllen das Kreuz ein und hüllen den Schläfer ein. Als man ihn endlich findet, schläft er immer noch. Len ewigen Schlaf.