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Nr. 89. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 24. Juli 1815. Seite 2. Ronstantinopel. Bericht des Hauptquartiers: An der Dardanellenfront am 22. Juli bei Ari-Burnu auf beiden Seiten Mineukrieg zur Zerstörung der Gräben. Unsere Ar tillerie des rechten Flügels rief durch indirektes Feuer in der feindlichen Stellung eine Feuersbrunst hervor, die längere Zeit andauerte. Bei Seddul-Bahr schwaches Jnfanteriege- fecht mit zeitweilg aussetzendem Artilleriefeuer In der Nacht vom 22. zum 23. Juli zwangen unsere anatolischen Batterien feindliche Torpedoboote zur Flucht, die sich den Gewässern von Kerevisdere näherten und versuchten, unseren linken Flügel zu beschießen. Aus den anderen Fronten nicht von Bedeutung Bon der Sstfrmt. Die Entscheidungsschlacht im Osten m Berlin, 28. Juli. Der Kriegsberichterstatter des Berl. Tagebl. meldet aus dem Kriegspressequartier vom 23. Juli: Von der Pilica-Mündung weichselauswärts sind die Russen nunmehr überall auf das rechte Weichselufer zurück genommen. Die Brückenkopsstellung von Iwangorod aus dem linken Weichselufer ist von den Verbündeten völlig ein geschlossen. Infolge des außerordentlich hartnäckigen russi schen Widerstandes dauerten die Kämpfe zwischen Weichsel und Bug noch gestern abend an. Südlich und beiderseits der Straße Krasnik—Lublin und nördlich von Grobiesow gewannen österreichisch-ungarische sowie deutsche Truppen Raum. Zwischen Sokal und Christianopol wurden heftige russische Angriffe abgewiesen. Dort suchte der Feind vergeb lich durch einen Vorstoß die großen nördlich gerichteten Ope rationen der Verbündeten zu stören. l.v. Rspeuhagen, 24. Juli. Nach einem Telegramm aus Petersburg beurteilen russische Militärkritiker die Lage dahin, das erst jetzt, nachdem die Festung Iwangorod in den Kamvfbeceich gerückt sei, die Entwicklung der Operationen auf der ausgedehnten Weichselfront zu erwarten sei. Erst jetzt erhalte das russische Heer nach Ansicht der Militärkriti ker die Möglichkeit, die Festungen Iwangorod und Nowo- georgiebsk voll auszunützen, die bis heute stillagen. Die wichtigste, ernsteste Schlacht sei in Vorbereitung, eine Schlacht die, wie die Sachverständigen erklären, trotz der Größe der beteiligten Truppen nicht von langer Dauer sein werde. Die russichen Milttärkritiker betrachten den Kriegsschauplatz zwischen Weichsel und Bug als die Arena, auf der die Ent scheidungsschlacht des ganzen Feldzuges geschlagen werde m. Lhernowiy, 24. Juli. Seit den letzten Nacht angriffen herrschte im Norden der Bukowina verhältnismä ßig Ruhe, die nur hier und da von kleinen Plänkeleien un terbrochen wurde. Am Dnjestr sanden ununterbrochene Ge- schükkämpfe statt. Durch die letzthin gemachten Gefangenen wurde die Verwendung von Kosaken-Jnfanterie festgestellt, die mit Dolchmessern bewaffnet kämpft. Kosaken-Jnfanterie ist eine neue Formation, deren Mannschaft fast keine mili tärische Ausbildung genossen haben. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Lage auf den K. K. Kriegsschauplätzen. 1. o. Berlin, 23. Juli. Der Sonderberichterstatter des „Berliner Tageblattes" meldet aus dem K. K. Kriegspresse- quartier: Die gigantischen Kämpfe imJsonzogebiete dauern an. Der Heldenmut der österreichisch-ungarischen Truppen leistet gegen die mit Unterstützung eines riesigen Artillerieaufgebotes und mit Einsatz fortwährend herangeschobener frischer Reserven geführten Angriffe Wunder an unerschrockenen Standhalten. Die Teilerfolge, die die Italiener an einzelnen Punkten vor übergehend erzielen konnten, führten auch in den letzten 24 Stunden zu wilden Handgemengen, die in allen einzelnen Fällen mit der Zurücknahme der Stellungen durch unsere Truppen endeten. Die Herrschaft der Italiener in den „erlösten Gebieten." ^.v. Ueber das Verfahren der Italiener in den von ihnen besetzten Gebietsstreisen berichtet die „Politische Korre spondenz": Eine große Anzahl von Erschießungen hat in Cermons, Grado, Monfalcone und Karsreit stattgesunden. Männer, Trauen und Kinder wurden aus besetzten Ort schaften nach Udine, Verona und Florenz gebracht. In San Lorenzo die Massa bedrückten die Bergsagliere die Ein wohner, zerstörten viele Wohnungen und zwangen die Be völkerung, die italienische Fahne zu hissen. In Lucinico wurden Frauen und Kinder durch Bajonettstiche schwer ver letzt. Die Ortschaft Casotto im Antico-Tai wurde von ita lienischer Infanterie geplündert. Der Krieg zur See. Der V-Bootkrieg vor den Dardanellen. "r.v. Wien, 24. Juli. Aus Saloniki meldet die „Neue Freie Presse": Griechische Segler melden, daß am Vorgebirge von Athos Leichen von französischen und englischen See soldaten sowie Schiffstrümmer angetrieben wurden. Es handelt sich offenbar um Opfer der Unterseeboote vor den Dardanellen. Nutzland am Vorabend der Revolution. Asin 22. Juli. Der „Köln. Ztg." geht von gutunter, richteter russifcher Seite eine Darstellung über die innere Lage Rußlands zu, wonach das Bekanntwerden der Nieder lagen und ungeheuren Verluste, sowie die Aufdeckung der schweren Mängel in der Leitung und Führung des Heeres bewirkt haben, daß der Mittelstand, vertreten durch die Oktobristen und konstitutionellen Demokraten (Kadetten) sich in dem Bestreben geeinigt hat, die Staatsgewalt an sich zu ziehen. Der Zar, der Hof und die rechtsstehenden Parteien der Reichsduma sind entmutigt und furchtsam geworden. L-ie suchen nach einem Ausweg, die Schuld für das Unglück Rußlands von ihren Schultern auf die des Volkes ab zuwälzen. Jas Wichtigste. Die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen erzielten aus der ganzen Front weitere Erfolge übcr die Russen. Die Schlacht nn Görzischen dauert an; die italienischen An griffe wurden un er schweren Verlusten des Feindes ab geschlagen. Der Rückzug der Russen über die Brücke von Nowo-Alek- sandria bei ihrem Weichen nach Iwangorod und auf das rechte Weichseluser hat bereits unter dem Feuer un serer Artillerie gestanden. Oestlich der Weichsel haben Teile der Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand die Russen aus mehreren Stellungen geworfen und 8009 Gefangene gemacht. Nach Wiener Meldungen belaufen sich die Kriegskosten des Vierverbandes im Monat Juni aus 6 Milliarden Frcs. Der Herr Generalgouverneur in Belgien hat durch Verord nung vom 30. Juni 1916 die Ernte des Jahres 1915 an Roggen, Weizen, Spelz, Brau- und Futtergerste ein schließlich des Strohs und Mehls beschlagnahmt zugun sten der belgischen Bevölkerung. Die Ernte im nördlichen Deutschland, die jetzt begonnen hat, verspricht trotz der langen Trockenheit mehr als eine gute Mittelernte. Generaloberst von Woyrsch ist von der philosophischen Fa kultät der Universität Breslau zum Ehrendoktor ernannt worden. Die amerikanische Antwort aus die deutsche Note ist beim amerikanischen Botschafter in Berlin eingetroffen; die Uebersetzung wird einige Zeit beanspruchen. Pi : Das sächsische Ministerium des Innern hat eine Verordnung über den Aushang von Lebensmittelpreisen erlassen. "' Die englische Regierung hat das Angebot der südafrikanischen Regierung angenommen, ein Expeditionskorps nach Eu ropa zu senden. Ein deutscher Kriegsfreiwilliger hat unter Eid erklärt, auf der „Lusitania" im ganzen vier Geschütze gesehen zu haben. In Frankreich macht sich Goldmangel bemerkbar, da die Be völkerung das in ihrem Besitze befindliche Gold zurückhält. Die französische Zensurbehörde hat den Zeitungen den Be zug deutscher oder österreischer Zeitungen verboten. In Südwales ist gestern die Arbeit in vollem Umfange wie- der ausgenommen worden. Der Prozentsatz der Fehlen den ist gering. Die Gesamtverluste des britischen Erpeditionsheeres in den letzten drei Monaten betrugen nn April 639 Offiziere und 19000 Mann, im Mai 3600 Offiziere und 26000 Mann und im Juni 2200 Offiziere und 62009 Mann. „Manchester Guardian"' meldet, daß am Sonnabend der dritte große Brand in den Docks von Manchester aus gebrochen ist und diesmal 100000 Psund Baumwolle zugrunde gegangen sind. Oertliches und Sächsisches. Pulsnitz. (Verwundete Krieger als Gäste.) Wie im Inseratenteil dieser Nummer zu lesen ist, kommen morgen Sonntag Uhr ca. 60 verwundete Krieger als Gäste der Schützengesellschast nach Pulsnitz. Im Schützen hause werden dieselben empfangen und bewirtet. Dort findet Konzert statt; auch haben sich die vereinigten Männergesang- Vereine bereit erklärt, mit einigen Gesangsoorträgen aufzu warten. Somit verspricht der Sonntag Nachmittag eine angenehme Abwechslung zu bringen. Daran schließt sich gegen Abend gemeinschaftliches Abendbrot an, woran sich recht viele Mitglieder mit ihren Familien beteiligen möchten. — (In die Hundstage sind wir ein getreten.) Sie umschließen die Zeit vom 23. Juli bis 23. August. Den auffallenden Namen haben sie vom Hunds stern, den im Süden hellstrahlenden Sirus, welcher auch im südlichen Europa am 23. Juli erscheint, so daß man geglaubt hat, er sei der Bringer der heißesten Zeit. Sein Ausgang fällt übrigens auch mit dem Eintritt der Sonne in das Zeichen des Löwens zusammen, weshalb unsere Landsleute sagen : „Wenn die Sonne in den Löwen gehet, die große Sonntagsgedanken. Vor Jahren war ich einmal Zeuge, wie eine mächtige, vielhundertjährige Eiche gefällt ward. Weithin hallten die wuchtigen Schläge scharsgeschliffener Aerte, und die Splitter flogen. Dann begann der mächtigen Säge nagendes Werk, und in die Schnittwunde wurden lange Keile Hineingetrieben. Die Eiche aber fing erst unmerklich, dann immer stärker zu zittern an und zu stöhnen und zu ächzen, in wildem Todes- kampse schienen ihre mächtigen Aeste wie R.esenarme zitternd nach einem festen Halt zu greifen. Da — ein gewaltiger Krach, und nun wars an Menschenherzen, zu zittern, als sie zu Boden brach und als ob sie noch im Halle den Angrei fern in letzter, verzweifelter Notwehr den Todesstoß versetzen wollte, die berstenden Splitter ihrer Riesenarme in Wolken wirbelnden Staubes wild um sich wars. Immer wieder erinnern mich an das Bild der Ver gangenheit die gegenwärtigen Ereignisse. Die großen Siegestaten, die unsre Schlachtendenker mit ihren heldenmütig die letzte Kraft einsetzenden Truppen vollbrachten, klingen wie die Axtschläge gegen den Riesen- stamm. Wird es ihnen gelingen, Rußland zum Frieden be reit zu machen? Wir hoffen es und bitten wie der alte Ge neral Vork: „Den Anfang, Mitt' und Ende, o Herr zum Besten wende " Aber mir ist auch, als geschähen schon jetzt die ersten, scheinbar noch wenig wirksamen Schläge gegen den Eichbaum unsres Volkes, seine innere Einigkeit: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern." Ein Volk von Brüdern — so steht unser Volk vorm Feind: Nirgends ein Verräter. Aber im Innern schleicht der Geist des Murrens durch die Gassen. Wohin man hört — Klagen über den Wucher durch gewinn- süchtiges Hochtreiben der Nahrungsmittelpreise. Soll also schon jetzt sich wieder der innere Krieg anbahnen, der nach dem Friedensschlutz das Volk von Brüdern zerreißt in Hau fen sich mit schlimmen Vorwürfen befehdender Erwerbsstände? Soll das der innere Erfolg des Krieges sein? Wer sein Volk lieb hat, das in herrlichen Taten sich als Heldenvolk gezeigt hat, der mutz es fühlen: Das darf nicht sein. Dazu ist mein Volk zu schade! Gewitz, manche murren, weil sie den Ernst des Krieges nicht verstehen und von früher her nicht gelernt haben Spar samkeit zu üben. Sie meinen, es müsse so fortgehen wie im Frieden, wo wir, ohne es Gott zu danke?, Ueberflutz hatten und keinen Feind, der uns die Zufuhr abschnitt. Darum frage dich, lieber Leser, ob du nicht auch lieber wie unsre tapfern Kämpfer draußen schweigend die Lasten dieser Lei denszeit tragen und dich einschränken willst. Aus der anderen Seite aber heißt es die Früchte des erhofften Sieges im voraus zerstören, wenn man die not wendigen Lebensmittel immer mehr verteuert, um dieselben oder Höhere Geschästsgewinne zu erzielen wie im Frieden. Bricht da nicht die alte Krankheit im Herzen wieder hervor, die wir an Englands Politik so sehr verdammen: Andren die Lasten aufzubürden und selber möglichst leicht hohe Ge winne zu erzielen? Der Mammonssinn. Gewiß, das wirtschaftliche Leben ist eine vielfach sich verschlingende Pflanze, und wir wollen uns hüten, zu tun, als verstünden wir alles. Aber — und das führt uns endlich aus Alltags- zu Sonntagsgedanken - wollen wir denn unser Christentum ganz ausschalten, die Tatsache, daß wir erlöst sind? Man ist doch nur soviel Christ, als man den Heilstaten Gottes im eigenen Leben Raum gibt, auf unser Handeln bestimmenden Einfluß zu üben und es aus den Bänden der Sünde zu be freien. Und Mammonssinn ist Sünde; denn er reißt das Volk von Brüdern auseinander in sich verklagende Parteien. Wer nur den Standpunkt gelten läßt: „Mein Geld!" sollte sich darüber klar sein, daß er zwei höhere Wirklichkeiten mit Füßen tritt: Die Gnade Gottes, der uns erlöst hat, und das Vaterland, das wir zu Einem Volk von Brüdern zu machen bcrusen sind Der legt auch die Axt an die Eiche unsres Volkstums, der ausbeutend im Ernst der Zeit seine Pflicht nicht begreift. k>. k. Hitze im Jahre ansähet." Schon Hippokrates im alten Griechenland gedenkt der Hundstage als der unerträglich heißen Zeit, die besonders viel Gallenkrankheiten, erzeugt; die Richtigkeit dieser Beobachtung beweist auch dieselbe Erscheinung bei Nordländern, welche in heiße Gegenden übersiedeln. — In unseren Gegenden weht in den Hunds tagen meist schon der Wind über Stoppelfelder, die Hitze scheint aber im allgemeinen erträglicher geworden zu sein, namentlich wenn ein recht Heitzer Juni vorausging. Ganz besonder sühlbar macht sich in unsern Breitegraden die Hitze in den ersten Nachmittagsstunden, die späteren werden ange nehm und die Abende zuweilen schon kühl. Bald ist schon das Abnehmen der Tage bemerkbar und mit dem Eintritt der Sonne in das Zeichen der Jungstau am 22. August er reichen die Hundstage dann ihr Ende. — nic. (Herstellungverbot sllrBaumwoll- waren.) Wie uns von der Handelskammer zu Zittau mit geteilt wird, ist dem Königlichen Ministerium des Innern bekannt geworden, daß unter dem Eindrücke des Herstel- lungsoerbotes für Baumwollstoffe viele Fabriken, die bis vor kurzem den Betrieb erheblich eingeschränkt harte», neuer dings voll, zum Teil mit erheblichen Ueberstunden arbeiten. Vereinzelt sind sogar die bisher leerstehenden Webstühle noch mit Ketten belegt worden. Mit solchen Matznahmen wird ' den Zwecken und Zielen des Herstellungsverbots in einer nicht scharf genug zu verurteilenden Weise entgegengewirkt. Sie sind um so weniger entschuldbar, als sür sie nach Erlaß der unterm 14. Juli 1915 vom Preuß. Kriegsministerium veröfient- lichten Ausnahmebestimmungen jeder einigermaßen berechtigte Anlaß wegsällt. Es liegt vielmehr in dem gerügten Verhal ten eine Gefährdung des allgemeinen Wohles zu Gunsten Einzelner, dem unbedingt entgegengetreten werden muß. Aus Veranlassung des Königlichen Aiinisteriums des Innern macht die Handelskammer daher die Firmen darauf auf merksam, daß sofern nicht sofort von dem genannten Miß brauche abgelassen wird, die dringende Gefahr besteht, daß die erfreulicherweise vom Preußischen Kriegsministerium zu gestandenen Ausnahmen zum schweren Schaden der Indu strie und ihrer Arbeiter wieder eingeschränkt oder gar auf gehoben werden. Um dem entgegenzuwirken, müssen sich alle Interessenten zur Pflicht machen, den Betrieb innerhalb der vom allgemeinen Wohl gebotenen Grenzen zu halten und auf das frühere Matz, unter Umstanden sogar weiter, einzuschränken. Uebrigens sind die Verwaltungsbehörden bereits angewiesen worden, Nacht-, Ueberstunden- und Sonn tagsarbeitsanträgen aus der Baumwollindustrie nicht mehr stattzugeben und gegen Zuwiderhandelnde scharf vorzugehen. — (Bekanntmachung) In Nummer 168 der Sächs. Staatszeitung ist eine Bekanntmachung der komman dierenden Generale xn. und xix. Armeekorps erschienen betr. Bestands - Erhebung und Beschlagnahme von Kautschuk (Gummi), Guttapercha, Belata und Asbest, sowie von Halb- und Fertigsabrikaten unter Verwendung dieser Rohstoffe. Die Verfügung tritt am 24. Juli 1915 mittags in Kraft. Wir machen hier besonders darauf aufmerksam. Arnsdorf. Am Donnerstag früh 8 Uhr 40 Min. kam ein sehr langer Derwundetenzug, der von der Stadt Hamburg gestiftet und von der Stadt Posen übernommen worden und Q2 gezeichnet war mit 80 Achsen, von Lubac- zow in der Nähe von Jarislau, übcr Liegnitz-Görlitz auf hiesigem Bahnhof an, der mit 260 schwer Verwundeten be legt war. 120 wurden hier dem hiesigen Reservelazarett zu- geführt, von denen nur einer gehen, die andern getragen wer den mutzten. Es befanden sich darunter 10 Offiziere und Osfizierstellvertreter. Es waren Kämpfer von Lubaczow, Stryj und Lemberg, die meisten gehören dem 10. Hannover schen Armeekorps an, andere waren Bayern und Sachsen. Sie waren sehr erfreut über die freundliche Aufnahme und die Erquickung, die ihnen vom Hilfsausschuß erwiesen wurde, für die sie nach der 4 Tage langen Fahrt sehr dankbar wa ren. Die Verwundeten wurden von den hiesigen Sanitäts mani schäften und Feuerwehrleuten, Großröhrsdorfer Sani tätskolonne und Helfern mittels bereitstehender Wagen in das Reservelazarett gebracht. Die anderen Derwun etcn wurden dem Lazarett in Königsbrück zugeführt, einigedvon ihnen waren bereits in Görlitz abgesetzt worden. Röuigsbrück. (Gesangenenzuwachs.) Zum Ersatz der aus dem hiesigen Kriegsgefangenenlager zu Arbeitsleistungen nach verschiedenen auswärtigen Orten ab gegebenen mehreren Tausend Kriegsgefangenen trafen heute nachmittag zirka 1000 Mann gesangengenommene Fran zosen, auch einige Engländer und Russen em. Die Franzosen trugen die neue blaugraue französische Felduniform, die durchweg gut erhalten aussah, woraus zu schließen ist, daß deren Träger sie nicht lange im Felde benutzt haben können. Dresden. (Landeskulturrat.) Der Ständige Ausschuß des Landeskulturrates hat in seiner Sitzung vom 19. ds. beschlossen, beim Kgl. Ministerium erneut die Ein führung des Schlutzscheinzwanges auf den sächsischen Schlacht viehmärkten anzuregen, da es in diesem Jahre erwünscht ist, daß die Notierungen möglichst zutreffend aussallen. — Das Kgl. Ministerium soll ferner ersucht werden, dahin zu wirken, daß auch zur Fütterung von Zugrindern eine gewisse Menge Hafer freigegeben werde oder, falls dies nicht mög lich sein sollte, Zugochsen und Zugkühe bei der Verteilung von Krastsuttermitteln in erster Linie zu berücksichtigen. c«ip,ig (Gegen die Erhöhung der Milch preise.) Die Erhöhung der Milchpreise in Leipzig um 4 Pfg. pro Liter hat unter der Bevölkerung vielfach Unwillen hervorgerufen. Der Bezirksausschuß Leipzig im Kriegsaus- schuß sür Konsumenteninteressen hat daher im Auftrage der ihm angeschlossenen 38 Vereinigungen mit zusammen über 50000 Mitgliedern an den Rat der Stadt eine Eingabe ge richtet, in der folgende Forderungen aufgestellt sind: 1. Höchst preise sür die Milch festzusetzen, die die bisherigen Preise nicht überschreiten. 2. Damit die Landwirtschaft nicht in der Lage ist, durch anderweitigen Verkauf der Milch einen Druck aus die Leipziger Bevölkerung auszuüben, für einheitliche Festsetzung von Höchstpreisen durch den Bundesrat oder mit Hilfe der Militärbehörde sür das Königreich Sachsen einzu treten. 3. Zu erwägen, ob es nicht zweckmäßig und im Interesse der Kinderernährung notwendiq ist, die Verwendung der Milch zur Butter- und Käsebereitung einzuschränken und sür alle Molkereierzeugnisse Höchstpreise einzuführen. Die vielen Sorten Käse sind nicht notwendig. Es könnte ebenso wie beim Mehl aus die Herstellung eines Einheits erzeugnisses hingewirkt werden. 4. Eine Milchversorgung aus dem neutralen Ausland, z. B. aus Dänemark, durch die Stadt zu organisieren. 5. Die Milchversorgung von Familien mit Kindern in den ersten Lebensjahren unter allen Umständen sicherzustellen. Tagesgeschichte. Deutsche-- Reich. (FestsetzungvonHöchst- preisen.) In dieser Woche ist eine sehr wichtige innere Frage des Deutschen Reiches in den Vorder grund des allgemeinen Interesses gerückt. Es handelt sich dabei um die Verhinderung von Wucherpreisen für die Lebensmittel, und erwartet man jeden Tag in dieser Hin-