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UOmOLM WM mMmeiMr Hohenstern-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Pr« Plagen, Sonkurlen, Vergleichen al» »ird de« Bratt», bclrag in Reäinunz geslellt Im Aall« HSHere« Gkwa» — Krieg »de, lonstigr, irgend welche, Störung d«S Betriebe- de, Zrcwng, de« Liejeranien »de, de, Besörderung-emnch- mngen — Hai de, Beziehe, keinen Anspruch aul Ltelerung oder Nachlieferung der Zeitung »de, auf Rückzahlung beS vezugSpr«!!«» Erscheint ,eden Wochentag nachmittags — Fernlp, Nr. ll. Poktlcheckkonto Leipzig 23 464 — Gemeindegirokoni» 14. — Bankkonten ilommerz-und Privat-Bank Zwelgsull« Hohen- llein. Ernstthal — DarnMdin und Nationalbank Zweig» niederlasiung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt eingejandte Manuskript« werden nicht zurückgeschickt — Einsendungen ohne Namensnennung finden kein, Ausnahme Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, BerirLdorf, RüSdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchnrSdors, Reichen» bach, Tallenberg, Grumbach, Tirschhcim, Kuhschnappel, St. Egidten, Wiistenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Ruhdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, des Finanzamt« und des StadttalS zu Hohenstein - Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. Freitag, den 16. März 1928 s 78. Fähig. M HaushM der Reichswehr genehmigt Dre zweite Rede Groeners M Banttstt der ZMM * Zehn Jahre dauert nunmehr die Schreckens und Zwangsherrschaft der russischen Bolschewi sten. Mit außerordentlichem Festgepränge, das sie den dreimal verfluchten „Burschuis" abge sehen haben, ist vor wenig Wochen die zehnjäh rige Wiederkehr der Ausrichtung ihrer Herr schaft gefeiert worden und die Stalin, Rylow, Kalinin und andere haben an das verdummte Volk schwülstige Reden gehalten, die von den Erfolgen des Bolschewismus während der zehn Jahre erzählen und den schlechten Eindruck ..er wischen sollten, den die kurz vorhergegangene Verbannung der Trotzki, Sinowjew, Raoek und anderer bei den wenigen Russen, die sich noch rin gewisses Denkvermögen bewahrt Huben, her vorgerufen hat. Aber all der Begeisterungs rummel, die die Bolschewisten-Häuptlinge frei nach Potemkin inszenierten, kann über die Tat sache nicht hinwegläuschen, das; das Bolschewi- stentum vor dem Zusammenbruche steht, ja, daß es längst bankrott wäre, wenn die Führer des Bolschewismus nicht mit asiatischer Strenge und Grausamkeit, welche die Methoden des Zaris mus weit übertreffen, des Volk Niederhalten und alle, gegen die auch nur der Verdacht der Gegenwehr besteht, kurzerhand m t Pulver und Blei oder durch den Strick in ein besseres Jen seits beförderten. Zehn Jahre der bolschewistischen Mißwirt schaft haben genügt, aus dem reichen Rußland mit seinen schier unerschöpflichen Gütern das Knuste und elendeste Land der Welt zu machen. Zehn Jahre hindurch haben die Bolschewisten zerstört, geraubt und gemordet, haben dieQuel- nn des Wohlstandes versiegen lasten, so daß sie heute vor dem Chaos stehen und nicht mehr wis sen, wie sie dem Unheil, das drohend an ihre Tür klopft, Einhalt gebieten sollen. Die Fabri ken sind zerstört, ihre zum größten Teil auslän dischen Direktoren und Werkmeister verjagt oder getötet, der Grund und Boden, der einstmals unerschöpflich mar und die Kornkammer der europäischen Weststaaten bildete, verwüstet und verödet, der gewaltige private Reichtum der alten Familien, der nur nach Milliarden zu be messen war, ist geraubt und vergeudet, die Län dereien, die einstmals dem Großgrundbesitz ge hörten und unter sorgsültiger Vewirtschastnng Millionen dem Lande einbrachten, sind unter die Kleinbauern aufgeteilt worden, die nur so viel unter der Hacke haben, als sie selbst zur Not durft des Ledens brauchen, während das übrige Land unbestellt bleibt und heute schon eine Wüstenei darstellt. Zwar haben die Bolsche wisten, als sie sahen, wohin ihre unsinnige Wirt schaft führt, versucht, die Industrie wieder in Gang zu bringen; sie haben die Fabriken wie der ausgebaut, mit drakonischen Maßregeln das versaulcnzte Volk zur Arbeit gezwungen, sie haben die Bergwerke wieder in Gang gebracht und haben auch versucht — allerdings ohne Er folg — den reichen Boden neu zu bestellen. Aber auch sie mußten, wie alle Gewalthaber, die nur zerstören, aber nicht ausbaucn können, die böse Erfahrung machen, daß die Natur sich für ihre Mißhandlung fürchterlich rächt, und daß nichts je schwer wieder in Gang zu bringen ist, wie eine vernachlässigte und zertretene Wirtschaft. All die bisherigen Versuche der Bolschewisten sind lediglich Versuche mit untauglichen Mitteln ge wesen, einmal, weil sie die ausgerottete Intelli genz nicht zu ersetzen vermögen und dann, weil der russische Arbeiter, dem die Segnungen des Bolschewismus in den zehn Jahren in Fleisch und Blut übcrgegangen sind, nur gezwungen und dann so wenig arbeitet, daß von einem Pros perieren der Fabriken und Werke nicht die Rede jein kann. Und so steht der Bolschewismus heute vor dem Bankrott. Es kann ja sein, daß der völ lige Zusammenbruch noch eine Weile auf sich Berlin, 18. März Der Reichswehretat ist früher immer eine Art Tummelplatz für wilde Männer gewesen. Als Noskes Worte noch wie Keulenschläge auf die Unabhängige» herniederprasselten, als Luise Zietz dem Reichswchrminister ihre Injurien ins Gesicht schrie, als die Klingel des Präsidenten sich als machilos erwies, um Noske in dem tosen den Lärm Gehör zu verschaffen! Schöne Zeiten 'Weimarer Angedenkens! Heute geht alles fein ge sittet zu. Geßler entwaffnete den Reichstag durch seinen bayrische» Humor und sein treuher ziges „Nöt wahr?", dem keiner widerstehen konnte, Kroener durch seine ruhige Sachlichkeit. Er bekommt dafür auch einen Lobstrich über dem anderen. Manche Situation ist nicht ohne pi kanten Reiz. So, rvenn der dentschnattonale Wortführer, Eraf vo» der Schulenburg dem Minister Groener einige Vorhaltungen macht, und man sich blitzschnell überlegt, daß sich diese beiden Männe: vcr nahezu 10 Jahren schon ein mal gegenüber gestanden haben. Im November 1918 im Großen Hauptquartier. Schulenburg, damals Generalstabschef beim deutschen Kron prinzen, riet dem Kaiser, das Heer gegen die aufständische Heimat zu führen, während Groener unmittelbar darauf die entscheidenden Worte sprach: „Das Heer steht nicht mehr hinter Euer Majestät." Jetzt stehen sich Schulenburg und Groener im Reichstag gegenüber, und cs geht nicht mehr um Schicksalsfragen, sondern um Etatposten. Auch die übrige Debatte an diesen beiden Tagen, gestern und heute, hat nichts Neues gebracht. Ob Künstler, ob Brüningyaus, ob Bredt, was sie sagen, läuft doch ini wesentlichen auf die eine Feststellung hinaus: Der Reichs wehrminister hat das Vertrauen des Hauses. Ncichswehrminister Groener ging während der Beratung auf Anfragen und Anregungen der Aussprache ein. Er wies darauf hin, daß unsere internationcle militärische Lage mehr in das Ressort des Außenministers falle. Der Abgeordnete Eraf von der Schulen burg habe ihm mit seiner ausgezeichneten Rede aus der Seele gesprochen und werd« sicher den Eindruck im In- und Auslande nicht verfehlen, zumal die nachfolgenden Redner mit felten-r Einmütigkeit seinem Standpunkt beigetreten ind. Der Minister bespricht dann die Frage der O ff i z i e r se r g ä n z u ng »nd betont, daß er ich in dieser Frage völlig in Scharnhorstschen Bahnen bewege. Er habe nicht dieAbsicht, die geltenden Vorschriften zu ander n, werde aber darüber wachen, daß sie nicht nur auf dem Papier stehen. Er müsse es allerdings ab- lehnen, ohne erfolgreichen Besuch der Wafsen- ichule die Beförderung zum Offizier zuzniassen. Auch er trete für die Homogenität des Offizier korps ei», aber niyt für ihre Väter, Onkel und Tanten. lH<itcrkeit.) Es werde zu wenig beriick- ichtigt, wie wenige Offiziersanwär ter tatsächlich eingestellt werden können. Von 2000 Anmeldungen im vergangenen Jahre konnten nur 168 berücksichtigt werden. Die mate rielle Rot gerade der jungen Offiziere wolle er abzusiellen versuchen. Der Minister beantwor tet darauf die Frage, i» wie vielen Füllen ohne A b i t u r i c n t e n e x a m e n O f f i z i e r s - Be förderungen erfolgt sind. Er stellt fest, daß es im Jahre 1021 10 Prozent der Gesamtzahl, 1022 M Prozent, 1920 5,7 Prozent, 1924 15 Pro zent, 1925 17.5 Prozent, 1926 11 Prozent und 1927 12 Prozent waren. In den letzten vier Jahren seien elf mit nurVolksschulbil- dung Offiziere geworden. In der Frage der Kieler M u n i t i o n s s ch i e b u n g sei in erster Linie die Kieler Staatsanwaltschaft zu ständig. Er habe erst in den letzte Tagen erneut um baldigen Abschluß des Verfahrens ersucht. Der Minister geht weiter auf einige bean standete Einzelfälle ein. Die angeblichen abfälligen Bemerkungen eines Braunschweiger Oberleutnants über den Chef der Heeresleitung hätten sich nicht bestätigt. Der Angeber habe zu gegeben, daß er nur aus Nerger über die Um- lgehung bei der Beförderung und aus Bösmillig- keir der wzialdeniokratischen Zeitung die An gaben gemacht habe. (Hört, hört! rechts und Wi- derspr 'ch links.) Die Untersuchung sei durch einen Offizier erfolgt, zu dem er — der Minister — volles Vertrauen habe, daß er alles zur Aufklä rung des Sachverhaltes getan habe. Auch die angeblich gelegentlich der Weihnachtsfeier beim Berliner Ueberwachungskommando erfolgte Frage nach der politischen Einstellung des Va ters eines Neichswehrcmgehörigen sei tatsächlich nicht gestellt. Der Minister bespricht dann die Zahl der Selbstmorde und stellt fest, daß der Hauptgrund für die hohe Zahl iu erster Li nie in dem Zwang der zwölfjährigen Dienstzeit liegt. Es sei psychologisch durch- tus verständlich, daß ei» junger, für das Sol- datenleben begeisterter Mensch nach einigen Jah ren den Zwang als unerträglich empfindet. Das uns durch denVersaillcr Vertrag aufgezwun gene menschenunwürdige System trage hier die Hauptschuld. Wegen des Be schlusses des Kreisvereins Ueckermünde im Kyff- häufcrbund habe er sich mit dem Vorstand dieses Bundes in Verbindung gesetzt. Die politische Belehrung der O f s i- ziere finde einmal durch Vorträge auf der Waffenschule statt. Außerdem würden die Wehr kreiskommandeure und alle höheren Offiziere von Zeit zu Zeit über die politische Lage informiert. Ich unterstreiche, so erklärt der Minister zum Schluß, das, was Abgeordneter Haas über die Stellung desVolkes zur Reichswehr gesagt hat: „Ich bin in dieser Beziehung duchaus optimistisch." Im Grunde liebt der Deutsche sein Heer und cst stolz darauf. Die von allen Rednern in so sympathischer Weise vo» und für die Reichs wehr gemachten Ausführungen quittiere ich mit wärmste» Dank. Die Abstimmung — über die Marine wird später noch besonders verhandelt — ergibt A n - »ah m c des Etats und Ablehnung des Antra ges der Kommunisten auf Streichung des Mini stergehaltes. Ebenso wird der kommunistische M i ß t r a u e n s a n t r a g abgelehnt. Freitag 2 Uhr nachmittags: Kleine Vorlagen, Haushalt des Reichspostministerinms. stelle», daß die Dinge doch nicht so einfach lie gen, wie die Moskauer Machthaber sie hinzustel- len belieben, daß in die Ereignisse doch Fragen hineinspieleu, die mau nicht einfach mit Sabo tage und dergleichen abtun kann. Daß die Bol schewisten nun »och die Dummheit machten, deutsche Ingenieure und Monteure, die sie zur Wiederherstellung ihrer verlotterte» Wirtschaft notwendig brauchen, der Teilnahme an irgend welchen angeblich verbrecherischen Akten zu be schuldigen und sie einfach einzulochen, hat endlich unsere allzeit vertrauensseligen deutschen Wirt- schastskreise in den Harnisch gebracht und auch Herr» Stresemann gezwungen, endlich ans sich herauszugehen und seine duldende Reserve gegenüber den Bolschewisten aufzugeben. Hof fentlich wird unser Auswärtiges Amt den Mut aufbringeu, hier einmal energisch durchzugreifen und vor allem die Russen dort zu packen, wo sie am empfindlichsten sind. Denn die Bolschewisten haben alles, was anderen unerwünscht ist, wie Läuse und Schnaps, aber kein Geld. Und das möchten sie von uns dummen. Deutschen gern habe», nachdem ihnen anderswo die Tür vor der Nase zugejchlagen worden ist. * Aeber die Maßnahmen der deutschen Regie rung und die „wirklichen Gründe" für dieVer» Haftungen liegen uns heute die folgenden Mel dungen vor: Berlin, 15. März Wie uns von zuständiger Seite mitgeteilt wird, ist aus Anlaß der Verhaftung deut scher Ingenieure und Techniker im Donez-Gebiet der deutsche Botschafter in Moskau beauf- iragt worden, die Sowjetregierung um ,ofor- rige und genaue Aufklärung darüber zu bitten, welche konkreten Beschuldigungen im ein zelnen gegen die Verhaftungen erhoben werden und welche Beweise für diese Beschuldigungen vorliegen. Zugleich wird in Moskau auf Gruud der bestehenden Vertragsbestimmungen die Forderung gestellt werden, daß dem zustän digen deutschen Generalkonsul in Charkow ge stattet wird, die verhafteten Reichsangehörigen zu besuchen. Ferner hat der Reichsaußenminister den hie sigen Sowjetbotschaster auf die Erregung hingewiesen, die der Zwischenfall m der deut schen Oesfentlichkeit, namentlich in den nm Wirtschaftsverkehr mit Rußland beteiligten Kreisen hervorgerufen hat. Er hat dem Bot schafter mitgeteilt, daß es infolge der durch den Zwischenfall geschaffenen Sachlage an einer der wesentlichsten Voraussetzungen für ein gedeihliches Ergebnis der zurzeit im Gange befindlichen W i r t s ch a s t s b «s p re ch u n g e n fehle, und daß die Neichsrcgicrung cs deshalb für geboten halte, diese Bespre chungen bis aus weiteres auszu setzen. Die Reichsregierung hoffe jedoch, daß durch chnelle Beilegung des Zwischenfalles cine tzrundlage für die baldige Wiederaufnahme der Besprechungen geschaffen werde. Berlin, 15. Mär- Das R e i ch s k a b i n c t t hat sich in seiner heutigen Sitzung dahin entschieden, daß die schwebenden deutsch-russischen Wirt schaftsverhandlungen solange unter brochen bleiben, bis die Angelegenheit der Verhaftung deutscher Ingenieure im Donez-Ge biet eine Regelung gefunden hat. Das Kabi nett ist hierbei von der Erwägung ausgegangen, daß die Verhandlungen durch die ungeklärte Donez-Affäre in eine Atmosphäre gebracht wor den sind, die wenig Erfolg verspricht. In Berliner politischen Kreisen wird Liese Verlautbarung der Reichsrcgierung über die Bemühungen in der Angelegenheit der verhaf teten deutschen Ingenieure und Techniker im Donezgebiet dahin beurteilt, daß sie in der Form durchaus freundlich und zurückhaltend ist. Diese Haltung hat ihren natürlichen Grund warten läßt, da die Stalin und Rykow natür lich alles daran setzen, die Maschine noch eine Weile in Gang zu halten, und der russische Muschik ein überaus schwerfälliger Geselle ist. Aber, es mehren sich die Anzeichen, daß es lang sam auch in den dumpfesten Hirnen dämmert und daß allgemach auch die, welche sich bisyer, ohne zu mucke», trete» und ausbeule» ließe», aufbegehren und sich gegen den Bolschewismus auflehncn. Die Vorgänge im Donezgcbiet sind dafür ein charakteristisches Zeichen. Wenn die Großen rauben und stehle», sucht auch der Kleine seinen Vorteil zu wahre» und so herrscht Kor ruption an alle» Ecken und Enden. Was den Vorgängen in den Kohlengruben am Don zu grunde liegt, ist noch unbekannt und die Bol schewisten hüten sich, der aushorchenden Welt die Tatjachrn mitzuteilen. Aber cs genügt, festzu