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Also dab die C Von -er VSrse V«1P»k«er ProdoktrndSrse vom 21. April Welzen 260—2»8, Roggen 284—282, Sommer- arrtte 265-3lc», Wintergerste 250-270, Ha'«r 260-274, Mais 248-252, RapS 310-855, Biktoriaerbsen 350—450. Bremer Baumwollbörse vom 21. April, abends 7 Uhr. OrnzieUe Malterung. Mtddlina Universal Standard 28 ->-» loko 22,27 (22,34) Loltarrrnts für rin rnal. Mund. »lepanbrta, 21. April. Baumwolle. Sake- laridie per Mai 42,05,40,86), Juli 42,45 (41,40), öiovember 43,10 (42,00). Oberägvptischr Afh» mount April 28,60 (28,23>, Juni 28,70 (28,20), August 28,65 (28,10), Oktober 28,71 (28,25). Berliner amtliche Notrerunpen Berlin, 21. Avril überwogen) gingen nach oben im Höchstfälle zu t , „ , . „ einem, nach unten bis zu 6 Prozent. Da auch von acbnis des Außenhandels i auswärts keinerlei Anregungen vorlagen, gestaltete Einfluß auf die Stimmung. I Lagergeld unverändert mit fünf Li, sieben Prozent und Monatsgeld mit 7,5 bis 8,5 Prozent genannt. jAm Wechfelmarkt war eher eine weitere Anspan nung sestzustellen, so dab der Catz für Warenwechsel mit Bankgiro auf 6,87 Prozent und darüber lautete. Eine neuerliche Erhöhung des Privatdiskontsatzes galt anfangs nicht für ausgeschlossen. Im Devisen- verkehr befestigte sich das Pfund gegen Neuyork aus 4,8822. Const traten keinerlei Schwankungen der fremden Valuten ein. Kabel Neuyork—Berlin 4,1816, London—Mailand 92,66, London—Madrid 29,912. Prioatdiskont für beide Sichten 6,75 Proz. Berliner Produktenbörse vom 2l. April Relcklilben Anfuhren aus dem Inland,schwächeren überseeischen Marktdepeschen und ermäßigten Lis. 'orderungen gegenüber mrbalten sich Handel und Konsum recht abwartend Die Abwärtsbewegung aeht deshalb im Berliner Getreidegeschält weiter Die ersten Kurse waren im Zeitgeschäft für Wei» ,en und Roggen im effektiven Handel darüber hinaus niedriger, ohne daß auf dieser Basis nennenswerte Umsätze getätigt wurden. Hafer lustlos und trotz ermäßigter Forderungen schwer ,u verkaufen. Werste hat wohl lausende Umsätze, doch sind diele sehr gering geworden. Weizen märt. 262—265, Roggen märt. 284 bis 287, Sommergerste 254-280, Wintergerste neu Ha'er märk 261-267, Mais 239 bis 243,Weizenmehl33 25-36,75 Roggenmehl37,75 bis 38,75, Weizentleie 17,85-18,05, Roggenklrie 18,00—18,25, Biktoriaerbsen 50,00—60,00, kleine Speiseerblen 36,00—39,00, Futtererbsen 25,Oo bis l:7.00 Peluschken 24,00-24,50, Ackerbobnen 23 00-24,00, Wieken 24,00-26,00, Lupinen blaue 14,00—14,75, Lupinen, getbe 15,00 bl» 15,80, Serradella 24,00—28,00, Rapskuchen 19,40 bi« 18,60, Leinkuchen 23,80—24,20. Trocken- schnitzel 15,60-16,20, Toya-Schrot 21,80-22,30, Kartoffelstöcken 27,00—27,50. Berlin. An der Sonnabendbörse lieh sich das Ge schäft auhcrordentlich ruhig an. Die Tendenz war sehr unsicher. Die Spekulation neigte unter dem Eindruck der ergebnislosen Lohnvcryandlungen im Ruhrbergbau und in der säässischen Metallindustrie sowie auf Grund der Befürchtung knapper Eeldver- hältnisso zum Ultimo zu Realisationen. Anderer- eits fehlte es fast vollkommen an Auslandstäufcn md einer nennenswerten Beteiligung des Publi kums. Zu Spezialbcwegungen kam es angesichts der Eeschäftsstille während der ersten Vörsenjtunde nicht. Günstige Schätzungen über das voraussichtliche Er- !ebnis des Aubenhandels im März blieben ohne . Am Geldmarkt wurde einmal hier zehn- und hundertmal! Di« Hunde, die einmal Wild geschmeckt haben, gehen bei Tag und Nacht immer wieder darauf aus. Mancher, der sei nen Hund für einen harmlosen Hofwächter hält, ist zuerst erbost, weil der Jäger ihm mit Eischleben des Hundes droht, daraus aber sehr erstaunt, wenn sein Hund einige Kilometer entfernt beim Wildern zur Strecke kommt! sich der Schluß außerordentlich ruhig. UeLer die Einzelheiten des Verkehrs ist folgendes pt berichten: Am Maschtnenmarkt waren vor allen Dingen aus den dioidendenlosen Abschluß Hermann L Alfred Escher gedrückt, die volle 6 Prozent einbübten. Wei ter verloren auf ein bescheidenes Angebot Faradit 5'/, Prozent. Ferner mubten sich die Aktien von Schubert L Salzer eine gröbere Zurücksetzung gefal len lasten. Etwa ein Prozent verloren Max Kohl, Reinecker und Wandererwerke, während Gebrüder Unger, Maschinenfabrik Kappel und Carl Hamel eine Kleinigkeit anzogen. In der Gruppe der Textilaktien konnten Köbke ihren Wertstand leicht erhöhen, wäh rend Bachmann L Ladewig, Dllrfeld und Lieber mann auf ermäßigter Basis zur Notiz gelangten. Ba nkaktien schlossen sich der rückläusigen Kurs bewegung an. Den größten Verlust erlitten Darm städter und Nationalbant, die ihren Wertstand um 3 Prozent ermäßigten. Von den sonstigen Industrie- werten wurden Thüringer Gas, Emil Uhlmann und Mimosa bis zu 2 Prozent niedriger. Fonds waren vernachlässigt. Im Freiverkehr schleppte sich das Geschäft träge dahin. Interesse bestand nur für wenige Werte, u. a. für Bank für Handel und Ver kehr, die erneut höher gesucht wurden. > r». «. «e- I ^eld j Arui wurde. Es wäre zu begrüben, wenn Jagdschutz beamte und Rcvierpächter sich rücksichtslos der frei umherlausenden Hunde annehmen würden, und in erster Linie die Hundcbcsitzer selbst ein wachsames Auge aus ihre Pfleglinge richteten. Vom Standpunkte des Naturlicbhabers, wie von dem der Volkswirtschaft aus, ist es besser, dab die Hunde, die der Aufsicht ihrer Herren zu entgehen wissen, beseitigt werden, als dab Feld und Wald in unserer im allgemeinen an gefiederten Sängern und an Wild fo armen Gegend vollends veröden. Ein Naturfreund . keine Reden von der Unschuld und Schuld losigkeit der in Wald und Feld herumlausenden Hunde! Pflicht eines jeden ist es, dafür zu sorgen, ihm gehörenden Haustiere anderen leinen Haden zusügen. Und eine Schande ist es, und ein Schaden zugleich, wenn ein Sprung Rehwild, wie es kürzlich in der Nähe der Rodelbahn geschehen ist, von wildernden Hunden bis auf ein Stück vernichtet jadlun» s «ei. j Chemnitz. Die Börse schloß die Woche in einer matten und lustlosen Haltung, bei der die Kurse auf allen Marktgebieten eine weichende Richtung ein schlugen. Die Kursverändcrungen (die Abschläge überwogen) gingen nach oben im Höchstfälle zu vir es 1 Peio 10» 8u »,7v6 i 0,78 1,790 .,7d- ."».70 1,789 Bellten ioo »Lel-a »e.sr »9/4 8^,32 »8,44 Norwegen 10o 111,74 H.,94 111,78 118,9» Dünemuet »00 »r. 11,,0» 118 87 118,08 118,87 Schwede« »00 «r 118.18 112 »4 118,14 N4.84 Finnland 100 sinn. All. :»,»>» 10,588 10,813 10,'S» Italien 100 Lira 22,0»8 88,068 88,03 88.07 London 1 Md. Storl. »O,SS4 80,484 »0,194 80.488 Stewyort 1 Dollar ^,»78 4.188 <177» 4.1848 100 «Zro». »4.44 14,48 »4 44 14.48 »Oo ^r«4. 40, LS «0 49 »0,82 80,48 Spant n 100 Pe«. 70,08 70,17 70,03 70.17 >)apan » Jon 1,992 8,896 1,9SL 1,996 (Mio de Janeiro i Mi r. 0,8-86 0,8 > 88 0,»OS 0.8O8 Oe.-Oeslerr. 100 Schilling 8<7o6 88,908 88,788 »4.908 -Prag ioo Ar. 12,379 14,899 12,878 18,898 ^«-vUawlen »00 Dinar 7,888 7,872 7,3s» 7,»72 vudapefi 100 Pengö 78,88 7809 72,9» 7S.08 oalgarien 100 Lewa 8.012 »,01b 8,011 8,023 6t a den 100 «deudo 17,8» 17,88 17,93 17,87 4-a«elg «1.84 »1.74 81,83 »1,49 z-vnftc^ndnropel S.IS4 8,188 8.184 8,138 Addon 8. 14 ».'28 8,844 ».8b 8 Lawinen in der Silvretta Von Editha Kühn Nachdem wir in Erfahrung gebracht hatten, daß die Silvretta da liegt, wo Tirol, Vorarl berg und die Schweiz Zusammentreffen, zogen wir ins Jnntal, um von Pians aus nach neun- stündiger Wanderung Ealtür und damit den Schlüssel zur Silvretta zu erreichen. Als wir in Landeck ankamen, erstanden wir auf dem Markt eine Riejenosterbretzel, die mein Sportgenosse wie der Junge im Struwwelpeter in der Hand trug. Dann machten wir uns auf den Weg ins Paznauntal, indem jeder, wie der selige Wandsbeker Bote, alles das Seine bei sich trug. Die Sonne brannte wie im Hochsommer. Wir sahen daher mit Interesse einen Wagen hinter uns näherkommen, den ein Schreiner mit neuen Möbeln beladen hatte. Bald saßen wir zwischen den Beinen des umgestiirzten Tisches und waren vergnügt, teils wegen der Fuhre, teils wegen des Frühlings. Auf den Wiesen sproßten blaue Krokusse, die Eebirgswässer schäumten, und die Kinder vor den Türen lach ten uns an — oder aus? Vor dem Dorfe See sperrte eine Riesenlawine das Tal. Wir folg ten mit den Augen ihrem Wege vom steilen Berggrat zur Sohle. Die Bäume des Hochwal des waren wie Streichhölzer geknickt. Ihre Trümmer ragten dort hervor, wo Zäune und Stadel unter Schneeströmen begraben lagen. Wir kletterten über den Lawinenberg und be dachten, auf einen der zerschmetterten Baumrie sen ruhend, dieses Memento der Lawinengefahr in der Silvretta. In Jschgl lud uns das patrizierhafte Gast haus zur Post mit seinen geschnitzten und ge malten Barockdecken zur Rast. Der Wirt er zählte uns von vier munteren Gesellen, die jetzt auf der Heidelberger Hütte hausten. Wir dach ten, die wären gute Gesellschaft für uns, belu den uns mit Lebensmitteln in Gestalt von Brot, Butter und Geselchtem und zogen über Firn schnee fünf Stunden aufwärts durch die Wälder und Fluren des Fimbertales, bis wir eine Vier telstunde hinter der Schweizer Grenze in 2256 Meter Höhe die Heidelberger Hütte liegen sahen. In der kleinen Küche sprangen in Rauch und Oualm vier braune Burschen herum, dem Dia lekte nach Münchner, die uns Sachsen zunächst mit Zurückhaltung beobachteten, dann aber freundlich mit den von ihnen eingeführten Sit ten und Gebräuchen bekannt machten. Wegen der Nachtkälte hatten sie die Matratzen in die Gast stube gebracht und die Lagerstätten auf den Tischen aufgeschlagen. Wir wollten gemeinsame Küche machen. Ich als einzige Dame sollte kochen, o je! und bekam zur Unterstützung den Spezialisten im Eierschmarren, einen langen Studenten, zugeteilt. Bald saßen wir friedlich bei Tisch, und die Münchner erzählten von ihren Unternehmungen und Plänen. Wir haben schon eine Menge Gipfel gemacht, ohne Unfall, trotz des Orakels. Welches Orakel? Wir kamen in München zu früh auf den Bahnhof. Da gingen wir noch zu einer Karten schlägerin. So abergläubisch? Das nicht. Sonst müßten wir allen Mut ver lieren. Wieso? Erzählen sie doch! Der lange P., mein Küchenhelfer, sagte lachend: Die Sibylle verkündete, einer von uns würde wegen eines Unfalles früher heimkehren müssen, und einer käme überhaupt nicht wieder. Das ist doch aber toll, so was zu sagen. Ich war betroffen. Die Lawine im Tal hatte mir zu denken gegeben. Der erste Teil der Prophezeiung sollte schon am nächsten Tage bei einer Skitour auf den Piz Roz in Erfüllung gehen. Das Wetter war ganz unsichtig, aber treibhauswarm. Die Sonne konnte man nicht sehen, wohl aber hinter dem Hellen Nebel ahnen. Keine Aussicht, aber ein verstauchter Fuß und ein verschwollenes Gesichr. Der Fuß gehörte dem jüngsten Münchner, einem Kaufmann, das Gesicht dem Sachsen. Unter dem Einfluß des eigenartigen Lichtes war es aufge trieben wie ein Pfannkuchen. Wenn man auf die Stirne tupfte, blieb eine Vertiefung zurück, wie im Kuchenteig. Elascht, meinten die Münchner. Der Kaufmann war für Skitouren erledigt. Wir andern erklommen noch manche Spitzen. Auf dem Piz Davo Sasse strichen eisige Sturm wellen über uns hin, die uns zu Boden drückten, wie auf dem Riesengebirgskamm. Aber da stan den die Eipfelriesen in strahlender Pracht. Die Täler streckten ihre Polypenarme bis weit in die Schweiz hinein, und greifbar nahe schienen die Silvrettagletscher bis zu den Höhen des Flucht horns und des Piz Vuin zu greisen. Im An gesicht dieser Wunderwelt dachten wir es uns schön, mit so geübten Alpinisten, wie es unsere Münchner waren, über das Schasbicheljoch nach dem Arlberg zu gehen. Aber die Sachlage änderte sich am andern Morgen. Dem Sachsen war das Gesicht und dem jungen Münchner der Fuß zu einem Luftballon angeschwollen. Außerdem hatte ich mir einen Husten zugelegt, der meine Gefährten die ganze Nacht im Schlafe störte. So hielten wir Kriegs rat. Das Ergebnis war: Der Münchner mit dem verstauchten Fuße, der Sachse mit der dicken Backe und ich mit dem Husten Behaftete sollten den Arzt im Tale aufsuchen. Während der Münchner dann nach Hause fahren sollte, gedach ten wir andern über Madlenes Haus und Wies badener Hütte auf die Dreiländerspitze zu steigen und über den Jamferner zur Jamtalhüttc abzu fahren, wo wir unsere Geführten wiedertresfen wollten. Mir wäre es lieber, du kämst mit mir heim, sagte der Freund zu P. Aber der lachte ihn aus Da unter den Blinden der Einäugige König ist, mußte ich als einzige Unverletzte vor- anfahren. Wieder war Elaschtwetter und Atangel an Fernsicht. Schätzung der Höhen unterschiede war nicht möglich. Scheinbar glatte Hänge entpuppten sich als tiefe Kuhlen, in die wir hineinsiclen. Mit ärztlichen Heilmitteln ausgestattrt, tra ten wir von Jschgl die Wciterwanderung durchs Paznaun an, während der Münchner sich von einem Bauernburschen heimbringen ließ. Ich kann wenigstens nicht mehr verunglücken als ich schon bin! rief er uns zu, als der Wagen mit ihm davonfuhr. Im Tal ließ der Glascht meines Begleiters nach. Das Gesicht nahm wieder menschliche For men und seine Laune rosige Farben an. Für die weiteren Schneeschuhfahrten hatten wir Führer bestellt, warteten aber in Wir! vergeb lich auf ihn. Wir lagen im Grase, wo die Christ rosen neben dem Schnee wuchsen. Aber unser Mann kam nicht. So brachen wir, viel zu spül für die lawinengefährliche Gegend, erst um 11 Uhr über die verschneiten Fermuntseen zum Madlener Haus auf. Die Sonne glühte auf den steilen Schneehängen des engen Hochtales, und wie Knattern eines Eewehrfeuers hörte es sich an, wenn Schneemassen von den Vergländern abrutschten und sich in kleinen Bächen oder grö ßeren Strömen über unseren Weg ergossen. Es war ein unheimliches Gefühl. Mir wurde ganz elend von der Hitze, vom Rucksack und von der Angst. Entsetzen packte mich eiskalt ans Herz, als mein Begleiter fünfzig Meter von mir von einer Lawine umgeworfen wurde. Sie bestand . us Schneekugeln, etwa solchen, aus denen die Kinder Schneemänner zu bauen pflegen. Er stand aber wieder auf, und wir kamen noch zweimal über ähnliche Schnoeklumpen, die vor unseren Füßen niedergingen. Der Führer mochte wohl gewußt haben, warum er heute nicht gekommen war. Als sich das Tal endlich weitete und wir zur Bielerhöhe aufstiegen, waren wir für heute der Lawinengefahr ent ronnen. Und wir atmeten lang und tief wie einst Schillers Taucher und begrüßten das himmlische Licht, das auf den Schneemassen des Madlener Hauses leuchtete. Erlöst streckten wir uns auf dem Huttendach aus und sahen einem Adler zu, der über uns im unendlichen Him melsraume seine Kreise zog. Endlich eine bewirtschaftet« Hütte, endlich ein Führer, der mir meinen Rucksack trug! Sonne in tiefblauem Himmel über herrlichem Schnee. Wir wurden hellbraun, dunkelbraun, schwarzbraun. Ohrläppchen, Nasen und Lippen schwollen im Sonnenbrand trotz des Einfettens. Von der Dreiländerspitze aus sah man die Zacken des Jamgletschers wie Zähne eines Rie senungeheuers aufragen. Als der Führer mich von einem Felsvorsprung zum Gletscher herunterließ, war das Seil zu kurz. Stand treten! brüllte er. Und ich trat mir auf dem Schnee der Felswand einen festen Standpunkt, soweit man überhaupt von einem festen Stand punkt reden kann! Mein Begleiter kam in einer Cchneewolke angefegt. Dann schwebten unsere Skier herab, und zuletzt der Führer. Vom Sturmwinde getrieben, ging es in Schußfahrt über verschneite Gletscherspalten auf und ab, wie über gefrorene Wellen eines Ozeans. Der Füh rer sauste vor uns her. Das Gelände kannte er zwar gut genug, um uns an gefährlichen Stel len vorllberzuleiten, aber die Kunst des Ski laufs beherrschte er nur im Grundriß. Wo er hinfiel, da blieb er liegen. Wir eilten erschrok- ken zu ihm. Ich ruhe mich nur aus, jagte er. Das be sorgte er wiederholt so gründlich, daß es dämm rig und harschig wurde, bis wir die Jamtalhütte erreichten. Der letzte steile Hang unterhalb des Ferners splitterte von Eisblüttchen. Diese Hütte war bevölkert von Innsbrucker Studenten, schwarz wie Feuerrüpel von dem Ofenruß, mit dem sie, als dem besten Mittel gegen Sonnenbrand, ihre Haut beschmiert hat ten. Von unsern Heidelberger Hiittenfreunden keine Spur, keine Nachricht. War es aus innerer Unruhe, war es wegen des glühenden Gesichtes? Ich konnte nachts nicht schlafen und ging ins Freie. Wie ein schwarzblaues, golddurchwirktes Zelt spannte sich der Nachthimmel über Gletscher und Berg wände. Das Mondlicht durchleuchtete die Elet- jcherränder, die jetzt wie zartgrüne Meereswogen schimmerten. Zeit und Ewigkeit schienen sich zu berühren. Der Lawinen eingedenk, fuhren wir früh morgens das Jamtal abwärts, in dessen Schnee- wüste noch von Weihnachten her zwei Skiläufer gebettet lagen. Am Ausgang des Tales hörte der Schnee auf. Dort stand ein Bildstöckel. Wir schauten gedankenvoll zu der verwitterten holz geschnitzten Heilandsgestalt auf, zu der wohl schon vieles Flehen und Dankesstammeln empör ¬ gestiegen sein mag. In Galtür jubelte der Frühling. Die Obst- bäume stäubten ihre Blütenblätter über uns hin. Schnee schmolz am Wegrands, wo di« Leberblümchen sproßten. Wir schulterten unsere Brettel und wanderten singend durch die blühende Herrlichkeit, froh, allen Fährnissen entrückt zu sein. Unterwegs kehrten wir ein. Der Wirt fragte uns nach dem Woher und Wohin. Als wir die Heidelberger Hütte nannten, stutzte er. Gestern sind die drei, die mit Ihnen dorr waren, in eine Lawine gekommen. Einer ist tot. Sie waren von einem Schneebrett herabge rissen worden, gut, daß sie die Skier getragen hatten. So hatte der'Kräftigste sich aus dem Schnee herausarbeiten können. Er hatte dann seinen Freund befreit. Mit Hilfe ter roten Lawinenschnur, die sie hinter sich herzuziehen pflegten, hatten sie den langen P. gefunden. Er war einig« hundert Meter herabgestürzt. Sein Kopf war auf Felsen aufgeschlagen und zer schmettert. Noch atmete er, als sie ihn fanden. Die Freunde trugen ihn ins Tal. Als der Arzt kam, war «r schon tot. Wir folgten ihren Spuren im Paznaun. In Jschgl, das ihren Uebermut gesehen, ließen sie einen Sarg machen und betteten den toten Freund hinein. Seine Skier legten sie ihm auf den Leiterwagen, der ihn nach Landeck zur Bahn brachte. Traurig gingen seine beiden Kamera den zu Fuß nebenher, die acht Tage zuvor mit ihm auf Abenteuer ausgezogen waren. Die Wir tin in Pians hatte Tränen in den Augen, als sie von dem traurigen Zuge erzählte. Das ist jetzt ein paar Jahre her. — So schön der Frühling in der Silvretta ist wer mag ihm nach solchem Erleben noch einmal trauen? AM von Luppen un6 Losten^ Dl? 8S?Sktung W »sisckUlüks Mi