Volltext Seite (XML)
Erschein« ,edrn Wochentag nachmittag» — Kernspr Str. ll Psstscheckkont» Leipzig 2S4S4 — Eeme'ndeglrokont» 14. — Bankkonten: Sominerz-un» Privat-Bank Zweigstelle Hohen» kein»Ernstthal — Darmstädter un» Nattonalbant Zwei-. Niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt elngesandt, Manuskript« werden nicht zurückgeschickt — Einsendungen ohne Namensnennung finden kein« Aufnahme un-AnMkr Bet Klagen, Konkursen, vergleichen usw wird der Brutto betrag tu Rechnung gestellt Zm Kalle höherer Gewalt — Krieg »der sonstiger irgend welcher Störung de« Betriebe« der Zeitung, der Lieferanten oder der BefördcrungSelnrich- mngen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreise« Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Generalanzeiger für Hohmsteln.Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Dersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, RüSdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Drumbach, Tirschhctm, Kuhschnappel, Et. Egidien, Wüstenbrand, Drüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa and Ruhdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Dekannttnachungen des Amtsgerichts, des Finanzamts und des Etadtrat» zu Hohenstein-Ernstthal, sowie del Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Rr. SS Ter Raum des Millimeter» Ser einlvaltiaen «»«eigen» icile kollct 6 Mg.. der einspaltigen Neklamezette 18 Ptg. Ftir den Nachweis werden 2b Goldpsennige berechnet. Montag, den 23. April 1928 Ve,u«svret» balbmvnatlich 80 Goldpfeanlgc einlchltefili» rrlierlod». 78. gahrg. Wilkins Verfliegt -e» Nordpol In 21 Stunden von Alaska nach Spitzbergen Ser französische AnMieWatt Berlin, 21. April Der gestern vom französischen Botschafter dem Ncichsaußenminister überreichte Vorentwurf der französischen Regierung für einen Kriegsächtungspakt enthält eine Präambel und 6 Artikel, die folgenden Wortlaut haben: Artikel 1. Die hohen vertragschliessenden Parteien erklären feierlich, ohne damit die Aus übung ihres Rechtes auf rechtmäßige Verteidi gung beeinträchtigen zu wollen, so wie dieser in den bestehenden Verträgen festgelegt ist, beson ders wenn solche Verträge die Verletzung gewis ser darin enthaltenen Bestimmungen einem feind lichen Akte gleichstellen, das; sie die Inan spruchnahme des Krieges verur teilen und auf ihn als Werkzeug der natio nalen Politik verzichten, d. h. zur Ausfüh rung einer persönlichen, spontanen und unab- hängigien politischen Handlung, die sie aus eige nem Antriebe vornehmen würden, ohne sich dazu durch die Anwendung eines Vertrages wie der Völkerbundssatzung oder irgend eines anderen beim Völkerbund eingetragenen Vertrages ver anlaßt zu sehen. Artikel 2. Die Regelung oder Entschei dung aller etwa zwischen den holen vertragschlie ßenden Parteien entstehenden Streitigkeiten oder Konflikte, welcher Natur oder welchen Ur sprungs sie auch sein mögen,, wird von den Be teiligten niemals anders als auf friedlichem Wege angestrebt werden. Artikel 3. Wenn eine der hohen vertrags schließenden Parteien diesen Vertrag ver letzen sollte, würden die anderen vertrags schließenden Mächte dieser gegenüber von rechts» wegen von ihren in dem Vertrage übernomme nen Verpflichtungen befreit sein. Artikels Die Bestimmungen dieses Ver trages beeinträchtigen in keiner Weise die Rechte und Pflichten, die sich für die vertragsschließenden Mächte aus früheren internationalen Uebereinkom- m e n, an denen sie beteiligt sind, ergeben. Artikel 5. Alle Mächte werden zum Beitritt zu diesem Vertrage aufge- sordert werden; der Vertrag wird erst in Kraft treten, nachdem er allgemein angenom men sein wird, es sei denn, Laß die unten be zeichneten Signatarmächte in Uebereinstimmung mit den inzwischen beigetretenen Mächten sich darüber verständigen, das Inkrafttreten des Vertrages trotz des Fehlens eiirzelner Beitritts erklärungen zu beschließen. Artikel 6. Dieser Vertrag soll ratifiziert werden. Die Ratifikationsurkunden sollen in hinterlegt werden. Innerhalb von drei Monaten nach der Hinterlegung der Ratifika tionsurkunde wird der Vertrag durch die Regie rung mit der Aufforderung zum Beitritt zur Kenntnis aller Mächte gebracht werden. Hieran schließen sich weitere technische Be stimmungen über die Ratifizierung und den Beitritt. Wie in politischen Kreisen verlautet, handelt es sich nin einen Vorentwurf, der im we sentlichen die bekannten französischen Vorbehalte zur Kelloggnotv enthält, die in die an sich klaren amerikanischen Grundgedan ken bereits hineingearbeitet sind. Die Note wird zurzeit noch geprüft. Ge genstand einer Kabinettssitzung dürfte sie vor läufig nicht sein, da Neichsaußenminister Dr. Stresemann sich schon in den nächsten Ta gen nach Bayern begibt, um dort den Wahl kampf der Deutschen Volkspartei persönlich zu leiten. Dr. Stresemann ist ja, wie bekannt, iy zwei bayrischen Wahlkreisen als Spitzenkandidat aufgestellt worden. / Oslo, 21. April Heute ging eine Drahtmeldung von Green Harbour auf Spitzbergen ein, daß der Amerikaner Wilkins, von Alaska kommend, dort gelandet sei. Zn seiner Begleitung befand sich Leutnant Eielson. Sie haben den Nordpol überflogen; wegen schlechten Wetters mußten sic auf einer kleine» Insel nörd lich von Spitzbergen zwischenlandcn und waren gezwungen, dort volle fünf Tage zu bleiben, ehe der Flug nach Green Harbour fort gesetzt werden konnte, wo sie heute um 11 Uhr eintrafen. Die Flugzeit über den Pol hat 21 Stunden in Ansprach genommen; Green Harbour liegt an der Westküste Spitzbergens und in Zentrum der Kohlenindustrie. Einzelheiten über Las Ergebnis des Fluges fehlen noch. London, 22. April Die Ueberfliegung Les Nordpols durch Wilkins und Eyleson in 21'/- Stunden Stunden wird nach Neuyorker Meldungen überall als ein Ereignis bewertet, das bisher alle Expeditionen ähnlicher Art In der Polar region in den Schatten stellt. Der Direktor der Amerikanischen Geographi schen Gesellschaft, Dr. Bowman, der den Flug förderte, erklärte, daß er ein« kurze Radio- und Kabelmeldung von Kapitän Wilkens erhalten habe, die besage, daß di« Flieger kein Land foststellten. Als der Hauptzweck des Fluges bezeichnete Bowman eine Ueberfliegung des Polarmeeres in einer Richtung, die die größte Wahrscheinlich keit für die Entdeckung von Land bot. Kapitän Wilkins habe daher beabsichtigt, bei Ueberflie gung des Polarmeeres einen Rechtskurs einzu halten und so ein Gebiet zu durchforschen, non dem man annahm, daß dort Land vorhanden ei. Kapitän Wilkins Flug habe diese Frage endgültig geklärt und gleichzeitig Klar heit über verschieden« Gebiete in Nordgrönland gebracht. Nach diesem Fluge sei sicher, daß, die lache Grenze des Polarmerres entlang der Küste von Sibirien ausgenommen, künftige Polar- orschungen kaum noch zu weiteren Landentdek- Nngen führen würden. Kapitän Wilkins habe nicht beabsichtigt, über den Nordpol selbst zu fliegen. Oslo, 22. April Ueber den Flug des Kapitäns Wilkins liegen nähere Meldungen nicht vor, da Wilkins vorläufig nicht wünscht, nähere Ein zelheiten zu geben. In Green Harbour, daß die Flieger nun erreicht haben, befinden sich zurzeit nur fünf Personen zur Bedienung der drahtlosen Regierungsstation und möglicher weise einige Wachleute. Green Harbour hat in den letzten Tagen bis 25 Grad Kälte und Schneefall gehabt. Frithjof Nansen erklärte bezüglich des Fluges, dieser müsse unter allen Umständen als eine großartige Tat be trachtet werden. Der australische Hauptmann Wilkins hat sei nen nach den Fehlschlägen der Jahre 1926 und 1927 mit zäher Energie festgehaltenen Plan einer Nordpolüberquerung von Alaska nach Spitzberg en nun doch zu einem glück lichen Ende führen können. Er wurde damit auch der erste, der ein Flugzeug über das ganze Nordpolarmeer hinwegsteuerte. Byrd, sein erfolgreicher Konkurrent aus dem Jahre des großen Ansturms auf den Nord pol, hatte seinen Vorstoß mit Bennett zusammen in einem dreimotorigen Fokker von Kingsbay aus unternommen. Er umrundete am 9. Mai 1926 in weitem Bogen die Stelle des Eismeeres, die nach seinen Berechnungen der nördlichste Punkt der Erde sein mußte, und warf die ame rikanische Flagge ab. Dann kehrte er in un unterbrochenem Fluge nach Spitzbergen zurück. Die wissenschaftliche Ausbeute war naturgemäß sehr gering. Drei Tage später erreichte Amundsens Luft- chiff-Expedition den Pol mit der „Norge". Aus der Führergondel warf Amundsen die norwegische, Nobile die italienische und E l I s- porth die amerikanische Flagge ab. Die „Norge" setzte dann ihren Weg fort. Sie war das erste Luftschiff, das das Nordpolarmeer in seiner ganzen Ausdehnung überflog, in um gekehrter Richtung wie jetzt das Flugzeug Wil kins. Die Fahrt der „Norge" vom Pol nach Point Barrow war bekanntlich äußerst schwie rig, da fast auf der ganzen Strecke Nebel lag und die Eisbildung an den Propellern die Hüll« des Luftschiffes gefährdete. Soweit Durchblicke auf das Meer cs feststellen ließen, wurde nirgends Land überflogen. Sehr ergiebig konnte die wis senschaftliche Ausbeute auch dieses Unternehmens nicht genannt werden. Nicht viel anders wird es bei dem Fluge Wil kens der Fall sein, wenn auch abzuwarten bleibt, ob die Flieger irgendwelche gegraphifch bemer kenswerte Entdeckungen gemacht haben. Wilkins berichtet Eigene Funkmeldung Neuyork, 23. April Ueber den Polarflug von Barrow in Alaska nach Green Harbour Svalbard über «ine Entfernung von 3400 Kilometer gibt Kapitän George Wilkins folgende Einzelheiten: Wir stießen schon beim Abflug infolge der starken Belastung des Flugzeuges auf Schwie rigkeiten. Dreimal brachen die Metall- kuven des Apparats, bis es endlich gelang, auf der 1300 Meter langen Abflugbahn einen guten Start zu bekommen. Während der ersten 750 Kilometer des Fluges war das Wetter gün stig, dann kam Nebel auf und entzog das „Land' für 150 Kilometer unseren Augen. Nach dem der Nebel überwunden war, flogen wir über offenem Wasser bezw. kleineren und größeren Eisspalten, die klar erkennen ließen, daß nir gends Land vorhanden war. Es waren dies Gegenden, die vorher noch von keinem menschlichen Auge erblickt worden waren. Die klare Sicht hielt bis ungefähr 350 Kilometer vor Svalbard an, dann durchflogen wir wieder eine dichte Wolkendecke und waren ganz auf unsere Instrumente angewiesen. Der Brennstoff hatte inzwischen bedenklich abgenom men, zudem verhinderte ein starker Schneesturm jede Sicht. Trotzdem gelang es Eielson eine glatte Zwischenlandung vorzunehmen. Fünf Tage später flogen wir wieder ab. Di« Schwierigkeiten beim Start waren wieder sehr groß. Zwischenlandung Fitzmaurices Neuyork, 22. April Einer Meldung aus Seven Island zufolge wurde das Ford-Motorflugzeug, das heute mor gen von Murray Bay mit Fitzmaurice und Er- satzteilen für die „Bremen" nach Greenly Is land abflog, durch schlechtes Wetter zur Landung auf Seven Island gezwungen. Die Frauen der „Bremen"-Flicger auf der Fahrt nach Ncuyork London, 22. April Die Frau des Befehlshabers der irischen Luftstreitkräftc, Fitzmaurice, begab sich heute nacht mit ihrer 6jährigen Tochter in Queens town an Bord des auf der Fahrt nach Neuyork befindlichen Dampfers des Norddeutschen Lloyd „Dresden", wo sie bei ihrer Ankunft von Frau Köhl, der Gattin des Piloten der „Bremen", herzlich begrüßt wurde. Vertreter der irischen Luftstreitmacht und d«r Neuyorker deutsch-amerikanischen Handelskörperschaften überreichten beiden Damen Blumensträuße. Auf eine Frage, di« sich auf die Gerüchte bezog, daß Fitzmaurice auf der „Bremen" zurückfliegen werde, erwiderte Frau Fitzmaurice: „Ich würd« nichts gegen einen solchen Rückflug versuchen. Warum sollte ich auch? Er weiß, was er zu tun hat." Köhl Ehrendoktor Braunschweig, 22. April Die Technische Hochschule Braunschweig hat Hauptmann Köhl, den Führer der „Bremen", in Anerkennung seiner Verdienste um die Luftfahrt zum Dr. - Ing. ti. c. ernannt. Ser Wahlaufruf -er Mischen Bollspartet Berlin, 22. April Der Zentralvorstand der Deutschen Volks partei hat heute den Wahlaufruf der Deutschen Volkspartei veröffentlicht, in dem es u. a. heißt: Die Deutsche Volkspartei war in der ver gangenen Eesetzgebungsarbeit an der Rcichs- regierung beteiligt, sie hat als Partei des Wie deraufbaues praktische Politik getrieben, um das Vaterland nach außen und innen besseren Ver hältnissen entgegenzuführen. Die Außen politik Dr. Stresemanns ist von der überwiegenden Mehrheit des deutschen Volkes als die einzig richtige anerkannt. Kein gerecht Denkender kann verkennen, daß im Lause weni ger Jahre sich Deutschland in der Welt eine ge achtete und gefestigte Stellung zurückerobert hat. Die von uns dauernd bekämpfte Kriegs- schuldlüge bricht unter den Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschung zusammen. Die von uns vertretene Verständigungspolitik hat schon zu fühlbaren Erleichterungen im be setzten Gebiet geführt. Darüber hinaus for dern wir vor allem die unverzügliche völlige Befreiung des Rhcinlan- des, Rückgabe des Saargebietes, eine erträgliche Gestaltung der Re parativ nsvcrpflich tun gen und Be seitigung der unmöglichen Grenzen i m O st e n. An dem Verlangen nach neuer findigkeiten hineingearbeitet hat. an Lem Wahlkampf ihrer Parteien als Redner teilzunehmen, sollen zunächst überhaupt keine Kabinettssitzungen stattfindcn. Es kann aber schon jetzt gesagt werden, daß Deutschland mehr zu dem amerika nischen als zu dem französischen Vorschlag neigt. Wie wir erfahren, vertritt man in maßgebenden Kreisen die Ansicht, daß der franzö sische Entwurf ohne sichtbare Notwendigkeit in Selbstverständlich können uns unsere Bemühun gen, mit Frankreich zu einer Verständigung zu kommen, nicht daran hindern, den amerikani schen Vorschlag selbständig zu prüfen und auf Grund dieser Prüfung eine Entscheidung zu tref fen, di« unserem Interesse entspricht. Wir wer den das gegebenenfalls Frankreich mit aller Höflichkeit wissen lassen. Da auch die übrigen Minister Anfang dieser, die klaren Grundsätze der Kclloggnote Spitz- Woche zum größten Teil Berlin verlassen, um findigkeiten hineingearbeitet hat.