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mich zitternd gegen die Treppe lehnte und nicht imstande I war. hinaufzugehen. Ich hörte das dumpfe Geräusch der! Schläge, den krachenden Zusammenstoß von Körpern, schwere Atemzüge und kurze rasche Schmerzensaus brüche. Es mußten sich wohl noch andere an der Verschwö rung gegen Kapitän und Steuermann beteiligen, denn aus den verschiedenen Geräuschen erkannte ich, daß Leach und Johnson schnell Verstärkung von ihren Kameraden ! erhalten hatten. „Ein Messer her!" schrie Leach. „Zerschlag ihm den Kopf!" rief Johnson. Aber nach dem ersten Gebrüll machte Wolf Larsen keinen Lärm mehr. Grimmig und stumm kämpfte er um sein Leben. Er war arg in der Klemme und fühlte, daß er trotz seiner ungeheuren Kraft keine Hoffnung hatte. ! Ich erhielt selbst einen deutlichen Begriff von der Gewalt des Kampfes, denn ich wurde von den umher- wirbelnden Körpern zu Boden geschlendert und bös ge quetscht. Aber es gelang mir, in der Verwirrung in eine leere Unterkoje zu kriechen, wo ich mich in Sicherheit befand. „Alle her! Wir haben ihn! Wir haben ihn!" konnte ich Leach rufen hören. „Wen?" fragten die, welche wirklich geschlafen hatten und jetzt, sie wußten nicht wie, geweckt worden waren. „Den blutigen Steuermann," antwortete Leach listig. Diese Auskunft wurde mit einem Freudengeheul begrüßt, und jetzt waren sieben starke Mann über Wolf Larsen. Ich glaube, Louis beteiligte sich nicht am Kampfe. „Was ist denn los da unten?" hörte ich Latimer durch ! die Luke Herunterrusen. Er war zu vorsichtig, um in diese Hölle der Leidenschaften herabzusteigen, die er in der Finsternis toben hörte. „Kann denn niemand ein Messer finden? Ein Messer, ein Messer!" flehte Leach. Die große Zahl der Angreifer verursachte Verwir- rung. Sie hinderten sich gegenseitig, ihre Kräfte zu ent falten, während Wolf Larsen, der nur ein Ziel kannte, dadurch gewann. Dieses Ziel war, sich bis zur Luke durchzuschlagen. Obgleich völlige Finsternis herrschte, konnte ich durch das Geräusch seine Fortschritte verfolgen. Endlich hatte er die Treppe erreicht und was er jetzt tat, vermochte nur ein Niese zu tun. Zoll für Zoll zog er sich, allein durch die Kraft seiner Arme, aus dem Haufen von Männern heraus, die ihn umklammert hielten. Und dann arbeitete er sich, Stufe um Stufe, mit Händen und Füßen die Treppe hinauf. Das allerletzte sah ich. Denn Latimer, der endlich eine Laterne geholt hatte, hielt sie so, daß sie die Treppe hinableuchtete. Wolf Larsen mußte beinahe oben sein, wenn ich ihn auch nicht sehen konnte. Allein sichtbar war der Klumpen von Männern, die sich an ihn klammerten. Der Klnmpen zappelte wie eine ungeheure Spinne mit vielen Beinen und schwankte hin und her mit dem Rollen des Schiffes. Aber Zoll um Zoll, mit langen Pausen dazwischen, hob sich der Klumpen. Einmal taumelte er und schien herabzustürzen, aber er gewann den verlorenen Halt wieder und kroch weiter. „Wer ist da?" rief Latimer. Im Schein der Lampe konnte ich sein bestürztes Gesicht herabblicken sehen. „Larsen," hörte ich eine gedämpfte Stimme inmitten des Klumpens. Latimer streckte die freie Hand herab. Ich sah eine andere Hand emporschncllen und die seine packen. Latimer zog und die nächsten Stufen wurden im Sturm genommen. Tann streckte sich die andere Hand Wolf Larsens empor und umklammerte den Rand der Luke. Der Klumpen pendelte zurück und die Treppe war frei, während die Männer noch an dem fliehenden Feinde hingen. Sie begannen abzufallen, einige wurden von dem scharfen Lukenrand abgesegt, andere mit den Füßen fortgestoßcn. Leach war der letzte, der löslich. Er fiel kopfüber auf seine am Boden krabbelnden Kameraden. Wolf Larsen und die Laterne verschwanden und wir blieben im Dunkeln zurück. * * * Fluchen und Jammern ertönten, als die Männer am Fuße der Treppe wieder auf die Füße zu kommen versuchten. „Kann nicht jemand ein Streichholz anzündcn, mein Daumen ist ausgerenkt," rief einer der Leute, namens Parsons, ein dunkelhäutiger, melancholischer Mann, Standishs Steuerer — in demselben Boot, dessen Puller Harrison war. „Die liegen irgendwo am Mastfuß herum," sagte Leach und setzte sich aus den Rand seiner Koje, in der ich mich verkrochen hatte. Man suchte nach Streichhölzern, dann wurde eines angezündet und die Lampe flackerte auf, trübe und rauchig. In ihrem geisterhaften Schein bewegten sich barfüßige Männer und sahen nach ihren Wunden. Oofty- Oofry packte Parsons Daumen, zog daran und ließ ihn wieder ins Gelenk schnappen. Dabei bemerkte ich, daß der Knöchel des Konaken aufgeschlitzt war. Er zeigte die Wunde und erklärte mit einem Grinsen, das seine pracht vollen Zähne zeigte, er hätte sie bekommen, als er Larsen auf den Mund schlug. „Also du warst es, du schwarzer Schurke?" fragte Kelly kriegerisch. Er drängte sich mit streitsüchtiger Miene an Oofty-Oofty heran. Ter Kanake sprang in seine Koje, war mit einem zweiten Satz wieder da und schwang ein langes Messer. „Ach, leg' dich nieder, sonst setzt es was," mischte Leach sich hinein. Trotz seiner Jugend gab er offenbar in der Back den Ton an. „Geh. Kelly, laß Oofty in Ruhe. Wie sollte er denn im Dunkeln erkennen, daß du es warst?" Kelly murmelte noch etwas und beruhigte sich dann, während der Kanake dankbar lächelnd die Weißen Zähne fletschte. Er war ein schönes Geschöpf und wirkte bei nahe weiblich durch die angenehmen Linien seiner Ge stalt; Sanftmut und Verträumtheit lagen in seinen großen Augen, die seinen wohlverdienten Ruf für Streit- und Rauflust Lügen zu strafen schienen. „Wie ist er entwischt?" fragte Johnson. Er saß aus dem Rande seiner Koje, seine ganze Stellung drückte äußerste Niedergeschlagenheit und Hoff nungslosigkeit aus. Das Hemd war ihm im Kampfe völlig vom Leibe gerissen und das Blut troff ihm aus einer klaffenden Wunde in der Backe auf die nackte Brust herab. „Weil er der Teufel selber ist, wie ich immer gesagt habe," meinte Leach, dann sprang er, wütend über die Enttäuschung und mit Tränen in den Augen, auf. „Und nicht einer von euch konnte ein Messer bringen!" klagte er immer wieder. Aber die anderen hatten große Furcht vor den zu erwartenden Folgen und achteten nicht auf ihn. „Wie kann er wissen, wer's war?" fragte Kelly und sah sich mit einem blutgierigen Blick um, „es sei denn, daß einer von euch aus der Schule schwatzte." „Er braucht euch ja nur anzusehen," entgegnete Parsons, „ein Blick genügt ihm." „Wir sagen, daß wir ihn für den Steuermann hielten," meinte einer. Leach und Johnson beteiligten sich nicht an der Unterhaltung, es war klar, daß ihre Kameraden sie als Leute ansahen, für die das Schlimmste unvermeid lich, ja, deren Lage ganz hoffnungslos war. Eine Weile hörte Leach ihre Befürchtungen und Vorwürfe mit an, dann aber brach er los: „Ihr langweilt mich! Schöne Genossen sei>> ihr! Wenn ihr etwas weniger geschwatzt und etwas mehr ge- > tan hättet, dann wäre es ze-t ge^a,,!. mir nicht einer, nur ein einziger, ein Messer geben, als ich danach rief? Jetzt jammert und klagt ihr, als ob ! er euch totschlagen würde, wenn er euch erwischt! Ihr wißt verdammt gut, daß er das nicht tun wird- Er kann ! es gar nicht. Hier gibt es keinen Heuerbas und er braucht euch bei seinem Geschäft, ihr seid ihm unent behrlich. Ich und Johnson werden die Suppe aus zulöffeln haben. Jetzt geht in eure Kojen und haltet den Mund, ich möchte ein bißchen schlafen." „Das ist schon richtig, ganz richtig," meinte Parsons. „Mag sein, daß er uns nichts tut, aber denkt an meine Worte: von heute an wird dieses Schiff ein Zucht haus sein."