Volltext Seite (XML)
UOjMiMMügM undAnzeiM Hohenstein-Ernstthaler Zettung» Nachrichten und Neueste Nachrichten Bel Liegen, Lonkurle», vergleichen »la »irt der Brutto betrag t» Rechnung gestellt Hai A»lle HSHerer »ewatt — Lrteg »der I»nsttg«r irgend «kicher Störung ded verriebe« der Zettung, der Lteseranttn oder dei VesiirderungSelnrich- muge» — Hal d«, vezlehrr keinen Anspruch aus Lteserung »der Nachlieserung der Zeitung »der Mts Rüchahlmiq dei Bezugspreise» Arschelnl ,«drn Wochentag nachmittag« — Fernspr Rr. 11 Postscheckkonto Leipzig 93 »61 — Kemeindegirokont» l«. — Bankkonten: Lommerz- and Privat «Bank Zweigstelle Hohen stein - Ernstthal — Darmstadter und Rationalbani Zwetg- ntederlasiung Hohenstela-irrnsNhal. — Unverlangt eingesandt« Manuskript, werde» »lch« zurückgeschickt — Einsendungen ohne Nainensnrnnung finden kein, Aufnahme Generalanzeiger für Hohenstein «Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Dersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, RüSdorf, Langenberg, MetnSdorf, Fallen, LangenchurSdorf, Reichen, bach, Callenberg, Grumbach, Tirschhetm, Kuhschnappel, Et. Egtdien, Wüstenbrand, Drüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Dieses Blatt ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts de» Finanzamts und de« Gtadtrat« zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 89 Ter Naum de» Millimeters der einlvalttgen An»eiacn- ,ctle kostet 8 Ptg.. der einspaltigen Neklamezeile Ist Pf». Für den Nachiveis werden 2ki (i-oldpsennige berechnet. Montag, den 16. April 1928 78. IMg. veiuaSvretS balbmonatltch 88 iSoldoieonige eiiichltesilich Trtloerlob». Die 2leberquerung des Ozeans Die deutschen Flieger noch auf Greenly Island — Noch keine Verbindung durch Schiff und Flugzeuge Berlin, 16. April So wichtig einige politische Begebenheiten heute auch sein mögen, man wird über sie hinweg sehen und ihre Behandlung späteren Tagen über lassen, denn im Augenblick wird alles, was über haupt in der Welt Interesse wecken kann, zurück- gedrängt durch die kühne Tat des deutschen Flie gers Hauptmann Köhl und seiner beiden Mit reisenden. Zum ersten Mal ist es gelungen, den Ozean in d e r O st-We st - R i ch 1 u n g zu überqueren und zwar mit einem Flugzeug. Bisher hat nur das Zeppelin-Schiff, das für Amerika bestimmt war, Las große Wasser von Europa aus überbrücken können. Als nach den erfolgreichen Flügen amerikanischer Flieger, zu erst des Amerikaners Lindbergh, so dann Cham berlins und Levines und schließlich des Fliegers Byrd die Möglichkeit festgestellt war, den wei ten Weg über den Ozean mit einem Flugzeug zu finden, herrschte unter maßgebenden und unbe kannten Fliegern gewissermaßen die einzige Sehnsucht, ebenfalls einmal den Flug über das große Wasser zu wagen. Von Amerika nach Europa war er gelungen. Der Ehrgeiz ging nun dahin, in umgekehrter Richtung den Ozean zu bezwingen. Alle Versuche aber scheiterten, und viele Opfer ruhen heute, verschollen, im nassen Grab. Man weiß nicht, wo das Flugzeug „Ra phael" mit dem englischen Oberst Minchin, Sap- tain Hamilton und der Prinzessin Löwenstein- Wertheim geblieben ist. Ebenso sind verschollen die Flieger Nungesser und Collin, die als erste überhaupt den Flug über den großen Teich wag ten, und schließlich weiß man nicht, wo sie geblie ben find, die in diesem Frühjahr aufstiegen, Cap- tän Hinchcliffemit seinerBegleiterinElsieMackay. Sie alle ruhen, eingetragen zwar in der Liste kühner Pioniere, unbekannt im unendlichen Meer. Viele andere, so auch die „Bremen" und „Europa" von Deutschland aus, haben den An satz zur Ueberquerung des Ozeans gemacht, sind aber noch rechtzeitig umgekehrt in der Erkennt nis der Schwierigkeiten, die das Wetter bot. Man hat, nach den vielen Mißerfolgen, nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern, die Frage erwogen, ob nicht amtliche Maßnahmen ergehen sollten, die die Ueberquerung des Ozeans als unzulässig ver boten, aber schließlich bisher davon abgesehen. Man weiß, daß von verschiedenen Seiten darauf hingcarbeitet wurde' auf Grund der bisher ge machten Erfahrungen Flugzeuge zu schaffen, die für einen Ozcanflug geeignet sind, und es wird behauptet, daß Hauptmann Köhl sich lange und eingehend mit der Frage beschäftigt hat, wie das Flugzeug beschaffen sein muß, das den Weg über den großen Teich wagen könne. Welche Abwei chungen sein Flugzeug von den übrigen, die bis her gestrandet sind, aufmeist, weist man nicht, aber der Erfolg dieses kühnen deutschen Fliegers läßt vermuten, daß er bei den Verbesserungen feines Flugzeuges ungefähr das Nichtige getrof fen haben muß. Setzt man dieses voraus, und beachtet man, daß es einem der besten Flieger überhaupt dennoch nicht gelungen ist, das ge steckte Ziel in der Ost-West-Richtung, also von Europa nach Neuyork, zu erreichen, so wird man der lloberzeugung werden, daß noch lange und eingehend gearbeitet werden muß, um Flug zeuge zu konstuieren, die den Widerwärtigkeiten des Ozeanflugcs gewachsen sind. So viel steht jedenfalls auch nach diesem Erfolgflug der deut schen Flieger fest: Die Wötlerverhältniste auf dem Ozean von Ost nach West sind derart un sicher und unzuverlässig, derart widerwärtig und gefahrvoll, daß jedes Unternehmen mit unzu länglichen Mitteln erfolglos bleiben muß. Und gerade deshalb, weil es dem kühnen Flieger Köhl trotz der erkennbaren Schwierig keiten gelungen ist, sich 35'/- Stunden etwa durch Sturm, Regen, Eis und Schnee zu schla gen, muß man die Tat hoch anerkennen und sich des Erfolges freuen. Wir haben ja alle ge bangt, als wir in Ler Nacht von Freitag zu Sonnabend auf die Meldungen über die An kunft der „Bremen" in Neuyork vergebens war teten und schließlich von der Landung oben in Greenly Island hörten. Das war eine Be freiung und diese Meldung löste nicht nur den Jubel in Deutschland, sondern wahrscheinlich in der ganzen Welt aus, die nach Len vielen Miß erfolgen bei der Ozeanüberque.ung >n der Rich tung Europa—Amerika Len regsten Anteil an diesem Pionierflug nahm. Die Erfahrungen, die Hauptmann Köhl bei diesem Fluge gemacht haben wird, werden von unschätzbarem Werte sein, und hoffentlich hören wir bald seine Be richte, was auch deshalb notwendig ist, da sie viele, die vielleicht durch diesen Flug zu einem ähnlichen Unternehmen angestachelt worden sind, letzten Endes von ihrem Unternehmen abhalten können. Selbstverständlich werden, man kann davon überzeugt sein, auch die fachmännischen Warnungen eines Köhl einige Flieger nicht ab halten können, das Wagnis zu unternehmen, das den sicheren Tod bedeutet, aber immerhin werden diese Erfahrungen doch vielen zu denken geben, und vor allem werden sie wahrscheinlich die Grundlage für den Bau eiyes wirklich ozean festen Flugzeuges ergeben. Ueber die Einzelheiten des Fluges, die Widerwärtigkeiten und die Gefahren, über den chweren Kampf der Flieg:r, bis zur Erschöpfung, weiß man bereits durch die schnell arbeitende amerikanische Nachrichteiübermittelung. Wir können deshalb nur eine allgemeine Betrachtung dieses „Bremen"-Fluges geben, der schließlich nicht ruhmgekrönt und stürmisch begrüßt von den wartenden Neuyorkern endete, sondern oben im Labradoreis. Diese Betrachtung aber hat nicht nur die Würdigung und die Anerkennung der kühnen Tat dos Hauptmanns Köhl zu brin gen, sondern, was wir schon oben gestreift ha ben, eine Beurteilung der Frage, ob es überhaupt ratsam ist, durchaus mit Len jetzigen Flugzeug typen den Weg über den Ozean zu suchen. Das Material, das Hauptmann Köhl als ein erfahre ner Flieger den Fachleuten zur Verfügung stel len wird, wird von diesen eingehend geprüft und untersucht werden, ob es menschlichem Können überhaupt jemals gelingen wird, ohne Gefahr im Flugzeuge den Atlantik zu beherrschen. Daß einmal die Zeit kommen wird, wo der Weg im Flugzeug eigenster Konstruktion über den Ozean in aller Ruhe und Beschaulichkeit übernommen werden kann, ist selbstverständlich. Wir brauchen a nur daran zu denken, wie lange die Schiff ahrt daran arbeiten mußte, um solch» Schiffe zu rauen, die eine gewisse Sicherheit gewährleisten. Wir müssen uns auch vor Augen halten, daß die Luftschiffe auch für den Landfjpg nicht mit einem Schlage reif waren, sondern zunächst viel Er fahrung, in der Hauptsache geholt durch kühne Piloten, zu sammeln war, ehe es gelang, die Flugzeugtypen zu bauen, die heute die Welt überfliegen und einen Rekord nach dem anderen aufstellen, die fast gar keine Unfälle mehr kennen und prozentual mit dersel ben Sicherheit den Passagier ans Ziel bringen wie die Eisenbahn. Und wir können auch zurück- schauen auf die langjährigen Arbeiten des Gra fen Zeppelin, auf seine vielen Mißerfolge, bis es ihm gelang, ein Luftschiff zu bauen, dem Wind und Wetter nichts anhaben kann. Gewiß also kommt, wie gesagt, die Zeit, da man von einem Ozeanflieger nicht mehr viel reden wird, weil es eine, Tageserscheinung ist. Wir fürchten aber, daß wir in der nächsten Zeit von voreiligen Pi loten zu viel in Unruhe gehalten werden, und deshalb wäre es angebracht, wenn tatsächlich von den einzelnen Negierungen bestimmte Vorbe dingungen für die Zulassung zum Ozeanflug auf gestellt werden würden. Demnach mischt sich in die Freude über das Gelingen dieser Ozean überquerung das große Bedenken, das wir schon seit den ersten Versuchen gehabt haben: Es könn en zu viel Unberufene sich als Pioniere an sehen und die an sich unruhigen Zeitkäufe durch ihre Ozeanflugunternehmungen noch mehr in Wallung bringen. * Ein Gespräch mit Frau Hauptmann Köhl Frau Hauptmann Höbt batte die Frcmid- limkctt, unsere» Berliner Vertreter am Fret- taa abend, als Berlin noch in dem 0Uau- ben war. dab die Klicaer in der nächsten halben Stunde glücklich landen wurden, empfange». Nachstcbmd schildert unser M arbettcr leine Eindrücke: Eine stille, winkelige Nebenstraße in Süd tempelhof, spärlich beleuchtet, Vorgärten vor den Häusern, nur auf einer Seite bebaut. Au der anderen schimmert ein Wasserspiegel durcl die Bäume. Fast das letzte Haus ist Nr. 12. Drei Treppen hinauf. Ein schlichtes Messing schild mit der Aufschrift „Köhl". Man klingelt. Eine Dame macht auf: Frau Hauptmann selbst. Sie bittet hinein, stellt vor: Außer ihr sind nur noch eine ältere Dame, ihre Mutter, und ein Verwandter anwesend. Frau Hauptmann Köhl ist selbstverständlich in größter Erregung. Das merkt man ihr an, obwohl sie sich meisterlich zu beherrschen versteht, und obschon in diesem Augenblick ja die schlimmste Spannung vorüber war. So glaubte man wenigstens. Frau Hauptmann Köhl: Eine Dame in der zweiten Hälfte der zwanzig, der dunkle, wellige Bubenkopf bietet einen'pikanten Kontrast zu dem marmorweißen Gesicht. Die Hände zittern, als man sie glückwünschend faßt, ihr Bewunde rung über die Leistung ihres Gatten ausspricht. Frau Kühl ist demütig, stolz, dankbar. „Ich habe es immer gewußt, daß er etwas kann", agt sie. „Aber daß ein Mensch das zu leisten imstande ist . . .!" Bescheiden fügt sie hinzu: „Es war wohl auch ein gut Teil Glück dabei." „Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige", sage ich, und ein warmer Händedruck zeigt, wie sehr ie im innersten Herzen auch dieser Meinung ist. Ununterbrochen klingelt das Telephon. Der Norddeutsche Lloyd meidet, daß die „Bremen" über Boston gesichtet sei. Wieder ein erlöstes Aufatmen. Frau Köhl kramt ein Albuin aus oem Schrank, zeigt Bilder von sich und ihrem Mann. Dazwischen spielt das Radio Eesell- chaftsmusik „zur Nervcnberuhigung". Man will nicht weiter stören. Aber noch eine Frage: „Werden Sie hinüberfahren, gnädige Frau?" Da ist die Dame plötzlich ein Kind, das sich freu dig dem Willen des Stärkeren zu fügen bereit ist. „Wenn er es mir erlaubt — aber er wird schon!" Noch ein Händedruck, ein Hackcnzusam- menklappen, und man steht wieder draußen aus der stillen Vorortstraße. Und dann kamen die furchtbaren Stunden, in der alle guten Nachrichten dementiert wur« den, in denen schon jede Hoffnung aufgegeben schien. Und man dachte immer nur zwischen all den Depeschen und Anrufen an die junge Frau dahinten in Tempelhof. Und so aus all dem Denken quoll die Erkenntnis hervor, daß aller Ruhm und alle Ehre niemals das ausgleichen werden, was diese Frau in dieser Nacht gelit ten hat. Nun ist alles gut. Die Qualen sind verges sen, und Frau Köhl wird in diesen Tagen nach Neuyork hinüberfahren. Der Ruhm ihres Gat ten ist heute im Munde der ganzen Welt. Wenn man ihn nennt, sollte man aber auch seiner Frau ehrenvoll gedenken. Es ist nicht schwerer, in «in Flugzeug zu steigen und den Ozean zu über queren, als daheim zu sitzen und zu warten und zu bangen, und zu bangen und zu warten. Die Flieger wollen weiter Neuyork, 15. April Bei Hertha Junkers traf von den Flie gern auf Greenly Island ein Telegramm eia, worin sie ihr Erstaunen ausdrücken, Laß ihre bisherigen Telegramme, worin sie um Ersatzteile gebeten hätten, nicht beantwortet seien. Es handelt sich um einen Propeller, Gleitschritten und 700 Kilo gramm Benzol. Hertha Junkers und Direktor Schüngel vom Norddeutschen Lloyd haben geatnwortet: „Ben zol folgt. Hertha Junkers wird von Neuyork nach Montreal fliegen, sobald es das Wetter erlaubt und wird von dort aus weitere Entscheidungen treffen. Wir halten Euch über weitere Entwicklung und Pläne auf dem Laufenden. Bitte Telegramme an Nord deutschen Lloyd Neuyork schicken." Auch dieser Funkspruch von Greenly Island beweist, daß die Flieger ohne Hilfeleistung nicht wieder aufsteigen können und daß die am Sonn abend abend verbreiteten Gerüchte, sie würden die „Bremen" selbst ausbessern und dann rvei- :erfliegen, unzutreffend sind. Wie man inzwi- chen erfahren hat, mußte die „Bremen" am Freitag vier Stunden im Nebel um her i r r e n, ehe sich die Besatzung zum Nieder gehen entschloß. Die Verständigung auf dem Funkwege ist sehr zeitraubend, da alle Mittei lungen erst meilenweit mit Hundeschlitten zur nächsten Funkstation geschafft werden müßen. Daraus erklärt sich auch das Erstaunen der Flie ger über die angebliche Nichtbeantwortung ihrer Unterstützungsrufe. Daß man in Amerika und Kanada alle Anstrengungen macht, die Bremen leute aus ihrer unangenehmen Lage zu be- reicn, beweisen zahlreiche Meldungen, die aber auch zugleich die S ch wi e r i g k e i t e n erkennen lasten, die sich jedem Annäherungsversuch an die im Eis und Schnee begrabene Insel cntgegen- tellen: Neuyork, 15. April Der kanadische Eisbrecher „Montcalm" kommt nur mit großer Mühe vorwärts. Heute morgen 5 Uhr 30 Minuten Lokalzeit wurde er bei North Sidney (Neufundland) gemel det. Er ging nicht vor Anker und setzte seine Fahrt in nördlicher Richtung fort. Um 11 Uhr wurde er auf der Höhn der Insel Anticosti gesichtet. Es erscheint sehr zweifelhaft, daß er die Eisdecke nach Greenly Island zu durchbrechen vermag.