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Oer Relteröegen. Eine sonderbare Geschichte. Von Hans Langkow. (Nachdruck verboten.) „Lieber Junge," sagte der Hausherr zu seinem Freund Arnim Bredow, „ich muß dich jetzt für eine Stunde allein lassen, eine dringende Angelegenheit ruft mich nach der Stadt. Hier, das neueste Stück meiner Sammlung mag dir Gesellschaft leisten." Und damit wies er auf den alten Rei terdegen, der mitten auf dem altdeutschen Tisch lag, mit seinem seltsam glitzernden, riesigen Korb und der immer noch geschmeidigen Klinge mit den seltsamen rostbraunen Flecken. Arnim lachte. „Ich halte es lieber mit deinem Rotwein. Solch altes Ding interessiert mich nicht. Tote Gegenstände haben für mich kein Interesse." Er warf sich in den Sessel am Kamin, in dem ein Holzfeuer lustig prasselte. „Ich mache Dämmerstunde!" „Tue das," erwiderte der Freund. „Vielleicht erfährst du auch einmal, daß nicht alle toten Gegenstände tot sind, sondern auch sie ein seltsames Leben haben. Und das zu erfahren, das zu erleben, dazu gehört wohl ein besonderer Sinn und eine besondere Stimmung." Und dann ging er. Arnim Bredow war nun allein. Langsam war es immer dunkler und dunkler geworden. Die Flammen des Feuers warfen seltsame Schatten auf. Es regte und bewegte sich zwischen den alten Möbeln. Das alte Silbergeschirr glänzte und funkelte im Scheine der Flammen. Und auch der alte Reiterdegen, der auf dem Tisch lag, blitzte gar eigenartig. Arnim warf einen nachdenklichen Blick dort hin. Ob er wohl wirklich erzählen konnte? Da war es ihm plötzlich, als bekäme die alte Waffe ein gar seltsames Leben. Eie klirrte, und es klang dazwischen wie das Traben von Rossen und wie ein Helles Trompeten- fignal. Arnim Bredow schloß die Augen. Ihm war es, als sähe er eine weite, weite, sonnenbeschienene Heide mit wil den Ellernbüschen, die hier und da standen. Ein Reiter jagte über die Heide, mit blondem Haar und blitzenden blauen Augen, gar seltsam die Tracht. Er trägt das Koller der Schwedenreiter, ein weister Spitzenkragen leuchtet, blau und gelb die Feldbinde. Die Sturmhaube hat er verloren im eiligen Ritt. Und in der Innentasche des Kollers, da ruht die wichtige Botschaft, die zu des Königs Heer muh. Da regt es sich drüben hinter den Ellernbüschen. Vier, fünf Reiter brechen hervor. Wilde, struppige Gesellen. Wegelagerer, Marodebrüder, vielleicht auch ein Trupp feindlicher Reiter, der ausgesandt ist, um den Boten zu fangen. Der kann nicht ausweichen, zieht die lange Reiter pistole aus dem Halfter. Ein Schuh hallt über die Heide. Drüben sinkt einer aus dem Sattel. Der junge Reiter greift an die Linke. Im Sonnenschein funkelt der Stahl des Degens. Fest sitzt die Faust im mächtigen Degenkorb. Auch drüben blitzen die Klingen. Noch einer sinkt vom Pferde. Doch der Gegner sind viele, drei gegen einen. Ein feindlicher Säbelhieb trifft den jungen Boten leicht über der Stirn. Er wankt im Sattel, scheint verloren. Da bricht ein anderer Neitertrupp aus den Büschen. Die wil den Gesellen sprengen davon. Der junge Reiter ist gerettet. Arnim Bredow schreckt empor. Der Freund ist wieder in das Zimmer getreten, da klingt ihm aus dem Dunkel die Frage entgegen: „Sage, wem mag der Degen früher gehört haben?" „Ja, das habe ich vergehen dir zu sagen: der Althänd ler meinte, der Degen habe mal einem Bredow gehört." Sinnsprüche. Bei der Arbeit recht Beginnen, Beim Genießen rechter Schluß. * Was du nicht tust, wird auch sich strafen; Nur Arbeit kann den Lohn erwerben. Wer nicht gewacht hat, kann nicht schlafen; Wer nicht gelebt hat, kann nicht sterben. * Erfüllen muß die Menschheit ihre Sendung Zum ruhelosen Streben nach Vollendung; Du aber siehst, anstatt ihr Dorwärtswallen, . Oft nur Ler Menschheit Schatten rückwärts fallen. Geltfame Frauensitten aus aller Wett. Eine abergläubische Eigentümlichkeit der Frauen der vulkanischen Insel Nauru ist, daß diese wilden Schönen niemals Speisen genießen, die ihre Söhne vorher angerührt haben. „Alte Jungfern" gibt es bei den Frauen des Papua stammes nicht. Im Alter von neun höchstens zehn Jahren muß geheiratet werden. Ueppigste Formen gelten bei dem Naurustamm als unerläßlich. Töchter und Frauen des Häuptlings werden sogar gemästet und bieten dann dem staunenden Auge des Europäers ein abstoßendes Bild dar. Die jungen Hereromädchen werden zur Zeit der Reife ihrer beiden unteren Schneidezähne beraubt; die darüber- sitzenden werden zu einem umgekehrten römischen V ge raspelt und gefeilt. Trotz ihrer gewöhnlichen Beschäftigung tragen die Frauen einiger Volksstämme am Himalaya gebirge kostbare Fuß- und Armspangcn, die mit Edelsteinen besetzt sind. Auch prächtige Nasenreifen sind beliebt. Buddhistische Nonnen pflegen bei ihren Zusammenkünf ten eine Eebetmühle in emsiger Umdrehung zu erhalten. Das Unerhörteste für unsere Kulturbegriffe leisten sich die Frauen vom Sakaistamm: Sie nähren nämlich häufig neben ihren Säuglingen auch kleine sogenannte Peckari- schweinchen mit. Der Stamm haust auf Malakka. Wahre Armrüstungen, die aus Messingdrkht und Mu schelschalen hergestellt sind und an die Armberge unserer alten Ritterrüstungen erinnern, tragen die Dayakfrauen auf Borneo. Ein Bysaiermädchen auf den Philippinen hält erst dann Hochzeit mit ihrem Geliebten, wenn er einige Jahre lang bei ihr erniedrigende Dienste verrichtet hat. Eine starke Raucherin ist die Tagalin, die einem Stamm angehört, der ebenfalls auf den Philippinen heimisch ist. Die Tagalin bevorzugt aber, ähnlich den Frauen einzelner Jndianerstämme, schwerstes Kraut, in Form von Zigarren. Näisel-Ecke. Palindrom. Sei stets mit Geist, mit Fuß und Hand, Was ich besag' im Leben. Hast du die Zeichen umgewandt, Werd' einen Fluß ich geben. Homonym. Ich trage festes Panzerklerd Und wohn' in dunkler Klause. Hat man dem Tode mich geweiht, Dien' ich zu leckerm Schmause. Weist mich ein Glied des Leibes auf, Dann ist's darum geschehen; Blickst du zum Sternenzelt hinauf, Wirst du mich strahlen sehen. Zahlen-Problem. Auflösungen aus letzter Nummer. Logogriph: Biber. Tiber. Depeschenrätsel: Bogen, Ente, Engel, Tafel. Holland Orgel, Veilchen, Eule, Nebel — Beethoven.