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Nr. S6. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 8. Mai 1S15. Seite 2. Oestlicher Kriegsschauplatz. (WT.-B.). gez. Behncke. OErMLÄLS uns SSÄ»?lsÄdss. Pulsnitz. (Hindenburg-Abend) Hinter uns lieg eine Woche gewaltigster Hinbendurgischer Siege. Dankbarkeit erfüllt unsere Herren über die neuen Erfolge im Osten. Da kommt die bindenburgfeier, die morgen abend auf Anregung des städti schen Kciegshisisausschuffe» statlfindst, zur rechten Stunde. Möge die Bewohnerschaft unserer Stadt durch zahlreichen Be such der Veranstaltung ein würdiges Gepräge geben. Pulsnitz. (Für die Ortsgruppe Pulsnitz vom RotenKre u z) sandte Herr Feldwebe'leutnant Lindner aus dem Westen als Schützengraben SkaterlöZ 30 M ein. Herr Lindner, Eisenbahn-Assistent ur Pulsnitz ist unseren Lesern bereits durch seine wiederholten lebhaften Bericht« vom Kriegsschauplätze bekannt. Pulsnitz. (Sammlung) Nach Erlaß eines Aus rufes des Ausschusses für die hilfsbedürftigen Deutschen Gatt' ziens und der Bukowina wird hiermit bekannt gegeben, daß Menn nun in der Zeit, wo die Bundesgenoffen Italiens gegen ihren Willen in einen furchtbaren Weltkrieg gerissen wurden, für Italien ans Gründen, die wir hier nicht erörtern wollen, eine Zwangslage entstand, daß Italien seinen alten Bundesdenoffen in dem großen Kriege nicht aktiv deistehen wollte oder konnte, so darf jedenfalls immerhin von den maßgebenden Elementen doch wohl erwartet werden, daß Italien mindestens mit wohlwollender Neu- - tralität gegenüber Deutschland und Oesterreich - Ungarn in dem Weltkriege seine Haltung nach wie vor wahren und kennzeichnen wird. Ueberraschunqen sind ja in der Weltgeschichte schon öfters vorgekommen, aber in Italien wird man wohl auch wissen, welche Aschenbrödelrolle Italien zugemutet würde, wenn Frankreich, Eng land und Rußland die Sieger im Weltkriege werden sollten. Ueb- rigens ist dazu die Aussicht in letzter Zeit immer schlechter geworden. Zur Lage Oesterreichs mit Italien. O v. Rom, 8. Mai. Havas berichtet: Nach Meld ungen aus guter Quelle habe der österreichische Botschafter am Donnerstag nachmittag auf der Consulta die letzten Vor schläge des Wiener Kabinetts bezüglich der äußersten Zuge ständnisse Oesterreichs überreicht. Ueber diese Zugeständnisse wird strengstes Stillschweigen bewahrt. Die österreichisch deutschen Kreise hätten jedoch das Vertrauen aus ein günsti ges Ergebnis der Verhandlungen verloren. Zürich. Ueber die Lage in Italien wird der „Köln. Ztg." gemeldet: In Lugano trafen gestern, von Rom kom mend, sämtliche Berichterstatter der deutschen Zeitungen ein, die gestern den Rat erhalten hatten, die italienische Haupt stadt sofort zu verlassen, da der Augenblick lehr kritisch sei. Gleichzeitig brachten die Züge eine Menge deutscher Familien. Wie diese Flüchtlinge mitteilten, sind in ganz Italien die deutschen Schulen geschlossen; das Lehrerpersonal sei nach Deutschland abgereist. Dieser Tage waren bereits die Iah- resklassen 1889,1890 und 1891 unter die Waffen berufen worden. Die Arbeit unserer II Boote. Nichtamtlich. Queenstown, 7. Mai. (Reutermeldung.) Der Cunard-Dampfer „Lu sitania" ist torpediert worden und gesunken Hilse ist gesandt. Die „Lusitania" ist der beste Dampfer der Cunardlinie mit 3150V Register tonnen. Die „Lusitania" gehört zu den größten Dampfern der Welt, ist 1907 für die Cunardlinie gebaut. Sie versah den Passagierdienst zwischen Liverpool und New - Pork. Mit ihrem Schwesterschiff „Lauritania" war sie lange Zeit das schnellste Schiff der Welt. London. Das Reuter-Büro meldet: Die Torpedierung der Lusitania erfolgte gestern nachmittag 2" nach anderer Mel dung 2°°. Das Schiff blieb 20 Minuten flott. Die Passagiere und Bemannung zählt 1900 Personen, nach anderen Berichten 1978 und zwar: 290 Passagiere l. Klasse, 662 2. Klasse, 361 3. Klasse und 665 Besatzung. 20 Boote konnten zu Wasser ge laffen werden. Nach Mitteilung der Admiralität wurden 500 bis 600 Personen in Queentsown an Land gebracht Biele mutzten ins Krankenhaus gebracht werden, mehrere starben Auch in Kinsale ist eine Anzahl von Passagieren gelandet worden. Der Hafen-Admiral von Queestown sandte eine Anzahl Flugzeuge nach der Stelle wo, der Dampfer sank. (W. T.-B.) O v. Rotrerdam, 7. Mai. Der Dreimastschoner »Earl of Latham" wurde bei Kinsdale durch das Geschützfeuer ei nes O-Botes in Grund gebohrt. - Auch der Dampfer „Merry Islington" wurde in der Nordsee das Opfer eines Untersee bootes. Die Bemannung des Schiffes wurde in Withby ge landet — Es ist selbstverständlich, daß es sich hierbei keines wegs um harmlose Fischdampfer handelte, sondern um eng lische Vorpostenboote. Berlin, 8. Mai. Die „Tägl. Rundschau" meldet zur Torpedierung der „Lusitania": Die Feststellung des Unter gangsortes fei nebensächlich angesichts der Tatsache, daß kein Schutz das englische Niesenschiff vor seinem Schicksal bewah ren konnte. Vor einem Schicksal, das man 8 Tage in Liver pooler Schiffahrtskreisen mit lächelnder Miene aus dem Be reich der Sorgen hinwegwies. Die „Lusitania" war seit Aus bruch des Krieges als Hilfskreuzer armiert. Liverpool, 7. Mai. (Reutermeldung.) Der Dampfer „Candidate" wurde am Dienstag von einem deutschen Unter- ! seeboot in der Irischen See torpediert und sank. Die ganze Besatzung wurde gerettet. — Lloyd in Liverpool meldet: Der Dampfer „Centurion" (5945 To. Gehalt) von Liverpool nach Südafrika unterwegs ist an der Irischen Küste in den Grund gebohrt worden Die Besatzung wurde gerettet. Drei englische Dampfer von den Türken versenkt. vm.-k. Rotterdam, 6. Mai. Der Rotterdamsche Courant meldet aus englischer Quelle, daß die Türken die drei englischen Dampfer Ässiuth, Billtier und City of Chios im Hasen von Smyrna in den Grund gebohrt hätten. Fünf schwedische Dampfer nach Swinemünde gebracht. 1 v. Stettin, 7. Mai. Gestern sind in Swinemünde fünf schwedische Dampfer mit Kohlen von England durch die Marinebesatzung etngedracht worden, um auf ihre Ladung untersucht zu werden. Berlin, 8. Mai. (Amtlich.) Am 7. Mai wurde vor Zeebriigge der englische Zerstörer „Maori" durch das Feuer unserer Kiistenbatterien zum Sinken gebracht. Der Zerstörer „Crusader", der zurUnterstützung heranzukommen suchte, wurde gezwungen, sich zurückzuziehen und seine ausge setzten Rettungsboote im Stich zu lassen. Die ganze Besatzung des „Maori", sowie die Be mannung des „Crusader" wurde von unseren Fahrzeugen gerettet und nach Zeebrügge gebracht. Im Ganzen 7 Offiziere und 88 Mann. Bei dem Vorgehen unserer Truppen am 8. Mai gegen Libau haben unsere Oftseestreit- kräfte den Angriff durch Beschießung von See aus unterstützt. Der stellvertr. Chef des Admiralstabes Ter Krieg im Eiwen. Die Kämpfe auf Gallipoli. P o. Aonstantinoxel, 7. Mai. Die Meldung, deut sche Flieger bei Tenedos seien abgeschossen, ist unrichtig. Bisher sind unsere Flugzeuge und Flieger unversehrt. Wir haben vielmehr erfolgreich die englischen Schiffe angegriffen und die Landungsbrücken zerstört und die Stellungen der Feinde mit Bomben belegt. Feindliche Flieger wurden er folgreich bekämpft. Heute zeigt sich bei den Feinden sichtliche Ermattung Der Kamps dauert fort. Die Verluste der Verbündeten. Genf, 7. Mai Einer Privatmeldung aus Kairo zu folge ordnete General Hamilton an, daß nur ein ganz ge ringer Prozentsatz der an den Dardanellen Verwundeten und vornehmlich der Leichtverletzten nach Aegypten gebracht werde. Bestimmend hiersür war die Besorgnis, daß die Nachschübe durch den Anblick der Schwerverletzten sich entmutigen lassen könnten. Trotz dieser Vorsicht weiß man heute in Aegypten, daß die australischen Kontingente fast auf die Hälfte zusam- mengeschrumpst sind, daß Senegalneger und andere Abteilun- I gen in gleichem Maße gelitten haben und daß die Gesamt lage der Hamiltonschen Streitmacht ungünstig ist. Der Kampf südlich Szadow und östlich Rossinis endete mit einer ausgesprochenen Niederlage der Russen, die starke Verluste erlitten, 1500 Gefangene ver loren und sich in vollem Rückzüge befinden. Südwestlich Kalwarja, südlich Augustow, west lich Prasznysz wurden russische Teilangriffe von uns blutig abgeschlagen In diesen Kämpfen büßten die Russen zusammen 520 Gefangene ein. Südöstlicher Kriegsschauplatz (Galizien). Die Kämpfe auf dem rechten Ufer des unteren Dunajec endeten gestern mit vollem Erfolg für die verbündeten Truppen. Der Feind ist dort im schnell sten Rückzüge, nur an der Weichsel hielt noch eine kleine Abteilung von ihm stand. Weiter südlich dran- gen wir auf dem rechten Ufer der Wisloka in Rich tung auf den Wislok und über die Jasiolka vor. Vielfach stießen Teile des rechten Flügels des Heeres des Generalobersten v. Mackensen mit den auf den aus der Karpathensront westlich des Lupkowpasses vor dicht auffolgenden Verbündeten in schleunigstem Rückzug befindlichen russischen Kolonnen zusammen. Mit jedem Schritt vorwärts steigert sich die Siegesbeute. (W. T.-B.) Oberste Heeresleitung. Vm Westliche« Kriegs-SchauM. Starker Druck der deutschen Linie an der Bstrsront. Die „Tägl. Rundschau" berichtet: Holländische Blätter melden: An der Psersront herrsche fortgesetzt ein äußerst starker Druck der deutschen Linie. Viele Dörfer verschwin den vom Erdboden. König Albert ist seit vierzehn Tagen nicht mehr an der Front. Sein Aufenthalt ist unbekannt. Vm östliche« Kriegr-SchMM. Wien, 6. Mai. Amtlich wird verlautbart 4 Uhr nachmittags: Auch die letzten Stellungen auf der Höhe westlich des Dunajec und der Bi ala sind von unseren Truppen erkämpft. Seit 10 Uhr vormittag ist Tarnow in unserem Besitz. Der stellvert. Chef des Generalftabes (W.T.-B.) v. Höfer, Fcldmarschalleutnant. Der österreichisch-ungarische Generalstabs bericht. Wien, 7. Mai. v?. 1-8. Amtlich wird verlautbart: Unter fortdauernden Verfolgungskämpfen haben die ver bündeten österreichisch-ungarischen und deutschen Streitkräfte die Wislokastreck- Pilsno—Jaslo mit Vortruppen überschritten. Südlich Jaslo sperren im Raume Dirkla—Rymanow starke ei gene Truppen die Karpathenstraßen, auf denen die Muffen in regellosen Kolonnen nördlich und nordöstlich zurückgehen. Die sen feindlichen Kolonnen folgt auf den Fersen unsere über die Beskiden vordringende Armee, in deren Verband auch deutfche Kräfte kämpfen. Die Zahl der Gefangenen und die Kriegs beute nehmen weiter zu. Speziell unser 10 Korps erbrütete gestern allein 5 schwere und 16 leichte Geschütze. Unsere Trup pen in dem östlichen Abschnitt der Karpathen weisen unterdes- sen verzweifelte rufsische Angriffe unter schwersten Verlusten für den Feind ab. So wurde gestern ein neuer Vorstoß ge gen die Höhe Ostry durch wirkungsvollstes Arttlleriefeuer zu- rückgefchlagen, 1300 Mann des Feindes wurden gefangen und mehrere Abteilungen durch flankierendes Geschützfeuer aufgerie ben. Auch an der Front in Tüdgalizien scheitern alle Ver suche des Gegners, einzelne Stützpunkte zu erobern. Auf dem südlichen Kriegsschauplatz keine Ereignisse. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes, von Höser, Feldmarschalleutnant. Bevorstehende neue Karpathenkämpfe. T. ll. Budapest, 8. Mai. Der Esti Ufsag meldet aus dem K. K. Kriegspressequartier: Alle Anzeichen deuten dar aus hin, daß wir mit dem Durchbruch bei Golice einer ähn lichen Absicht der Russen zuvorgekommen sind, da die Um gruppierung der Russen schon im Zuge gewesen sei. l.ll. Budapest, 8. Mai. Ein Teil der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand, der in den Westkarpathen steht, ist im Vormarsch begriffen. Man ist bestrebt, den Feind nicht mehr zur Ruhe kommen zu lassen. Der Duklapatz von österreichisch-ungarischen Truppen besetzt. T.v. Eberjes, 7. Mai. Die österreichisch-ungarischen Truppen haben heute den Duklapaß in der ganzen Breite besetzt. Südöstlich Libau, südlich Szadow und östlich Roffinie dauern tie Kämpfe an. Nordwestlick und südwestlich von Kalwarja find unsere Stellungen im Laufe des gestrigen Tages mehrfach von starken russischen Kräften angegriffen worden. Sämtliche Angriffe scheiter ten unter sehr schweren Verlusten für den Feind. Ebenso wenig Erfolg hatte ein feindlicher Vorstoß gegen unsere Brückenköpfe an der Pilica. Die Festung Grodno wurde heute nacht mit Bomben belegt. Südöstlicher Kriegsschauplatz (Galizien). In Westgalizien versuchte die Nachhut des flieh enden Feindes den unter Befehl des General oberst v. Mackensen stehenden verbündeten Trup pen gestern verzweifelten Widerstand zu leisten, die aber auf den Höhen des linken Wislokaufers ebenso wie unterhalb der Ropamündung mit hef tigen Schlägen getroffen wurden. Noch abends war nicht nur an mehreren Stellen der Uebergang über die Wisloka erzwangen, fondern auch feste Hand auf die Duklastraße durch Besetzung des Ortes gleichen Namens gelegt. In der Gegend östlich Tarnow und nördlich bis zur Weichsel wurde auf dem rechten Ufer der Wisloka bis in die Nacht gefochten. DieZahl der bisher Gefangenen ist auf über 40000 gestiegen, wobei zu beachten ist, daß es sich um reine Frontalkämpfe handelt. In dem Beskidengebirge verlief ein Angriff der Kräfte des Generals der Kavallerie von der Marwitz gleichlaufend derjenigen der österreichisch ungarischen Armee, mit der sie in einem Ver bände stehen, günstig. (W. T.-B.) Ober st e Heeresleitung. Der Weltkrieg. GroßesHauptquartier, 6. Mai 1915. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. Fast auf der ganzen Front fanden heftige Ar tilleriekämpfe statt. Bei Vpern wurden weitere Fortschritte durch Einnahmr der Fme. Vanheule und an der Bah« Messtnes—Vpern gemacht. Es wurden einige Hundert Gefangene und 15 Maschinengewehre erbeutet. Im Waldgelände westlich Combres fielen bei einem Vorstöße 4 franz. Offiziere, 135 Mann, 4 Maschinengewehre und 1 Minenwer fer in unsere Hand. Unser heftiger Angriff im Ailly-Walde führte zu dem erstrebten Erfolg. Der Feind wurde aus seinen Stellungen geworfen. Mehr als 2000 Franzofen, darunter 25 Offiziere, 2 Ge- schütze, sowie mehrere Maschinenge wehre und Minenwerser blieben unsere Beute. Auch die blutigen französischen Verluste waren sehr schwer. Nördlich Flireq und bei Croix de Carmes griff der Feind an. Nördlich de» erstgenannte« Ortes drang er an einer Stelle bis in unseren Graben; um ei« kleines Stück wird noch gekämpft. An allen anderen Stellen wurden die Franzo se« zurückgeworsen. In den Vogefe« wurde ein Vorstoß in unsere Stellung nördlich Steinabrück abgewiesen. Oestlicher Kriegsschauplatz. Großes Hauptquartier, 7. Mai 1915 Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. Bei Wern wurden alle Versuche der Engländer, uns die seit dem 17. April den Brennpunkt des Kampfs bildende Höhe 60, südöstlich Zillebeke zu ent reißen, vereitelt. Wir gewannen dort weiter Gelände auf Wern. Der Feind verlor-bei diesen Kämpfen gestern 7 Maschinengewehre, 1 Minenwerser und eine große Anzahl von Gewehren mit Munition. Bei Fortsetzung ihrer Angriffe erlitten heute früh die Engländer weitere große Verluste. Zwischen Maas und Mosel behaupteten und be festigten wir den aus den Maashöhen und südwest lich und südlich des Aillywaldes errungenen Eelände- gewinn.- Bei Flirep ist ein schmales Eeländestüc unserer Stellung noch im Besitz der Franzosen. Sons wurden dort alle Angriffe abgeschlagen. Angriffs versuche des Feindes nördlich Steinabrück im Fecht tale wurde durch unser Feuer im Keime erstickt.