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S»>SWS«SS«»»»^M»»N 3. Fortsetzung. Hans nannte jetzt Elmire eine hochmütige Krabbe, der er noch beizukommen gedenke Auch sonst sprach er in richt gerade liebenswürdiger Weise von ihr Lise lieg ihn ohne Unterbrechung sprechen; sie ver teidigte die abwesende Freundin mit keiner Silbe. Währenddem stieg Elmire die zwei Treppen hinaus, klingelte und wurde von Tante Ellen eingelassen Bei ihrem Anblick bellte der kleine Pintscher sie freudig an. Elmire gab ihr einen Kutz. Drinnen sagte Tante Ellen: „Was ist dir unterwegs passiert, liebes Kind? Als du mit Pelli fortgingst, warst du so frohgemut, und jetzt, scheint cs mir, bist du ver stimmt." Elmire feuszte und erzählte, was ihr begegnet war. „Wer ist eigentlich Liselotte Peters, die du in letzter Zeit so oft erwähnst?" fragte die Tante „Wir waren im Handelsinstitut zusammen; sie ist vor einigen Tagen abgegangen und will sich nun auch eine Stellung in einem Büro suchen, obschon sie es nicht nötig hätte Uebermorgen wirst du sie kennen lernen, ich habe sie eingeladen, weil ich ihre Einladung für morgen ab sagen musste Du wolltest doch am Nachmittag mit mir zur Eeheimrätin, gelt?" „Ja, Kind! Aber deshalb hättest du deiner Freundin den Wunsch nicht abzuschlagen brauchen; ich wäre dann allein gegangen " „Ich will es dir auch offen sagen: des Bruders wegen wollte ich nicht zu ihr gehen!" „Hast du dich da nicht ein bißchen empfindlich gezeigt, Elmire?" „Schon möglich, Tante Ellen! Aber mein Gefühl riet mir dringend ab " „Nun gut, ich werde mir mal zunächst deine neue Freundin ansehen, dann kann ich mir besser ein Urteil bil den Ich glaube aber nicht, daß du sie jo lieb hast wie deine Freundin Felizia " „Ach! — die beiden kann man nicht miteinander ver gleichen — Ich habe mich bei Liselotte durch das Aeußere blenden lasten, ich jehe sie ,o gern an Bielleichl wird sie mich noch einmal sehr enttäuschen" Für Elmire war es nicht leicht. Freundschaft zu schlie ßen Tante Ellen aber sah es auch nicht gern, wenn sie sich so ganz von der Jugend abschloß Sie hatte bereits mit dem Bruder darüber gesproch-n Auch Herr Julien war der Ansicht, daß sein Kind unter junge Menschen gehöre Und so hatten "e beschlossen, Elmire die Tanz stunde besuchen zu lasten Es war Abend geworden, bald mutzte der Vater heim kehren. Elmire folgte der Tante in die Küche, um ihr bei den Lorbereitungen zum Abendbrot zu helfen. (Nachdruck verboten.) Am verabredeten Nachmittag kam Elmirens Freundin Liselotte zu Besuch. Auch Tante Ellen war entzückt von der Grazie und Schönheit der jungen blond- Dame. Noch etwas verlegen, hatte sie am Teetijch Platz ge nommen; ein blaues Crepe-de-Chine-Kleid mit rotem Bubikragen und gleichfarbigen Aufschlägen als Abschluß an den langen Aermeln stand ihr ausgezeichnet. Zurück- haltend ließ sie der älteren Tante Ellen das Wort und hörte ihr aufmerksam zu So machte sie den denkbar besten Eindruck. Nach dem Tee schlug Elmire ein Geduldsspiel vor. Hier bei bemerkte sie, daß Liselotte wie suchend die Räume über flog, in sichtlicher Neugier. Da konnte sie sich eines Lächeln» nicht erwehren Als sie später das Herrenzimmer betraten, blieb Life wie gebannt vor dem großen Frauenbildnis über dem Schreibtisch stehen. „Welch eine schöne Frau!" sagte sie bewundernd. „Meine Mutter!" klärte Elmire sie auf. „So möchte ich mich auch einmal malen lasten; wie zart und fein bas Gesicht, der Hals und die Schultern sich aus dem Rot des Prachtgewandes abheben, welch ein Liebreiz spricht aus diesem Bilde! Nein, Elmire, du bist nicht halb so schön wie deine Mutter." „Es freut mich, datz dir Vas Porträt so sehr gefällt, auch ich liebe es über alles!" entgegnete Elmire. Aufmerksam schaute sich Liselotte weiter um; ihr Blick fiel auf den hohen, gefüllten Bücherschrank, der die ganze Wand einnahm, und blieb auf dem Flügel haften, der geöffnet stand. Elmire sagte: „Schubert!", setzte sich und schlug an: „Ich hör' ein Bächlein rauschen —" Lisa sang dazu Ihre Stimme war schwach, aber klar und geschult, jo datz sie nicht unsympathisch klang Als der letzte Ton verhallt war, trat Tante Ellen zu ihnen Die beiden jungen Mädchen baten sie, etwas zu spielen Hell und froh tönten Mozartschc Weisen durch den Raum Elmire bewegte sich im Tanzschritt. Wie zierlich und graziös sie doch war. Tante Ellen folgte jeder ihrer Bewegungen mit unverhohlener Be wunderung „Bei wem hast du Tanzunterricht genommen?" fragt« Liselotte „Beim Herrn Niemand!" „Du iolltest zu uns in die Tanzstunde lammen; sie hat erst vor acht Tagen begonnenl"