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Pulsnitzer Wochenblatt : 02.02.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-191502024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19150202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19150202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-02
- Tag 1915-02-02
-
Monat
1915-02
-
Jahr
1915
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 02.02.1915
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Nr. 16. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, bett 2. Februar 1916. Seite 2. zum Ende die Neutralität Rumäniens aufrecht zu erhalten. I Dis turbulente Propaganda der Strohs fei ohne jeden Ein- j fluh auf die Regierung. Das letztere betonte auch der greise konservative Führer Peter Carp, der gleichzeitig von seiner Neigung zu Deutschland und Oesterreich Ungarn und sei ner Hoffnung auf deren entgültigen Sieg kein Hehl machte. Auch gab er frei zu, dah eine Erwerbung Bessarabiens im höchsten Interesse Rumäniens liegen würde. Es ist ja richtig, dah die Leitung der Außenpolitik Oesterreich-Ungarns seiner zeit einen schweren Fehler machte, dah sie sich durch einige un- geschickte Mahnahmen Rumänien das jahrzehntelang als treu ester Anhänger des Dreibundes galt, entfremdete und aus die ser Wendung folgern noch heute die Politiker des Dreiverban des die Ansicht auf ein Vorgehen Rumäniens gegen die Do naumonarchie, um Siebenbürgen zu erhalten. Das wäre so recht nach den Herzen der Russen, die dadurch Luft bekämen, aber Rumänien wird sich hüten, für die Sache des Dreiverban des die Kastanien aus dem Feuer zu holen, zumal bas Kriegs glück sich gerade nicht nach dieser Seite hinüberneigt. In Bu karest weih man nur zu gut, was man aufs Spiel setzen würde, und wird sich daher hüten, einen unbesonnenen Schritt zu tun. Im Gegenteil, aus einer wohlwollenden Neutralität der Zen tralmächte könnte es nur Nutzen ziehen, und das weih man in Bukarest sicherlich zu schätzen; aus diesem Grunde hat man auch nicht gezögert, nach Deutschland Getreide zu liefern und uns mangels ausreichenden rumänischen Eisenbahnmate rials gestattet, unsere eigenen Transportwagen dorthin zu ent senden. Auch die in tendenziöser Absicht verbreitete Reuter- Meldung, England strecke Rumänien hundert Millionen Mark vor, hat sich als eine plumpe Erfindung erwiesen, um die Hal tung Rumäniens als eine dreiverbandfreundliche darzustellen. BleibtRumänien neutral, so wird vielleicht auch für dasKönigreich bei der Umänderung der europäischen Karte etwas abfallen, während eine unsichere Kriegsbeteiligung für die Entente furcht bare Opfer und Lasten erfordern würde. OsrMckEL unv SäÄzsiscvss. Pulsnitz. (Zum Besten der Kriegshilfs) veranstalreten die vereinigten Männer-Gcsanqversine zu Pulsnitz am vergangenen Sonntag ein Konzert im Saale des Schützen hauses. Das Programm wies im wesentlichen Männerchöre auf, die sowohl unter der Leitung des Dirigenten des Männer- Gesangvereins als auch unter der Leitung des Dirigenten des Sängerbundes in trefflicher, eindrucksvoller Weise zu Gehör ge bracht wurde. Sowohl diesen Vorträge, als auch den Klavier- und Violinsolis wurde der reiche Beifall des gut besetzien Hauses zu teil. Pulsnitz. (Wehrpflichtige turnt!) Jetzt, wo so viele Landsturmpflichtige und Rekruten ihrer Einberufung zum Heere entgegensetzen, sollte niemand unterlassen, sich auf die Ausbildungszeit beim Militär vorzubereiten. Militärbe hörden und nicht zuletzt die deutsche Turnerschaft haben seit langer Zeit derartige Aufrufe erlassen. Wie mancher der nie in seinem Leben körperliche Uebungen betrieben, hat zu seinem Nachteil erfahren müssen, was es heiht, wenn all seine Muskeln und Sehnen, die nie in Tätigkeit kamen, auf einmal unaus gesetzt in Anspruch genommen wurden. Darum bereite sich jeder aufs Militär durch sleihige Körperübung vor. Dem Vater- lande gilt's zu dienen. Die deutsche Turnerschaft öffnet jedem Wehrpflichtigen ihre Pforten ohne Beitrittserklärung. Auch der hiesige Turnerbund ladet zu seinen Turnabenden Mittwoch und Sonnabend (Sonnabend besonders Altersabteilung) herzlich ein. — Se. Maj. der König haben von Se. Maj. dem Kaiser nachstehendes Telegramm erhalten: Seiner Majestät dem König von Sachsen Dresden. Wieder haben sich Sachsens Söhne im Kampfe fürs Vaterland stolzen Ruhm erworben. Ich freue mich, Dir von der vortrefflichen Haltung Deiner Truppen in den jüngsten Kämpfen umCraonne Mitteilung machen zu können, und Dich wie Dein Volk zu solchen Leistungen beglückwünschen zu dürfen. Wilhelm. — (Mariä Lichtmeß-Wetterregeln.) Der 2. Februar ist im Glauben des Volkes ein bedeutungsvoller Tag. Je nach der Witterung, die an ihm herrscht, soll man erkennen, wie die nächsten Wochen sich gestalten werden. Ein dunkler und kalter Lichtmeßtag ist am liebsten gesehen, denn einerseits sagt man: „Lichtmeß dunkel, ist der Winter versunken," anderer seits: „Wenn's um Lichtmeß kalt, kommt der Frühling bald" Nur kein klarer Tag mit Sonnenschein darf der 2 Februar sein, denn: „Scheint Lichtmeß dis Sonne klar, gibt's Spätfrost und kein fruchtbar Jahr." Bez glich der nahen Osterzeit heißt es: „Lichtmeß im Schnee — Palmtag im Klee" und: „An Licht meß Schnee — zu Ostern Wasser", mit anderen Morten also keine Kälte. Warnend sagt em bekanntes Sprüchlein: „So lang- die Lerche vor Lichtmeß singt, so lange schweigt sie nach L'.chte meß still" und in analo?er Weise heißt es noch: „Früher Vogel gesang macht um den Winter mich bang." — (Durch eine grobeVerletzung des Völker- rechts) hat die russische Regierung, wie jetzt bekannt wird, Mitte November vorigen Jahres ein Stück deutscher Liebes arbett im Orient gestört. Seit Jahren unterhielt die deutsche Orientmisston (Leiter: Dr. Lepsius) in Urmia und Choi in Nord- perfien zwei Waisenhäuser zur Erziehung armenischer Waisen kinder, die unter Leitung bewährter deutscher Lehrerinnen standen. Trotz der Neutralität Persiens haben sich die Russen erlaubt, bereits Mitte September — also noch vor Ausbruch des Krieges mit der Türkei — das Waisenhaus in Choi zu be setzen und Mitte November dasjenige in Urmia schließen zu lassen. Der persische Gouverneur hat beide Maßnahmen ruhig geduldet, wenn er auch im letzteren Falle sein lebhaftes Bedauern aussprach, der russischen Macht weichen zu müssen. Es blieb nur knappe Zeit, um die Waisenkinder bei entfernten Ver wandten unterzubringen, wobei dle amerikanische Missionstation aufopferungsvoll Hilfe leistete. Dann wurden sämtliche Deutsche auf Befehl der Russen aus Nordpersien ausgewiesen. Es waren 36 Personen, deren Transport unter vielen Unannehmlichkeiten durch Rußland nach Schweden erfolgte. Eine deutsche Frau stirbt unterwegs im Reffewagen und sämtliche wehrfähigen Männer werden unterwegs als Kriegsgefangene zurückbehalten, trotzdem sie das schriftliche Versprechen freier Durchreise durch Rußland besaßen. Den übrigen wird sämtliches Bargeld bis auf eine kleine Summe abgenommen und der größte Teil des Gepäcks gestohlen, bis sie endlich nach langer Fahrt quer durch Rußland in Schweden ankommen und dort liebevoll empfangen werden. Die Missionsleitung hat gegen das völkerrechtswidrige Vergehen der Russen Beschwerde bei der Botschaft in Teheran und beim Auswärtigen Amt in Berlin eingelegt. Das Weh, Las in den Herzen unschuldiger Waisenkinder und ihrer mütter lichen Pflegerinnen angerichtet worden ist, läßt sich freilich nicht wieder gutmachen. .. — Bei der Bestandsaufnahme der Hafervorräte kann es zweifelhaft sein, ob in den Anzeigen auch die etwa vor handenen Mengen an gequetschtem und geschrotetem Hafer auszuführen sind. Es wird daher ausdrücklich darauf hin- aewiesen, daß solche Bestände unbedingt mit aufgesührt wer den müssen und derjenige, der solche Bestände nicht mit an gegeben hätte, sich „den schweren Folgen einer unrichtigen Anzeige aussetzen würde. — Mit dem 1. Februar tritt die Beschlagnahme der Brotgetreide- und Mehlvorräte in Kraft. Die Bundesrats verordnung gibt den Behörden sehr weitgehende Befugnisse zur Sicherstellung der Volksernährung. Der Umfang, in dem die Behörden hiervon Gebrauch machen müssen, wird wesentlich mit von der Haltung des Publikums abhängen. Es ist unumgänglich notwendig, daß sich jeder in seinem Verbrauch einschränkt. In Kriegszeiten sind Opfer notwen dig. Niemand der für die Gefahr des Vaterlandes ein Ver ständnis hat, wird sich dem entziehen wollen, was von ihm verlangt werden mutz, damit der Krieg zu einem siegreichen Ende geführt werden kann. Es darf daher mit Bestimmt heit erwartet werden, datz jetzt, wo viele, die bisher unter dem Kriege kaum zu leiden hatten, auch einmal ernstlich an ihre Pflicht gegenüber dem Varerlande erinnert werden, sich die gesamte Bevölkerung in derselben Einmütigkeit, mit der sie zur Wahrung unserer höchsten Güter in dem ersten hal ben Jahre zusammengestanden hat, auch freiwillig die Be schränkung auferlegt, die unbedingt erforderlich ist. Je spar samer jeder einzelne im Verbrauche ist, jemehr besonders da rauf verzichtet wird, unnötige Mehlvorräte in den Privat haushaltungen aufzubewahren, um so weniger fühlbar wer den die Eingriffe in das Wirtschaftsleben sein. Anderseits darf darüber kein Zweifel auskommen, daß das, was heute als notwendig erkannt ist, unter allen Um ständen und mit allem Nachdruck durchgeführt werden kann und werden wird. Wenn es also notwendig sein sollte, ist damit zu rechnen, datz die Behörden auch vor den schärfsten Mitteln nicht zurückschrecken werden, um die Allgemeinheit gegen die Unvernunft einzelner zu schützen. Sehe niemand dabei auf seinen Nachbar, der etwa bei gleichen Verhältnis sen durch diese oder jene Maßregel weniger betroffen sein könnte als er selbst. Bei allen Bestreben, den gerechten Aus gleich !zu finden, werden sich solche Fälle nicht vermeiden lassen. Auch im Schützengraben trifft den einen die Kugel und verschont den Nachbar. Das ist Krieg. Und der unge heuere Gewinn, den unser Volk schon bisher aus dem festen Zusammenhalt in der Not gehabt hat, in der einer für alle und alle für einen einstehen müssen, wird auch über diese Schwierigkeiten Hinweghelsen. Nur so, aber auf diese Weise auch sicher, werden wir durchhalten und uns einst, wenn wir uns der Erfolge unserer unvergleichlichen Truppen in einem sestgesicherten Frieden erfreuen können, das Gefühl haben, daß jeder, sei es im Felde oder zu Hause, mitgewirkt hat uno voll die Pflicht erfüllte, die das Vaterland von ihm verlangt. Pulsnitz M. S. (Kriegsauszeichnung.) Der Landwshrmann Edwin Hähnel im Ersatz-Baiaillon des Grena- dier-Rsgiments Nr. 100, von hier, wurde für einen unerschrockenen Patrouillengang mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Ghorn. (Der Lichtbilderabend des Orts ausschusses ür Kriegshilfe) war leider recht schwach besucht, was um so bedauerlicher ist, als die Bilder durchweg vorzüglich waren und ein besonders bei der Flotte sehr interessanter, anschaulicher Tert die nötigen Erläuterungen brachte. Die am Nachmittage vorangegangene Kindervorstellung war leidlich besucht. — (Als T r i ch i n e n s ch a n e r) für die Gemeinde Ohorn, Ortslisten Nr 180 bis 258 und als stellvertretender Trichinenschauer für den übrigen Teil dieser Gemeinde, Oris listen-Nr. 1 bis 179, ist Herr Mor Rammer in Ohorn am 21. ds. Mts. von der Königlichen Amtshauptmannschaft Kamenz verpflichtet worden. Bautzen, (lieber eine dankbare franzö sische Gemeinde) gegenüber der deutsch-n Besatzung weiß em Rittergutsbesitzer der nördlichen Lausitz zu berichten, der in Frankreich als Leutnant d. L- eins Fuhrparkkolonne befehligt. Er schreibt an seine Gattin: „Wie sehr die Leute in D . . unsern Wegzug bedauerten will ich Dir aus einem Schreiben zeigen, welches mir der Vorstand beim Abrücken übergab. Es lauret ins Deutsch Übersetzt: „An Herrn Kommandeur! Nachdem Sie drei Mo nate in unsrer Gemeinde vei quartiert gewesen sind, glaube ich mich zum Dolmetsch der Gefühle der ganzen Bevölkerung machen ,u dürfen, indem ich Ihnen unser alle: Dank und meinen im besonderen ausspreche. In der harten Zeit des seindlichan Eindringens haben Sie unsre Lage nach Möglich keit gemildert. Sie haben sich als ein Mann von H-rz er wiesen durch Ihre herzliche und großmütige Menschenliebe. Das beste Andenken lassen Sie und Ihre Kolonne bei uns zurück. Ich habe die Ehre, Iharn im Namen aller unser ehrerbietizsts Huldigung auszusprechen. Bechard. Dieses Dokument verdient weiteste Verbreitung, weil es besser als alles andere geeignet ist, die Verunglimpfungen unsres deutschen Heeres als „Barbaren" fettens unsrer Gegner zu beleuchten! Dresden. (Erhöhung der Bierpreise.) Der Deutsche Brauerbund hat in einer Versammlung vorgestern in Berlin erklärt, datz die Mehrausgaben der Brauereien für Gerste und alle Bedarfsartikel eine Erhöhung der Bierpreise notwendig machen werden. Die Leitungen der Dresdner Brauereien werden sich noch im Laufe dieser Woche ent scheiden, ob sie die Bierpreise erhöhen. Verhandlungen dieser halb schweben. Dresden. (Ergebnis der Reichswoll- woch e.) Abschließende Zahlen über das Ergebnis derNeichs- wollwoche liegen noch nicht vor. Doch wird von der Zentral sammelstelle in Berlin bestätigt, datz es weit reicher ausge fallen ist, als irgend vorauszusehen war. In Berlin allein sind über 600000 Pakete im Gewichte von 5 Pfund bis 5 Zentner eingcliefert worden. Um nur noch zwei Beispiele anzuführen: Die Stadt Görlitz kündigte die Lieferung von 15000 Decken in drei Waggons an, Frankfurt a. M. sogar 60000 Decken. Es besteht danach kein Zweifel mehr, datz dem Bedürfnis nach Decken alsbald genügt sein wird. Dresden. (Von der deutschen Turnerichaft find bis jetzt bereits über 7800 Mitglieder auf dem Felde der) Ehre gefallen. An 7800 Turner find Eiserne Kreuze verliehen worden, darunter 40 Erster Klasse. Dresden. (Der Landesausschuß für Kriegs- Hilfe, dessen Aufgabe die Unterstützung von sächsischen Be zirken und Gemeinden zur Linderung der Kriegsnot ist, hat nach neueren Mitteilungen von den ihm zur Verfügung stehen den Mitteln von rund 1400 .00 M 476710 M ausgegeben, und zwar u. a. 436160 M als Unterstützungen für amtshaupt- mannjchaftliche Bezirke, Städte und Gemeinden, 9626 M für Liebesgaben, 9635 M für Kochkurse, wofür 50 000 M bewilligt worden sind und 14010 Berechnungsgelder. Der sächsische Fis kus stellt für diese Hilfsaktion monatlich eine Summe bis zu 300900 M zur Verfügung, aus der 200 - Millionenbewilligung des Reiches wird Sachsen monatlich etwa 700000 M erhalten und auch die Landesversicherungsanstalt für das Königreich Sachsen nimmt an der Hilfsaktion teil- Es haben sich demnach viele Hilfsquellen für b dürftige Gemeinden geöffnei. Leipzig. (Keine Brotkörbchen mehr auf dem Tisch.) Der Verein der Saal- und Konzertlokalinha ber Leipzigs hat dem Rate mitgeteilt, datz seine Mitglieder entsprechend einer Verordnung des Ministeriums des Innern in Zukunft für Brot und Brötchen Bezahlung fordern werden. Um jedoch Differenzen zwischen Wirt > nd Gästen zu vermeiden, wird der Rab gebeten, eine Verfügung zu erlassen, daß Brot- kördchen auf den Wirtschaftstischen nicht mehr den ganzen Tag über stehen dürfen. Maßgebend dafür seien nicht nur Spar samkeitsgründe, wie jetzt, sondern auch hygienische Forderungen. ^Qgssgsscdicdis T.bl. Deutsches Reich. Berlin, Zs. Januar. (Berlins Brotversorgung gesetzlich geregelt.) Die Verhand lungen zwischen den staatlichen Aufsichtsbehörden, dem Berliner Magistrat und den gewerblichen Interessenten über die Neurege lung der Brot- und Mchlversorgung, ist gestern abgeschloffen wor den. Ls sind folgende Vorschriften für Berlin erlassen worden, die am gestrigen Montag in Urast treten und sofort auch für die Städte Charlottenburg, Neukölln' Schöneberg, Lichtenberg und Wilmersdorf sowie die Landkreise Teltow und Niederbarnim Gel tung haben sollen: Zur Regelung des Brot und Mehlverbrauchs wird gemäß Paragraph 36 der Bekanntmachung vom 25. Januar l9l5 mit Genehmigung der klufstchtsbehöcde folgendes angeordnet; Paragraph s. Die Entnahme von Brot und Mehl ist nur mit der Beschränkung zulässig, daß auf den Kopf der Bevölkerung an Rog gen- und weizcnbrot sowie Roggen-, Weizen-. Hafer- und Gerste mehl, und zwar Brot und Mehl insgesamt, für die mit Montag, den f. Februar (gib, und jedem weiteren Montag, beginnende Kalenderwoche höchstens 2 Kilogramm entfallen. Dies gilt ohne Rücksicht darauf, in welchem Gemeindebezirk die Entnahme erfolgt, Paragraph 2. Für Gast- und Schankwirtschaften wird die Ent nahme von Brot und Mehl dahin beschränkt, daß auf die einzelne Wirtschaft an Roggen- und Weizenbrot sowie Roggen-, Weizen-, Hafer- und Gerstemehl, und zwar Brot und Mehl insgesamt, sür die mit Montag den s. Februar 1gs5, und jedem weiteren Mon tag beginnende Kalenderwoche höchstens das Siebenfache der Menge entfällt, dir drei vierteilen des durchschnittlichen Tagesverbrauches vom t. vis einschließlich zs. Januar sgss entspricht. Paragraph z. Lür Brot werden folgende Linheitsgewichte vorgeschrieben; s. Lür Wcizer.brot 75 Gramm. Dies gilt nicht für Zwieback; es ist nach Gewicht zu verkaufen. 2. Lür Roggenbrot ein oder eineinhalb oder zwei Kilogramm. Paragraph 4 Kuchen darf an Roggen- und Weizenmehl insgesamt nicht mehr als IO«/« des Knchenge- wichw enthalten. Paragraph 5. Zuwiderhandlungen werden ge mäß p ragraxh q-s der Bekanntmachung vom 25. Januar !gf5 mit Gesängnis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu (500 M bestraft. Paragraph 6. Diese Anordnung tritt mit dem s. Lebruar 1915 in Kraft. 1. v. Berlin, s. Lebruar. (Egon v. K I u ck g e f a l le n.) Der „Berliner Lokal-Anzeiger" meldet; Im Artilleriegesecht bei Niddelkerks hat am 28. Januar der älteste Sohn des Generalober sten v. Kluck, Leutnant zur See Laon v. Kluck, bei einem Matro senregiment den Heldentod gefunden. — 1, v, (Line falsche Rechnung der Eng länder) Kopenhagen „Politiken" schreibt unter dem 29. Ja nuar in einem Leitartikel: Die Frage, ob Deutschland die Folgen des englischen kjandels- und lsungcrkneges aushalten kann, wird durch die jctzt erfolgte Beschlagnahme der Korn- und Mehl-Vorräte aktuell, Die Engländer sehen in dieser Maßnahme ein Zeichen für den Anfang des Notstandes und meinen, bald werd- der Hunger Deutschland auf die Kniee zwingen. Solche weit gehenden Schlußfolgerungen seien aber unberechtigt. Man darf vorläufig nur sagen, daß die deutsche Regierung vorsichtig gehandelt und alle Möglichkeiten in Betracht gezogen habe. Ls gelte eben, beizeiten wirtschaftlich mit den Lebensmitteln umzugehen. Dadurch werde eine Aushungerung verhindert werden können. Mit der Beschlagnahme der Lebensmittel flammt nun in Deutschland auch der Haß gegen die englische Kriegführung auf. Die englische Aus- hungcrungsstatistik berechtige auch die deutsche Auffassung zur Er- greifung jeder Maßnahme. Somit bestehe alle Aassicht auf einen schonungslosen Kampf der Deutschen gegen die Engländer. Oesterreich Ungarn. Wien, 2. Februar. (Zum neu- csten Erfolg von „v 2 ;".) In einer Besprechung der neu esten Erfolge von „v 2s" betont der Morgen, daß sich Freund und Feind darauf verlassen können, daß die Deutschen halten was sie versprochen Haien. Das Blatt weißt auf das versprechen der Deutschen hin, die englischen Eilande durch ihre Unterseeboote effektiv zu blockieren und alle Schiffe, die England Lebensmittel oder Kriegsmaterial Zllsühren zu versenken, und fährt fort; Man sieht die Deutschen »erstehen es, zwischen die Angriffe ihrer Zeppe line Heldenstücke ihrer Unterseeboote einzuschaiten, dis noch die Engländer hungern lehren werden, w nn ihnen nicht voher gründ lich dec Appetit vergeht. > l.v. Türkei. Ronstantinopel, s. Februar. (Ankunft der deutschen Sanitätsmission in Konstantino- p e I.) Vie freiwillige Sanitätsmission, die dec Reichsgraf Fritz v. Hochberg nach einem der türkischen Kriegsschauplätze führt, ist mit ihrer ganzen Lazrrettausrüstung in Konstantinopel angekommen. Der Sultan empfing den Grafen Hochberg und drückte im seine Freude über die hochherzige Hilfe. Auch von dem türkischen Thron folger wurde der Graf empfangen. Dem Scheich ül Islam, dem Träger der höchsten religiösen Gewalt des Islams, macht- der Graf seinen Besuch. Portugal. (Abwart-nS- Haltung despor tugiesischen Monarchisten.) Des Hauptquartier der Monarchisten befindet sich in der spanischen Provinz Samora, wo sie abwarten wollten, wie die Bevölkerung sich verhalten werde. Die Lag- in Portugal scheint sich sehr für einen Staatsstreich zu zeigen, da dis Meuterei im Heer zunehme und an vielen Stellen Unruhen unter der Bevölkerung aosgebrocben seien. Der Madri der „Imparcial erfährt von der portugiesischen Grenze, daß König Mannel sein Land wieder betreten haben soll. 1. v. Frankreich. Paris, 31. Januar. (Der „Ma lin" über dis Kriegslage) Der „Matin" bringt in feiner Nummer vom 28. Januar einen Leitartikel mit der Ue- berschrift „Der Jahrestag" in dem er an den 28. Januar 1871, das Datum der Kapitulation von Paris erinnert. Paris hatte noch für drei Tage Brot. Der Matin erklärt, daß es unnötig sei, die französischen Schwächen zu verschleiern und den Feind den man bekämpft, zu verkleinern. Die Franzosen verdienten nicht, wie Kinder behandelt zu werden, denen man das verheim lichen will, was sie bereits seit Wochen wissen. Die Franzosen wollen den Tatsachen ins Gesicht sehen, und hier sind die Tat sachen. Dank der Neutralitätsverletzung Luxemburgs und Bel giens, und man muß es sagen, dank ihrer wundervollen mili tärischen Vorbereitung, haben dis deutschen Armeen beim Be ginn der Feindseligkeiten einen Vorteil eriangt, der nach sechs Monalek noch andauert. Sie haben den Krieg in Feindesland getragen und das Feld der russischen Invasion auf einen klei nen Teil Ostpreußens beschränkt, den Hilfsquellen ihres Landes diejenigen Belgiens und verschiedener französischer und polni scher Landesteile hinzugefügt, der Bevölke ung den Anblick des Feindes erspart und auch, so viel sie es konnten, das Vertrauen Deutschlands in den Sieg erhalten. In einem Wort, sie haben ungeheuere Pfänder mit Beschlag belegt, vie sie beim Friedens schluß vorwe sen wollen. Der Artikel beschäftigt sich dann wei ter mit einer Uebersicht über die Streitkräfte, die Deutschland zur Verfügung hat, und über seine Bewaffnung, gesteht aber ein, daß bei Beginn des Krieges Deutschland in schwerer Ar tillerie einen großen Vorteil über Frankreich hatte. Ebenso wußte Deutschland seine Fbeger besser zu benutzen, als Frank- reich. Der „Matin" behauptet, daß inzwischen die f.anzösische schwere Artillerie der deutschen ebenbürtig geworden ist und daß d°e französische Feldartillerie der deutschen überlegen sei. Der Artikel schließt selbstverständlich mit der Voraussicht des endgültigen Sieges über Deutschland, der durch das Eingreifen der Neutralen, nach der Meitmng des „Matin" herbeigesührt werden dürfte. 7°. ich Paris, z. Februar. (Französische Rekrutier- ungssorger.) Aus einer Bekanntmachung d-s Kriegsministers geht hervor, daß -ine große Anzahl französischer Rekruten aus den von den Deutschen besetzten Gebieten bisher nicht eingestellt
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