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Nr. 150. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 16. Dezember 1913. Seite 10 wie man sie in der Weihnachtsausstellung der hiesigen Nieder lage der Singer Co. Nähmaschinen Akt. Ges in Kamenz, Zwin gerstratze 16, in geschmackvoller Aufstellung und reichhaltiger Auswahl vereint findet. Besonders hervorzuheben ist die neue ,66" Maschine, die mit ihren technischen Neuerungen wohl das Vollendetste darstellt, was auf diesem Gebiete zu finden ist, und deren Vorzüge noch durch eine Reihe neuer Hilfsapparate auf das Beste ergänzt werden. Diese Apparate ermöglichen es, die saubersten und gleichmätzigsten Falten zu legen, Stoffe bei jedem einzelnen oder fünften Stich zu kräuseln, zu wattie ren, einzufassen, Schnüre aufzunähen und leicht und schnell zu säumen. Dah man mit diesen Maschinen herrliche Kunst stickereien Herstellen kann, ist seit langem bekannt, nicht aber, datz kleine Mädchen sogar auf der „66" ihre Puppen ganz allein machen können, eingeschlossen den Balg und alles was dazu gehört. Zu diesem Zwecke gibt es ganz besondere Mu sterbögen, mit deren Hilfe diese Arbeit wirklich Kinderspiel ist. Ueberhaupt sind sämtliche Apparate für die verschiedenen Neben arbeiten leicht zu handhaben und die Fertigkeit ebenso leicht zu erkennen. Alles in allem kann die Singer Nähmaschine „66" auf das Prädikat „vorzüglich" voll und ganz Anspruch er heben und zur Erfüllung etwa vorhandener Weihnachtswünsche auf das beste empfohlen werden. Ein weiterer Vorzug ist der, dah dem Käufer auf seinen Wunsch bequeme Zahlungsbeding. ungen in weitestgehender Weise zugestanden werden und ihm somit die Anschaffung der Maschine auf angenehme Art er- leichtert wird. Magdeburger Wettervorhersage für de« 17. Dezember Kälter, abwechselnd heiter und wolkig, böig, Regen- und Schneeschauer. patenlsckau vom Patentbureau O. Krueger L Co, Dresden-A, Schlotzstratze 2. Abschriften billigst, Auskünfte frei. Arthur Haase, Arnsdorf bei Dresden, Einführvorrichtung für Oefen (Gm) — Emil Arthur Schurig, Großröhrsdorf, Vor richtung zum Anschlägen des Schlutzsadens für Webstühle zur Herstellung endloser Bänder und dergl. (Ang.-Pat). Vie lvIMWsMm Well eislN. Die „Mona Lisa" von Leonardo da Vinci, ist, nachdem sie vor etwa zwei Jahren in Paris gestohlen wurde, jetzt in Florenz aufgefunden worden. Das Meisterwerk der italienischen Renaissance, das vor zwei Jahren in so rätselhafter Weise aus dem Pariser Louvre ge stohlen wurde, die „Mona Lisa" von Leonardo da Vinci, ist ebenso überra schend wiedergefundenwor den. Das Bild wurde in Florenz entdeckt. Die Echt heit ist nicht zu bezweifeln. Der Dieb ist ein gewißer Vincenzo Perugia, der jetzt im 22. Lebensjahre steht. Er ist von Beruf Zimmermaler, nennt sich aber Dekorationsmaler. Er ist Italiener und kam seit drei Jahren jährlich einige Monate nach Paris; hier lebte er,'zuletzt in einem von einer kleinen Kolonie italienscher Arbeiter be wohnten Miethause in der Rue del'Hospitalde Saint Louis. Er wohnte mit zwei Vettern gleichen Na mens zusammen, die zu Beginn der vorigen Woche in einer Erbschaftssache nach Italienreisenmutzten. Vincenzo Perugia erklärte seiner Wirtin, datz er eben falls nach Italien reisen müsse. Er schrieb vorher an den Florentiner Bilder händler Geri, datz Leo nardo da Vincis Original von der „Mona Lisa" in seinen Händen sei und datz er bereit wäre, das Bild an Italien gegen eine be stimmte Summe auszulie fern. Geri veranlaßte die Auslieferung des Bildes und die Verhaftung Peru gias. Er hatte das Bild in seiner Eigenschaft als Dekorationsmaler in dem Louvre entwendet und zwei Jahre verborgen gehalten. vrosdnsr Provuktsn-Sörso, i5. Dezember 1913. Wetter: Trübe. — Stimmung: Still Um 2 Uhr wurde amtl. notiert: Weizen, feucht und be schädigt, 149 -164 M, braun, neuer 74 —76 Kilo 176-182 M,do. neuer 77- 78 Kilo 185-187, russ, rot 218-228 M, Kansas 226—231 M, Argentinier 226-229 M, Duluth spring I 229 bis 230 M, Manitoba 3 und 4 221—227 M — Roggen, feucht und beschäd. 138-146 M, inl. 71-72 Kilo 152-154 M, do. 73-74 Kilo 156-158 M, Sand, 71- 74 Kilo, 155 -160 M, - russischer 169 -173 M. Gerste, sächs. 163 -177 M, schles.I68 bis 180 M, pos. 168—180 M, böhm. 180-185 M, Futtergerste 135 bis 153 M — Hafer, sächsischer 145- 158 M, beschädigter 130 -142 M, do. neuer — M, schlesischer 148 bis 158 M, russ. M, amerik. 153-155 M — Mais, Lin- quantme 189—197 M, Rundmai; 151—153 M, amerik. M i.red- Mais, beschädigter 151—159, La Plata, gelber, 153 155 M al ter, — do. neuer — M. — Erbsen, Futter und Saat 175 bis 195 M. — Wicken 180 200 M. — Buchweizen, inl. 200 210 M, do. fremder 220—2-5 M. Oeisaaten, Winter raps, scharf, trocken — — — M, do. tr. — M, do. feucht - M. — Leinsaat, feine 260 — 266 M, mittlere. 240 — 252 M, La Plata 247 M, Bombay 270 M. — Rüböl, raffiniertes 72 M. — Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 13,50 M, runde M. — Leinkuchen (Dresdner Marken) 1 16,50 M, II 16,00 M. — Malz 29,50-31,00 M. — weiz nmehle (Dresün. Marken), Kaiserauszug 34,50 35,00 M. Grießler Auszug 33,50-34,00 M, Semmelmehl 32,50 33,00 M, Bäckermundmehl 31,00—31,50 M, Grießlermundmehl 23,50 bis 24,50 M, Pohlmehl 18,50—20,00 M - Roggenmeble (Dresdn. Markens, Nr 0 25,00-25,50 M, Nr. 0/1 24,00 -24,50 M, Nr. 1 23,00-23,50 M, Nr. 2 20,00 21,00 M, Nr. 3 18,00 19,00 M, Futtermehl 12,60—13,40 M. — Weizenkleie (Dresdn.Marken), grobe 10,40-10,80 M, feine 9,80 10,20 M. Roggenkleie (Dresdner Marken 11,00—11,40 M. vsrllnSL So dsdörfe Die Ungewißheit über das Schicksal des Röhrensyndikats, ferner der neuerliche Kursrückgang der Aktien des A. Schaaff- hausenschen Bankvereins, ließen die Börse in schwacher Hal tung eröffnen. Fast auf allen Gebieten waren Ermäßigungen zu bemerken. Fest lagen eigentlich nur die Aktien des Bochumer Gußstahlvereins. Am Montanmarkt wirkte auch der ungün stige Bericht über den Geschäftsgang der Alpine Mentan-Jn- dustrie verstimmend. Canada eröffneten ziemlich fest, schwäch ten sich aber ab Im weiteren Verlauf trat dann eine Erho lung ein. Die Aktien des Schaaffhausenschsn Bankvereins er fuhren eine Steigerung von ca. 1 Prozent. Seriins Otrtroivebörss, Das Geschäft am Produktenmarkt war heute sehr still, Weizen und Roggen cegen Sonnabend unverändert. Hafer schwach, Mais behauptet. Mehl und Rät öl still. Srotznaunvor!. Freitag, den 19 Dezember: '/j9 Uhr abends Missionsstunde im Pfarrhause. ZugsnQpkiegs Oborn ist herzlich eingeladen zu dem morgen Mittwoch, 17. Dezember, abends 8 Uhr, in Hübners Restauration im Stenographen verein Ohorn stall findenden Rosseggervortrage des Herrn Lehrer Ostermat. „Ich besitze in Nebraska noch Ländereien, die über Hals und Kops zu verkaufen, mir aus verschiedenen Gründen wi derstrebt." „Deren triftigster, wenn ich recht vermute war: Sie wollen sich den Weg zur Rückkehr offen halten, nicht so, Baron? Aber," fügte Kaltenbach mit warmer Herzlichkeit hinzu, ich wage der Hoffnung Ausdruck zu geben: Einmal wieder hier, bleiben Sie der unsere! Atmen Sie nur erst Heimatlust — doch, wie ists — gedenken Sie die Baronessen von Ihrer Ankunft zu benachrichtigen, oder wäre es Ihr Wunsch, daß ich —" „Nein, ich danke Ihnen! Ich will Eckartsburg zum ersten Male Wiedersehen unerwartet und unerkannt. „Wann beabsichtigen Sie?" „Am liebsten noch heute!" „Der Mittagszug ist leider fort, der nächste geht erst abends 7 Uhr." „Dann ists freilich zu spät und heißt nun bis morgen warten," sagte der Baron bedauernd. „Also auf Wiedersehen übermorgen, Herr Iuftizrat." „Aus Wiedesehen, Baron." Kaltenbach begleitete seinen Besuch durch eine zweite, in dem Arbeitszimmer befindliche Tür, die durch einen schmalen Dorraum direkt in die Flurhalle führte. Es war ein Aus- und Eingang, der fast nur vom Iustizrcit selbst und seiner Familie benutzt wurde. Langsam kehrte er in sein „Allerheikigstes" zurück. In nachdenklichet Stimmung auf- und aoschreitend, schien zu nehmende Unruhe sich des alten Herrn zu bemächtigen, in seine lebensfrischen Gesichtszüge trat ein Ausdruck ernster Sorge. Wie er zuweilen seine Gedanken in einem halblauten Selbstgespräch kund gab, so glitts auch jetzt wieder über seine Lippen: „Da haben wir ihn also nun leibhaftig — den Ver schollenen, Totgeglaubten — hm — hm — hm! Wird 'ne Ueberraschung geben — hab selber nicht mehr auf sein Er scheinen gehofft. Mag sicher 'n bewegtes Leben hinter ihm liegen — hat sich aber tapfer durchgerungen — prächtige Er scheinung, macht 'n vorzüglichen Eindruck — scheint auch, was besonders nötig, Barmittel zu besitzen und drüben noch Ländereien? — Hm! Sehr klug, sich 'n Rückzug gesichert zu haben, denn — am letzten Ende, wenn er erst 'n vollen Einblick in die verfahrenen Eckartsburger Verhältnisse ge winnt, läßt der enttäuschte arme Kerl das ganze Majorat im Stich und kehrt in feine welteinsame Farm zurück. Würde mir leid tun, sehr leid. Nimmt sich hier nicht bald ein er fahrener und — Hauptsache — reicher Landwirt des alten Besitztums tatkräftig an, dann geht völlig alles zugrunde — und was wird zuletzt aus den armen Baronessen? Werden Augen machen, wenn — hm! — Ja — Herr Gott! Das wäre — das wäre — er und — „Alter Sanguiniker, Du bist nicht gescheit! Träumst ins Blaue hinein — hast wahrlich mehr zu tun!" unterbrach der Justizrat halb verdrießlich, halb von einem freudigen Ge danken bewegt, leinen Monolog, stand noch einen Augenblick in Sinnen versunken, fuhr dabei mit-seiner wohlgepflegten Hand durch seinen weißen Haarbusch; im nächsten Moment ließ er sich vor seinem Schreibtisch nieder und berührte die aus dem Tisch befindliche Klingel mit kurzem energischen Fingerdruck zweimal hintereinander, ein Zeichen, das den Bürovorsteher zu seinem Chef berief. 4. An einem Flursenster im oberen Stockwerk des im zierlichen Villenstil erbautest Stationsgebäudes stand die Frau „Bahnhofsvorsteher" neben der Frau „Assistent", — beide noch jung nnd hübsch, mit kokettem Morgenhäubchen auf der noch ungeordneten Haarfrisur. Gleich neugierig blickten sie der Hohen Mannesgestalt nach, die einzig und allein dem auf der kleinen Station nur eine Minute haltenden Frühzug entstiegen war und nach kurzem Umschauen rasch den nach Schloß Eckartsburg führenden Weg dahinschritt. Wer mag das nur sein? Kannten Sie den Herrn, Frau Assistent?" fragte die Frau Vorsteher interessant „Nein!" klang es bedauernd zurück. „Er scheint aufs Schloß zu wollen, aber da bleibt er stehen und blickt sich um — hat vielleicht den Weg verfehlt, ober könnte der Herr nicht am Ende 'n Käufer sein fürs Gut, Frau Inspektor?" Die Frau Inspektor (eine Bezeichnung, die ihr schmei chelhafter erschien, als Frau Vorsteher) lächelte überlegen: „Ja, wenn Eckartsburg kein Majorat wäre! Sie wis sen wohl nicht, daß es als solches unverkäuflich ist?" „Ach ja, freilich! Aber schade ists! 'n Käufer könnte vielleicht die älteste Baronesse mit dazu nehmen!" „Ei ja wohl!" lachte die Frau Inspektor laut aus, „So ein seiner stattlicher Freier, wie da der fremde Herr, möchte am Ende von der hochmütigen Bettelprinzesfin in Gnaden angenommen werden. Aber leider bleiben die reichen Freier aus, nur Gläubiger kommen. Der Fremde wird wohl auch so einer sein, der mal nachschauen will, ob in der Wirtschaft noch was für ihn abfüllt. Wird seine Helle Freude haben. Mein Mann sagt: Die ganze Standesherrschaft ist vollstän dig entwertet, und weils allbekannt, kann der Staat bis in Ewigkeit nach einem Majoratserben suchen." „Ja — ja!" nickte die Frau Assistent mit orakelhaftem Ausdruck, wenn man's aber auch so toll treibt, wie die Her ren Söhne vom verstorbenen Baron!" Die beiden Frauen, deren Blicken jetzt der Fremde ent schwand, was jene veranlaßte, ihre unterbrochenen häuslichen Beschäftigungen wieder auszunehmen, hätten sicher ihre inte ressanten Betrachtungen noch weiter ausgesponnen, hätten sie zu ahnen vermocht, datz der vermeinte „Gläubiger" der ge suchte Majoratserbe selbst war, der da schon auf dem Wege war, sein ihm unerwartet zugesallenes Erbe in Augenschein und darnach in Besitz zu nehmen. Doch in dieser ersten Stunde auf heimischer Erde dachte Georg von Eckartsburg daran nicht. Unbeschreibliche Empfin dungen durchstürmten sein Herz, machten es voll zum Ueber- flietzen. In seine Augen trat ein eigener Glanz, während er unbewutzt laut sprach: „Heimatluft — Heimatluft!" Er trank sie in tiefen Atemzügen, die ihn wonnig durch schauernde, reine frische Morgenbrise. „Heimat — geliebte Heimat!" O Gott! Wie ost hatte er sehnend die Arme nach ihr ausgestreckt, im Wachen und im Traum! Das in seiner Seele brennende, unstillbare Ver langen wurde ihm zur krankhaften Qual, gegen die es nur ein Mittel gab: Arbeit. Er war darin nicht wählerisch, wo sich ihm Arbeit bot, nahm er sie an. Seine alte Vorliebe fürs Landleben kam ihm dabei zu statten. Bei den grossen Farmbesitzern wurden zu jeder Zeit Arbeitskräfte ge braucht. (Fortsetzung folgt.)