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Nr. 129. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 28. Oktober 1913. Seite 6. 1000 Mark 169414021 14234 15309 15573 20733 21070 25247 273S0 29188 30765 40499 46348 47989 48453 51158 52885 55450 55495 56010 59357 63225 63243 63960 65701 66831 70816 71047 73708 76950 77817 84347 89816 96908 97273 100474 109623 500 Mark 923 6018 8212 12333 14920 19569 21838 25586 27309 28660 31894 34587 34995 36220 38322 38358 42862 44052 45741 49540 52954 53578 58755 54114 5515 ' 56227 57372 61573 70485 72508 72628 73232 76385 76685 81824 82479 83600 85105 85761 87620 89004 89611 91454 94816 95 85 96896 98065 99359 100434 100660 100842 102658 103038 109220. Gezogen den 27. Oktober 1913. 10000 Mark 6584 5000 Mark 21783 3000 Mark 2822 13933 24334 25395 26039 37034 38664 45496 49731 53863 57286 63355 66062 69079 78859 80025 85121 91206 94375 94461 96052 2000 Mark 2058 2385 2769 6833 9717 16554 17830 23072 25496 28836 30180 42486 44853 54745 55099 57801 60845 66300 67410 73189 74173 74277 85035 86929 92463 92920 96263 97097 108177 108331 1000 Mark 2082 22062313 2906 5186 6070 6966 8190 10255 11035 11158 12966 13388 13459 19801 20381 30382 30772 35571 35952 39217 42962 44239 45380 46605 49793 50251 52652 53206 53666 56904 57460 57921 58856 71068 75571 76417 76712 77119 77977 78226 78995 81964 84564 86476 91829 92612 97666 97957 98548 100988 103947 106359 107271 109565 500 Mark 4908 6569 6792 8676 10168 10809 12195 12476 12779 14367 15084 15443 19354 19713 22450 27238 30269 30619 31542 34255 36313 38623 44326 44380 44836 46895 47465 49421 52697 54381 54815 56828 58261 58378 59535 63375 63695 65433 65650 67132 70685 72755 73880 78099 81639 83507 86588 88126 89250 89315 90337 91652 91709 96681 98430 100614 101306 101562 101881 103370 105831. vresdnsr Produkten-vörfo, 27 Oktober 1913. Wetter: Schön — Stimmung: Geschäftslos. Um 2 Uhr wurde amtl. notiert: tveizen, feucht und be schädigt, 180—165 M, braun, neuer 74—76 Kilo 175 -181 M do. neuer 77—78 Kilo 183-185, russ., rot 214—227 M, Kansas 219-228 M, Argentinier 225 -228 M, Duluth spring l 222 bis 223 M, Manitoba 3 und 4 216—222 M — Roggen, feucht und beschäd. 144—152 M, inl. 71-72 Kilo 158-160 M, do. 73-74 Kilo 162-164 M, Sand, 71-74 Kilo, 161-166 M, - russischer 171-175M. .Gerste, sächs. 173-184 M, schles.180bis 191 M, pos. 180-191 M, böhm. 190-205 M, Futtergerste 125 bis 133 M. — Hafer, sächsischer alter 163—169 M, do. neuer M, beschädigter 139-154 M, schlesischer 163 bis 169 M, russ. M, amerik. 166-168 M. - Mais, Lin- quantine 190—198 M, Rundmais 143-145 M, amerik.Mired- Mais, beschädigter 149-157, La Plata, gelber, 143-145 M al- ter, — do. neuer — M. — Erbsen, Futter und Saat 175 bis 195 M. — Wicken 190-200 M. — Buchwehen, inl. 200 210 M, do. fremder 220—225 M. — Gelsaaten, Winler- raps, scharf, trocken 275—280 M, do. tr. 270—275 M, do. feucht Zu der UlMbt-el- gum des HeiM Ernst August juNnunsihnitigund Kmbnrg. Am 3. November wird Herzog Ernst August mit seiner jungen Gemahlin, der einzigen Tochter unseres Kai serpaares, den braunschwei gischen Thron besteigen. Da mit hat der unselige Streit, der Deutschland beschäf.igte, hoffentlich für alle Zeiten ein Ende gefunden. Der bisherige Regent Herzog Jo hann Albrecht von Mecklen- bürg tritt mit seiner Ge mahlin zurück, und die alte StadtBraunschweig hat dann wieder ein richtiges Hof- lager. Es ist damit ein sehn licher Wunsch des braun schweigischen Volkes in Er füllung gegangen. — Dar Residenzschob in Braun schweig, Burg Daukwarde rode, die alte Burg Heinrichs des Löwen, die jetzt zur Ab haltung von Hoffesten dient und Schloß Blankenburg werden schon zur Aufnahme Verjüngen herzoglichen Herr schaften instand gesetzt. 1. Herzogin Ernst August zu Braunschweig und Lüneburg, geb. Prinzessin Viktoria Luise von 2. Herzog Ernst August zu Braunschweig und Lüneburg. 3. Johann Albrecht, Herzog zu Mecklenburg, Regent von Braunschweig. 4. Residenzschloß in Braunschweig. 6. Herzogin Elisabeth zu Mecklenburg, geb. Prinzessin zu Stolberg-Roßla. 6. Burg Dankwarderode in Braun- - schweig. 7. Schloß Blankenburg. 255—265 M. — Leinsaat, feine 250 — 255 M, mittlere. 230 — 240 M, La Plata 235 M, Bombay 255 M. — Rüböl, raffiniertes 72 M. — Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 13,50 M, runde M. — Leinkuchen (Dresdner Marken) l 17,00 M, ll 16,50 M. — Mal) 29,50-33,00 M. — wehrnrnehle (Dresdn. Marken), Kaiserauszug 35,00—35,50 M, Grießler Auszug 34,00—34,50 M, Semmelmehl 32,50-33,00 M Bäckermundmehl 31,00—31,50 M, Grießlermundmehl 23,50 bis 24 50 M, Pohlmchl 18,50—20.00M - Roggenrnehle (Dresdn. Marken), Nr 0 25,50—26,00 M, Nr. 0/1 24,50-25,00 M, Nr. I 23,50—24.00 M, Nr. 2 20,50 - 21,50 M, Nr. 3 18,50 19,50 M, Futtermehl 13,00—13,80 M. — Wehenkleie (Dresdn.Marken), grobe 9,60-10,00 M, feine 9,20—9,60 M. — «oggenkleie (Dresdner Marken) 11,00—11,40 M. verNner Sondsdörfe. Der Zentralausschuß der Reichsbank hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, den Diskont um 0,5 Proz. zu ermäßigen. Die Ermäßigung wurde damit begründet, daß die Gesamtanla gen sich um 350 Mill. Mark geringer als im Vorjahre stellten. Aus diesem Anlaß eröffnete die Börse heute in ziemlich fester Haltung. Jedoch waren die Kurse nicht so fest,-wie man all gemein erwartet hatte. Dies war wohl anscheinend darauf zu rückzuführen, daß in Erwartung einer recht festen Tendenz Re alisationen zur Ausführung kamen. Von Montanwerten zeich- neten sich die Attien der Phönix-Gescllschaft als fest aus. Auch der Schiffahrtsmarkt lag im weiteren Verlauf fest, ebenso Ca nada. Das Geschäft hatte sich w.iterhin auch etwas belebt. Der Privatdiskont notierte unverändert 4'/g°/o, tägliches Geld 3, Ultimogeld 5«/» verNnsr Sstrvidedörfo. Die heutige Produktenbörse eröffnete bei sehr stillem Ge schäft in etwas festerer Haltung Wetzen und Roggen zeigten eine leichte Preiserhöhung, dagegen verkehrte Hafer in schwacher Haltung. Mais lag ebenfalls fest, Mehl und Rüböl still. ZugenQveranstaltungsn m Pulsnitz. Das Jugendheim ist am Reformationsfest geöffnet: 4—7 Uhr, Leitung: Herr Buchelt. 7—10 „ „ „ Classen. Ain 2. November abends 8 Uhr hält Herr Bahnasststent Frenzel im Jugendheim einen Vortrag über: „Fahrten in der Heimat und in der Ferne". Dazu sind die Herren Mitglieder des Jugendpflegeausschusses und alle Jugendlichen herzlichst eingeladen. MrLbsn-NaÄsrlcdtsn. Pulsnitz. Freitag, den 31. O tober, Reformationsfest: st,9 Uhr Beichte, bes. für die konfirmierte Jugend I „ aus Ohorn, Pulsnitz M. S. u. Vollung. > 9 „ Predigtgottesdienst (Psalm 126, 3) f Kohler, Lieder Nr. 176, 1—4; 716 (Nr. 30 des Anhangs), 171, 1-4; 529, 1. — Spruch Nr. 78. Nach beendigtem Vormittagsgottesdienst findet in der Sa kristei Kirchenvorstandswahl statt. Es hat zu wählen: von st,11— 11 Uhr Ohorn zwei Mitglieder, „ 11—st«12 „ Friedersdorf „ st.12-st,12 „ Vollung je ein Mit- „ st,12--/«12 „ Pulsnitz M.S. glted. „ -/«12- 12 „ Pulsnitz st,2 Uhr Predigtgottesdienst (1. Mose 21,14—19) Pfarrer Schulze. Lieder Nr. 172; 174, I u 6. — Spruch Nr. 117. 5 Uhr Beichte und heil. Abendmahl Pastor Stange. An diesem Tage wird eine Collekte für die Zwecke des Gustav Adolf-Vereins gesammelt werden. 8 Uhr Familienabend im Saale der „Goldenen Aehre" zu Friedersdorf. Obsrgersdork. Freitag, 31. Oktober, Reformationsfest. Kollekte für den Gustav Adolf-Verein. Mr den Monat Aovemöer werden Bestellungen auf das „Pulsnitzer Wochen blatt" entgegengenommen. sehr aus. So führte er sie felbst durch das ganze Schloß und zeigte ihr von verschiedenen Seiten die herrliche Aus sicht, die man genießen konnte. Er bedauerte nur, daß der Winter die ganze Umgebung in ein gleichmäßiges Weitz ver wandelt hatte. Anni behauptete jedoch, Eckartsberge sei mit seiner Umgebung so schön, wie ein Märchenschlotz. Darauf sagte der Baron lächelnd: „Sie müssen Eckartsberge einmal im Frühsommer se hen, wenn ringsum alles grünt und blüht, dann erst können sie sich eine Vorstellung machen, wie schön es hier ist. lind dann werden sie mir recht geben, wenn ich behaupte, es ist hier fast schöner als in Saßneck. Ich habe meine Cousine schon gebeten, daß sie mit Ihnen nächsten Sommer einige Wochen hier zu Gaste weilt". Anni sah ihn mit ihren strahlenden Veilchenaugen dank bar an. „Sie sind so überaus gütig zu mir, Herr Baron — ich weiß nicht, wie ich Ihnen dafür danken soll". Er schüttelte den Kops. „Da ist nichts zu danken, mein liebes Kind. Ich muß Ihnen danken, daß Sie so liebenswürdig auf die Schrullen eines alten Mannes eingehen, der in Ihnen seine schönste Lebenszeit von neuem erstehen sieht, den Sie an das größte und reinste Glück erinnern, das er je besessen hat. Sie kön nen ja nicht ermessen, was Ihr Anblick mir geworden ist, und die Art, wie sie aus meiue Erinnerungen eingehen, macht mich auf ewig zu Ihrem Schuldner. Ich war lange Zeit wie ein lebendig Toter, durch Sie ist es wie neues Leben in mir erwacht". Annis Gesicht hatte sich gerötet. Ich kann aber doch gar nichts dazu tun, Herr Baron. Die Aehnlichkeit mit Ihrer verstorbenen Frau Gemahlin allein hat mir Ihr gütiges Interesse erworben". „Ja, ja, aber daß Sie eben so sind, wie Sie sind, das ist eine Quelle reiner Freude für mich. Wie meine auser standene Jugend stehen Sie vor mir und sehen mich mit den selben Augen an, die mich einst glücklich machten. Und wenn tch Sie hier durch die Räume meines Hauses gehen sehe, dann kann ich träumen, der Himmel habe mir eine Tochter beschert, die das getreue Abbild ihrer Mutter ist. Sie sehen mich mit so teilnahmsvollen Blicken an, daß es wie ein Trost durch meine vereinsamte Seele zieht. Manche andere an Ihrer Stelle würde mich auslachen, mich einen Toren schelten. Daß Sie das nicht tun, macht mich sehr sroh. In Ihrer Nähe bin ich so glücklich, wie ich es seit langen, lan gen Jahren nicht mehr war". Annis Augen feuchteten sich. „Herr Baron, ich kann Ihnen nicht sagen, was ich bei Ihren Worten empfinde. Würde ich es aussprechen, so würde es vielleicht unbescheiden und vermessen klingen. Nur eins will ich Ihnen versichern — ich sehe mit großer Verehrung zu Ihnen auf und es macht mich sehr glücklich, Ihnen wohl tun zu dürfen", sagte sie bewegt. Er küßte ihr die Hand. „Mein liebes, verehrtes Fräulein", erwiderte er leise, ergriffen. Sie traten an das Fenster. Das Zimmer, in dem sie sich befanden, lag in dem nördlichen Eckturm des Schlosses, über dem steilen Felsabhang, der hier jäh bis zum Flusse absiel. Mit leuchtenden Augen blickte Anni in die unbegrenzte Ferne. „So ein Ausblick fehlt Saßneck allerdings", sagte sie leise. „Nicht wahr — etwas hat mein Eckartsberge doch vor aus", erwiderte der Baron und erklärte Anni die Umgebung. Dann setzten sie ihren Rundgang fort. Als sie dann zu den übrigen Gästen zurückkehrten, die in einem weiten Saal bei sammen waren, wurde gerade über die Aufführung lebender Bilder debattiert. Kurt von Bergen, der Detter Freds, plä dierte eifrig dafür und erklärte sich bereit, das Arrangement zu übernehmen. Diese lebenden Bilder sollten am Vorabend der Hochzeit gestellt werden. Baroneß Marianne mutzten unter allgemeinen Neckereien den Saal verlassen» weil sie da mit überrascht werden sollte. Sie- zog sich mit einer Pen- sionssreundin in ein Nebenzimmer zurück. Kurt von Bergen begann nun sofort mit einem geschickten Arrangement ein- ! zelner Gruppen und Bilder. Mit kritischen Blicken traf er unter den Anwesenden seine Auswahl. Natürlich hatte jeder einen besonderen Wunsch, ! einen anderen Vorschlag. Aber er brachte in seiner lustigen, überlegenen Art bald Ordnung in das Durcheinander. Aus Anni legte er sofort Beschlag. Baron Rolf stellte bereitwillig eine große Anzahl alter historischer Kostüme zur Verfügung, die in einem Turmzimmer treulich ausbewahrt worden waren. Es begann ein reges Leben und Treiben. Die Kostüme wurden herbeigeschafft und verteilt. Die Damen suchten sich mit sicheren Blicken aus, was ihneu passend erschien. Für die bescheiden zurückstehende Anni wäre kaum etwas hüb sches übrig geblieben, wenn Herr von Bergen, der die Ober leitung behielt, nicht sofort ein wundervolles Brokatgewand mit reichen Goldstickereien und langschleppendem Ueberkleid aus königsblauem Samt für sie mit Beschlag belegt hätte. Es stammte aus der Zeit Wallensteins und ivar wunderbar gut erhalten. Die Damen und Herren mußten sich sofort zur An probe zurückziehen und sollten nach zwei Stunden wieder im Saal erscheinen zur Revue, damit die einzelnen Bilder bestimmt werden konnten. Die nicht mitwirkenden Herr schaften sollten Kritik üben und ihre Stimme abgeben. Zwei Stunden später kehrten die Kostümierten pünkt lich zurück. Die Damen hatten sich in aller Geschwindigkeit ihre Kostüme so passend wie möglich gemacht, während bei den Herren hier und da noch eine helfende Hand nötig war. Zum Teil ivaren es aber prächtige, malerische Gestalten, die von Kurt Bergen dirigiert, einzeln in den Saal traten, vor den Kritikern defilierten und sich dann ihnen anreihten, und auch ihrerseits die folgenden zu begutachten. Als aber Anni Sundheim eintrat und in unvergleich licher Anmut und Schönheit in bescheiden lieblicher Haltung vorüberschritt, da ging es wie ein leises Rauschen durch die Reihen der Anwesenden. Entzückte und neidische Blicke hingen wie gebannt auf der schlanken Gestalt. Der golddurch wirkte Brokat, darüber die eoensalls mit Gold reichgestickte kö nigsblaue Samtschleppe, dazu der satte, ivarme Goldton von Annis Haar, ihr leuchtender, wundervoller Teint, und die großen, strahlenden Augen — es war ein Anblick von selte ner Schönheit. (Fortsetzung folgt.)