Volltext Seite (XML)
puisMerMckenbiaU Dienstag, 28. Oktober 1913. Beilage zu Nr. 129. 65. Jahrgang. OvrMcvss unQ SScbslsckss. — (Gesuchte Erben.) ES liegen bereit für Nachkommen und Anverwandte einer Josephat von Mtkorski ca. 1380 Mark (E 277), einer Arbeiter- Chri stian Friedrich Köppen ca. 700 Mark (E 278), einer Ernst LeiSner ca. 400 Mark (E 279), einer Kaufmann» I. Wannscheit ca. 400 Mark (E 280). Er liegen ser- ner bereit, Erbschaften für Nachkommen und Anver. wandte einer ledig verstorbenen PfarrhauShälterin Crer-entia Rö-l, Tochter einer ledig verstorbenen Wtrt»- tochter Katharina Rörl (E 281), einer Johann Franz Spange, Sohn einer Matthias Wilhelm Spange aus seiner Ehe mit Maria Josefa Meier (E 282), eine» Gärtners Richard Sachs (E 283), einer ledig verstör- denen Karoline Leonie Velter (auch Beider), Tochter einer Magdalena Karolina Kastner, der späteren Ehe frau eine» Iuliu» Augustin Dannay (E 284), eine» Privatmann» Karl Tabe, genannt Iden, Sohn einer ledigen Gescha Margarethe (Beke) Tabe (E 285), einer Marie Dorothee Kölke, Tochter eine» Schuhmacher» Heinrich Christian Johann Kötke au» seiner Ehe mit Margarethe Henriette König (E 288) und eine» zu New Jork verstorbenen Wilhelm Babel, Sohn eine» Schneidert Wilhelm Babel (E 287). Wer von unse ren Lesern aus eine der oben genannten Erbschaften Anspruch zu haben glaubt, dem erteilt unsere Redak- tton gegen Einsendung von 50 Pfg. in Marken für entstehende Porto- und Schrribkosten nähere Auskunft, wo die Erbschaft berettliegt. Bei jeder Anfrage ist aber unbedingt auch die betgedruckte Nummer anzugeben. — (Sonderzug.) Line für die sächsische Land- Wirtschaft äußerst wichtige Neueinrichtung will der Ar- beitSnachweiS des LandetkulturratS, DreSden A, Stdo- nienstr. 14, in diesem Jahre -um ersten mal Versuchs- weise durchführen, und zwar den gemeinsamen Rück- trantport der ausländischen landwirtschaftlichen Arbei- ter an die Grenze. Die Generaldirektton der König!. Sächs. Staal»et,enbahnen hat zu diesem Zweck einen Sonderzug 4. Klasse von Bahnhof Döbeln nach Kreuz bürg in Oberschlesten zu bedeutend ermäßigten Fahr- preisen genehmigt, der am Mittwoch, den 12. Novem ber 1913, verkehren soll. Der Zug hält an verschie denen Zwischenstationen zwecks Aufnahme von Leuten. Die Abgangszeiten müssen erst nach dem Etnverneh- men mit der Preuß. StaatSbahnverwaltung festgesetzt werden, doch werden dreselben den Arbeitgebern, die diese günstige und billige Gelegenheit zum Rücktrant, port ihrer ausländischen Arbeiter benutzen wollen, noch rechtzeitig mitgetetlt. Sie werden aber so feftge- legt werden, daß der Sonderzug auf jeder Station Anschluß an die einmündenden Linien erhält. Der voraussichtliche Fahrpreis beträgt bis Bahnhof Kreuz- bürg (Oberschl.) u. a. ab Arnsdorf 5,10 Mark. Zwei Kinder im Alter von 4 di» zu 10 Jahren werden auf eine Fahrkarte befördert. Für ein einzelne» Kind die- se» Alter» ist der volle Fahrpret» zu entrichten. E» sei nun ganz besonder» darauf hingewiesen, daß diese Rücktran»portgelegenhett nicht nur diejenigen Arbeit- geber benutzen können, die ihre Leute durch den Ar beitsnachweis de» LandetkulturratS bezogen haben, sondern überhaupt alle sächsischen Landwirte, die au», ländische Arbeiter au» Rußland beschäftigen. Die An- Meldung der Anzahl der Leute, die zurückbefördert werden sollen, hat umgehend unter gleichzeitiger Ein- sendung de» betreffenden Fahrgelde» an den Arbeit», nachweis zu erfolgen. Die Fahrkarten gehen den Be stellern dann mit der Mitteilung über die AbgangSzeit de» Zuge» zu. Von dem Erfolg diese» Versuch» würde e» abhängen, ob in den nächsten Jahren diese Etnrich- tung weiter bestehen bleiben resp. noch erweitert wer den kann. Amsdorf. (DieWeihe derAnstaltSkirche) soll am 16. November stattfivden, Dresden, 27. Oktober. (Geschäftszimmer- Verlegung.) Vom 1. November ds». Ihr», ab be findet sich die Vermittlung»stelle de» Lande»obstbau- verein» und da« Büro des Geschästrführer» de» Lan- detobstbauveretnS nicht mehr Dre»den-A., Grunaerstr. 18, sondern Sidonienstr. 14 in Dre»den-A. (Lande», kulturrat f. d. Kgrch. Sachsen), Fernsprechanschluß Nr. 17 705 und 17 706. Alle Anfragen für kostenlose Ver- mittlung von Obst und AurkunftSerteilung in obst- baulichen Fragen bittet man nach dort zu richten. Plauen, 27. Oktober. (F«l» e i n stu r z.) Heute nachmittag gegen '/,6 Uhr löste sich an der Bahnstrecke zwischen Plauen und Elsterberg bei Sprengarbeiten eine Fel»wand lo» und stürzte auf den drittletzten Wagen eine» gerade vorüberfahrenden Personenzuges, wobei die Seitenwand dieses Wagen» zertrümmert wurde. Menschen wurden nicht verletzt. Nachdem die drei letzten Wagen abgekuppelt worden waren, konnte der Zug mit '/.stündiger Verspätung seine Fahrt fort- setzen. Sauersack i. Erzg., 27. Oktober. (Falschmün. z er.) Gelegentlich einer Hau»suchung bet dem Gut« besitzer Robert Pausch wurden Gußplatten zu Abdrük- ken von Zweimarkstücken und andere Falschmünzerge- genstände vorgesunden und beschlagnahmt. Pausch und sein erwachsener Sohn wurden verhaftet. Sie gestan. den ern, schon seit langer Zeit falsche Zweimarkstücke angefertigt und in Sachsen au»gegeben zu haben. Weitere Verhaftungen sollen bevorstehen. Nus aller Welt. Gera, 27. Oktober. (Der neue Flugstütz punkt Gera.) Gestern wurde der neue Flugstütz punkt Gera in Gegenwart de» fürstlichen Hofe» feier lich eingeweiht. Nach dem Etnwethung»akt sand ein Schaufltegen statt, an dem sich 9 Militärflieger be teiligten. Berlin. (DerfranzösischeFliegerPegoud) zeigte sich am Sonntag dem Berliner Publikum zum zweiten Male in Johanni»tal. Er startete um 3,44 und hielt sich 25 Minuten in der Luft auf. Während dieser Zeit vollführte er achtmal seine Sturzflüge. Zum zweiten Male startete er dann 4.26 Uhr. Wäh- rend dieses Fluges zeigte er dem Publikum da» Loo- ping the Loop nicht weniger al» elfmal. Die Zahl der Zuschauer wird auf über 300 000 geschätzt. Die Zu- stände, die infolge de» Andranges aus den Bahnhöfen herrschten, spotteten jeder Beschreibung. Jeder ein- zelne Bahnhof war durch SchutzmannSposten von 50 bis 100 Mann abgesperrt, aber sie vermochten dem Ansturm nicht standzuhalten. Die Kaffen und Bahn steige wurden gestürmt, und al» die Polizei zu Ver- Haftungen schreiten wollte, nahm die Menge wiederholt eine recht bedrohliche Haltung ein. Von Berlin au» wird sich Pegoud nach Dresden begeben, um seine Flüge dort vorzuführen. — (Eisenbahnunglück in Pot»dam. — 5 Verwundete.) Infolge zu früher Freigabe de» Einfahrt»signal» ist in letzter Nacht 12 Uhr 30 Min. auf Bahnhof Potsdam der Etlgüterzug 6040 auf den noch im Bahnhof haltenden Personenzug 400 aufge fahren. Di« letzten drei Wagen de» Personenzuge» sind entgleist, teilweise ineinandergeschoben und nicht unerheblich beschädigt worden. Ebenso sind zwei Wa- gen de» Etlgüterzuge» entgleist sowie noch einige an- dere Güterwagen ganz gering beschädigt worden. Brüssel, 27. Oktober. (Verwüstungen durch einen Orkan.) Nach einem ungewöhnlich kühlen Tag erhob sich hier gestern um 4 Uhr nachmittags ein orkanartiger Sturm, der viele Unglücksfälle und Schäden mit sich brachte. Am Nordbahnhof stürzte ein HauSgerüst ein, wobei zwei Personen schwer ver letzt wurden. Der Straßenbahnverkehr aus den ver- schiedenen Strecken war für längere Zeit unterbrochen. Sau Francisco, 26 Oktober. (Erdbeben in S an Fran ct» co.) Gestern wurde hier ein Erd- beben verspürt, da» unter der Bevölkerung der Stadt, die noch die Erinnerung von dem letzten Erdbeben lebhaft im Gedächtnis hat, eine große Panik hervor rief. Glücklicherweise hat aber da» Eidbeben keinen Schaden angertchtet; eS scheint sich nur um ein lelch- l«S Beben zu handeln. Newyork, 27. Oktober. (Schwere» Eisenbahn- Unglück) Der Newyork-Bostoner Expreßzug ent- gleiste bei Providence in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag. Eine Anzahl Passagiere wurden ver- letzt. Fünf Schwerverletzte wurden in» Hotel gebracht, einige davon liegen im Sterben. Mehrere Wagen wurden in die Tiefe geschleudert. 164. könlgl. Säcds. Landes-Lotterie. (Nachdruck verb.) Hauptgewinne der 5. Kl (Ohne Gewähr.) Gezogen den 25. Oktober 1913. 20000 Mark 6957 lOOOo Mark 108707 3000 Mark 384 4509 7070 8866 14904 21918 27910 29207 30V88 36936 38238 54518 58907 76319 79980 96545 96967 20^0 Mark 696 703 14868 15889 17643 17923 18876 24848 29390 34509 35720 38821 45280 46276 55127 56413 58040 73866 79468 81316 84237 86393 89098 90200 93611 96136 97864 99980 100180 102112 103906 Arme kleine Anni! Roman von H. Courths-Mahler. 32 Nachdruck verboten. Aber er war fern — und machtlos, das Schicksal auf zuhalten. Unfähig, Bergens frohes Geplauder noch länger anhö ren zu können, verabschiedete er sich hastig unter einem Vor wand von diesem und fuhr nach Hause. Und ihm war so elend zumnte, als sei Anni schon ganz und für immer aus seinem Leben verschwunden. Vergeblich suchte er sich damit abzufinden, daß er Anni doch eine so gute Versorgung wünschen müsse, denn wie sollte sich ihre Zukunft gestalten, wenn Frau von Saßneck einmal nicht mehr am Leben war? Dann konnte sie doch auch nicht in Saßneck bleiben, auch nicht, wenn er unverheiratet blieb. Es halsen aber alle Vernunftsgründe nichts gegen den brennenden Schmerz in seinem Herzen. Und über dem allen empfand er die drückende Leere seines Hauses, in dem mit Anni wirklich die Sonne für ihn fehlte. Was sollte ihm das große Schloß, was der reichste Besitz, wenn sein Herz ärmer war wie das eines seiner ge ringsten Diener. In der Einsamkeit, die ihn umgab, kam ihm dann zum erstenmal der Gedanke, lieber aus das ganze Majorat zu ver zichten. als Anni aufzugeben. Lieber mit ihr ein schlichtes, bescheidenes Leben führen, als ohne sie in Glanz und Reich tum an dem Köstlichen zu darben, was es auf Erden gibt. Dieser Gedanke ging ihm zunächst auf wie ein Licht, das die Augen blendet. Aber er suchte sich doch an dieses Licht zu gewöhnen und mit offenen Augen hineinzusehen. Noch einmal durchstöberte er das ganze Familienarchiv nach einer Urkunde, einem Dokument, das ihm einen Aus weg gezeigt hätte. Aber er sand nichts. Und so vertiefte er sich wieder in den Gedanken, Saß- neck auszugeben, um Anni gewinnen zu können. Leicht würde ihm das nicht werden. Abgesehen davon, daß er Satzneck liebte und sein Besitz ihm wertvoll war, erschien es ihm wie eine Art Fahnenflucht, daß er, der letzte seines Stammes, den Jahrhundert alten Besitz der Familie aufgeben sollte, der dann dem Staat zufallen würde. Tante Elisabeth würde ihm zürnen, daß er seine Liebe höher ein schätzte als seine Standespflicht. Viele würden es ihm ver denken und ihn nicht verstehen. Aber alles war besser, als Anni an der Stelle eines anderen Mannes zu sehen. Sein ganzes Sein und Denken war aus das innigste mit diesem Mädchen verknüpft. Er fühlte, Anni war die Ergänzung seines Seins und nur in ihrem Besitz würde er fortan ein lebenswertes Dasein führen. Hatte er nicht auch Pflichten gegen sich selbst? Zu einer Heirat nach den Hausgesetzen würde er sich doch nie mehr entschließen können, nachdem sein Herz Anni zugehörte. Dann würden die Satznecks doch aussterben. War es da nicht besser, er sicherte sich sein menschliches Recht und damit sein Glück? So kreuzten seine Gedanken voll Unruhe hinter seiner Stirn und er kämpfte mit sich selbst um das Recht, glücklich sein zu dürfen nach seinem Herzen. * * * Schloß Eckartsberge war ein sehr malerischer Bau im reinsten Barock ohne die schwülstigen und massigen Uebcr- treibungen, die dieser Stilart zuweilen eigen sind. Es lag aus einem hohen Felsen, der nach dem Flutz- ufer zu steil abfiel, während er sich nach der entgegengesetzten Seite so allmählich ins Tal senkte, daß eine bequeme Fahr straße angelegt werden konnte, die vom Schloß bis zu den ersten Häusern des Dorfes führte. Schloß Eckardtsberge war durch die Heirat eines Ba rons Hochberg mit einer Komtesse Eckartsberge an die Hoch bergs gefallen, und während das Stammschloß der Hochbergs schon längst <>em Zahn der Zeit und ihr Besitz den Gläubi gern verfallen war, war ihnen dieser angeheiratete Besitz ge blieben. Baron Rolf Hochberg war, wie schon erwähnt, auf sehr überraschende Weise in den Besitz von Eckartsberge und eines überraschend großen Vermögens gekommen. Der kinderlose Vetter seines Vaters, der sich sein Lebtag über die ihn um gebenden Erbschleicher geärgert hatte, vermachte das ganze reiche Erbe, mit Ausnahme einiger Legate, Rolf Hochberg, weil er diesen, wie er in seinem Testament bemerkte, als einen Mann von Charakter und edler Gesinnung erkannt hatte, trotzdem er sich nie in seine Nähe gedrängt — oder vielmehr gerade, weil er das nicht getan hatte. Baron Rolf Hochberg lebte nun schon seit 18 Jahren mit seiner Tochter auf Schloß Eckartsberge, mit Ausnahme der letzten Winter, die er, Mariannes wegen, in der Residenz verlebt hatte. Die Baroneß war eine vielbegehrte Dame gewesen, und es hatte nicht wenig Aufsehen erregt, daß sie sich in Saßneck mit einem schlichten armen Leutnant von Bergen verlobt hatte. An eine solche Wahl hatte man bei der stolzen, hoch mütigen jungen Dame nicht gedacht. Daß diese Verlobung in einer Stunde der Depression und inneren Einkehr geschlossen worden war, wußte ja nie mand. Man glaubte allgemein an eine Neigungsheirat der Baronesse. Und im Grunde genommen war es auch nun wirklich nichts als eine Neigungsheirat, die Marianne schloß, denn sie liebte Fred Bergen, soweit es bei ihrer Kühlen Na tur möglich war. Schloß Eckartsberge war groß genug, die zahlreichen Gäste aufzunehmen, die zur Hochzeit geladen waren. Die ersten Gäste, die eintrafen, waren Frau von Saßneck und Anni. Anni wurde nicht nur vom Baron Rolf, sondern auch von der Baronesse sehr liebenswürdig begrüßt. Der Baron betonte durch sein ganzes Verhalten, daß Anni als vollbe rechtigter Gast in Eckartsberge weilte, und Marianne war Dame genug, um einem Gast ihres Hauses artig und liebens würdig zu begegnen. Auch war sie in letzter Zeit wirklich etwas freundlicher und herzlicher gegen ihre Umgebung. Gleich nach Frau von Saßneck trafen noch andere Gäste ein, die der Familie nahe standen. Diese machte die Honneurs aus die ihr eigene, gütig vornehme Art, die von einer stillen Heiterkeit durchlem stet war. Mit sicherer Ruhe nahm sie die Leitung des ganzen Festes in ihre Hände. Das war gewiß keine leichte Auf gabe, trotz der gut geschulten Dienerschaft. Baron Hochberg war glücklich, daß ihm seine Cousine das alles abnahm. Er widmete auch hier in seinem Hause der anmutigen Anni Sundheim einen großen Teil seiner Zeit und zeichnete sie